Post by Henning WeedePost by Ingo HeinscherPost by Henning WeedePost by Ingo HeinscherPost by Henning WeedeWeil das darauf hindeutet, dass die GF nicht aufgegeben wird
und auch für sich alleine halte ich das für eine gute Nachricht.
Und ich für eine ein wenig schlechte. Wir werden also weiterhin Geld für
einen im Grunde lächerlichen Anachronismus ausgeben.
Deine Gegenvorschläge sind?
Streichen. Die OA's in der Flotte ausbilden. Fertig.
Und Du kannst am besten beurteilen, dass man Softskills wie
Teamfähigkeit und Durchhaltevermögen unter Extrembedingungen genausogut
an Deck einer Korvette erlernen kann?
Ich kann das genau so gut beurteilen wie die meisten anderen Menschen
mit einer gewissen Mindest-Lebenserfahrung. Manche von denen, die das
aber dienstlicherseits heute in Deutschland entscheiden oder Entscheider
beraten, sind leider durch persönlicher Nostalgie und typisch
"marinlichem" Traditionsbewusstsein in ihrem klaren Blick getrübt.
Post by Henning WeedeMit welchen Tätigkeiten denn?
Mit den gleichen Tätigkeiten, die andere Marinen, ja überhaupt andere
Organisationen der Welt verwenden, die alle keine Segelschulschiffe haben.
Post by Henning WeedeVielleicht ein bisschen fischen und das Schleppnetz mit Muskelkraft
einholen? Oder vielleicht Liegestützen? Oder wie wär's mit Tauziehen
auf der Schanz?
Wie wär's mit Tätigkeiten, die ein Marinesoldat heutzutage tatsächlich
braucht? Das Säubern von Fettabscheidern, schlicht notwendige
Wartungsarbeiten an den Sanitäranlagen des Schiffes oder Bootes, ein
Tauchlehrgang inklusive Einweisung in die Begutachtung von Rumpfschäden
Post by Henning WeedeAuch was daran anachronistisch sein soll hatte ich vergessen, Dich zu
fragen.
Ein Segelschiff verhält sich im Wasser völlig anders als ein durch eine
Schraubenwelle voran getriebenes Schiff, das weisst Du sicher eben so
gut wie ich. Das geht bis hin zu unterschiedlichen Roll- und
Stampfbewegungen bei Seegang, so dass man z.B. ohne Motorfahrtzeiten auf
der Gorch Fock nach der "seemännischen Grundausbildung" gar nicht wissen
kann, ob man wirklich voll seefest ist.
Post by Henning WeedeDas ist es nämlich genausowenig wie in der Agrar-Entwicklungshilfe
in Afrika Tieranspannung statt Agrarmaschinen. Wenn man verschiedene
Lösungen für ein Problem vergleicht um zu optimieren, dann ist die
Zielfunktion doch nicht, dass die Lösung möglichst neuartig sein soll,
sondern dass der Zweck optimal erfüllt wird.
Bitte beschreibe ein glaubwürdiges Szenario, in dem die Handhabung eines
Rahseglers in einem Marineeinsatz im 21. Jahrhundert für einen deutschen
Marineoffizier Bedeutung erlangen könnte.
Post by Henning Weedesondern Softskills
zu lernen, die man in der Praxis zwar dringend braucht, aber nur
hin und wieder, so dass kein Lerneffekt eintritt, wenn sie auch
beim Lernen und Üben nur sporadisch gefordert werden. Die
Herausforderungen müssen zeitlich verdichtet werden.
Solche "weichen Fertigkeiten" lernt man beim Umgang mit einer auf engem
Raum zusammengepferchten Gruppe unter Bedingungen von Schlafmangel und
Leistungsanforderung. Das geht also auf jedem Schiff, das die Marine
betreibt.
Einfach die OAs als Mannschaftsmitglieder irgend einer Verwendungsreihe
ausbilden, in die Flotte schicken und dann neben dem normalen Dienst an
Bord zusätzlich Lehrgänge und Prüfungen absolvieren lassen, wie das auf
der Gorch Fock auch gemacht wird - gern auch mit stärkerem Praxisbezug
(z,B. besagte Tauchlehrgänge). Das kann man beliebig dicht packen, und
man kann beliebig schwierige Kameraden den OAs beiseite stellen, damit
sie wirklich stark belastet werden. Gar kein Problem.
Dass die Affäre im Frühjahr an den Haaren herbeigezogen war, dass man
dem Kommandanten gegenüber schlicht ungerecht war, alles keine Frage.
Aber die Hoffnung, dadurch wenigstens einen alten Zopf abschneiden zu
können, ist nun wohl zunichte gemacht. Und das ist schade.
Das sage ich als Reserveoffizier der Marine *und* als Steuerzahler.
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"When you have eliminated all which is impossible,
then whatever remains, however improbable, must be
the truth." Doyle's Law