Günter Lelarge <***@lelarge.de> wrote:
[...]
Post by Günter LelargeHoffmann ist der erste, der einen wissenschaftlichen Datierungsversuch
der Pfalzkapelle unternahm,
Absoluter Dummschwall.
Nur ein kleines Beispiel für die wissenschaftliche Auseinandersetzung
mit der Frage der Datierung: Günther Binding beginnt eine längere
Diskussion der genauen Entstehungszeit der Pfalz mit dem Satz: "Über die
Bauzeit der Pfalz gibt es keine Nachrichten." (Günther Binding, Deutsche
Königspfalzen. Von Karl dem Großen bis Friedrich II. (765-1240), Primus
Verlag GmbH, Darmstadt, 1997, ISBN 3-89678-016-6, S. 76)
Nach einer Diskussion von Briefstellen, nachrichtlich überlieferten
Inschriften und Informationen aus viel jüngeren Chroniken, die ein
Weihedatum von 804/805 angeben, kommt Binding zu dem Schluss: "Damit ist
das Weihejahr der Pfalzkapelle unsicher. Für die Weihe wird in der
Forschung auch das Jahr 800 vermutet, zumal für 799 der Erwerb
zahlreicher Reliquien überliefert ist." (S. 78)"
Und weiter:
"Die Historiker können sich an die überlieferten Quellen halten, sind
aber mit terminologischen Problemen, Überlieferungslücken und
widersprüchlichen Quellenaussagen belastet. Dagegen können Bau- und
Kunsthistoriker nicht von schriftlichen Nachrichten ausgehen, die über
die Art und den Umfang der Pfalzbauten und ihrer Befestigungen und deren
Datierung Auskunft geben. Bei der Beurteilung der überkommenen Baureste
und Grabungsbefunde entwickelte sich ein unlösbar erscheindender Streit
über deren Datierung, wobei immer wieder das Problem angesprochen wurde,
ob die Profanbauten in ihren verwendeten Formen vom Kirchenbau abhängig
sind und mit welcher zeitlichen Verzögerung und welchem eventuellen
Qualitätsverlust sie diese aufnehmen. Das betrifft auch die Bauten der
Pfalz Aachen, die u.a. von Walter Schlesinger und Günther Binding in die
780er Jahre - bevor Karl der Große Aachen 794 zur dauerhafte Residenz
wählte - und von Kunsthistorikern allgemein in die 790er Jahre mit
Vollendung durch die Pfalzkapelle 800 oder auch später datiert werden."
(Günther Binding, op.cit., S. 15)
Und an anderer Stelle:
"Ein besonderes Problem der Forschung ist die Datierung der einzelnen
Pfalzbauten. Wie Günter Binding 1996 dargelegt hat, ergeben die
schriftlichen Quellen (entgegen den Vorschlägen von Schlesinger 1968,
Seite 368 f.) nicht die bisher angenommene Datierung der Pfalzkapelle
in die 790er Jahre (zuletzt Kulbach-Verbeck 1976, S. 11 und Jacobsen
1994, S. 33), vielmehr sind die 770er/80er Jahre, mit Fertigstellung
794, als Karl der Große dauerhaft in Aachen zu residieren begann,
wahrscheinlicher. Die Bauabfolge ist aus den Baubeobachtungen eindeutig
ablesbar. Da der Altar der Pippin-Kapelle als Hauptaltar der neuen, um
43 Grad gegenüber der römischen Limitation gedrehte, genau geosteten
Pfalzkapelle übernommen worden ist und damit als unverrückbarer
Ausgangspunkt für die gesamte Anlage diente, muss die Achse der
Pfalzkapelle zunächst bestimmt worden sein. Da die Achsen von
Pfalzkapelle und aula regia im Abstand von 150 m (= 450 karolingische
Fuß zu 33,3 cm = 149,85 m) und die Achse der Torhalle genau in der Mitte
liegen (die Nord-Süd-Achse entspricht der westlichen Innenkante des
Oktogons), ist eine einheitliche Planung und Grundvermessung"
vorauszusetzen; dabei sind jedoch die Achsen und nicht die
Außen-Abstandsmaße", wie Leo Hugot vorgeschlagen hat, zu berücksichtigen
(Binding 1970, S. 43). Der steinerne Verbindungsgang ist erst
nachträglich an das Atrium I eingefügt worden, war aber, etwas nach
Osten verschoben beim Bau der Pfalzkapelle" schon geplant, so dass die
Bauabfolge Pfalzkapelle mit Atrium I, aula regia mit Granusturm und
Portikus und zuletzt steinerner Verbindungsgang mit Torbau und Umbau des
Atriums (I a) wahrscheinlich ist. Die Dendro-Daten ergeben für den
Oktogon-Gewölbeansatz der Pfalzkapelle" nach 776+ -10 (Hollstein 1980,
Seite 45 f.); die Bronzegitter und Türen der Pfalzkapelle datiert
Katharina Pawelec in den Anfang der 790er Jahre. Der Granus-Turm, der
mit der Königshalle im Bauverbund steht, ist um 798 + -6 dendrodatiert
(Hollstein 1980, S. 44). Nach Ausweis der Lage von Pfalzkapelle" und
Königshalle ist von einer einheitlichen Planung auszugehen.
'Angesichts des sehr unbefriedigenden Forschungsstandes, bei denen es an
grundlegenden Vorarbeiten fehlt, können alle Urteile über die Pfalz und
über ihre wichtigsten Bauten nur vorläufiger Art sein, und selbst sie
lassen sich nur mit aller größter Vorsicht formulieren' (Falkenstein
1970, S. 67). " (op. cit., S. 96 f.)
Hier wird deutlich, dass der Streit um die Frage geht, ob die
Hauptgebäude der Pfalz in die 780er oder 790er Jahre gehören. Unabhängig
davon, wer dabei nun Recht hat, ist es klar, dass beide Parteien darin
übereinstimmen, dass der Bauherr Karl der Große war und dass die Pfalz
aus der sogenannten "Phantomzeit" stammt.
Post by Günter Lelargewas bislang von interessierten Kreisen
wirksam verhindert wird. -> dsg.
Hier haben sich also "interessierte Kreisen" verschworen. Und das auch
noch mit Erfolg! Also ab nach dasvau! Denn hier in dsg ist EOD.
--
Tilmann Chladek
300 Jahre Mittelalter bloss erfunden?
Infos dazu ueber: <http://home.snafu.de/tilmann.chladek>