[Supersede wegen missverständlicher Formulierung, sorry]
Peter Müller <***@invalid.invalid> wrote:
Bitte Einleitungszeilen stehen lassen, sie gehören zum Posting dazu.
Sonst weiß man nicht, wer was geschrieben hat. Danke.
[Ich schrieb:]
Post by Peter MüllerPost by Martin KlaiberDas zum einen, und dann kommt noch dazu, dass das Gewicht innerhalb
weniger Tage locker um 2-3 kg schwanken kann. Eine gramm-genaue
Messung bringt da überhaupt keinen Vorteil. Auf-/Abrunden auf volle
Kilogramm genügt vollkommen, dafür reicht jede mechanische Waage.
Viel Aussagekräftiger ist es, die Messwerte zu mitteln. Also z.B.
zweimal pro Woche zu messen und dann die monatlichen Mittelwerte zu
verwenden.
Dem muss ich leider widersprechen.
Ich habe innerhalb von gut einem Jahr 40kg abgenommen.
Glückwunsch! Vorallem, dass Du so lange durchgehalten hast.
Post by Peter MüllerEine essenzielle Maßnahme war dabei das tägliche Wiegen und
Protokollieren (neben dem Ernährungsprotokoll). Hätte ich nur auf
1kg genau gemessen - und das dann auch nur 2× die Woche - hätte ich
es nie soweit geschafft!
Du kannst auch täglich wiegen, das obige war nur ein Bispiel. Der
entscheidende Punkt ist die Mittelwertbildung, die braucht man, um
Fehler auszumitteln.
Wie entstehen diese Fehler? Jeder Messwert setzt sich aus einem wahren
Wert und dem Fehlerwert zusammen: Messwert = Wahrer Wert + Fehler.
Der wahre Wert, also das, woran man als Abnehmwilliger interessiert
ist, ist die Fettmasse, die möchte man reduzieren. Ein gesundes Maß
sind 500 g pro Woche oder 2 kg pro Monat. Das entspricht etwa 70 g
pro Tag. Man könnte daraus schließen, dass man eine Waage braucht,
die diese Auflösung hat.
Das Körpergewicht kann allerdings von Tag zu Tag und auch innerhalb
eines Tages um bis zu 2-3 kg schwanken. Was da schwankt, ist aber
nicht die Fettmasse, sondern vorallem das eingelagerte Wasser und der
Darminhalt. 8 g Salz binden 1 kg Wasser. Einen Tag etwas mehr Salz
gegessen und den nächsten Tag weniger, einen Tag etwas gegessen, was
schnell verdaut wird, den anderen Tag etwas, was lange braucht, bis
es den Körper passiert hat, kann also die Werte stark verfälschen.
Weitere Gründe für unterschiedlich starke Wassereinlagerungen sind
das Wetter, Stress und Sport.
Nun wirst Du vielleicht einwenden, dass man doch gar nicht wissen
kann, ob die ein, zwei oder drei Kilogramm, das man täglich verloren
oder dazugewonnen hat, Fett sind oder etwas anderes. Doch, das kann
man, das geht über den Energiegehalt. 1 kg Fett hat 7000 kcal. Der
Energieumsatz eines Menschen bewegt sich, je nach Körpergewicht, im
Bereich von 2000 bis 4000 kcal pro Tag. Nur Höchstleistungssportler,
wie die Fahrer bei der Tour de France haben einen so hohen täglichen
Energiebedarf von 7000 kcal oder mehr. Und sie haben auch Probleme,
diese Energiemenge täglich überhaupt zu sich zu nehmen. Das geht nur
über hochkonzentrierte Nahrung und selbst dabei spielt bei vielen
der Darm nicht mit. Ein normaler Mensch kann also gar nicht täglich
ein, zwei oder drei Kilogramm Fett verlieren oder hinzugewinnen. Es
handelt sich dabei immer um so etwas wie Wasser oder Darminhalt, an
dem man eigentlich gar nicht interessiert ist, also um Fehlerwerte.
Der Fehlerwert kann also 30 bis 40 mal so hoch sein wie der wahre Wert,
an dem man eigentlich interessiert ist, nämlich die 70 g Fett, die man
täglich verlieren will. Man misst bei den täglichen Schwankungen also
vorallem den Fehler, und den u.U. mit hoher Auflösung, was überhaupt
nicht nötig ist. Denn den Fehler möchte man ja los werden.
Den Fehler wird man über die Mittelwertbildung los. Das geht deshalb,
weil er nicht mit dem wahren Wert korreliert ist. Die Menge des
Darminhalts oder des Wassers im Körper hat ja nichts mit der Menge
des Fetts zu tun.
Wie das in der Praxis aussehen kann, habe ich Dir hier mal verlinkt.
Zuerst real gemessene Werte einer Person über mehrere Jahre mit 1 kg
Auflösung. Man erkennt stark schwankende Werte, die auch nicht
kleiner würden, wenn die Auflösung höher wäre. Man hätte dann nur
mehr Zwischenwerte, aber die Schwankungen blieben. Gemessen wurde
ein bis drei Mal pro Woche:
<https://martinkl.userpage.fu-berlin.de/gewicht_rohwerte.pdf>
Hier die gleichen Werte, aber monatlich gemittelt. Man erkennt, dass
man den wahren Verlauf des Gewichts viel besser erkennen kann, weil
die starken Schwankungen, die nur Fehlerwerte sind, rausgemittelt
worden sind:
<https://martinkl.userpage.fu-berlin.de/gewicht_mittelwerte.pdf>
Und man erkennt auch, dass man mit Hilfe der Mittelwertbildung
problemlos erkennen kann, ob man abnimmt oder nicht, selbst bei
einer Auflösung von nur 1 kg. Über die Mittelwertbildung erhält man
den wahren Verlauf, der auch Zwischenwerte einschließt.
Zur Verdeutlichung hier die Messwerte der obigen Person für das Jahr
2020, in der sie 5-6 kg abgenommen hat. Erstmal wieder die Rohwerte:
<https://martinkl.userpage.fu-berlin.de/gewicht_rohwerte_2020.pdf>
Und hier die Mittelwerte:
<https://martinkl.userpage.fu-berlin.de/gewicht_mittelwerte_2020.pdf>
Selbst bei nur einer Messung pro Woche und einer Mittelwertbildung
über einen ganze Monat erkennt man problemlos, ob jemand abnimmt oder
nicht.
Was nicht dagegen spricht, dass Du täglich misst. Es schadet nicht,
ist aber auch nicht nötig. Wichtig ist die Mittelwertbildung. Wenn Du
den Mittelwert der zurückliegenden 5-7 Tage bildest, hast Du trotzdem
täglich einen Messwert, aber ohne die ganzen Fehler.
Post by Peter MüllerMittlerweile führe ich eine Gewicht-Halte-Diät, damit kein
Jo-Jo-Effekt auftrifft. Auch hier wäre mir der Blindflug bei
Messungen mit 1kg Auflösung und zweimal die Woche zuviel.
Siehe oben.
Post by Peter MüllerDie Gewicht-Halte-Diät ist auch nicht trivial.
Ja, glaube ich Dir gerne. Wünsche Dir weiterhin viel Erfolg!
Post by Peter MüllerEine Genauigkeit von 50g ist zwar nicht nötig, aber eine Auflösung von
100g macht nach meiner Erfahrung schon Sinn. Irgendeine sinnvolle
Auflösung sollte man schon haben. Wenn jetzt jemand sagt, dass eine
Auflösung von 250g Ok ist, dann sagt der nächste dann 500g. Da ich auf
50g genau wiegen kann, nehme ich die Werte einfach mit und muss mir
keine Gedanken über die Auflösung machen.
Wenn Du ohnehin eine Waage hast, die auf 50 g genau misst, dann spricht
natürlich nichts dagegen, diese Auflösung auch zu nutzen.
Ursprünglich ging es aber um die Frage, ob man diese Auflösung braucht.
Und wie ich oben hoffentlich zeigen konnte, braucht man sie nicht.
Wichtiger ist, dass man weiß, was man da eigentlich misst, was man
messen möchte, welche Fehlergrößen man hat und wie man sie eliminieren
kann.
Martin