Discussion:
indirekte Rede?
(zu alt für eine Antwort)
Stefan Schmitz
2019-01-20 21:03:51 UTC
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"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."

Ist das eine indirekte Rede, die den Konjunktiv nach sich zieht? Bei

"Der Sprecher erklärte, das Gutachten sei günstig ausgefallen."

ist die Sache klar. Aber diese Wie-Konstruktion scheint mir die Aussage zur
feststehenden Tatsache zu machen, auch wenn man über sie streiten kann.
Heinz Lohmann
2019-01-21 01:14:59 UTC
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Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
Ist das eine indirekte Rede, die den Konjunktiv nach sich zieht? Bei
"Der Sprecher erklärte, das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ist die Sache klar. Aber diese Wie-Konstruktion scheint mir die Aussage zur
feststehenden Tatsache zu machen, auch wenn man über sie streiten kann.
MUSEN: Bei der Wie-Konstruktion ist es keine indirekte Rede, also Indikativ.

Kontext?
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Bertel Lund Hansen
2019-01-21 08:11:49 UTC
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Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
MUSEN: Bei der Wie-Konstruktion ist es keine indirekte Rede, also Indikativ.
Da stimme ich zu.
--
/Bertel - aus Dänemark
Gunhild Simon
2019-01-21 17:36:30 UTC
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Post by Bertel Lund Hansen
Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
MUSEN: Bei der Wie-Konstruktion ist es keine indirekte Rede, also Indikativ.
Da stimme ich zu.
Ich hätte noch eine Anmerkung zum Tempus, vielleicht
gar der Consecutio temporis, wenn man das so nennen
darf, ohne überkandidelt zu sein:

- "Wie der Sprecher erklärt, ist das Gutachten günstig ausgefallen."
- "Wie der Sprecher erklärte, war das Gutachten günstig ausgefallen."

Gruß
Gunhild
Stefan Schmitz
2019-01-21 17:57:05 UTC
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Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
Ist das eine indirekte Rede, die den Konjunktiv nach sich zieht? Bei
"Der Sprecher erklärte, das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ist die Sache klar. Aber diese Wie-Konstruktion scheint mir die Aussage zur
feststehenden Tatsache zu machen, auch wenn man über sie streiten kann.
MUSEN: Bei der Wie-Konstruktion ist es keine indirekte Rede, also Indikativ.
Gibt es dafür auch eine Begründung, etwa eine Definition von indirekter Rede?
Post by Heinz Lohmann
Kontext?
Dürfte keine Rolle spielen. Es ging um ein psychiatrisches Gutachten in einem
Strafprozess.
Bertel Lund Hansen
2019-01-22 10:19:48 UTC
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Post by Stefan Schmitz
Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
MUSEN: Bei der Wie-Konstruktion ist es keine indirekte Rede, also Indikativ.
Gibt es dafür auch eine Begründung, etwa eine Definition von indirekter Rede?
Das weiss ich nicht. Es kommt mir nur logisch vor. Der Referent
bestätigt die Aussage des Sprechers.

Wie Einstein erklärt hat, ist die Geschwindigkeit
des Lichts die schnellste mögliche.
(Faktum)

Einstein hat erklärt, dass die Geschwindigkeit des Lichts
die schnellste mögliche sei.
(aber ich glaube ihn nicht)
--
/Bertel - aus Dänemark
Jakob Achterndiek
2019-01-22 10:59:27 UTC
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Post by Bertel Lund Hansen
Wie Einstein erklärt hat, ist die Geschwindigkeit
des Lichts die schnellste mögliche.
(Faktum)
Einstein hat erklärt, dass die Geschwindigkeit des Lichts
die schnellste mögliche sei.
(aber ich glaube ihm nicht)
Ein Konjunktivus putativus oder gar religiosus war in der deutschen
Grammatik noch nie vorgesehen!
Im zitierten Fall gilt nur rein formal:
Ich weiß: Schneller geht es nicht. Einstein sagt das auch. (Indik.)
Einstein sagt, schneller gehe es nicht. Ich sage das auch. (Konj.1)

Die Verwirrung über die Glaubhaftigkeit entsteht aus einem falschen
Verständnis des Konj.II potentialis:
Manche meinen trotzdem, es ginge auch schneller. Aber was ich dazu
meine, denke oder glaube, das ist hier völlig egal.
--
j/\a
Quinn C
2019-01-23 23:04:57 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Ein Konjunktivus putativus oder gar religiosus war in der deutschen
Grammatik noch nie vorgesehen!
Ich weiß: Schneller geht es nicht. Einstein sagt das auch. (Indik.)
Einstein sagt, schneller gehe es nicht. Ich sage das auch. (Konj.1)
Die Verwirrung über die Glaubhaftigkeit entsteht aus einem falschen
Alle benutzen das falsch! Und das Verrückte ist: die verstehen sich
auch noch. Früher hätt's das nicht gegeben!
--
die pfaffen mit ihren platten,
die münch mit ihren gugeln schon
bergreihen 26 ndr.
Detlef Meißner
2019-01-24 09:10:47 UTC
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Post by Quinn C
Post by Jakob Achterndiek
Die Verwirrung über die Glaubhaftigkeit entsteht aus einem falschen
Alle benutzen das falsch! Und das Verrückte ist: die verstehen sich
auch noch. Früher hätt's das nicht gegeben!
Wie bei "Teenager". :-)
--
Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der
Persönlichkeit. (Mark Twain)
Florian Ritter
2019-01-24 16:08:47 UTC
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Post by Quinn C
Post by Jakob Achterndiek
Die Verwirrung über die Glaubhaftigkeit entsteht aus einem falschen
Alle benutzen das falsch! Und das Verrückte ist: die verstehen sich
auch noch. Früher hätt's das nicht gegeben!
Früher hatt'n wa ja ooch 'n Kaiser, wa - FR
Tobias J. Becker
2019-01-21 18:01:38 UTC
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Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
Ist das eine indirekte Rede, die den Konjunktiv nach sich zieht? Bei
"Der Sprecher erklärte, das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ist die Sache klar. Aber diese Wie-Konstruktion scheint mir die Aussage zur
feststehenden Tatsache zu machen, auch wenn man über sie streiten kann.
1. Ich sehe "wie" als relatives Korrelativ zum demonstrativen "so".
Bei ...

"Das Gutachten sei günstig ausgefallen, so [erklärte] der Sprecher."

... habe ich keinen Zweifel an der Rechtmäßigkeit der indirekten
Rede. Aus Analogiegründen behagt es mir nicht, bei "wie" anders zu
verfahren.


2. Die Rede ist im originalen Beispiel zwar formal nicht abhängig,
jedoch m.E. gedanklich aus einer anderen Quelle stammend, die der
offizielle Sprecher referiert. Würde man dies ausformulieren:

"Die Firmenleitung behauptete, das Gutachten sei günstig
ausgefallen, wie der Sprecher erklärte."

Macht man aus praktischen Gründen nicht, weil es ein Pressesprecher
so an sich hat, dass er irgendwelche nicht-persönlichen Standpunkte
widergibt. Markierung des Indirekten ist MUSEN trotzdem angezeigt.

Dass solche wie-Sätze häufig in Verbindung mit vom Autor als allgemein
bekannte Fakten oder evidente Wahrheiten dargestellten Begebenheiten
stehen, die dann natürlich im Indikativ ausgedrückt werden, ändert daran
nichts.



Gruß,
Tobias
Stefan Schmitz
2019-01-21 21:05:32 UTC
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Post by Tobias J. Becker
Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
Ist das eine indirekte Rede, die den Konjunktiv nach sich zieht? Bei
"Der Sprecher erklärte, das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ist die Sache klar. Aber diese Wie-Konstruktion scheint mir die Aussage zur
feststehenden Tatsache zu machen, auch wenn man über sie streiten kann.
1. Ich sehe "wie" als relatives Korrelativ zum demonstrativen "so".
Bei ...
"Das Gutachten sei günstig ausgefallen, so [erklärte] der Sprecher."
... habe ich keinen Zweifel an der Rechtmäßigkeit der indirekten
Rede. Aus Analogiegründen behagt es mir nicht, bei "wie" anders zu
verfahren.
Die Analogie taugt nicht als Erklärung, weil dein so-Teil Hauptsatz ist,
mein wie-Teil aber Nebensatz.

Allerdings hätte ich bei nachgestelltem wie-Teil kein Problem mit
dem Konjunktiv. In der anderen Reihenfolge allerdings schon. Seltsam.
Tobias J. Becker
2019-01-22 18:21:25 UTC
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Post by Stefan Schmitz
Post by Tobias J. Becker
Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
Ist das eine indirekte Rede, die den Konjunktiv nach sich zieht? Bei
"Der Sprecher erklärte, das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ist die Sache klar. Aber diese Wie-Konstruktion scheint mir die Aussage zur
feststehenden Tatsache zu machen, auch wenn man über sie streiten kann.
1. Ich sehe "wie" als relatives Korrelativ zum demonstrativen "so".
Bei ...
"Das Gutachten sei günstig ausgefallen, so [erklärte] der Sprecher."
... habe ich keinen Zweifel an der Rechtmäßigkeit der indirekten
Rede. Aus Analogiegründen behagt es mir nicht, bei "wie" anders zu
verfahren.
Die Analogie taugt nicht als Erklärung, weil dein so-Teil Hauptsatz ist,
mein wie-Teil aber Nebensatz.
Den Teil, in dem ich das erkläre bzw. dieses Problem umgehe, hast du
gesnippt. Davon abgesehen wäre ich mir aber überhaupt unsicher, ob
indirekte Rede formal von einem übergeordneten Satz abhängen muss. Ich
nämlich ...
Post by Stefan Schmitz
Allerdings hätte ich bei nachgestelltem wie-Teil kein Problem mit
dem Konjunktiv. In der anderen Reihenfolge allerdings schon. Seltsam.
... deute es so, dass der Wie-Satz nur die Art der Distanzierung
*erläutert*, nicht sie formal begründet.


Tobias
Stefan Schmitz
2019-01-22 14:58:19 UTC
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Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
Ist das eine indirekte Rede, die den Konjunktiv nach sich zieht? Bei
"Der Sprecher erklärte, das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ist die Sache klar. Aber diese Wie-Konstruktion scheint mir die Aussage zur
feststehenden Tatsache zu machen, auch wenn man über sie streiten kann.
Wie ich heute festgestellt habe, gibt es noch andere Konstruktionen zur
Wiedergabe fremder Aussagen, die mit Indikativ verwendet werden:

Nach den Worten des Sprechers ist...
Gemäß Auskunft des Sprechers ist...
Laut den Erläuterungen des Sprechers ist...

Inhaltlich unterscheiden die sich nicht von:

Der Sprecher sagt, es sei...
Der Sprecher gibt die Auskunft, es sei...
Der Sprecher erläutert, es sei...

Da bedarf es doch einer Regel, um zu entscheiden, ob etwas als indirekte Rede
gilt oder nicht. (Oder, falls alles indirekte Rede ist, unter welchen
Voraussetzungen sie im Konjunktiv stehen darf.)
Sergio Gatti
2019-01-22 15:18:49 UTC
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Post by Stefan Schmitz
Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
Ist das eine indirekte Rede, die den Konjunktiv nach sich zieht? Bei
"Der Sprecher erklärte, das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ist die Sache klar. Aber diese Wie-Konstruktion scheint mir die Aussage zur
feststehenden Tatsache zu machen, auch wenn man über sie streiten kann.
Wie ich heute festgestellt habe, gibt es noch andere Konstruktionen zur
Nach den Worten des Sprechers ist...
Gemäß Auskunft des Sprechers ist...
Laut den Erläuterungen des Sprechers ist...
Der Sprecher sagt, es sei...
Der Sprecher gibt die Auskunft, es sei...
Der Sprecher erläutert, es sei...
Da bedarf es doch einer Regel, um zu entscheiden, ob etwas als indirekte Rede
gilt oder nicht. (Oder, falls alles indirekte Rede ist, unter welchen
Voraussetzungen sie im Konjunktiv stehen darf.)
Ich warte auf eine mögliche Widerlegung, aber in deinen
Beispielen sehe ich durchaus eine klare formale Regel.
Die ersten drei Beispiele sind Hauptsätze und nur die Angabe
vor dem Verb relativiert ihre Aussagekraft.
Die anderen drei Beispiele sind Nebensätze im Konjunktiv zur
Kennzeichnung der indirekten Rede.
Kind, Jaakob
2019-01-22 15:53:53 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Ich warte auf eine mögliche Widerlegung, aber in deinen
Beispielen sehe ich durchaus eine klare formale Regel.
Die ersten drei Beispiele sind Hauptsätze und nur die Angabe
vor dem Verb relativiert ihre Aussagekraft.
Indirekte Rede kann aber auch in Hauptsätzen stehen. Das passiert
regelmäßig dann, wenn man eine Aussage, die aus mehreren Sätzen besteht,
wiedergibt:

"Er sagte, er sei in der Stadt gewesen. Dort habe er einen Freund
getroffen."

Viele Grüße
Jaakob
Stefan Schmitz
2019-01-22 17:21:48 UTC
Permalink
Post by Kind, Jaakob
Post by Sergio Gatti
Ich warte auf eine mögliche Widerlegung, aber in deinen
Beispielen sehe ich durchaus eine klare formale Regel.
Die ersten drei Beispiele sind Hauptsätze und nur die Angabe
vor dem Verb relativiert ihre Aussagekraft.
Indirekte Rede kann aber auch in Hauptsätzen stehen. Das passiert
regelmäßig dann, wenn man eine Aussage, die aus mehreren Sätzen besteht,
"Er sagte, er sei in der Stadt gewesen. Dort habe er einen Freund
getroffen."
Und die verschiedenen Konstruktionen lassen sich sogar kombinieren:

"Nach seinen Angaben war er gestern in der Stadt. Dort habe er einen Freund getroffen."



Jetzt habe ich doch noch eine Antwort im Netz gefunden:
https://gfds.de/indirekte-rede/

Demnach unterscheiden sich die hier angesprochenen Konstruktionen dadurch von
der indirekten Rede, dass sie eine fremde Äußerung direkt wiedergeben. Damit
entfällt die Option, sich durch Wahl zwischen Indikativ oder Konjunktiv mit der
Aussage gemein zu machen oder von ihr zu distanzieren. Darum gehört da immer
der Indikativ hin.
Tobias J. Becker
2019-01-22 18:33:03 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Kind, Jaakob
Post by Sergio Gatti
Ich warte auf eine mögliche Widerlegung, aber in deinen
Beispielen sehe ich durchaus eine klare formale Regel.
Die ersten drei Beispiele sind Hauptsätze und nur die Angabe
vor dem Verb relativiert ihre Aussagekraft.
Indirekte Rede kann aber auch in Hauptsätzen stehen. Das passiert
regelmäßig dann, wenn man eine Aussage, die aus mehreren Sätzen besteht,
"Er sagte, er sei in der Stadt gewesen. Dort habe er einen Freund
getroffen."
"Nach seinen Angaben war er gestern in der Stadt. Dort habe er einen Freund getroffen."
https://gfds.de/indirekte-rede/
Demnach unterscheiden sich die hier angesprochenen Konstruktionen dadurch von
der indirekten Rede, dass sie eine fremde Äußerung direkt wiedergeben. Damit
entfällt die Option, sich durch Wahl zwischen Indikativ oder Konjunktiv mit der
Aussage gemein zu machen oder von ihr zu distanzieren. Darum gehört da immer
der Indikativ hin.
Ich sehe es ein, dass Formulierungen wie "Nach den Wortes des Sprechers"
bereits eine implizierte Distanzierung enthalten und dabei das Setzen
des Konjunktivs als redundant betrachtet werden kann (nicht aber muss).

Sollte man jedoch den umgekehrten Standpunkt vertreten, dass manche
Formulierungen eine fremde Äußerung als sich zu eigen gemacht
darstellen, sie also gewissermaßen eine immanent-implizierte
Anti-Distanzierung enthalten, so dürften diese konsequenterweise für
eine Berichterstattung gar nicht statthaft sein, weil hier - soweit es
nicht um allgemein Bekanntes oder Evidentes geht - Distanzierung m.E.
stetes Gebot ist.


Tobias
U***@web.de
2019-01-23 08:49:04 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Kind, Jaakob
Post by Sergio Gatti
Ich warte auf eine mögliche Widerlegung, aber in deinen
Beispielen sehe ich durchaus eine klare formale Regel.
Die ersten drei Beispiele sind Hauptsätze und nur die Angabe
vor dem Verb relativiert ihre Aussagekraft.
Indirekte Rede kann aber auch in Hauptsätzen stehen. Das passiert
regelmäßig dann, wenn man eine Aussage, die aus mehreren Sätzen besteht,
"Er sagte, er sei in der Stadt gewesen. Dort habe er einen Freund
getroffen."
"Nach seinen Angaben war er gestern in der Stadt. Dort habe er einen Freund getroffen."
https://gfds.de/indirekte-rede/
Demnach unterscheiden sich die hier angesprochenen Konstruktionen dadurch von
der indirekten Rede, dass sie eine fremde Äußerung direkt wiedergeben. Damit
entfällt die Option, sich durch Wahl zwischen Indikativ oder Konjunktiv mit der
Aussage gemein zu machen oder von ihr zu distanzieren.
Das geschieht ja durch das einleitende Substativ (Angaben, Behauptung etc.)
Post by Stefan Schmitz
Darum gehört da immer
der Indikativ hin.
Nein.

"Nach eigenen (seinen fände ich für einen Textbeginn unpassend)
Angaben sei er gestern in der Stadt gewesen."

Dann hat er zuvor irgendwann einmal gesagt:

"Ich war gestern in der Stadt/bin gestern... gewesen."


"Nach eigenen Angaben war er gestern in der Stadt."

Ggf. hat er dann nur eine entsprechende Frage einwörtig
bejahend beantwortet.

Gruß, ULF
Kind, Jaakob
2019-01-23 09:34:15 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Damit
entfällt die Option, sich durch Wahl zwischen Indikativ oder Konjunktiv mit der
Aussage gemein zu machen oder von ihr zu distanzieren.
Hatman diese Option in der indirekten Rede wirklich? Ich sehe da eher
die Option zu zeigen, ob man die deutsche Sprache gut beherrscht (dann
wählt man den Konjunktiv) oder nicht so gut (dann nimmt man den
Indikativ). Distanzierung - so sie denn nötig sein sollte - drückt man
besser mit anderen Mitteln aus.

Viele Grüße
Jaakob
Stefan Schmitz
2019-01-22 15:55:37 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Stefan Schmitz
Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
Ist das eine indirekte Rede, die den Konjunktiv nach sich zieht? Bei
"Der Sprecher erklärte, das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ist die Sache klar. Aber diese Wie-Konstruktion scheint mir die Aussage zur
feststehenden Tatsache zu machen, auch wenn man über sie streiten kann.
Wie ich heute festgestellt habe, gibt es noch andere Konstruktionen zur
Nach den Worten des Sprechers ist...
Gemäß Auskunft des Sprechers ist...
Laut den Erläuterungen des Sprechers ist...
Der Sprecher sagt, es sei...
Der Sprecher gibt die Auskunft, es sei...
Der Sprecher erläutert, es sei...
Da bedarf es doch einer Regel, um zu entscheiden, ob etwas als indirekte Rede
gilt oder nicht. (Oder, falls alles indirekte Rede ist, unter welchen
Voraussetzungen sie im Konjunktiv stehen darf.)
Ich warte auf eine mögliche Widerlegung, aber in deinen
Beispielen sehe ich durchaus eine klare formale Regel.
Die ersten drei Beispiele sind Hauptsätze und nur die Angabe
vor dem Verb relativiert ihre Aussagekraft.
Die anderen drei Beispiele sind Nebensätze im Konjunktiv zur
Kennzeichnung der indirekten Rede.
Woran erkennt man denn, dass das im Konjunktiv Nebensätze sind? Die haben ja
wie Hauptsätze das Verb vorn.

Allerdings kann man bei den letzten drei problemlos ein "dass" ergänzen.
Macht das "dass" etwa die indirekte Rede aus?
Sergio Gatti
2019-01-23 11:48:31 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Sergio Gatti
Post by Stefan Schmitz
Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
Ist das eine indirekte Rede, die den Konjunktiv nach sich zieht? Bei
"Der Sprecher erklärte, das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ist die Sache klar. Aber diese Wie-Konstruktion scheint mir die Aussage zur
feststehenden Tatsache zu machen, auch wenn man über sie streiten kann.
Wie ich heute festgestellt habe, gibt es noch andere Konstruktionen zur
Nach den Worten des Sprechers ist...
Gemäß Auskunft des Sprechers ist...
Laut den Erläuterungen des Sprechers ist...
Der Sprecher sagt, es sei...
Der Sprecher gibt die Auskunft, es sei...
Der Sprecher erläutert, es sei...
Da bedarf es doch einer Regel, um zu entscheiden, ob etwas als indirekte Rede
gilt oder nicht. (Oder, falls alles indirekte Rede ist, unter welchen
Voraussetzungen sie im Konjunktiv stehen darf.)
Ich warte auf eine mögliche Widerlegung, aber in deinen
Beispielen sehe ich durchaus eine klare formale Regel.
Die ersten drei Beispiele sind Hauptsätze und nur die Angabe
vor dem Verb relativiert ihre Aussagekraft.
Die anderen drei Beispiele sind Nebensätze im Konjunktiv zur
Kennzeichnung der indirekten Rede.
Woran erkennt man denn, dass das im Konjunktiv Nebensätze sind? Die haben ja
wie Hauptsätze das Verb vorn.
Allerdings kann man bei den letzten drei problemlos ein "dass" ergänzen.
Macht das "dass" etwa die indirekte Rede aus?
Nein, die mögliche Ergänzung mit "dass" zeigt, dass es sich
um Nebensätze handelt.

Ein anderer Hinweis: Ergänzen wir die Sätze mit deinem
ursprünglichen Beispiel. Ergebnis:
Nach den Worten des Sprechers ist das Gutachten günstig
ausgefallen.
Der Sprecher sagt, das Gutachten sei günstig ausgefallen.
Jetzt streichen wir alles vor "das Gutachten".
Das Gutachten ist günstig ausgefallen. Das ist ein möglicher
Satz.
Das Gutachten sei günstig ausgefallen. Ist das ein möglicher
Satz?
Kind, Jaakob
2019-01-23 12:22:37 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Das Gutachten sei günstig ausgefallen. Ist das ein möglicher
Satz?
Ja.

Viele Grüße
Jaakob
Sergio Gatti
2019-01-23 12:45:49 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Das Gutachten sei günstig ausgefallen. Ist das ein möglicher
Satz?
Ja.
Wirklich? Denk bitte daran: Dieser Satz steht isoliert ohne
jeglichen Zusammenhang.
"Der Sprecher erklärte," oder ein ähnlicher Zusatz wurde
gerade gestrichen.
Kind, Jaakob
2019-01-23 12:57:45 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Sergio Gatti
Das Gutachten sei günstig ausgefallen. Ist das ein möglicher
Satz?
Ja.
Wirklich? Denk bitte daran: Dieser Satz steht isoliert ohne
jeglichen Zusammenhang.
Es ist ein "möglicher" Hauptsatz. Damit er sinnvoll wird, sollte
allerdings ein Satz wie "Er sagte, man habe ein Gutachten bestellt"
davor stehen.
Aber die Bedingung, dass der Satz ohne Zusammenhang "möglich" sein
soll, hast du ja auch jetzt erst eingeführt.

Wie dieses Beispiel zeigt, gibt es im Deutschen Nebensätze, die wie
Hauptsätze aussehen.

Viele Grüße
Jaakob
Sergio Gatti
2019-01-23 15:11:27 UTC
Permalink
Post by Kind, Jaakob
Post by Sergio Gatti
Post by Sergio Gatti
Das Gutachten sei günstig ausgefallen. Ist das ein
möglicher
Satz?
Ja.
Wirklich? Denk bitte daran: Dieser Satz steht isoliert ohne
jeglichen Zusammenhang.
Es ist ein "möglicher" Hauptsatz. Damit er sinnvoll wird,
sollte allerdings ein Satz wie "Er sagte, man habe ein
Gutachten bestellt" davor stehen.
Aber die Bedingung, dass der Satz ohne Zusammenhang
"möglich" sein soll, hast du ja auch jetzt erst eingeführt.
Es geht die ganze Zeit um die Frage:
Warum ist "Der Sprecher sagt, das Gutachten sei günstig
ausgefallen." richtig, aber "Nach den Worten des Sprechers
sei das Gutachten günstig ausgefallen." nicht? Oder ist der
zweite Satz doch richtig?
Eine der möglichen Antworten: Nimm mal den Rest (d. h. den
Zusammenhang) weg und teste: Kann der Satz allein stehen?

Du antwortest, dass "Das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ein "möglicher" Hauptsatz wäre, aber man brauche ein Satz
wie "Er sagte," davor. Du widersprichst dich. Dann ist es
eben _kein_ möglicher Hauptsatz. Nach "Er sagte," ist es
_kein_ Hauptsatz mehr.
Kind, Jaakob
2019-01-23 15:56:29 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Du antwortest, dass "Das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ein "möglicher" Hauptsatz wäre, aber man brauche ein Satz
wie "Er sagte," davor. Du widersprichst dich. Dann ist es
eben _kein_ möglicher Hauptsatz. Nach "Er sagte," ist es
_kein_ Hauptsatz mehr.
Der folgende Text ist korrektes Deutsch:
"Er sagte, man habe ein Gutachten bestellt. Das Gutachten sei positiv
ausgefallen".
Der zweite Satz ist hier ein Hauptsatz. Das ändert sich nicht dadurch,
dass der Satz davor mit "Er sagte" eingeleitet wird.

Viele Grüße
Jaakob
Sergio Gatti
2019-01-23 18:59:31 UTC
Permalink
Post by Kind, Jaakob
Post by Sergio Gatti
Du antwortest, dass "Das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ein "möglicher" Hauptsatz wäre, aber man brauche ein Satz
wie "Er sagte," davor. Du widersprichst dich. Dann ist es
eben _kein_ möglicher Hauptsatz. Nach "Er sagte," ist es
_kein_ Hauptsatz mehr.
"Er sagte, man habe ein Gutachten bestellt. Das Gutachten
sei positiv ausgefallen".
Der zweite Satz ist hier ein Hauptsatz. Das ändert sich
nicht dadurch, dass der Satz davor mit "Er sagte"
eingeleitet wird.
Wie bitte???
Meinst du wirklich, dass "Man habe ein Gutachten bestellt.
Das Gutachten sei positiv ausgefallen." und "Das Gutachten
sei positiv ausgefallen." ohne "Er sagte," davor korrekt seien?
Kind, Jaakob
2019-01-24 11:44:45 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Meinst du wirklich, dass "Man habe ein Gutachten bestellt.
Das Gutachten sei positiv ausgefallen." und "Das Gutachten
sei positiv ausgefallen." ohne "Er sagte," davor korrekt seien?
Das sind korrekte Hauptsätze, die möglicherweise Kontext brauchen. Aber
dieser Kontext kann in anderen Sätzen (üblicherweise davor) stehen. Mein
Beispiel zeigt doch, wie ich es meine.

Es könnte auch so gehen:
"Nach Auskunft des Sprechers wurde ein Gutachten bestellt. Das Gutachten
sei positiv ausgefallen"
Dann steht nirgendwo explizit "Er sagte, ..."

Es gibt auch Sätze im Konjunktiv I, die gar keinen Kontext brauchen:
"Gott schütze die Königin" oder "Dein Reich komme".

Viele Grüße
Jaakob
Christina Kunze
2019-01-24 12:10:45 UTC
Permalink
Post by Kind, Jaakob
"Gott schütze die Königin" oder "Dein Reich komme".
Das ist eine andere Funktion des KonjI, nämlich "(erfüllbar gedachter)
Wunsch".

Also nur bedingt vergleichbar.

chr
Roland Franzius
2019-01-24 12:17:09 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Kind, Jaakob
"Gott schütze die Königin" oder "Dein Reich komme".
Das ist eine andere Funktion des KonjI, nämlich "(erfüllbar gedachter)
Wunsch".
Also nur bedingt vergleichbar.
Da sind für übervollständige Sätze nicht einmal Verben notwendig:
Dein Wort in Gottes Ohr! Guten Abend!
--
Roland Franzius
Kind, Jaakob
2019-01-24 12:35:25 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Kind, Jaakob
"Gott schütze die Königin" oder "Dein Reich komme".
Das ist eine andere Funktion des KonjI, nämlich "(erfüllbar gedachter)
Wunsch".
Also nur bedingt vergleichbar.
Schon klar. Ich wollte nur zeigen, dass Sätze im Konjunktiv I auch ganz
allein stehen können.

Viele Grüße
Jaakob
Voce dalla Germania
2019-01-24 12:56:48 UTC
Permalink
Post by Kind, Jaakob
Post by Sergio Gatti
Meinst du wirklich, dass "Man habe ein Gutachten bestellt.
Das Gutachten sei positiv ausgefallen." und "Das Gutachten
sei positiv ausgefallen." ohne "Er sagte," davor korrekt
seien?
Das sind korrekte Hauptsätze, die möglicherweise Kontext
brauchen.
..., die ganz bestimmt einen Kontext brauchen.
Post by Kind, Jaakob
Es gibt auch Sätze im Konjunktiv I, die gar keinen Kontext
brauchen: "Gott schütze die Königin" oder "Dein Reich komme".
Überzeugend.
Kind, Jaakob
2019-01-24 14:31:24 UTC
Permalink
Post by Voce dalla Germania
Post by Kind, Jaakob
Post by Sergio Gatti
Meinst du wirklich, dass "Man habe ein Gutachten bestellt.
Das Gutachten sei positiv ausgefallen." und "Das Gutachten
sei positiv ausgefallen." ohne "Er sagte," davor korrekt
seien?
Das sind korrekte Hauptsätze, die möglicherweise Kontext
brauchen.
..., die ganz bestimmt einen Kontext brauchen.
Ist ein "möglicher Satz" für dich "ein Satz, der Kontext braucht"?
Dann wäre deine Argumentation konsistent, aber deine Definition
überraschend.
Post by Voce dalla Germania
Post by Kind, Jaakob
Es gibt auch Sätze im Konjunktiv I, die gar keinen Kontext
brauchen: "Gott schütze die Königin" oder "Dein Reich komme".
Überzeugend.
Das sollte erst mal gar nicht überzeugend sein, sondern nur sagen, dass
Sätze im Konjunktiv I "möglich" im Sinne der obigen Definition sind
(von der ich nicht weiß, ob du es so meinst).
Wenn man jetzt entscheiden soll, ob der Satz "Er sagte, dein Reich
komme" einen Nebensatz enthält, könnte das relevant werden.
Natürlich hat "dein Reich komme" in beiden Sätzen verschiedene
Bedeutungen. Das Beispiel zeigt aber, dass die Frage ob "Dein Reich
komme" ein "möglicher" Satz sei, evtl. nicht zur Erkennung von
Nebensätzen geeignet ist.

Viele Grüße
Jaakob
Sergio Gatti
2019-01-24 14:39:20 UTC
Permalink
Post by Kind, Jaakob
Post by Voce dalla Germania
Post by Kind, Jaakob
Post by Sergio Gatti
Meinst du wirklich, dass "Man habe ein Gutachten bestellt.
Das Gutachten sei positiv ausgefallen." und "Das Gutachten
sei positiv ausgefallen." ohne "Er sagte," davor korrekt
seien?
Das sind korrekte Hauptsätze, die möglicherweise Kontext
brauchen.
..., die ganz bestimmt einen Kontext brauchen.
Ist ein "möglicher Satz" für dich "ein Satz, der Kontext
braucht"?
Mein Fehler. Ich meinte, und ich hätte schreiben sollen:
"ein möglicher *Haupt*satz.
Ich glaube, jetzt haben wir wirklich alles dazu gesagt.
Kind, Jaakob
2019-01-24 15:03:25 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
"ein möglicher *Haupt*satz.
Das hatte ich schon so verstanden und war trotzdem verwirrt.
Post by Sergio Gatti
Ich glaube, jetzt haben wir wirklich alles dazu gesagt.
Hm, ich will ja nicht nerven, bin aber trotzdem weiterhin der Meinung,
dass "Das Gutachten sei positiv ausgefallen" ein möglicher Hauptsatz
ist. Und ich hatte deinen Algorithmus zur Nebensatzerkennung so
verstanden, dass man einen Nebensatz daran erkennt, dass er eben kein
möglicher Hauptsatz ist. Mein Beispiel sollte zeigen, dass das nicht
immer funktioniert.

Viele Grüße
Jaakob
Sergio Gatti
2019-01-24 15:16:16 UTC
Permalink
Post by Kind, Jaakob
Post by Sergio Gatti
"ein möglicher *Haupt*satz.
Das hatte ich schon so verstanden und war trotzdem verwirrt.
Post by Sergio Gatti
Ich glaube, jetzt haben wir wirklich alles dazu gesagt.
Hm, ich will ja nicht nerven,
Aber du hast es geschafft.
Post by Kind, Jaakob
bin aber trotzdem weiterhin
der Meinung, dass "Das Gutachten sei positiv ausgefallen"
ein möglicher Hauptsatz ist.
Ich nicht.
Post by Kind, Jaakob
Und ich hatte deinen
Algorithmus zur Nebensatzerkennung so verstanden, dass man
einen Nebensatz daran erkennt, dass er eben kein möglicher
Hauptsatz ist. Mein Beispiel sollte zeigen, dass das nicht
immer funktioniert.
Ich verstehe nicht mehr, was du willst. Ist mir inzwischen egal.
U***@web.de
2019-01-24 15:18:08 UTC
Permalink
Post by Kind, Jaakob
Post by Sergio Gatti
"ein möglicher *Haupt*satz.
Das hatte ich schon so verstanden und war trotzdem verwirrt.
Post by Sergio Gatti
Ich glaube, jetzt haben wir wirklich alles dazu gesagt.
Hm, ich will ja nicht nerven, bin aber trotzdem weiterhin der Meinung,
dass "Das Gutachten sei positiv ausgefallen" ein möglicher Hauptsatz
ist.
Ganz abgesehen von:

"Der langjährige Präsident Ruritaniens liege laut Angaben seines
Sprechers nach gegenwärtigem Auszählstand bereits uneinholbar vorn."

Gruß, ULF
Gunhild Simon
2019-01-26 11:09:14 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Das Gutachten sei günstig ausgefallen. Ist das ein möglicher
Satz?
Ja.
Ich würde dues nicht unterstützen.
Denn indirekte Rede, und hier handelt es sich darum, verlangt eigentlich eine NS-Konstruktion, wobwi die
indiekte Rede im NS steht.
Es gibt nur noch die Option, in einer Art Optativ,
eher in festen Formeln,
den Konjunktiv I zu verwenden.
Beispiel: "Gott sei Dank! Sei's drum!"

Auch Mathematiker scheinen ihn für eine zu beweisende
These heranzuziehen, etwa "x sei ..."
Wie nennt man diese grammatikalische Verwendung ?

Gruß
Gunhild
U***@web.de
2019-01-26 11:21:54 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Sergio Gatti
Das Gutachten sei günstig ausgefallen. Ist das ein möglicher
Satz?
Ja.
Ich würde dues nicht unterstützen.
Denn indirekte Rede, und hier handelt es sich darum, verlangt eigentlich eine NS-Konstruktion, wobwi die
indiekte Rede im NS steht.
Wenn man beliebt, das bereits aufgezeigte Problem der
Bandwurmnebensatzkette* weiterhin geflissentlich
zu ignorieren.

*) Muß auf das genannte Beispiel nicht zutreffen.
Manfred Hoß
2019-01-26 11:42:17 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Denn indirekte Rede, und hier handelt es sich darum, verlangt eigentlich eine NS-Konstruktion, wobwi die
indiekte Rede im NS steht.
Kann "Nebensatz" auf eine Weise abgekürzt werden, die angesichts der
deutschen Geschichte keine Assoziationen hervorruft?

Gruß
Manfred.
U***@web.de
2019-01-26 11:48:48 UTC
Permalink
Post by Manfred Hoß
Kann "Nebensatz" auf eine Weise abgekürzt werden, die angesichts der
deutschen Geschichte keine Assoziationen hervorruft?
Nesa.
Manfred Hoß
2019-01-26 18:47:41 UTC
Permalink
Post by Manfred Hoß
Kann "Nebensatz" auf eine Weise abgekürzt werden, die angesichts der
deutschen Geschichte keine Assoziationen hervorruft?
Nesa.
Ich dachte an so etwas wie "Nebs.", aber "Nesa" ist auch möglich. Selbst
"Ns." wäre aus meiner Sicht eine bessere Wahl gewesen.

Gruß
Manfred.
Helmut Richter
2019-01-26 21:07:59 UTC
Permalink
Post by Manfred Hoß
Ich dachte an so etwas wie "Nebs.", aber "Nesa" ist auch möglich. Selbst
"Ns." wäre aus meiner Sicht eine bessere Wahl gewesen.
Solche Abkürzungen hatte das Kochbuch fürs Chemiepraktikum. Nur echt mit
dem Plural "Nss." für Nebensätze.
--
Helmut Richter
Thomas Schade
2019-01-26 12:00:07 UTC
Permalink
Post by Manfred Hoß
Post by Gunhild Simon
Denn indirekte Rede, und hier handelt es sich darum, verlangt eigentlich eine NS-Konstruktion, wobwi die
indiekte Rede im NS steht.
Kann "Nebensatz" auf eine Weise abgekürzt werden, die angesichts der
deutschen Geschichte keine Assoziationen hervorruft?
Ist 'Nebensatz' denn so sperrig, dass es überhaupt eine Abkürzung bedarf?


Ciao
Toscha
--
Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.
[Václav Havel]
Thomas Schade
2019-01-26 12:23:33 UTC
Permalink
Post by Manfred Hoß
Post by Gunhild Simon
Denn indirekte Rede, und hier handelt es sich darum, verlangt eigentlich eine NS-Konstruktion, wobwi die
indiekte Rede im NS steht.
Kann "Nebensatz" auf eine Weise abgekürzt werden, die angesichts der
deutschen Geschichte keine Assoziationen hervorruft?
Ist 'Nebensatz' denn so sperrig, dass es überhaupt einer Abkürzung bedarf?


Ciao
Toscha
--
Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.
[Václav Havel]
Manfred Hoß
2019-01-26 18:50:37 UTC
Permalink
Post by Thomas Schade
Post by Manfred Hoß
Post by Gunhild Simon
Denn indirekte Rede, und hier handelt es sich darum, verlangt eigentlich eine NS-Konstruktion, wobwi die
indiekte Rede im NS steht.
Kann "Nebensatz" auf eine Weise abgekürzt werden, die angesichts der
deutschen Geschichte keine Assoziationen hervorruft?
Ist 'Nebensatz' denn so sperrig, dass es überhaupt einer Abkürzung bedarf?
Aus meiner Sicht nicht, außer vielleicht in einem Buch zur deutschen
Grammatik. Wenn es dort einen Artikel zu Nebensätzen gibt, so muss das Wort
nicht jedesmal ausgeschrieben werden, aber in dem Fall genügt aus meiner
Sicht ein einfaches "N.".

Gruß
Manfred.
Jakob Achterndiek
2019-01-26 19:27:09 UTC
Permalink
Post by Manfred Hoß
Post by Thomas Schade
Ist 'Nebensatz' denn so sperrig, dass es überhaupt einer Abkürzung bedarf?
Aus meiner Sicht nicht, außer vielleicht in einem Buch zur deutschen
Grammatik. Wenn es dort einen Artikel zu Nebensätzen gibt, so muss das Wort
nicht jedesmal ausgeschrieben werden, aber in dem Fall genügt aus meiner
Sicht ein einfaches "N.".
Ich würde in dem Fall empfehlen, die Rechtschreibkorrektur darauf zu
trimmen, daß sie bei [Ctrl] + N den Singular und bei bei [Ctrl] + NN
automatisch den Plural von "Nebensatz" einfügt. Eine gute Schreibkraft
macht dir das in ein paar Minuten. Das Buch wird dadurch nur unerheblich
dicker - und für deine Leser wird es eine unschätzbare Wohltat sein,
wenn sie o. Akü. lesen dürfen, was du für sie gedacht hast. ;)
--
j/\a
U***@web.de
2019-01-26 19:35:57 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Manfred Hoß
Post by Thomas Schade
Ist 'Nebensatz' denn so sperrig, dass es überhaupt einer Abkürzung bedarf?
Aus meiner Sicht nicht, außer vielleicht in einem Buch zur deutschen
Grammatik. Wenn es dort einen Artikel zu Nebensätzen gibt, so muss das Wort
nicht jedesmal ausgeschrieben werden, aber in dem Fall genügt aus meiner
Sicht ein einfaches "N.".
Ich würde in dem Fall empfehlen, die Rechtschreibkorrektur darauf zu
trimmen, daß sie bei [Ctrl] + N den Singular
in welcher Form?
Post by Jakob Achterndiek
und bei bei [Ctrl] + NN
automatisch den Plural von "Nebensatz"
in welcher Form?
Post by Jakob Achterndiek
einfügt. Eine gute Schreibkraft
macht dir das in ein paar Minuten. Das Buch wird dadurch nur unerheblich
dicker - und für deine Leser wird es eine unschätzbare Wohltat sein,
wenn sie o. Akü. lesen dürfen, was du für sie gedacht hast. ;)
Etwas mehr Planung braucht es doch...
Jakob Achterndiek
2019-01-26 23:36:42 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Jakob Achterndiek
Ich würde in dem Fall empfehlen, die Rechtschreibkorrektur darauf zu
trimmen, daß sie bei [Ctrl] + N den Singular
in welcher Form?
Post by Jakob Achterndiek
und bei bei [Ctrl] + NN
automatisch den Plural von "Nebensatz"
in welcher Form?
Post by Jakob Achterndiek
einfügt.
Im Nominativ.
Das Bißchen Kasusendung muß der Schreiber von Fall zu Fall selbst
dazutippen: "Des Ctrl Nes" - "den Ctrl NNen" - Geht doch! ;)
Post by U***@web.de
Etwas mehr Planung braucht es doch...
Dieses Restrisiko muß man als geistig Schaffender auf sich nehmen.
--
j/\a
Florian Ritter
2019-01-27 16:49:38 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Manfred Hoß
Aus meiner Sicht nicht, außer vielleicht in einem Buch zur deutschen
Grammatik. Wenn es dort einen Artikel zu Nebensätzen gibt, so muss das Wort
nicht jedesmal ausgeschrieben werden, aber in dem Fall genügt aus meiner
Sicht ein einfaches "N.".
Ich würde in dem Fall empfehlen, die Rechtschreibkorrektur darauf zu
trimmen, daß sie bei [Ctrl] + N den Singular und bei bei [Ctrl] + NN
automatisch den Plural von "Nebensatz" einfügt. Eine gute Schreibkraft
macht dir das in ein paar Minuten. Das Buch wird dadurch nur unerheblich
dicker - und für deine Leser wird es eine unschätzbare Wohltat sein,
wenn sie o. Akü. lesen dürfen, was du für sie gedacht hast. ;)
Pauly, 'Lexikon der Antike' ist so mit Abk. durchsetzt, daß
mir die Lektüre sauer wird - FR
Gunhild Simon
2019-01-26 19:32:47 UTC
Permalink
...
Post by Manfred Hoß
Post by Thomas Schade
Ist 'Nebensatz' denn so sperrig, dass es überhaupt einer Abkürzung bedarf?
Aus meiner Sicht nicht, außer vielleicht in einem Buch zur deutschen
Grammatik. Wenn es dort einen Artikel zu Nebensätzen gibt, so muss das Wort
nicht jedesmal ausgeschrieben werden, aber in dem Fall genügt aus meiner
Sicht ein einfaches "N.".
Ihr habt ale recht.
Ich war einfach unbedacht.

Eigentlich ist NS = Nebensatz nur sinnvoll, wenn man
demgegenüber Hauptsatz = HS gebraucht hat
.
Heinz Lohmann
2019-01-27 15:05:40 UTC
Permalink
Post by Thomas Schade
Post by Manfred Hoß
Post by Gunhild Simon
Denn indirekte Rede, und hier handelt es sich darum, verlangt eigentlich eine NS-Konstruktion, wobwi die
indiekte Rede im NS steht.
Kann "Nebensatz" auf eine Weise abgekürzt werden, die angesichts der
deutschen Geschichte keine Assoziationen hervorruft?
Ist 'Nebensatz' denn so sperrig, dass es überhaupt einer Abkürzung bedarf?
Als DaF-Lehrer kürze ich auch meistens HS u. NS ab. Vielleicht kommt
Gunhilds Gewohnheit daher?

Zu Gunhild:
Nein, die indirekte Rede braucht keine Nebensätze, nur eine Markierung
durch die passenden Konjunktive.

So werden besonders in Nachrichtenmeldungen oft längere Passagen in
indirekter Rede wiedergegeben, in selbstständigen HS.

Hier mal ein Beispiel aus den 20-Uhr-Nachrichten vom 26.01.2019 des DLF:

Wetterextreme lösten in vielen Teilen der Welt Katastrophen aus, sagte
Maas in New York. So nähmen zum Beispiel in der Sahelzone Konflikte zu,
weil Wasser und Land für den Ackerbau immer knapper würden. Dies sei ein
perfekter Nährboden für Extremismus und Terrorismus, betonte Maas.
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Jakob Achterndiek
2019-01-26 13:03:38 UTC
Permalink
Post by Manfred Hoß
Post by Gunhild Simon
Denn indirekte Rede, und hier handelt es sich darum, verlangt
eigentlich eine NS-Konstruktion, wobei die indirekte Rede im NS
steht.
Kann "Nebensatz" auf eine Weise abgekürzt werden, die angesichts
der deutschen Geschichte keine Assoziationen hervorruft?
Ja.
Unter den Gesetzen der SprOeko (Sprach-Oekonomnie) und der Political
Correctness (für die gips keine korrekte Akü) könnte der Satz heißen:
Denn indiRe, und hier handelt es sich um eine solche, verlangt
eigentlich eine NeSaKons, bei der die indiRe im NeSa steht.

Äwerst man kann't ok överdrieven!
--
j/\a
Jakob Achterndiek
2019-01-26 12:19:27 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
"Das Gutachten sei günstig ausgefallen."
Ist das ein möglicher Satz?
Ja.
Ich würde dies nicht unterstützen.
Mit etwas Phantasie ließe sich doch gewiß eine Situation erfinden,
in der jener Satz möglich und sogar sinnvoll sein könnte. Er wäre
dann die indirekte Wiedergabe eines Teils einer wörtlichen Rede,
also selbst indirekte Rede.
Auch Mathematiker scheinen ihn für eine zu beweisende These
heranzuziehen, etwa "x sei ..." Wie nennt man diese grammatikalische
Verwendung ?
Das ist die Verkürzung eines Konjunktivus optativus, welcher lauten
könnte: "Ich nehme einmal an, x sei eine ganze rationale Zahl zwischen
2 und 4; dann sind aller guten Dinge x". <https://tinyurl.com/ya8lesks>

Neuerdings wird dabei das Verb vorgezogen: "Sei x ..".-Dafür gibt es
aber außerhalb der Spinnstuben der Mathematiker keine Rechtfertigung.
Die Erinnerung sagt mir, daß meine eigenen Mathematiklehrer in grauer
Vorzeit diese absurde Sprachverstümmelung noch nicht pflegten.
--
j/\a
Ralf Joerres
2019-01-26 13:53:42 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Sergio Gatti
"Das Gutachten sei günstig ausgefallen."
Ist das ein möglicher Satz?
Ja.
Ich würde dies nicht unterstützen.
Mit etwas Phantasie ließe sich doch gewiß eine Situation erfinden,
in der jener Satz möglich und sogar sinnvoll sein könnte.
Z.B.: Was hat der Anwalt denn nun gesagt? - Das Gutachten sei günstig
ausgefallen.
Hier würde ich selbst jedoch immer den Indikativ wählen: Das Gutachten
ist günstig ausgefallen.

Oder, vergleichbar den "Spinnstuben der Mathematiker" (s.u.):
Treffen wir eine Fallunterscheidung.
Fall 1: Das Gutachten sei günstig ausgefallen.
Post by Jakob Achterndiek
Auch Mathematiker scheinen ihn für eine zu beweisende These
heranzuziehen, etwa "x sei ..." Wie nennt man diese grammatikalische
Verwendung ?
Das ist die Verkürzung eines Konjunktivus optativus, welcher lauten
könnte: "Ich nehme einmal an, x sei eine ganze rationale Zahl zwischen
2 und 4; dann sind aller guten Dinge x". <https://tinyurl.com/ya8lesks>
Neuerdings wird dabei das Verb vorgezogen: "Sei x ..".-Dafür gibt es
aber außerhalb der Spinnstuben der Mathematiker keine Rechtfertigung.
Ich leite das für mich von 'Es sei x ein ...' mit 'es-Tilgung' ab. Gibt es
so etwas nicht auch in der Genesis? Es wird wohl auch gesagt: 'Gegeben sei ...'
(ein rechtwinkliges Dreieck mit alpha = 45 Grad).
Post by Jakob Achterndiek
Die Erinnerung sagt mir, daß meine eigenen Mathematiklehrer in grauer
Vorzeit diese absurde Sprachverstümmelung noch nicht pflegten.
so, oder 'dieser absurden Sprachvstümmelg.'? Mit Akk. erscheint mir der
Satz ungewöhnlich, da würde ich 'pflegten' durch 'praktizierten' ersetzen.

Inhaltlich halte ich eine solche Wertung für überzogen. Es gibt in allen
möglichen Sparten, Milieus und Situationen ungewöhnliche abkürzende Rede-
weisen, man denke (!) etwa an 'Baum fällt!', 'Wintergarten die Erste',
'ankomme um sieben, habe Krokodil dabei', 'halten zu Gnaden', 'wie meinen?'
usw.

Gruß Ralf Joerres
Jakob Achterndiek
2019-01-27 16:28:20 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Jakob Achterndiek
Die Erinnerung sagt mir, daß meine eigenen Mathematiklehrer in grauer
Vorzeit diese absurde Sprachverstümmelung noch nicht pflegten.
so, oder 'dieser absurden Sprachvstümmelg.'? Mit Akk. erscheint mir der
Satz ungewöhnlich, da würde ich 'pflegten' durch 'praktizierten' ersetzen.
Du hast mich da bei einem Verstoß gegen überkommene Grammatik erwischt,
derzufolge das Verb pflegen einmal als schwaches und einmal als starkes
Verb mit je anderer Bedeutung auftritt. Ich hätte also schreiben müssen,
daß meine Lehrer dieser Unsitte noch nicht pflogen.
--
j/\a
U***@web.de
2019-01-27 17:23:52 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Ralf Joerres
Post by Jakob Achterndiek
Die Erinnerung sagt mir, daß meine eigenen Mathematiklehrer in grauer
Vorzeit diese absurde Sprachverstümmelung noch nicht pflegten.
so, oder 'dieser absurden Sprachvstümmelg.'? Mit Akk. erscheint mir der
Satz ungewöhnlich, da würde ich 'pflegten' durch 'praktizierten' ersetzen.
Du hast mich da bei einem Verstoß gegen überkommene Grammatik erwischt,
derzufolge das Verb pflegen einmal als schwaches und einmal als starkes
Verb mit je anderer Bedeutung auftritt. Ich hätte also schreiben müssen,
daß meine Lehrer dieser Unsitte noch nicht pflogen.
Klammheimlicher Kasuswechsel. Fällt fast nicht auf.
Gunhild Simon
2019-01-29 12:15:02 UTC
Permalink
...
Post by U***@web.de
Post by Jakob Achterndiek
daß meine eigenen Mathematiklehrer ... diese ..Sprachverstümmelung noch nicht pflegten.
...
Post by U***@web.de
Post by Jakob Achterndiek
daß meine Lehrer dieser Unsitte noch nicht pflogen.
Klammheimlicher Kasuswechsel. Fällt fast nicht auf.
Da stimmt zwar auf den ersten Blick.
Dennoch war der uns so vornehm
erscheinende Genitivus obiectivus früher eine Art
"Casus generalis", mit dem man beliebig verfahren
konnte (sagte mir einmal "Belles lettres",
Stichwort Genitiv, wer es nachlesen will
https://www.belleslettres.eu/content/genitiv/genitiv-verben.phpll.)

Gruß
Gunhild

Ralf Joerres
2019-01-26 12:46:10 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Sergio Gatti
Das Gutachten sei günstig ausgefallen. Ist das ein möglicher
Satz?
Ja.
Ich würde dues nicht unterstützen.
Denn indirekte Rede, und hier handelt es sich darum, verlangt eigentlich eine NS-Konstruktion, wobwi die
indiekte Rede im NS steht.
Das ist eine unzulässige Vereinfachung. Soweit ich weiß, hast Du auch die
Duden-Grammatik von 2006. Darin findet sich ab Rz 762 / S. 529 vieles
Bedenkenswerte zum Thema 'indirekte Rede'. Gleich anfangs (Rz 763 ii / S. 530)
wird festgestellt, dass eine indirekte Rede oder 'Redewiedergabe' auch die
Form eines syntaktisch selbständigen Satzes oder einer Folge solcher Sätze
haben kann, welche dann im Konjunktiv auftreten müssen, damit sie nicht als
Tatsachen interpretiert werden. Lt. Duden werde diese Form meist "berichtete
Rede" genannt. Schließlich gibt es auch noch (Rz 762 iii) die erlebte Rede,
welche besser "Gedankenwiedergabe" zu nennen wäre.
Zwischen all dem gibt es Übergangsformen, die teilweise schwer zu kategori-
sieren sind. In meinem täglichen Sprachgebrauch benutze ich inzwischen Sätze
wie 'er hat gesagt, er kommt', also nix mit Nebensatz oder Konjunktiv. Diese
Form der Redewiedergabe dürfte weit verbreitet sein. Das ist keine direkte
Rede, die müsste lauten 'er hat gesagt: ich komme.'
Post by Gunhild Simon
Es gibt nur noch die Option, in einer Art Optativ,
eher in festen Formeln,
den Konjunktiv I zu verwenden.
Beispiel: "Gott sei Dank! Sei's drum!"
Auch Mathematiker scheinen ihn für eine zu beweisende
These heranzuziehen, etwa "x sei ..."
Wie nennt man diese grammatikalische Verwendung ?
Lt. Duden Rz 779 S. 543 "Konjunktiv I (...) [zum Ausdruck von] Wünsche[n],
Bitten oder Aufforderungen". Sie sei "zum großen Teil auf das Verb 'sein'
und die Modalverben 'mögen, wollen' und 'sollen'" beschränkt. Florian
Ritter bringt zuweilen ein 'wolle bitte + Inf.' in Anschlag. Auch für mich
ist dieser Gebrauch formelhaft, er findet sich in den Kontexten Mathematik
(Sei X eine beliebige Menge ...) und Kochrezepte (Man nehme ...), und in
in humoristischer Absicht auf 'formell-altertümelnd' getrimmter Sprache.

Gruß Ralf Joerres
U***@web.de
2019-01-23 13:18:33 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Stefan Schmitz
Post by Sergio Gatti
Post by Stefan Schmitz
Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
Ist das eine indirekte Rede, die den Konjunktiv nach sich zieht? Bei
"Der Sprecher erklärte, das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ist die Sache klar. Aber diese Wie-Konstruktion scheint mir die Aussage zur
feststehenden Tatsache zu machen, auch wenn man über sie streiten kann.
Wie ich heute festgestellt habe, gibt es noch andere Konstruktionen zur
Nach den Worten des Sprechers ist...
Gemäß Auskunft des Sprechers ist...
Laut den Erläuterungen des Sprechers ist...
Der Sprecher sagt, es sei...
Der Sprecher gibt die Auskunft, es sei...
Der Sprecher erläutert, es sei...
Da bedarf es doch einer Regel, um zu entscheiden, ob etwas als indirekte Rede
gilt oder nicht. (Oder, falls alles indirekte Rede ist, unter welchen
Voraussetzungen sie im Konjunktiv stehen darf.)
Ich warte auf eine mögliche Widerlegung, aber in deinen
Beispielen sehe ich durchaus eine klare formale Regel.
Die ersten drei Beispiele sind Hauptsätze und nur die Angabe
vor dem Verb relativiert ihre Aussagekraft.
Die anderen drei Beispiele sind Nebensätze im Konjunktiv zur
Kennzeichnung der indirekten Rede.
Woran erkennt man denn, dass das im Konjunktiv Nebensätze sind? Die haben ja
wie Hauptsätze das Verb vorn.
Allerdings kann man bei den letzten drei problemlos ein "dass" ergänzen.
Macht das "dass" etwa die indirekte Rede aus?
Nein, die mögliche Ergänzung mit "dass" zeigt, dass es sich
um Nebensätze handelt.
Ein anderer Hinweis: Ergänzen wir die Sätze mit deinem
Nach den Worten des Sprechers ist das Gutachten günstig
ausgefallen.
Der Sprecher sagt, das Gutachten sei günstig ausgefallen.
Jetzt streichen wir alles vor "das Gutachten".
Das Gutachten ist günstig ausgefallen. Das ist ein möglicher
Satz.
Das Gutachten sei günstig ausgefallen. Ist das ein möglicher
Satz?
Aber ja. Wenn jemand beispielsweise viele Sätze spricht, werden
in indirekter Rede nicht alle in einem Bandwurmnebensatz
wiedergegeben.

Gruß, ULF
Manfred Hoß
2019-01-23 05:29:57 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
Ist das eine indirekte Rede, die den Konjunktiv nach sich zieht? Bei
"Der Sprecher erklärte, das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ist die Sache klar. Aber diese Wie-Konstruktion scheint mir die Aussage zur
feststehenden Tatsache zu machen, auch wenn man über sie streiten kann.
Da inzwischen verschiedene Fragen zur indirekten Rede gestellt wurden,
poste ich hier einen Text, der das meiste abdeckt.

"*Indirekte Rede*

*1. <allgemein>* /Klaus sagt, es regne nicht mehr/ bzw. /daß es nicht mehr/
/regne/ od. /Klaus sagt: "Es regnet nicht mehr."/ Mit dem Satz /Klaus/
/sagt: "Es regnet nicht mehr."/ stellt der Sprecher die Rede einer anderen
Person mehr oder weniger genau dar (-> Direkte Rede). Mit der indirekten
Rede (/Klaus sagt, es regne nicht mehr/ od. /daß es nicht mehr regne/) gibt
der Sprecher das, was andere sagen, in einer schon verarbeiteten Form
wieder. Auf dieselbe Weise kann der Sprecher auch darstellen, was er selbst
oder jemand anderes denkt, glaubt oder fühlt: /Klaus denkt, es sei noch/
/viel Zeit/ od. /daß noch viel Zeit sei/; /ich hatte das Gefühl, nun sei/
/es genug/ od. /daß es nun genug sei/. Wenn Äußerungen oder Gedanken in
indirekte Rede umgesetzt werden, ändert sich das Bezugssystem der Personen.
So entspricht z. B. der 1. Peron in der direkten Rede die 3. Person in der
indirekten: /sie sagte: "Ich brauche Ruhe." – sie sagte, sie brauche Ruhe/
(-> /auch/ 2.1., 2.2.). Aber auch die räumlichen oder zeitlichen
Beziehungen können sich ändern (-> 2.3., 2.4.). Zur Verarbeitung gehört
weiter, daß der Sprecher die fremden Aussagen, die er nur weitergibt,
gegenüber den eigenen kenntlich macht. Dazu dient in der Regel der
Konjunktiv I (-> 3.) In alltäglicher Rede tritt statt dessen meist der
Indikativ, in einigen Fällen auch der Konjunktiv II ein (-> 3.1., 3.2.).
Hauptsächlich dient der Konjunktiv I dazu, indirekte Rede über mehrere
Sätze hinweg kenntlich zu machen (-> 3.3., 3.4.). Bei bestimmten Verben,
die das Gedachte von sich aus schon als Tatsache kennzeichnen (/wissen/ u.
a.), ist nur der Indikativ zulässig: /sie weiß, daß ihr das Kleid steht,/
nicht: /stehe/ (-> 3.5.). Der Konjunktiv II kommt bei indirekter Rede
seltener vor (-> 4.). Er kann mitunter einen Zweifel an den wiedergegebenen
Gedanken oder Aussagen ausdrücken (-> 4.1., 4.2.). Werden irreale
Konditionalsätze in indirekter Rede wiedergegeben, bleibt der Konjunktiv II
erhalten (-> 4.3.). Manchmal ist der Konjunktiv II nur ein formaler Ersatz
für den Konjunktiv I (-> 4.4.).

*2. <zur Veränderung der Beziehungen von Person, Ort, Zeit durch die*
*indirekte Rede> 2.1.* /sie sagte: "Ich brauche Ruhe." od. /sie sagte, sie
brauche Ruhe/. Bei direkter Rede ist dieselbe Person einmal durch /sie/ (3.
Person) und einmal durch /ich/ (1. Person) wiedergegeben: /sie sagte: "Ich/
/brauche Ruhe"/. Im Gesamtsatz ist diese Person jemand, über den man
spricht. Dem entspricht die 3. Person (/sie/). In der als direkte Rede
wiedergegebenen Äußerung spricht diese Person von sich selbst in der 1.
Person (/ich/). Ähnlich: /er fragte mich/ (1. Pers.): /"Fährst du/ (2.
Person) /nach Dessau?"/ Wenn die fremden Äußerungen in indirekter Rede
wiedergegeben werden, werden die Personalpronomina eindeutig gebraucht: Die
1. Person (/ich/) gilt immer und ausschließlich für den Sprecher der
Gesamtäußerung: /er fragte mich, ob ich nach Dessau fahre;/ die 2. Person
(/du/) gilt immer und ausschließlich für den Angesprochenen: /du dachtest,/
/ich habe dich vergessen;/ die 3. Person (/er, sie, es/) bezieht sich stets
und ausschließlich auf Personen oder Gegenstände, von denen die Rede ist:
/sie sagte mir, daß sie Ruhe brauche (= /sie sagte mir: "Ich brauche/
/Ruhe."/),/ aber: /sie sagte mir, daß ich Ruhe brauche/ (= /sie sagte mir:/
/"Du brauchst Ruhe."/) - *2.2.* /sie fragte: "Wo ist mein Gepäck?"/ od.
/sie fragte, wo ihr Gepäck sei/. Auch das Possessivpronomen bezieht sich
bei direkter Rede auf die Redepersonen der wiedergegebenen Äußerung: /mein/
(1. Pers.) bezieht sich auf den Sprecher dieser Äußerung: /sie fragte: "Wo/
/ist mein Gepäck?"/; /dein/ (2. Pers.) bezieht sich auf den, an den sich
die wiedergegebene Äußerung richtet; /sie sagte zu ihm: "Dein Koffer/
/fehlt."; /sein, ihr/ (3. Pers.) bezieht sich auf Personen oder Sachen, die
in der wiedergegebenen Rede besprochen werden: /sie dachte: "Jetzt hat er/
/seinen Koffer vergessen."/ Anders verhält es sich bei indirekter Rede.
Hier bezieht sich /mein/ stets auf den Sprecher der Gesamtäußerung, und nur
auf ihn: /sie fragte mich, ob das mein Gepäck sei/; /dein/ kann sich immer
nur auf die Person beziehen, an die sich die gesamte Äußerung richtet;
/sie wird dich fragen, wo dein Gepäck ist/; /sein/ und /ihr/ weisen dagegen
stets auf eine besprochen Person oder Sache zurück; /sie fragte, wo ihr
Gepäck sei/; /er fragte sie, ob sie ihr Gepäck nicht aufgeben wolle/ -
*2.3.* /Klaus rief: "Wirf mir das Seil her!" od. /Klaus rief, ich solle ihm
das Seil hinwerfen/. Bei direkter Rede heißt es: /"Wirf mir das Seil her!",
denn /her/ hat die Bedeutung 'in Richtung auf den Sprecher', und als
Sprecher der Teiläußerung gilt Klaus. Bei indirekter Rede (/…, ich solle/
/ihm das Seil hinwerfen/) darf /her/ nicht verwendet werden. Als Sprecher
gilt nicht mehr Klaus, sondern der Sprecher der Gesamtäußerung (/ich/).
Deshalb wird /hin/ verwendet (/hin/ = 'vom Sprecher weg'). Ähnlich verhält
es sich mit /hier/ und /da/ bzw. /dort/ in den Sätzen /er sagte: "Hier war/
/früher eine Tür."/ od. /er sagte, da/ bzw. /dort sei früher eine Tür/
/gewesen/. Das Adverb /hier/ bezeichnet den Ort des Sprechakts. Bei
direkter Rede (/"Hier war früher eine Tür."/) ist das der Ort der
Teiläußerung. Wenn nun die Gesamtäußerung an einem anderen Ort stattfindet,
heißt es: /er sagte, da/ bzw. /dort sei früher eine Tür gewesen/ - *2.4.*
/gestern hat man mir gesagt: "Die Karte ist heute noch gültig."/, aber:
/gestern hat mir gesagt, die Karte sei heute noch gültig/. Es ist leicht zu
sehen, daß die beiden Sätze nicht dasselbe bedeuten; /heute/ bedeutet 'an
dem Tag, an dem der Sprechakt stattfindet'. Bei direkter Rede ist das die
Zeit der Teiläußerung. /"Die Karte ist heute noch gültig."/ Diese Äußerung
hat gestern stattgefunden: die Karte galt also noch für den gestrigen Tag.
Bei der indirekten Rede ist die Zeit für die gesamte Äußerung einheitlich:
/gestern/ (= 'an dem Tag vor dieser meiner Äußerung') /hat man mir gesagt,/
/die Karte sei heute/ (= 'am Tage dieser meiner Äußerung') /noch gültig/.
Wollte man das in wörtlicher (direkter Rede) ausdrücken, hieße es: /gestern
hat man mir gesagt: "Die Karte gilt morgen [auch] noch."/

*3. <zum Konjunktiv I in der indirekten Rede> 3.1.* /sie behaupten, daß/
/das Treibgas die Ozonhülle zerstört/ od. /zerstöre/ (?); /man nimmt an,/
/daß sich der Pol verschiebt/ od. /verschiebe/ (?) Vor allem in gehobener
Schreib- und Sprechweise steht bei indirekter Rede das Verb im Konjunktiv I
(-> Konjunktiv [2.1.]): /sie behaupten, daß das Treibgas die Ozonhülle der/
/Erde zerstöre/; /man nimmt an, daß sich der magnetische Pol weiter nach/
/Norden verschiebe/; /man glaubte, daß die Erde eine Scheibe sei/; /er/
/lehrte, es gebe keine Antipoden/; /man fragte sie, ob sie die Täter/
/kenne/. Mit dem Konjunktiv I zeigt der Sprecher an, daß er die Äußerung
bzw. den Gedanken nur wiedergibt. Die Funktion des Konjunktivs zeigt sich
vor allem, wenn sich die indirekte Rede über mehrere Sätze erstreckt (->
3.4.). Wenn der Konjunktiv I mit dem Indikativ in der Form gleich ist (->
Konjunktiv [2.1.]), dann kann ihn der Konjunktiv II vertreten (-> 4.4.). In
alltäglicher Ausdrucksweise tritt – mündlich wie schriftlich – statt des
Konjunktivs I der Indikativ Präsens oder der Konjunktiv II auf. Der
Indikativ Präsens ist stets möglich, wenn der ganze Satz im Präsens steht:
/sie behaupten, das Treibgas zerstört die Ozonhülle/; /man nimmt an, daß/
/sich der Pol nach Norden verschiebt/; /er telegrafiert, daß das Zimmer/
/frei ist/; /sie sagt, der Stoff läuft ein/. Der Indikativ läßt offen, ob
der Sprecher die Aussagen bestätigt oder ob er sich distanziert. Will er
sich distanzieren, verwendet er den Konjunktiv II: /… daß das Zimmer frei/
/wäre/ (-> 4.2.). Wenn der Satz aber im Präteritum steht, durchbricht der
Indikativ Präsens den Bericht bzw. die Erzählung (-> Präteritum). Deshalb
kann der Indikativ Präsens nur für das in den Augen des Sprechers dauernd
Gültige, Wahre verwendet werden: /er lehrte, daß sich die Erde auf einer/
/elliptischen Bahn um die Sonne bewegt/; /man glaubte nicht, daß die Sonne/
/viel größer ist als die Erde/; /die Zeugen sagten übereinstimmend aus,/
/daß die Treppe E fast nie benutzt wird/ usw. Es heißt aber nicht: /man/
/glaubte, daß die Erde eine Scheibe ist/; /sie teilten uns mit, daß das/
/Zimmer zur Verfügung steht/; /der Pförtner meldete, daß ein Besucher/
/kommt/. Hier wird vielmehr der Konjunktiv II verwendet: /…, daß die Erde/
/eine Scheibe wäre/; /…, daß das Zimmer zur Verfügung stände/ od. /stünde/;
/…, daß ein Besucher käme/. Der Konjunktiv II drückt hier nur aus, daß der
Sprecher zu der Aussage nicht Stellung nimmt. Schriftsprachlich ist jedoch
in jedem Fall der Konjunktiv I – *3. 2.* /die Behauptung, daß das Treibgas/
/die Ozonhülle zerstört/ od. /zerstöre/; /die Annahme, daß sich der Pol/
/nach Norden verschiebt/ od. /verschiebe/. Indirekte Rede kann auch von
Substantiven abhängen, die Mitteilungsakte, Gedanken oder Gefühle
bezeichnen. Vielfach sind Verb und Substantiv parallel: /man teilte uns
/mit, das Zimmer sei frei – die Mitteilung, daß das Zimmer frei ist/ od.
/sei/. Entsprechend: /die Lehre, daß die Erde um die Sonne kreist/ od.
/kreise/; /der Glaube, daß die Erde eine Scheibe ist/ od. /sei/; /das/
/Gefühl, daß etwas nicht stimmt/ od. /nicht stimme/. Indirekte Rede kann
auch von Substantiven abhängen, zu denen es kein paralleles Verb gibt:
/das Gerücht, daß die Abteilung umziehen wird/ od. /werde/; /die/
/Hypothese, daß es sich um Kalzium- und Natriummassen handelt/ od. /handle/
usw. Die indirekte Rede erscheint hier meist als daß-Satz. In gehobener
Ausdrucksweise kann sie stets im Konjunktiv I stehen. Er zeigt an, daß
Äußerungen oder Gedanken nur wiedergegeben werden. Bei Formgleichheit mit
dem Indikativ (/das Gefühl, daß wir anhalten/) kann der Konjunktiv II dafür
eintreten: /…, daß wir anhielten/ (-> 4.4.). Wenn die indirekte Rede nicht
durch /daß/ eingeleitet ist, steht sie meist im Konjunktiv I, in
alltäglicher Rede im Konjunktiv II: /die Mitteilung, das Zimmer sei/ od.
/wäre frei,/ nicht: /die Mitteilung, das Zimmer ist frei/; /die Meldung,/
/der Zug fällt aus/; /die Warnung, der Stoff läuft ein/ - *3.3.* /der Arzt/
/könne ihr auch nicht viel helfen/. Sätze mit nichteingeführter indirekter
Rede sind nur möglich, wenn ein vorangehender Satz die Einführung enthält
(-> 3.4.). Ohne Einführung stehen Sätze mit /sollen/. Sie erlauben es, auf
fremde Aussagen Bezug zu nehmen, ohne die Quelle anzugeben: /sie soll sehr/
/krank sein/; /der Arzt soll ich auch nicht viel helfen können/ (Konjunktiv
[3.1.3.]) - *3.4.* /Helga schreibt, daß es ihr schlecht gehe. Sie sei/
/gestern beim Arzt gewesen/. Das erste Beispiel enthält indirekte Rede
(/…, daß es ihr schlecht gehe/). Sie wird durch ein Verb der Mitteilung
(/schreiben/) eingeführt und durch den Konjunktiv I (/gehe/ gegenüber
/geht/) deutlich gekennzeichnet. Der zweite Satz enthält keine Einführung,
er setzt aber die indirekte Rede fort: /sie sei gestern beim Arzt gewesen/.
In dieser Weise kann der Text, immer noch gestützt auf das einführende Verb
/schreiben/ im ersten Satz, in indirekter Rede weitergeführt werden: /Der/
/(der Arzt) könne ihr auch nicht helfen. Er habe ihr Ruhe verordnet …/ usw.
Das ist allgemein zulässig. An einen Satz, der ein einführendes Verb (->
3.1.) oder Substantiv (-> 3.2.) enthält, können weitere Sätze in indirekter
Rede angeschlossen werden. Voraussetzung ist, daß die indirekte Rede durch
den Konjunktiv I gekennzeichnet und damit vom übrigen Text abgegrenzt wird
(zur Verwendung des Konjunktivs II -> 4.). Steht der ganze Text im
Indikativ, weiß der Leser oder Hörer nicht, wo die indirekte Rede endet.
Daher vermeide man Fälle wie /Helga schreibt, daß es ihr schlecht geht./
/Sie ist gestern beim Arzt gewesen. Der kann ihr auch nicht viel helfen …/
Wenn die indirekte Rede im Indikativ steht, kann sie nur durch ständig
erneuerte Einführung kenntlich gemacht werden: /Helga schreibt, daß es ihr/
/schlecht geht. Sie schreibt, sie ist gestern beim Arzt gewesen. Der kann/
/ihr, meint sie, auch nicht viel helfen …/ Eine solche erneute Einführung
ist auch nötig, wenn der Ablauf der indirekten Rede durch eigene
Ausführungen des Sprechers unterbrochen wird: /Helga schreibt, daß es ihr/
/schlecht gehe. Das ist kein Wunder, denn sie hat sich ja schon seit/
/Ostern nicht wohl gefühlt. Sie sei gestern beim Arzt gewesen, schreibt/
/sie, aber …/ Die Wiederholung /…, schreibt sie, …/ ist notwendig, weil die
eingeschobene Aussage des Sprechers (/Das ist kein Wunder, denn …/) die
Verbindung zu /Helga schreibt/ im ersten Satz unterbrochen hat. Ohne
erneute Einführung zulässig sind allenfalls kleine Einschübe: /Helga/
/schreibt, daß es ihr schlecht gehe. Kein Wunder! Sie sei gestern beim/
/Arzt gewesen, aber …/ - *3.5.* /sie glaubt, daß ihr das Kleid gut steht/
od. /gut stehe/; aber nur: /sie weiß, daß ihr das Kleid gut steht/. Bei
Verben wie /glauben, denken, annehmen, vermuten, meinen, sich einbilden/ u.
ä. steht der Nebensatz, der das Gedachte, Geglaubte usw. bezeichnet, bei
gehobener Ausdrucksweise im Konjunktiv I, während in alltäglicher der
Indikativ zulässig ist (-> 3.1.). Bei /wissen/ ist generell nur der
Indikativ zulässig. Es heißt stets: /sie weiß, daß ihr das Kleid gut steht/
(nicht: /…, daß ihr das Kleid gut stehe/). So auch: /sie ist sich bewußt,/
/daß sie eine schwere Aufgabe übernommen hat/ (nicht: /… habe/); /ihm ist/
/bekannt, daß das Zimmer leer steht/ (nicht: /… stehe/); auch nach den
entsprechenden Substantiven (-> 3.2.): /die Tatsache, daß die Lärmbelästi-/
/gung ständig zunimmt/ (nicht: /… zunehme/). Verben wie /wissen, ahnen/,
Adjektive wie /bekannt, bewußt/ oder Substantive wie /Tatsache/ wendet der
Sprecher nur an, wenn er die Aussage des Nebensatzes als gültig betrachtet.
Während er in /sie glaubt, daß ihr das Kleid gut stehe/ die fremde
Überzeugung neutral wiedergibt, drückt er in /sie weiß, daß ihr das Kleid/
/gut steht/ zugleich auch seine eigene aus. Hier wäre der Konjunktiv nicht
angemessen.

*4. <zum Konjunktiv II in der indirekten Rede> 4.1.* /sie sagte, darüber/
/schweige/ od. /schwiege sie lieber/(?) In alltäglicher Ausdrucksweise
(mündlich wie schriftlich) wird der Konjunktiv I meist durch den Indikativ
ersetzt: /sie sagt, darüber schweigt sie lieber und denkt sich ihr Teil/
(statt: /… schweige sie lieber und denke sich ihr Teil/). Wenn der ganze
Satz aber im Präteritum steht, erscheint nicht der Indikativ Präsens statt
des Konjunktivs I, sondern der Konjunktiv II: /sie sagte, darüber schwiege/
/sie lieber und dächte sich ihr Teil/ (nicht: /… darüber schweigt sie/
/lieber und denkt sich ihr Teil/); -> /auch/ 3.1. – *4.2.* /er behauptet,/
/das Boot wäre 15 000 Mark wert (aber das ist übertrieben/). Wenn der
Sprecher durch die indirekte Rede Aussagen oder Gedanken anderer
wiedergibt, die er bezweifelt, wendet er vorzugsweise den Konjunktiv II an:
/der Fahrer des Lieferwagens sagt zwar mit Recht, daß die Radfahrerin/
/plötzlich abgebogen sei. Er behauptet aber weiter, er wäre nicht zu/
/schnell gefahren und hätte rechtzeitig gebremst (das kann aber nicht/
/stimmen/). Ebenso mit Indikativ und Konjunktiv II: /er erzählt, daß er/
/ein Boot hat. Es wäre 15 000 Mark wert, und er hätte schon Wettfahrten/
/gewonnen (das ist gewiß übertrieben/). Es ist jedoch zu beachten, daß auch
der Konjunktiv I wie eine Distanzierung wirken kann, weil er ausdrücklich
anzeigt, daß die wiedergegebenen Aussagen nicht die des Sprechers sind.
Schließlich zeigt auch der Indikativ Präsens nicht unbedingt an, daß der
Sprecher die wiedergegebenen Aussagen oder Gedanken bestätigt (-> 3.1.). –
*4.3.* /sie sagt, wenn sie jünger wäre, würde sie den Beruf wechseln/. Der
Konjunktiv II (/wäre, würde wechseln/) ist hier die einzig richtige Form.
Die als indirekte Rede wiedergegebene Äußerung /…, wenn sie jünger wäre,/
/würde sie den Beruf wechseln/ ist ein sogenannten irreales Konditionalge-
füge (-> Konditionalsatz [3.1.]). Derartige Gefüge stehen immer im
Konjunktiv II. Er findet sich in der direkten Rede (/sie sagt: "Wenn ich/
/jünger wäre, würde ich den Beruf wechseln."/) und geht aus ihr in die
indirekte Rede über: /sie sagt, wenn sie jünger wäre, würde sie den Beruf/
/wechseln/. Der Konjunktiv I ist hier nicht zulässig (falsch: /…, wenn sie/
/jünger sei, werde sie den Beruf wechseln/). Ähnliche Fälle: /er glaubt,/
/daß er Meister geworden wäre, wenn er die Partie gewonnen hätte/; /sie/
/denkt, daß es leichter gewesen wäre, wenn sie die Kinder allein großgezo-/
/gen hätte/; /er sagte, daß das Zimmer ruhiger wirken würde, wenn die/
/Tapete nicht so bunt wäre/. Zu den Formen mit /würde/ -> Konjunktiv (4.) –
*4.4.* /sie sagte, wir schreiben/ od. /schrieben ihr so selten/(?) Beide
Formen sind gleichermaßen zulässig. Bei den meisten Verben stimmen nämlich
einige Formen des Konjunktivs I mit den Formen des Indikativ Präsens
überein (-> Konjunktiv [2.1.]): /er glaubt, er kenne das Stück nicht/ (1.
Person Singular Präsens und Konjunktiv I); (/sie sagte, wir schreiben ihr/
/so selten/ (1. Person Plural Präsens und Konjunktiv I). Wenn der Sprecher
Verwechslungen des Konjunktivs mit dem Indikativ vermeiden möchte, kann er
statt der doppeldeutigen Formen des Konjunktivs I den Konjunktiv II wählen:
/Helga sagt, wir seien schlechte Freunde. Wir dächten nicht an sie und/
/schrieben ihr zu selten/ (statt: /Wir denken nicht an sie, und wir/
/schreiben ihr zu welten/); -> 3.4. In manchen Fällen ist jedoch der
Konjunktiv II ungebräuchlich oder selbst mehrdeutig: /sie dachte, wir/
/schöben den Besuch auf/; /sie glaubte, wir lachten darüber/. Hier ist die
Mehrdeutigkeit in Kauf zu nehmen: /sie dachte, wir schieben …;/ /sie/
/glaubte, wir lachen darüber/. Zum Ersatz durch /würde/-Formen -> Konjunk-
tiv (4.)"

(Quelle: Wörterbuch der Sprachschwierigkeiten. Zweifelsfälle, Normen und
Varianten im gegenwärtigen deutschen Sprachgebrauch / hrsg. Von Joachim
Dückert und Günter Kempcke. – Leipzig : VEB Bibliographisches Institut,
1984. – S. 238ff.)

Gruß
Manfred.
Manfred Hoß
2019-01-23 05:38:43 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
Ist das eine indirekte Rede, die den Konjunktiv nach sich zieht? Bei
"Der Sprecher erklärte, das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ist die Sache klar. Aber diese Wie-Konstruktion scheint mir die Aussage zur
feststehenden Tatsache zu machen, auch wenn man über sie streiten kann.
Da inzwischen verschiedene Fragen zur indirekten Rede gestellt wurden,
poste ich hier einen Text, der das meiste abdeckt.

"*Indirekte Rede*

*1. <allgemein>* /Klaus sagt, es regne nicht mehr/ bzw. /daß es nicht mehr/
/regne/ od. /Klaus sagt: "Es regnet nicht mehr."/ Mit dem Satz /Klaus/
/sagt: "Es regnet nicht mehr."/ stellt der Sprecher die Rede einer anderen
Person mehr oder weniger genau dar (-> Direkte Rede). Mit der indirekten
Rede (/Klaus sagt, es regne nicht mehr/ od. /daß es nicht mehr regne/) gibt
der Sprecher das, was andere sagen, in einer schon verarbeiteten Form
wieder. Auf dieselbe Weise kann der Sprecher auch darstellen, was er selbst
oder jemand anderes denkt, glaubt oder fühlt: /Klaus denkt, es sei noch/
/viel Zeit/ od. /daß noch viel Zeit sei/; /ich hatte das Gefühl, nun sei/
/es genug/ od. /daß es nun genug sei/. Wenn Äußerungen oder Gedanken in
indirekte Rede umgesetzt werden, ändert sich das Bezugssystem der Personen.
So entspricht z. B. der 1. Peron in der direkten Rede die 3. Person in der
indirekten: /sie sagte: "Ich brauche Ruhe." – sie sagte, sie brauche Ruhe/
(-> /auch/ 2.1., 2.2.). Aber auch die räumlichen oder zeitlichen
Beziehungen können sich ändern (-> 2.3., 2.4.). Zur Verarbeitung gehört
weiter, daß der Sprecher die fremden Aussagen, die er nur weitergibt,
gegenüber den eigenen kenntlich macht. Dazu dient in der Regel der
Konjunktiv I (-> 3.) In alltäglicher Rede tritt statt dessen meist der
Indikativ, in einigen Fällen auch der Konjunktiv II ein (-> 3.1., 3.2.).
Hauptsächlich dient der Konjunktiv I dazu, indirekte Rede über mehrere
Sätze hinweg kenntlich zu machen (-> 3.3., 3.4.). Bei bestimmten Verben,
die das Gedachte von sich aus schon als Tatsache kennzeichnen (/wissen/ u.
a.), ist nur der Indikativ zulässig: /sie weiß, daß ihr das Kleid steht,/
nicht: /stehe/ (-> 3.5.). Der Konjunktiv II kommt bei indirekter Rede
seltener vor (-> 4.). Er kann mitunter einen Zweifel an den wiedergegebenen
Gedanken oder Aussagen ausdrücken (-> 4.1., 4.2.). Werden irreale
Konditionalsätze in indirekter Rede wiedergegeben, bleibt der Konjunktiv II
erhalten (-> 4.3.). Manchmal ist der Konjunktiv II nur ein formaler Ersatz
für den Konjunktiv I (-> 4.4.).

*2. <zur Veränderung der Beziehungen von Person, Ort, Zeit durch die*
*indirekte Rede> 2.1.* /sie sagte: "Ich brauche Ruhe." od. /sie sagte, sie/
/brauche Ruhe/. Bei direkter Rede ist dieselbe Person einmal durch /sie/
(3. Person) und einmal durch /ich/ (1. Person) wiedergegeben: /sie sagte:/
/"Ich brauche Ruhe"/. Im Gesamtsatz ist diese Person jemand, über den man
spricht. Dem entspricht die 3. Person (/sie/). In der als direkte Rede
wiedergegebenen Äußerung spricht diese Person von sich selbst in der 1.
Person (/ich/). Ähnlich: /er fragte mich/ (1. Pers.): /"Fährst du/ (2.
Person) /nach Dessau?"/ Wenn die fremden Äußerungen in indirekter Rede
wiedergegeben werden, werden die Personalpronomina eindeutig gebraucht: Die
1. Person (/ich/) gilt immer und ausschließlich für den Sprecher der
Gesamtäußerung: /er fragte mich, ob ich nach Dessau fahre;/ die 2. Person
(/du/) gilt immer und ausschließlich für den Angesprochenen: /du dachtest,/
/ich habe dich vergessen;/ die 3. Person (/er, sie, es/) bezieht sich stets
und ausschließlich auf Personen oder Gegenstände, von denen die Rede ist:
/sie sagte mir, daß sie Ruhe brauche (= /sie sagte mir: "Ich brauche/
/Ruhe."/),/ aber: /sie sagte mir, daß ich Ruhe brauche/ (= /sie sagte mir:/
/"Du brauchst Ruhe."/) - *2.2.* /sie fragte: "Wo ist mein Gepäck?"/ od.
/sie fragte, wo ihr Gepäck sei/. Auch das Possessivpronomen bezieht sich
bei direkter Rede auf die Redepersonen der wiedergegebenen Äußerung: /mein/
(1. Pers.) bezieht sich auf den Sprecher dieser Äußerung: /sie fragte: "Wo/
/ist mein Gepäck?"/; /dein/ (2. Pers.) bezieht sich auf den, an den sich
die wiedergegebene Äußerung richtet; /sie sagte zu ihm: "Dein Koffer/
/fehlt."; /sein, ihr/ (3. Pers.) bezieht sich auf Personen oder Sachen, die
in der wiedergegebenen Rede besprochen werden: /sie dachte: "Jetzt hat er/
/seinen Koffer vergessen."/ Anders verhält es sich bei indirekter Rede.
Hier bezieht sich /mein/ stets auf den Sprecher der Gesamtäußerung, und nur
auf ihn: /sie fragte mich, ob das mein Gepäck sei/; /dein/ kann sich immer
nur auf die Person beziehen, an die sich die gesamte Äußerung richtet;
/sie wird dich fragen, wo dein Gepäck ist/; /sein/ und /ihr/ weisen dagegen
stets auf eine besprochen Person oder Sache zurück; /sie fragte, wo ihr
Gepäck sei/; /er fragte sie, ob sie ihr Gepäck nicht aufgeben wolle/ -
*2.3.* /Klaus rief: "Wirf mir das Seil her!" od. /Klaus rief, ich solle ihm
das Seil hinwerfen/. Bei direkter Rede heißt es: /"Wirf mir das Seil/
/her!",/denn /her/ hat die Bedeutung 'in Richtung auf den Sprecher', und
als Sprecher der Teiläußerung gilt Klaus. Bei indirekter Rede (/…, ich/
/solle ihm das Seil hinwerfen/) darf /her/ nicht verwendet werden. Als
Sprecher gilt nicht mehr Klaus, sondern der Sprecher der Gesamtäußerung
(/ich/). Deshalb wird /hin/ verwendet (/hin/ = 'vom Sprecher weg'). Ähnlich
verhält es sich mit /hier/ und /da/ bzw. /dort/ in den Sätzen /er sagte:/
/"Hier war früher eine Tür."/ od. /er sagte, da/ bzw. /dort sei früher/
/eine Tür gewesen/. Das Adverb /hier/ bezeichnet den Ort des Sprechakts.
Bei direkter Rede (/"Hier war früher eine Tür."/) ist das der Ort der
Teiläußerung. Wenn nun die Gesamtäußerung an einem anderen Ort stattfindet,
heißt es: /er sagte, da/ bzw. /dort sei früher eine Tür gewesen/ - *2.4.*
/gestern hat man mir gesagt: "Die Karte ist heute noch gültig."/, aber:
/gestern hat mir gesagt, die Karte sei heute noch gültig/. Es ist leicht zu
sehen, daß die beiden Sätze nicht dasselbe bedeuten; /heute/ bedeutet 'an
dem Tag, an dem der Sprechakt stattfindet'. Bei direkter Rede ist das die
Zeit der Teiläußerung. /"Die Karte ist heute noch gültig."/ Diese Äußerung
hat gestern stattgefunden: die Karte galt also noch für den gestrigen Tag.
Bei der indirekten Rede ist die Zeit für die gesamte Äußerung einheitlich:
/gestern/ (= 'an dem Tag vor dieser meiner Äußerung') /hat man mir gesagt,/
/die Karte sei heute/ (= 'am Tage dieser meiner Äußerung') /noch gültig/.
Wollte man das in wörtlicher (direkter Rede) ausdrücken, hieße es:
/gestern hat man mir gesagt: "Die Karte gilt morgen [auch] noch."/

*3. <zum Konjunktiv I in der indirekten Rede> 3.1.* /sie behaupten, daß/
/das Treibgas die Ozonhülle zerstört/ od. /zerstöre/ (?); /man nimmt an,/
/daß sich der Pol verschiebt/ od. /verschiebe/ (?) Vor allem in gehobener
Schreib- und Sprechweise steht bei indirekter Rede das Verb im Konjunktiv I
(-> Konjunktiv [2.1.]): /sie behaupten, daß das Treibgas die Ozonhülle der/
/Erde zerstöre/; /man nimmt an, daß sich der magnetische Pol weiter nach/
/Norden verschiebe/; /man glaubte, daß die Erde eine Scheibe sei/; /er/
/lehrte, es gebe keine Antipoden/; /man fragte sie, ob sie die Täter/
/kenne/. Mit dem Konjunktiv I zeigt der Sprecher an, daß er die Äußerung
bzw. den Gedanken nur wiedergibt. Die Funktion des Konjunktivs zeigt sich
vor allem, wenn sich die indirekte Rede über mehrere Sätze erstreckt (->
3.4.). Wenn der Konjunktiv I mit dem Indikativ in der Form gleich ist (->
Konjunktiv [2.1.]), dann kann ihn der Konjunktiv II vertreten (-> 4.4.). In
alltäglicher Ausdrucksweise tritt – mündlich wie schriftlich – statt des
Konjunktivs I der Indikativ Präsens oder der Konjunktiv II auf. Der
Indikativ Präsens ist stets möglich, wenn der ganze Satz im Präsens steht:
/sie behaupten, das Treibgas zerstört die Ozonhülle/; /man nimmt an, daß/
/sich der Pol nach Norden verschiebt/; /er telegrafiert, daß das Zimmer/
/frei ist/; /sie sagt, der Stoff läuft ein/. Der Indikativ läßt offen, ob
der Sprecher die Aussagen bestätigt oder ob er sich distanziert. Will er
sich distanzieren, verwendet er den Konjunktiv II: /… daß das Zimmer frei/
/wäre/ (-> 4.2.). Wenn der Satz aber im Präteritum steht, durchbricht der
Indikativ Präsens den Bericht bzw. die Erzählung (-> Präteritum). Deshalb
kann der Indikativ Präsens nur für das in den Augen des Sprechers dauernd
Gültige, Wahre verwendet werden: /er lehrte, daß sich die Erde auf einer/
/elliptischen Bahn um die Sonne bewegt/; /man glaubte nicht, daß die Sonne/
/viel größer ist als die Erde/; /die Zeugen sagten übereinstimmend aus,/
/daß die Treppe E fast nie benutzt wird/ usw. Es heißt aber nicht: /man/
/glaubte, daß die Erde eine Scheibe ist/; /sie teilten uns mit, daß das/
/Zimmer zur Verfügung steht/; /der Pförtner meldete, daß ein Besucher/
/kommt/. Hier wird vielmehr der Konjunktiv II verwendet: /…, daß die Erde/
/eine Scheibe wäre/; /…, daß das Zimmer zur Verfügung stände/ od. /stünde/;
/…, daß ein Besucher käme/. Der Konjunktiv II drückt hier nur aus, daß der
Sprecher zu der Aussage nicht Stellung nimmt. Schriftsprachlich ist jedoch
in jedem Fall der Konjunktiv I – *3. 2.* /die Behauptung, daß das Treibgas/
/die Ozonhülle zerstört/ od. /zerstöre/; /die Annahme, daß sich der Pol/
/nach Norden verschiebt/ od. /verschiebe/. Indirekte Rede kann auch von
Substantiven abhängen, die Mitteilungsakte, Gedanken oder Gefühle
bezeichnen. Vielfach sind Verb und Substantiv parallel: /man teilte uns/
/mit, das Zimmer sei frei – die Mitteilung, daß das Zimmer frei ist/ od.
/sei/. Entsprechend: /die Lehre, daß die Erde um die Sonne kreist/ od.
/kreise/; /der Glaube, daß die Erde eine Scheibe ist/ od. /sei/; /das/
/Gefühl, daß etwas nicht stimmt/ od. /nicht stimme/. Indirekte Rede kann
auch von Substantiven abhängen, zu denen es kein paralleles Verb gibt:
/das Gerücht, daß die Abteilung umziehen wird/ od. /werde/; /die/
/Hypothese, daß es sich um Kalzium- und Natriummassen handelt/ od. /handle/
usw. Die indirekte Rede erscheint hier meist als daß-Satz. In gehobener
Ausdrucksweise kann sie stets im Konjunktiv I stehen. Er zeigt an, daß
Äußerungen oder Gedanken nur wiedergegeben werden. Bei Formgleichheit mit
dem Indikativ (/das Gefühl, daß wir anhalten/) kann der Konjunktiv II dafür
eintreten: /…, daß wir anhielten/ (-> 4.4.). Wenn die indirekte Rede nicht
durch /daß/ eingeleitet ist, steht sie meist im Konjunktiv I, in
alltäglicher Rede im Konjunktiv II: /die Mitteilung, das Zimmer sei/ od.
/wäre frei,/ nicht: /die Mitteilung, das Zimmer ist frei/; /die Meldung,/
/der Zug fällt aus/; /die Warnung, der Stoff läuft ein/ - *3.3.* /der Arzt/
/könne ihr auch nicht viel helfen/. Sätze mit nichteingeführter indirekter
Rede sind nur möglich, wenn ein vorangehender Satz die Einführung enthält
(-> 3.4.). Ohne Einführung stehen Sätze mit /sollen/. Sie erlauben es, auf
fremde Aussagen Bezug zu nehmen, ohne die Quelle anzugeben: /sie soll sehr/
/krank sein/; /der Arzt soll ich auch nicht viel helfen können/ (Konjunktiv
[3.1.3.]) - *3.4.* /Helga schreibt, daß es ihr schlecht gehe. Sie sei/
/gestern beim Arzt gewesen/. Das erste Beispiel enthält indirekte Rede
(/…, daß es ihr schlecht gehe/). Sie wird durch ein Verb der Mitteilung
(/schreiben/) eingeführt und durch den Konjunktiv I (/gehe/ gegenüber
/geht/) deutlich gekennzeichnet. Der zweite Satz enthält keine Einführung,
er setzt aber die indirekte Rede fort: /sie sei gestern beim Arzt gewesen/.
In dieser Weise kann der Text, immer noch gestützt auf das einführende Verb
/schreiben/ im ersten Satz, in indirekter Rede weitergeführt werden: /Der/
/(der Arzt) könne ihr auch nicht helfen. Er habe ihr Ruhe verordnet …/ usw.
Das ist allgemein zulässig. An einen Satz, der ein einführendes Verb (->
3.1.) oder Substantiv (-> 3.2.) enthält, können weitere Sätze in indirekter
Rede angeschlossen werden. Voraussetzung ist, daß die indirekte Rede durch
den Konjunktiv I gekennzeichnet und damit vom übrigen Text abgegrenzt wird
(zur Verwendung des Konjunktivs II -> 4.). Steht der ganze Text im
Indikativ, weiß der Leser oder Hörer nicht, wo die indirekte Rede endet.
Daher vermeide man Fälle wie /Helga schreibt, daß es ihr schlecht geht./
/Sie ist gestern beim Arzt gewesen. Der kann ihr auch nicht viel helfen …/
Wenn die indirekte Rede im Indikativ steht, kann sie nur durch ständig
erneuerte Einführung kenntlich gemacht werden: /Helga schreibt, daß es ihr/
/schlecht geht. Sie schreibt, sie ist gestern beim Arzt gewesen. Der kann/
/ihr, meint sie, auch nicht viel helfen …/ Eine solche erneute Einführung
ist auch nötig, wenn der Ablauf der indirekten Rede durch eigene
Ausführungen des Sprechers unterbrochen wird: /Helga schreibt, daß es ihr/
/schlecht gehe. Das ist kein Wunder, denn sie hat sich ja schon seit/
/Ostern nicht wohl gefühlt. Sie sei gestern beim Arzt gewesen, schreibt/
/sie, aber …/ Die Wiederholung /…, schreibt sie, …/ ist notwendig, weil die
eingeschobene Aussage des Sprechers (/Das ist kein Wunder, denn …/) die
Verbindung zu /Helga schreibt/ im ersten Satz unterbrochen hat. Ohne
erneute Einführung zulässig sind allenfalls kleine Einschübe: /Helga/
/schreibt, daß es ihr schlecht gehe. Kein Wunder! Sie sei gestern beim/
/Arzt gewesen, aber …/ - *3.5.* /sie glaubt, daß ihr das Kleid gut steht/
od. /gut stehe/; aber nur: /sie weiß, daß ihr das Kleid gut steht/. Bei
Verben wie /glauben, denken, annehmen, vermuten, meinen, sich einbilden/ u.
ä. steht der Nebensatz, der das Gedachte, Geglaubte usw. bezeichnet, bei
gehobener Ausdrucksweise im Konjunktiv I, während in alltäglicher der
Indikativ zulässig ist (-> 3.1.). Bei /wissen/ ist generell nur der
Indikativ zulässig. Es heißt stets: /sie weiß, daß ihr das Kleid gut steht/
(nicht: /…, daß ihr das Kleid gut stehe/). So auch: /sie ist sich bewußt,/
/daß sie eine schwere Aufgabe übernommen hat/ (nicht: /… habe/); /ihm ist/
/bekannt, daß das Zimmer leer steht/ (nicht: /… stehe/); auch nach den
entsprechenden Substantiven (-> 3.2.): /die Tatsache, daß die Lärmbelästi-/
/gung ständig zunimmt/ (nicht: /… zunehme/). Verben wie /wissen, ahnen/,
Adjektive wie /bekannt, bewußt/ oder Substantive wie /Tatsache/ wendet der
Sprecher nur an, wenn er die Aussage des Nebensatzes als gültig betrachtet.
Während er in /sie glaubt, daß ihr das Kleid gut stehe/ die fremde
Überzeugung neutral wiedergibt, drückt er in /sie weiß, daß ihr das Kleid/
/gut steht/ zugleich auch seine eigene aus. Hier wäre der Konjunktiv nicht
angemessen.

*4. <zum Konjunktiv II in der indirekten Rede> 4.1.* /sie sagte, darüber/
/schweige/ od. /schwiege sie lieber/(?) In alltäglicher Ausdrucksweise
(mündlich wie schriftlich) wird der Konjunktiv I meist durch den Indikativ
ersetzt: /sie sagt, darüber schweigt sie lieber und denkt sich ihr Teil/
(statt: /… schweige sie lieber und denke sich ihr Teil/). Wenn der ganze
Satz aber im Präteritum steht, erscheint nicht der Indikativ Präsens statt
des Konjunktivs I, sondern der Konjunktiv II: /sie sagte, darüber schwiege/
/sie lieber und dächte sich ihr Teil/ (nicht: /… darüber schweigt sie/
/lieber und denkt sich ihr Teil/); -> /auch/ 3.1. – *4.2.* /er behauptet,/
/das Boot wäre 15 000 Mark wert (aber das ist übertrieben/). Wenn der
Sprecher durch die indirekte Rede Aussagen oder Gedanken anderer
wiedergibt, die er bezweifelt, wendet er vorzugsweise den Konjunktiv II an:
/der Fahrer des Lieferwagens sagt zwar mit Recht, daß die Radfahrerin/
/plötzlich abgebogen sei. Er behauptet aber weiter, er wäre nicht zu/
/schnell gefahren und hätte rechtzeitig gebremst (das kann aber nicht/
/stimmen/). Ebenso mit Indikativ und Konjunktiv II: /er erzählt, daß er/
/ein Boot hat. Es wäre 15 000 Mark wert, und er hätte schon Wettfahrten/
/gewonnen (das ist gewiß übertrieben/). Es ist jedoch zu beachten, daß auch
der Konjunktiv I wie eine Distanzierung wirken kann, weil er ausdrücklich
anzeigt, daß die wiedergegebenen Aussagen nicht die des Sprechers sind.
Schließlich zeigt auch der Indikativ Präsens nicht unbedingt an, daß der
Sprecher die wiedergegebenen Aussagen oder Gedanken bestätigt (-> 3.1.). –
*4.3.* /sie sagt, wenn sie jünger wäre, würde sie den Beruf wechseln/. Der
Konjunktiv II (/wäre, würde wechseln/) ist hier die einzig richtige Form.
Die als indirekte Rede wiedergegebene Äußerung /…, wenn sie jünger wäre,/
/würde sie den Beruf wechseln/ ist ein sogenannten irreales Konditionalge-
füge (-> Konditionalsatz [3.1.]). Derartige Gefüge stehen immer im
Konjunktiv II. Er findet sich in der direkten Rede (/sie sagt: "Wenn ich/
/jünger wäre, würde ich den Beruf wechseln."/) und geht aus ihr in die
indirekte Rede über: /sie sagt, wenn sie jünger wäre, würde sie den Beruf/
/wechseln/. Der Konjunktiv I ist hier nicht zulässig (falsch: /…, wenn sie/
/jünger sei, werde sie den Beruf wechseln/). Ähnliche Fälle: /er glaubt,/
/daß er Meister geworden wäre, wenn er die Partie gewonnen hätte/; /sie/
/denkt, daß es leichter gewesen wäre, wenn sie die Kinder allein großgezo-/
/gen hätte/; /er sagte, daß das Zimmer ruhiger wirken würde, wenn die/
/Tapete nicht so bunt wäre/. Zu den Formen mit /würde/ -> Konjunktiv (4.) –
*4.4.* /sie sagte, wir schreiben/ od. /schrieben ihr so selten/(?) Beide
Formen sind gleichermaßen zulässig. Bei den meisten Verben stimmen nämlich
einige Formen des Konjunktivs I mit den Formen des Indikativ Präsens
überein (-> Konjunktiv [2.1.]): /er glaubt, er kenne das Stück nicht/ (1.
Person Singular Präsens und Konjunktiv I); (/sie sagte, wir schreiben ihr/
/so selten/ (1. Person Plural Präsens und Konjunktiv I). Wenn der Sprecher
Verwechslungen des Konjunktivs mit dem Indikativ vermeiden möchte, kann er
statt der doppeldeutigen Formen des Konjunktivs I den Konjunktiv II wählen:
/Helga sagt, wir seien schlechte Freunde. Wir dächten nicht an sie und/
/schrieben ihr zu selten/ (statt: /Wir denken nicht an sie, und wir/
/schreiben ihr zu welten/); -> 3.4. In manchen Fällen ist jedoch der
Konjunktiv II ungebräuchlich oder selbst mehrdeutig: /sie dachte, wir/
/schöben den Besuch auf/; /sie glaubte, wir lachten darüber/. Hier ist die
Mehrdeutigkeit in Kauf zu nehmen: /sie dachte, wir schieben …;/ /sie/
/glaubte, wir lachen darüber/. Zum Ersatz durch /würde/-Formen -> Konjunk-
tiv (4.)"

(Quelle: Wörterbuch der Sprachschwierigkeiten. Zweifelsfälle, Normen und
Varianten im gegenwärtigen deutschen Sprachgebrauch / hrsg. Von Joachim
Dückert und Günter Kempcke. – Leipzig : VEB Bibliographisches Institut,
1984. – S. 238ff.)

Gruß
Manfred.
Manfred Hoß
2019-01-23 05:48:42 UTC
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Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
Ist das eine indirekte Rede, die den Konjunktiv nach sich zieht? Bei
"Der Sprecher erklärte, das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ist die Sache klar. Aber diese Wie-Konstruktion scheint mir die Aussage zur
feststehenden Tatsache zu machen, auch wenn man über sie streiten kann.
Da inzwischen verschiedene Fragen zur indirekten Rede gestellt wurden,
poste ich hier einen Text, der das meiste abdeckt.

"*Indirekte Rede*

*1. <allgemein>* /Klaus sagt, es regne nicht mehr/ bzw. /daß es nicht mehr/
/regne/ od. /Klaus sagt: "Es regnet nicht mehr."/ Mit dem Satz /Klaus/
/sagt: "Es regnet nicht mehr."/ stellt der Sprecher die Rede einer anderen
Person mehr oder weniger genau dar (-> Direkte Rede). Mit der indirekten
Rede (/Klaus sagt, es regne nicht mehr/ od. /daß es nicht mehr regne/) gibt
der Sprecher das, was andere sagen, in einer schon verarbeiteten Form
wieder. Auf dieselbe Weise kann der Sprecher auch darstellen, was er selbst
oder jemand anderes denkt, glaubt oder fühlt: /Klaus denkt, es sei noch/
/viel Zeit/ od. /daß noch viel Zeit sei/; /ich hatte das Gefühl, nun sei/
/es genug/ od. /daß es nun genug sei/. Wenn Äußerungen oder Gedanken in
indirekte Rede umgesetzt werden, ändert sich das Bezugssystem der Personen.
So entspricht z. B. der 1. Peron in der direkten Rede die 3. Person in der
indirekten: /sie sagte: "Ich brauche Ruhe." – sie sagte, sie brauche Ruhe/
(-> /auch/ 2.1., 2.2.). Aber auch die räumlichen oder zeitlichen
Beziehungen können sich ändern (-> 2.3., 2.4.). Zur Verarbeitung gehört
weiter, daß der Sprecher die fremden Aussagen, die er nur weitergibt,
gegenüber den eigenen kenntlich macht. Dazu dient in der Regel der
Konjunktiv I (-> 3.) In alltäglicher Rede tritt statt dessen meist der
Indikativ, in einigen Fällen auch der Konjunktiv II ein (-> 3.1., 3.2.).
Hauptsächlich dient der Konjunktiv I dazu, indirekte Rede über mehrere
Sätze hinweg kenntlich zu machen (-> 3.3., 3.4.). Bei bestimmten Verben,
die das Gedachte von sich aus schon als Tatsache kennzeichnen (/wissen/ u.
a.), ist nur der Indikativ zulässig: /sie weiß, daß ihr das Kleid steht,/
nicht: /stehe/ (-> 3.5.). Der Konjunktiv II kommt bei indirekter Rede
seltener vor (-> 4.). Er kann mitunter einen Zweifel an den wiedergegebenen
Gedanken oder Aussagen ausdrücken (-> 4.1., 4.2.). Werden irreale
Konditionalsätze in indirekter Rede wiedergegeben, bleibt der Konjunktiv II
erhalten (-> 4.3.). Manchmal ist der Konjunktiv II nur ein formaler Ersatz
für den Konjunktiv I (-> 4.4.).

*2. <zur Veränderung der Beziehungen von Person, Ort, Zeit durch die*
*indirekte Rede> 2.1.* /sie sagte: "Ich brauche Ruhe." od. /sie sagte, sie/
/brauche Ruhe/. Bei direkter Rede ist dieselbe Person einmal durch /sie/
(3. Person) und einmal durch /ich/ (1. Person) wiedergegeben: /sie sagte:/
/"Ich brauche Ruhe"/. Im Gesamtsatz ist diese Person jemand, über den man
spricht. Dem entspricht die 3. Person (/sie/). In der als direkte Rede
wiedergegebenen Äußerung spricht diese Person von sich selbst in der 1.
Person (/ich/). Ähnlich: /er fragte mich/ (1. Pers.): /"Fährst du/ (2.
Person) /nach Dessau?"/ Wenn die fremden Äußerungen in indirekter Rede
wiedergegeben werden, werden die Personalpronomina eindeutig gebraucht: Die
1. Person (/ich/) gilt immer und ausschließlich für den Sprecher der
Gesamtäußerung: /er fragte mich, ob ich nach Dessau fahre;/ die 2. Person
(/du/) gilt immer und ausschließlich für den Angesprochenen: /du dachtest,/
/ich habe dich vergessen;/ die 3. Person (/er, sie, es/) bezieht sich stets
und ausschließlich auf Personen oder Gegenstände, von denen die Rede ist:
/sie sagte mir, daß sie Ruhe brauche (= /sie sagte mir: "Ich brauche/
/Ruhe."/),/ aber: /sie sagte mir, daß ich Ruhe brauche/ (= /sie sagte mir:/
/"Du brauchst Ruhe."/) - *2.2.* /sie fragte: "Wo ist mein Gepäck?"/ od.
/sie fragte, wo ihr Gepäck sei/. Auch das Possessivpronomen bezieht sich
bei direkter Rede auf die Redepersonen der wiedergegebenen Äußerung: /mein/
(1. Pers.) bezieht sich auf den Sprecher dieser Äußerung: /sie fragte: "Wo/
/ist mein Gepäck?"/; /dein/ (2. Pers.) bezieht sich auf den, an den sich
die wiedergegebene Äußerung richtet; /sie sagte zu ihm: "Dein Koffer/
/fehlt."; /sein, ihr/ (3. Pers.) bezieht sich auf Personen oder Sachen, die
in der wiedergegebenen Rede besprochen werden: /sie dachte: "Jetzt hat er/
/seinen Koffer vergessen."/ Anders verhält es sich bei indirekter Rede.
Hier bezieht sich /mein/ stets auf den Sprecher der Gesamtäußerung, und nur
auf ihn: /sie fragte mich, ob das mein Gepäck sei/; /dein/ kann sich immer
nur auf die Person beziehen, an die sich die gesamte Äußerung richtet;
/sie wird dich fragen, wo dein Gepäck ist/; /sein/ und /ihr/ weisen dagegen
stets auf eine besprochen Person oder Sache zurück; /sie fragte, wo ihr
Gepäck sei/; /er fragte sie, ob sie ihr Gepäck nicht aufgeben wolle/ -
*2.3.* /Klaus rief: "Wirf mir das Seil her!" od. /Klaus rief, ich solle ihm
das Seil hinwerfen/. Bei direkter Rede heißt es: /"Wirf mir das Seil/
/her!",/denn /her/ hat die Bedeutung 'in Richtung auf den Sprecher', und
als Sprecher der Teiläußerung gilt Klaus. Bei indirekter Rede (/…, ich/
/solle ihm das Seil hinwerfen/) darf /her/ nicht verwendet werden. Als
Sprecher gilt nicht mehr Klaus, sondern der Sprecher der Gesamtäußerung
(/ich/). Deshalb wird /hin/ verwendet (/hin/ = 'vom Sprecher weg'). Ähnlich
verhält es sich mit /hier/ und /da/ bzw. /dort/ in den Sätzen /er sagte:/
/"Hier war früher eine Tür."/ od. /er sagte, da/ bzw. /dort sei früher/
/eine Tür gewesen/. Das Adverb /hier/ bezeichnet den Ort des Sprechakts.
Bei direkter Rede (/"Hier war früher eine Tür."/) ist das der Ort der
Teiläußerung. Wenn nun die Gesamtäußerung an einem anderen Ort stattfindet,
heißt es: /er sagte, da/ bzw. /dort sei früher eine Tür gewesen/ - *2.4.*
/gestern hat man mir gesagt: "Die Karte ist heute noch gültig."/, aber:
/gestern hat mir gesagt, die Karte sei heute noch gültig/. Es ist leicht zu
sehen, daß die beiden Sätze nicht dasselbe bedeuten; /heute/ bedeutet 'an
dem Tag, an dem der Sprechakt stattfindet'. Bei direkter Rede ist das die
Zeit der Teiläußerung. /"Die Karte ist heute noch gültig."/ Diese Äußerung
hat gestern stattgefunden: die Karte galt also noch für den gestrigen Tag.
Bei der indirekten Rede ist die Zeit für die gesamte Äußerung einheitlich:
/gestern/ (= 'an dem Tag vor dieser meiner Äußerung') /hat man mir gesagt,/
/die Karte sei heute/ (= 'am Tage dieser meiner Äußerung') /noch gültig/.
Wollte man das in wörtlicher (direkter Rede) ausdrücken, hieße es:
/gestern hat man mir gesagt: "Die Karte gilt morgen [auch] noch."/

*3. <zum Konjunktiv I in der indirekten Rede> 3.1.* /sie behaupten, daß/
/das Treibgas die Ozonhülle zerstört/ od. /zerstöre/ (?); /man nimmt an,/
/daß sich der Pol verschiebt/ od. /verschiebe/ (?) Vor allem in gehobener
Schreib- und Sprechweise steht bei indirekter Rede das Verb im Konjunktiv I
(-> Konjunktiv [2.1.]): /sie behaupten, daß das Treibgas die Ozonhülle der/
/Erde zerstöre/; /man nimmt an, daß sich der magnetische Pol weiter nach/
/Norden verschiebe/; /man glaubte, daß die Erde eine Scheibe sei/; /er/
/lehrte, es gebe keine Antipoden/; /man fragte sie, ob sie die Täter/
/kenne/. Mit dem Konjunktiv I zeigt der Sprecher an, daß er die Äußerung
bzw. den Gedanken nur wiedergibt. Die Funktion des Konjunktivs zeigt sich
vor allem, wenn sich die indirekte Rede über mehrere Sätze erstreckt (->
3.4.). Wenn der Konjunktiv I mit dem Indikativ in der Form gleich ist (->
Konjunktiv [2.1.]), dann kann ihn der Konjunktiv II vertreten (-> 4.4.). In
alltäglicher Ausdrucksweise tritt – mündlich wie schriftlich – statt des
Konjunktivs I der Indikativ Präsens oder der Konjunktiv II auf. Der
Indikativ Präsens ist stets möglich, wenn der ganze Satz im Präsens steht:
/sie behaupten, das Treibgas zerstört die Ozonhülle/; /man nimmt an, daß/
/sich der Pol nach Norden verschiebt/; /er telegrafiert, daß das Zimmer/
/frei ist/; /sie sagt, der Stoff läuft ein/. Der Indikativ läßt offen, ob
der Sprecher die Aussagen bestätigt oder ob er sich distanziert. Will er
sich distanzieren, verwendet er den Konjunktiv II: /… daß das Zimmer frei/
/wäre/ (-> 4.2.). Wenn der Satz aber im Präteritum steht, durchbricht der
Indikativ Präsens den Bericht bzw. die Erzählung (-> Präteritum). Deshalb
kann der Indikativ Präsens nur für das in den Augen des Sprechers dauernd
Gültige, Wahre verwendet werden: /er lehrte, daß sich die Erde auf einer/
/elliptischen Bahn um die Sonne bewegt/; /man glaubte nicht, daß die Sonne/
/viel größer ist als die Erde/; /die Zeugen sagten übereinstimmend aus,/
/daß die Treppe E fast nie benutzt wird/ usw. Es heißt aber nicht: /man/
/glaubte, daß die Erde eine Scheibe ist/; /sie teilten uns mit, daß das/
/Zimmer zur Verfügung steht/; /der Pförtner meldete, daß ein Besucher/
/kommt/. Hier wird vielmehr der Konjunktiv II verwendet: /…, daß die Erde/
/eine Scheibe wäre/; /…, daß das Zimmer zur Verfügung stände/ od. /stünde/;
/…, daß ein Besucher käme/. Der Konjunktiv II drückt hier nur aus, daß der
Sprecher zu der Aussage nicht Stellung nimmt. Schriftsprachlich ist jedoch
in jedem Fall der Konjunktiv I – *3. 2.* /die Behauptung, daß das Treibgas/
/die Ozonhülle zerstört/ od. /zerstöre/; /die Annahme, daß sich der Pol/
/nach Norden verschiebt/ od. /verschiebe/. Indirekte Rede kann auch von
Substantiven abhängen, die Mitteilungsakte, Gedanken oder Gefühle
bezeichnen. Vielfach sind Verb und Substantiv parallel: /man teilte uns/
/mit, das Zimmer sei frei – die Mitteilung, daß das Zimmer frei ist/ od.
/sei/. Entsprechend: /die Lehre, daß die Erde um die Sonne kreist/ od.
/kreise/; /der Glaube, daß die Erde eine Scheibe ist/ od. /sei/; /das/
/Gefühl, daß etwas nicht stimmt/ od. /nicht stimme/. Indirekte Rede kann
auch von Substantiven abhängen, zu denen es kein paralleles Verb gibt:
/das Gerücht, daß die Abteilung umziehen wird/ od. /werde/; /die/
/Hypothese, daß es sich um Kalzium- und Natriummassen handelt/ od. /handle/
usw. Die indirekte Rede erscheint hier meist als daß-Satz. In gehobener
Ausdrucksweise kann sie stets im Konjunktiv I stehen. Er zeigt an, daß
Äußerungen oder Gedanken nur wiedergegeben werden. Bei Formgleichheit mit
dem Indikativ (/das Gefühl, daß wir anhalten/) kann der Konjunktiv II dafür
eintreten: /…, daß wir anhielten/ (-> 4.4.). Wenn die indirekte Rede nicht
durch /daß/ eingeleitet ist, steht sie meist im Konjunktiv I, in
alltäglicher Rede im Konjunktiv II: /die Mitteilung, das Zimmer sei/ od.
/wäre frei,/ nicht: /die Mitteilung, das Zimmer ist frei/; /die Meldung,/
/der Zug fällt aus/; /die Warnung, der Stoff läuft ein/ - *3.3.* /der Arzt/
/könne ihr auch nicht viel helfen/. Sätze mit nichteingeführter indirekter
Rede sind nur möglich, wenn ein vorangehender Satz die Einführung enthält
(-> 3.4.). Ohne Einführung stehen Sätze mit /sollen/. Sie erlauben es, auf
fremde Aussagen Bezug zu nehmen, ohne die Quelle anzugeben: /sie soll sehr/
/krank sein/; /der Arzt soll ich auch nicht viel helfen können/ (Konjunktiv
[3.1.3.]) - *3.4.* /Helga schreibt, daß es ihr schlecht gehe. Sie sei/
/gestern beim Arzt gewesen/. Das erste Beispiel enthält indirekte Rede
(/…, daß es ihr schlecht gehe/). Sie wird durch ein Verb der Mitteilung
(/schreiben/) eingeführt und durch den Konjunktiv I (/gehe/ gegenüber
/geht/) deutlich gekennzeichnet. Der zweite Satz enthält keine Einführung,
er setzt aber die indirekte Rede fort: /sie sei gestern beim Arzt gewesen/.
In dieser Weise kann der Text, immer noch gestützt auf das einführende Verb
/schreiben/ im ersten Satz, in indirekter Rede weitergeführt werden: /Der/
/(der Arzt) könne ihr auch nicht helfen. Er habe ihr Ruhe verordnet …/ usw.
Das ist allgemein zulässig. An einen Satz, der ein einführendes Verb (->
3.1.) oder Substantiv (-> 3.2.) enthält, können weitere Sätze in indirekter
Rede angeschlossen werden. Voraussetzung ist, daß die indirekte Rede durch
den Konjunktiv I gekennzeichnet und damit vom übrigen Text abgegrenzt wird
(zur Verwendung des Konjunktivs II -> 4.). Steht der ganze Text im
Indikativ, weiß der Leser oder Hörer nicht, wo die indirekte Rede endet.
Daher vermeide man Fälle wie /Helga schreibt, daß es ihr schlecht geht./
/Sie ist gestern beim Arzt gewesen. Der kann ihr auch nicht viel helfen …/
Wenn die indirekte Rede im Indikativ steht, kann sie nur durch ständig
erneuerte Einführung kenntlich gemacht werden: /Helga schreibt, daß es ihr/
/schlecht geht. Sie schreibt, sie ist gestern beim Arzt gewesen. Der kann/
/ihr, meint sie, auch nicht viel helfen …/ Eine solche erneute Einführung
ist auch nötig, wenn der Ablauf der indirekten Rede durch eigene
Ausführungen des Sprechers unterbrochen wird: /Helga schreibt, daß es ihr/
/schlecht gehe. Das ist kein Wunder, denn sie hat sich ja schon seit/
/Ostern nicht wohl gefühlt. Sie sei gestern beim Arzt gewesen, schreibt/
/sie, aber …/ Die Wiederholung /…, schreibt sie, …/ ist notwendig, weil die
eingeschobene Aussage des Sprechers (/Das ist kein Wunder, denn …/) die
Verbindung zu /Helga schreibt/ im ersten Satz unterbrochen hat. Ohne
erneute Einführung zulässig sind allenfalls kleine Einschübe: /Helga/
/schreibt, daß es ihr schlecht gehe. Kein Wunder! Sie sei gestern beim/
/Arzt gewesen, aber …/ - *3.5.* /sie glaubt, daß ihr das Kleid gut steht/
od. /gut stehe/; aber nur: /sie weiß, daß ihr das Kleid gut steht/. Bei
Verben wie /glauben, denken, annehmen, vermuten, meinen, sich einbilden/ u.
ä. steht der Nebensatz, der das Gedachte, Geglaubte usw. bezeichnet, bei
gehobener Ausdrucksweise im Konjunktiv I, während in alltäglicher der
Indikativ zulässig ist (-> 3.1.). Bei /wissen/ ist generell nur der
Indikativ zulässig. Es heißt stets: /sie weiß, daß ihr das Kleid gut steht/
(nicht: /…, daß ihr das Kleid gut stehe/). So auch: /sie ist sich bewußt,/
/daß sie eine schwere Aufgabe übernommen hat/ (nicht: /… habe/); /ihm ist/
/bekannt, daß das Zimmer leer steht/ (nicht: /… stehe/); auch nach den
entsprechenden Substantiven (-> 3.2.): /die Tatsache, daß die Lärmbelästi-/
/gung ständig zunimmt/ (nicht: /… zunehme/). Verben wie /wissen, ahnen/,
Adjektive wie /bekannt, bewußt/ oder Substantive wie /Tatsache/ wendet der
Sprecher nur an, wenn er die Aussage des Nebensatzes als gültig betrachtet.
Während er in /sie glaubt, daß ihr das Kleid gut stehe/ die fremde
Überzeugung neutral wiedergibt, drückt er in /sie weiß, daß ihr das Kleid/
/gut steht/ zugleich auch seine eigene aus. Hier wäre der Konjunktiv nicht
angemessen.

*4. <zum Konjunktiv II in der indirekten Rede> 4.1.* /sie sagte, darüber/
/schweige/ od. /schwiege sie lieber/(?) In alltäglicher Ausdrucksweise
(mündlich wie schriftlich) wird der Konjunktiv I meist durch den Indikativ
ersetzt: /sie sagt, darüber schweigt sie lieber und denkt sich ihr Teil/
(statt: /… schweige sie lieber und denke sich ihr Teil/). Wenn der ganze
Satz aber im Präteritum steht, erscheint nicht der Indikativ Präsens statt
des Konjunktivs I, sondern der Konjunktiv II: /sie sagte, darüber schwiege/
/sie lieber und dächte sich ihr Teil/ (nicht: /… darüber schweigt sie/
/lieber und denkt sich ihr Teil/); -> /auch/ 3.1. – *4.2.* /er behauptet,/
/das Boot wäre 15 000 Mark wert (aber das ist übertrieben/). Wenn der
Sprecher durch die indirekte Rede Aussagen oder Gedanken anderer
wiedergibt, die er bezweifelt, wendet er vorzugsweise den Konjunktiv II an:
/der Fahrer des Lieferwagens sagt zwar mit Recht, daß die Radfahrerin/
/plötzlich abgebogen sei. Er behauptet aber weiter, er wäre nicht zu/
/schnell gefahren und hätte rechtzeitig gebremst (das kann aber nicht/
/stimmen/). Ebenso mit Indikativ und Konjunktiv II: /er erzählt, daß er/
/ein Boot hat. Es wäre 15 000 Mark wert, und er hätte schon Wettfahrten/
/gewonnen (das ist gewiß übertrieben/). Es ist jedoch zu beachten, daß auch
der Konjunktiv I wie eine Distanzierung wirken kann, weil er ausdrücklich
anzeigt, daß die wiedergegebenen Aussagen nicht die des Sprechers sind.
Schließlich zeigt auch der Indikativ Präsens nicht unbedingt an, daß der
Sprecher die wiedergegebenen Aussagen oder Gedanken bestätigt (-> 3.1.). –
*4.3.* /sie sagt, wenn sie jünger wäre, würde sie den Beruf wechseln/. Der
Konjunktiv II (/wäre, würde wechseln/) ist hier die einzig richtige Form.
Die als indirekte Rede wiedergegebene Äußerung /…, wenn sie jünger wäre,/
/würde sie den Beruf wechseln/ ist ein sogenannten irreales Konditionalge-
füge (-> Konditionalsatz [3.1.]). Derartige Gefüge stehen immer im
Konjunktiv II. Er findet sich in der direkten Rede (/sie sagt: "Wenn ich/
/jünger wäre, würde ich den Beruf wechseln."/) und geht aus ihr in die
indirekte Rede über: /sie sagt, wenn sie jünger wäre, würde sie den Beruf/
/wechseln/. Der Konjunktiv I ist hier nicht zulässig (falsch: /…, wenn sie/
/jünger sei, werde sie den Beruf wechseln/). Ähnliche Fälle: /er glaubt,/
/daß er Meister geworden wäre, wenn er die Partie gewonnen hätte/; /sie/
/denkt, daß es leichter gewesen wäre, wenn sie die Kinder allein großgezo-/
/gen hätte/; /er sagte, daß das Zimmer ruhiger wirken würde, wenn die/
/Tapete nicht so bunt wäre/. Zu den Formen mit /würde/ -> Konjunktiv (4.) –
*4.4.* /sie sagte, wir schreiben/ od. /schrieben ihr so selten/(?) Beide
Formen sind gleichermaßen zulässig. Bei den meisten Verben stimmen nämlich
einige Formen des Konjunktivs I mit den Formen des Indikativ Präsens
überein (-> Konjunktiv [2.1.]): /er glaubt, er kenne das Stück nicht/ (1.
Person Singular Präsens und Konjunktiv I); (/sie sagte, wir schreiben ihr/
/so selten/ (1. Person Plural Präsens und Konjunktiv I). Wenn der Sprecher
Verwechslungen des Konjunktivs mit dem Indikativ vermeiden möchte, kann er
statt der doppeldeutigen Formen des Konjunktivs I den Konjunktiv II wählen:
/Helga sagt, wir seien schlechte Freunde. Wir dächten nicht an sie und/
/schrieben ihr zu selten/ (statt: /Wir denken nicht an sie, und wir/
/schreiben ihr zu selten/); -> 3.4. In manchen Fällen ist jedoch der
Konjunktiv II ungebräuchlich oder selbst mehrdeutig: /sie dachte, wir/
/schöben den Besuch auf/; /sie glaubte, wir lachten darüber/. Hier ist die
Mehrdeutigkeit in Kauf zu nehmen: /sie dachte, wir schieben …;/ /sie/
/glaubte, wir lachen darüber/. Zum Ersatz durch /würde/-Formen -> Konjunk-
tiv (4.)"

(Quelle: Wörterbuch der Sprachschwierigkeiten. Zweifelsfälle, Normen und
Varianten im gegenwärtigen deutschen Sprachgebrauch / hrsg. Von Joachim
Dückert und Günter Kempcke. – Leipzig : VEB Bibliographisches Institut,
1984. – S. 238ff.)

Gruß
Manfred.
Kind, Jaakob
2019-01-23 11:31:58 UTC
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Post by Manfred Hoß
Post by Stefan Schmitz
"Wie der Sprecher erklärte, ist/sei das Gutachten günstig ausgefallen."
Ist das eine indirekte Rede, die den Konjunktiv nach sich zieht? Bei
"Der Sprecher erklärte, das Gutachten sei günstig ausgefallen."
ist die Sache klar. Aber diese Wie-Konstruktion scheint mir die Aussage zur
feststehenden Tatsache zu machen, auch wenn man über sie streiten kann.
Da inzwischen verschiedene Fragen zur indirekten Rede gestellt wurden,
poste ich hier einen Text, der das meiste abdeckt.
Danke, sehr schöne Übersicht!

Ich habe aber nichts zu der Frage gefunden, ob in Sätzen dieses Typs
"Nach den Worten des Sprechers ist..."
auch der Konjunktiv möglich ist. Habe ich das nur übersehen, oder steht
dazu tatsächlich nichts?

Viele Grüße
Jaakob
Jakob Achterndiek
2019-01-23 12:58:47 UTC
Permalink
Post by Manfred Hoß
Da inzwischen verschiedene Fragen zur indirekten Rede gestellt wurden,
poste ich hier einen Text, der das meiste abdeckt.
Zweihundertfünfzig (250) Zeilen Zitat zur> Indirekten Rede
aus
(Quelle: Wörterbuch der Sprachschwierigkeiten. [..]/ hrsg. Von Joachim
Dückert und Günter Kempcke. – Leipzig : VEB Bibliographisches Institut,
1984. – S. 238ff.)
Das erinnert doch sehr an die seinerzeit in der DDR bespöttelte
"Tonnen-Ideologie".
;)
--
j/\a
Manfred Hoß
2019-01-23 15:50:43 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Manfred Hoß
Da inzwischen verschiedene Fragen zur indirekten Rede gestellt wurden,
poste ich hier einen Text, der das meiste abdeckt.
Zweihundertfünfzig (250) Zeilen Zitat zur> Indirekten Rede
aus
(Quelle: Wörterbuch der Sprachschwierigkeiten. [..]/ hrsg. Von Joachim
Dückert und Günter Kempcke. – Leipzig : VEB Bibliographisches Institut,
1984. – S. 238ff.)
Das erinnert doch sehr an die seinerzeit in der DDR bespöttelte
"Tonnen-Ideologie".
;)
Das war jetzt nicht nett! Am Ende behauptest du noch, dass ich für meinen
Fleiß kein Sternchen verdient habe. ;-)

Gruß
Manfred.
Jakob Achterndiek
2019-01-23 18:15:06 UTC
Permalink
Post by Manfred Hoß
Post by Jakob Achterndiek
Post by Manfred Hoß
Da inzwischen verschiedene Fragen zur indirekten Rede gestellt wurden,
poste ich hier einen Text, der das meiste abdeckt.
Zweihundertfünfzig (250) Zeilen Zitat zur> Indirekten Rede
aus
(Quelle: Wörterbuch der Sprachschwierigkeiten. [..]/ hrsg. Von Joachim
Dückert und Günter Kempcke. – Leipzig : VEB Bibliographisches Institut,
1984. – S. 238ff.)
Das erinnert doch sehr an die seinerzeit in der DDR bespöttelte
"Tonnen-Ideologie".
;)
Das war jetzt nicht nett! Am Ende behauptest du noch, dass ich für meinen
Fleiß kein Sternchen verdient habe. ;-)
Ich bitte um Pardon dafür, daß ich diesem Mißverständnis nicht
vorgebeugt habe: Das Wort von der Tonnen-Ideologie sollte nicht
Dich, sondern die Autoren und Herausgeber jenes Buches treffen.
Die liefern, wie es aussieht, weit mehr Halbfertig-Produkte, als
normale Satzwerker in angemessener Zeit end-verarbeiten können.
Das bereitet der Satzplanwirtschaft nur zusätzliche Lasten für
die Lagerhaltung. :-(
--
j/\a
Florian Ritter
2019-01-24 16:42:08 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Post by Manfred Hoß
Post by Jakob Achterndiek
Post by Manfred Hoß
(Quelle: Wörterbuch der Sprachschwierigkeiten. [..]/ hrsg. Von Joachim
Dückert und Günter Kempcke. – Leipzig : VEB Bibliographisches Institut,
1984. – S. 238ff.)
Das erinnert doch sehr an die seinerzeit in der DDR bespöttelte
"Tonnen-Ideologie".
Das war jetzt nicht nett! Am Ende behauptest du noch, dass ich für meinen
Fleiß kein Sternchen verdient habe. ;-)
Ich bitte um Pardon dafür, daß ich diesem Mißverständnis nicht
vorgebeugt habe: Das Wort von der Tonnen-Ideologie sollte nicht
Dich, sondern die Autoren und Herausgeber jenes Buches treffen.
Die liefern, wie es aussieht, weit mehr Halbfertig-Produkte, als
normale Satzwerker in angemessener Zeit end-verarbeiten können.
Das bereitet der Satzplanwirtschaft nur zusätzliche Lasten für
die Lagerhaltung. :-(
Dieses undifferentiierte Abqualifizieren der volkseigenen
polygraphischen Industrie kann nur dahin gewiesen werden,
wohin es gehört, nämlich zurück - FR
Florian Ritter
2019-01-24 16:31:32 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Post by Manfred Hoß
Zweihundertfünfzig (250) Zeilen Zitat zur> Indirekten Rede
aus
(Quelle: Wörterbuch der Sprachschwierigkeiten. [..]/ hrsg. Von Joachim
Dückert und Günter Kempcke. – Leipzig : VEB Bibliographisches Institut,
1984. – S. 238ff.)
Das erinnert doch sehr an die seinerzeit in der DDR bespöttelte
"Tonnen-Ideologie".
Dieser Begriff ist mir _in_ der DDR nie ans zarte Öhrchen gelangt.
Im übrigen war man in der DDR sehr zurückhaltend mit der Bekanntgabe
exakter Daten - auch in der Lokalpresse, denn gerade die wurde
im Westen penibel ausgewertet -, etwa hinsichtlich von
Hektarerträgen (warum die in Doppelzentnern angegeben werden,
weiß der Deibel), denn die lagen stets unter den westdeutschen - FR
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