Discussion:
Anrede für Bedienung in Restaurant oder Kneipe, und Anrede allgemein
(zu alt für eine Antwort)
Ralf Joerres
2018-07-10 10:44:26 UTC
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Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht. Da zeigt sich wieder mal,
dass wir eigentlich einen dringenden Bedarf nach einem neutralen
Anredewort haben, wie die französischen 'Monsieur' und 'Madame'.
Ich kann ja kaum den Kellner mit einem jovial gemeinten 'hallo
Sportsfreund' herbeirufen. Und unsere auch nicht sehr gelungenen
Verlegenheitslösungen 'junger Mann' bzw. 'junge Frau' kommen im
Restaurant je nachdem noch deplatzierter rüber.

Das ist auch ein interessantes Phänomen, dass sich nicht beliebige
Personenbezeichnungen als Anredewörter eignen. Meinen DaF-Schülern
versuche ich beizubringen, dass die Anrede 'Lehrer' ohne 'Herr' davor
unhöflich und mit 'Herr' ebenfalls nicht üblich ist, was in ihren
Herkunftssprachen jedoch teilweise geht, so sagen sie zumindest.
Wenn man im Deutschen ins saloppe Register schwenkt, kann man zwar
sagen 'hey Cowboy', aber nicht 'hey, Verkäufer' oder 'hallo Mitmensch'.
Was mir da gerade so eingefallen war, hatte ich mal in
https://www.openthesaurus.de/synonyme/edit/948 zusammengestellt, ist
ne seltsame Mischung, und es gibt sicherlich noch mehr. Weibliche
und Plural-Anreden sind da als Assoziationen verlinkt.

Noch ne Schublade tiefer gibt's dann 'ey du da' oder 'hey Sie da vorne'.
Bei uns im Ruhrgebiet haben wir den Anrede-Akkusativ 'ey, Kurzen,
komma hier!' - wie ja auch den prädikativen Akkusativ 'ich weiß, du
bissen Töften, abber dat hättße dir gezz sparn könn.' Im Germanistik-
Seminar in Bochum sagte mal einer 'wat so'n richtigen Ruhrgebietsmensch
is...' - großer Lacherfolg, dabei sprach der Jung nur so, wie alle hier
aus der Gegend. Der Akkusativ ist ja hier so'ne Art Obliquus und steht
oft auch für den Dativ: Hey, Sie da mitte fettige Haare. Stirbt langsam
aus, ich hör's nur noch selten, von deutschen Unterschichtlern.

Gruß Ralf Joerres
Detlef Meißner
2018-07-10 10:49:30 UTC
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Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Bedienung!
--
Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der
Persönlichkeit. (Mark Twain)
Matthias Opatz
2018-07-10 11:41:52 UTC
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Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Bedienung!
Wirtschaft!

Aber im Ernst:
Das ist veraltet oder zumindest salopp (also geht nicht überall).

Matthias
Detlef Meißner
2018-07-10 12:15:31 UTC
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Post by Matthias Opatz
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Bedienung!
Wirtschaft!
Das ist veraltet oder zumindest salopp (also geht nicht überall).
Natürlich nicht.
Was geht schon überall?

Wo ich ständig verkehre, flüstere ich nur "Herr Ober!" oder "Anton!",
aber meist steht er direkt neben mir und liest mir meine Wünsche von
den Augen ab: "Der Herr wollen bezahlen?" ;-)

Detlef
--
Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der
Persönlichkeit. (Mark Twain)
Martin Gerdes
2018-07-11 10:05:17 UTC
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Post by Matthias Opatz
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Bedienung!
Wirtschaft!
Das ist veraltet oder zumindest salopp (also geht nicht überall).
Dort, wo man nicht nach der Bedienung rufen sollte, sollte man dieselbe
auch nicht rufen müssen (sondern sie sollte von sich aus kommen und
fragen, ob alles recht sei).
Heinz Lohmann
2018-07-11 15:51:10 UTC
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Post by Matthias Opatz
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Bedienung!
Wirtschaft!
Das ist veraltet oder zumindest salopp (also geht nicht überall).
Vorschalg: Ein freundliches "Entschuldigung"!

1. Entschuldigung! Ich möchte gern bestellen.

Passt auch in anderen Situationen, wo man eine unbekannte Person
ansprechen will:
2. Entschuldigung, könnten Sie mir sagen, ...?

Oder bin ich altmodisch?
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Erik Meltzer
2018-07-12 08:19:35 UTC
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Moin!
Post by Heinz Lohmann
Oder bin ich altmodisch?
Den Reaktionen hierzuthread entnehme ich: ja, Du bist
altmodisch. Auf eine sehr erfrischende Art und Weise.

Liebe Grüße,
Ermel.
--
Nach 10 Jahren oder so zurück im Usenet.
Schmeckt wie früher.
Ralf Joerres
2018-07-10 12:37:06 UTC
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Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Bedienung!
Charmant wie'n sack Zement. Aber so kennen und lieben wir Dich!

Gruß Ralf Joerres
Detlef Meißner
2018-07-10 14:03:02 UTC
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Post by Ralf Joerres
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Bedienung!
Charmant wie'n sack Zement. Aber so kennen und lieben wir Dich!
Bin ich hier, um charmant zu sein?

Detlef
--
Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der
Persönlichkeit. (Mark Twain)
Ralf Joerres
2018-07-10 20:37:17 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Bedienung!
Charmant wie'n sack Zement. Aber so kennen und lieben wir Dich!
Bin ich hier, um charmant zu sein?
Ja Du nicht, da müsstest Du schon knüppeldick auftragen - lass es lieber.

Ralf Joerres
Detlef Meißner
2018-07-10 22:19:09 UTC
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Post by Ralf Joerres
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Bedienung!
Charmant wie'n sack Zement. Aber so kennen und lieben wir Dich!
Bin ich hier, um charmant zu sein?
Ja Du nicht, da müsstest Du schon knüppeldick auftragen - lass es lieber.
Ich hatte auch nichts anderes vor.

Detlef
--
Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der
Persönlichkeit. (Mark Twain)
Mark Obrembalski
2018-07-11 23:03:40 UTC
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Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Charmant wie'n sack Zement. Aber so kennen und lieben wir Dich!
Bin ich hier, um charmant zu sein?
Nö, wohl nicht. Du dürftest aber. Hier im Usenet geht es ganz gut auch
ohne Charmieren, in der großen Welt draußen könnte das aber wichtig
werden.

Gruß,
Mark
Detlef Meißner
2018-07-12 10:21:07 UTC
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Post by Mark Obrembalski
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Charmant wie'n sack Zement. Aber so kennen und lieben wir Dich!
Bin ich hier, um charmant zu sein?
Nö, wohl nicht. Du dürftest aber.
Manchen gefällt das wohl. Habe wir es hier überwiegend mit Weibchen zu
tun?
Post by Mark Obrembalski
Hier im Usenet geht es ganz gut auch ohne Charmieren,
Eben.
Post by Mark Obrembalski
in der großen Welt draußen könnte das aber wichtig werden.
Was willst du konkret damit sagen?

Detlef
--
Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der
Persönlichkeit. (Mark Twain)
Weinbischof Rote Traube
2018-07-10 18:18:02 UTC
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Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Bedienung!
So hätte das das "Ekel Alfred" gemacht.

Wie haben es "Die Zwei" gehandhabt?

W.
Christina Kunze
2018-07-10 11:26:19 UTC
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Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht. Da zeigt sich wieder mal,
dass wir eigentlich einen dringenden Bedarf nach einem neutralen
Anredewort haben, wie die französischen 'Monsieur' und 'Madame'.
Ich kann ja kaum den Kellner mit einem jovial gemeinten 'hallo
Sportsfreund' herbeirufen. Und unsere auch nicht sehr gelungenen
Verlegenheitslösungen 'junger Mann' bzw. 'junge Frau' kommen im
Restaurant je nachdem noch deplatzierter rüber.
Wenn wir schon was Neues finden müssen, dann könnte das doch auch gleich
etwas Genderneutrales sein. Denn was, wenn ich von weitem nicht sehe, ob
es ein Kellner oder eine Kellnerin ist? (Da fällt mir ein: "Bedienung!"
habe ich auch schon gehört.)
Post by Ralf Joerres
Das ist auch ein interessantes Phänomen, dass sich nicht beliebige
Personenbezeichnungen als Anredewörter eignen. Meinen DaF-Schülern
versuche ich beizubringen, dass die Anrede 'Lehrer' ohne 'Herr' davor
unhöflich und mit 'Herr' ebenfalls nicht üblich ist, was in ihren
Herkunftssprachen jedoch teilweise geht, so sagen sie zumindest.
Kann ich verstehen.
Wir sagen ja auch "Herr Doktor" und "Herr Professor" - wieso soll dann
gerade "Herr Lehrer" nicht gehen?

Von den bereits vorhandenen Möglichkeiten kommt mir "Hallo!!!" ziemlich
gebräuchlich vor.
Ich mache im Restaurant eher durch eine Geste auf mich aufmerksam.

chr
Matthias Opatz
2018-07-10 11:45:35 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Wenn wir schon was Neues finden müssen, dann könnte das doch auch gleich
etwas Genderneutrales sein.
"Service!"?

Matthias
Detlef Meißner
2018-07-10 12:16:51 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Post by Christina Kunze
Wenn wir schon was Neues finden müssen, dann könnte das doch auch gleich
etwas Genderneutrales sein.
"Service!"?
Aha, international für "Bedienung!"

Detlef,
der bei Service mehr an Toilettenservice denkt.
--
Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der
Persönlichkeit. (Mark Twain)
Klaus Dahlwitz
2018-07-11 04:29:56 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Post by Matthias Opatz
Post by Christina Kunze
Wenn wir schon was Neues finden müssen, dann könnte das doch auch
gleich etwas Genderneutrales sein.
"Service!"?
Aha, international für "Bedienung!"
Detlef,
der bei Service mehr an Toilettenservice denkt.
Andere mehr an Essen und Trinken:
<https://de.wikipedia.org/wiki/Essgeschirr#Service>

Kl-"in 1 Stunde gips hier Frühstück"-aus
--
Ich bin ein Palindrom
Ralf Joerres
2018-07-10 12:38:34 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Post by Christina Kunze
Wenn wir schon was Neues finden müssen, dann könnte das doch auch gleich
etwas Genderneutrales sein.
"Service!"?
Auszusprechen wie bei 'Kaffee-Särrwieß'?

Ralf Joerres
Andreas Karrer
2018-07-10 11:55:46 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Von den bereits vorhandenen Möglichkeiten kommt mir "Hallo!!!" ziemlich
gebräuchlich vor.
Mir auch. Aber einmal kam die gehässige Reaktion "Hier arbeitet
keiner, der Hallo heisst!" zurück.

Nungut, München, ca. 1990, muss Föhn gewesen sein, da sind die
Bayern noch grantiger als sonst.

- Andi
Matthias Opatz
2018-07-10 12:10:21 UTC
Permalink
Post by Andreas Karrer
Post by Christina Kunze
Von den bereits vorhandenen Möglichkeiten kommt mir "Hallo!!!" ziemlich
gebräuchlich vor.
Mir auch. Aber einmal kam die gehässige Reaktion "Hier arbeitet
keiner, der Hallo heisst!" zurück.
Gegen "Junger Mann!" und "Junge Frau!" wird zuweilen polemisiert, aber
man sollte einem DaF-Schüler ruhig sagen, das das absolut üblich und auch
überwiegend akzeptiert ist.

Man kann das "jung" ungeachtet des Alters des Angesprochenen einfach
als Höflichkeitsphrase einordnen, so wie das "gut" in "Guten Morgen!"
(den man nicht jedem tatsächlich wünschen mag) oder das "freundlich"
in "Mit freundlichen Grüßen" (auch unter einer heftigen Beschwerde).

Matthias
Matthias Opatz
2018-07-10 12:13:34 UTC
Permalink
Post by Andreas Karrer
Post by Christina Kunze
Von den bereits vorhandenen Möglichkeiten kommt mir "Hallo!!!" ziemlich
gebräuchlich vor.
Mir auch. Aber einmal kam die gehässige Reaktion "Hier arbeitet
keiner, der Hallo heisst!" zurück.
Gegen "Junger Mann!" und "Junge Frau!" wird zuweilen polemisiert, aber
man sollte einem DaF-Schüler ruhig sagen, daß das absolut üblich und auch
überwiegend akzeptiert ist.

Man kann das "jung" ungeachtet des Alters des Angesprochenen einfach
als Höflichkeitsphrase einordnen, so wie das "gut" in "Guten Morgen!"
(den man nicht jedem tatsächlich wünschen mag) oder das "freundlich"
in "Mit freundlichen Grüßen" (auch unter einer heftigen Beschwerde).

Matthias
Martin Gerdes
2018-07-11 10:05:17 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Post by Andreas Karrer
Post by Christina Kunze
Von den bereits vorhandenen Möglichkeiten kommt mir "Hallo!!!" ziemlich
gebräuchlich vor.
Mir auch. Aber einmal kam die gehässige Reaktion "Hier arbeitet
keiner, der Hallo heisst!" zurück.
Gegen "Junger Mann!" und "Junge Frau!" wird zuweilen polemisiert,
Bisweilen frage ich mich, ob ich mich geschmeichelt oder ver*rscht
vorkommen soll, wenn mich einer so anspricht.
Mark Obrembalski
2018-07-11 23:13:28 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Post by Christina Kunze
Von den bereits vorhandenen Möglichkeiten kommt mir "Hallo!!!"
ziemlich gebräuchlich vor.
Mir auch. Aber einmal kam die gehässige Reaktion "Hier arbeitet keiner,
der Hallo heisst!" zurück.
Gegen "Junger Mann!" und "Junge Frau!" wird zuweilen polemisiert, aber
man sollte einem DaF-Schüler ruhig sagen, daß das absolut üblich und
auch überwiegend akzeptiert ist.
Kann man machen, nichts verkehrt daran. Aber wenn jemand auf ein
einfaches "Hallo" - das heißt ja nur, dass man auf sich aufmerksam machen
möchte, Höflichkeiten kann man dann auch noch austauschen, mit eindeutig
ablehnenden Phrasen antwortet, dann würde ich daraus auch schließen, dass
er mich hier nicht haben will. Und bei jemandem, der gerade in den Laden,
das Restaurant oder sonstwohin gekommen ist und sich einigermaßen nach
den dort geltenden Regeln benimmt, ist das eben nicht akzeptabel.

Gruß,
Mark
Post by Matthias Opatz
Man kann das "jung" ungeachtet des Alters des Angesprochenen einfach als
Höflichkeitsphrase einordnen, so wie das "gut" in "Guten Morgen!"
(den man nicht jedem tatsächlich wünschen mag) oder das "freundlich"
in "Mit freundlichen Grüßen" (auch unter einer heftigen Beschwerde).
Matthias
Quinn C
2018-07-10 17:04:41 UTC
Permalink
Post by Andreas Karrer
Post by Christina Kunze
Von den bereits vorhandenen Möglichkeiten kommt mir "Hallo!!!" ziemlich
gebräuchlich vor.
Mir auch. Aber einmal kam die gehässige Reaktion "Hier arbeitet
keiner, der Hallo heisst!" zurück.
Nungut, München, ca. 1990, muss Föhn gewesen sein, da sind die
Bayern noch grantiger als sonst.
Und da erwarten sie, daß man das Personal beim Namen kennt?
--
GUGELFAHRT, f., mutwilliges treiben, lärmende lustbarkeit
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Florian Ritter
2018-07-16 12:33:39 UTC
Permalink
Post by Andreas Karrer
Post by Christina Kunze
Von den bereits vorhandenen Möglichkeiten kommt mir "Hallo!!!" ziemlich
gebräuchlich vor.
Mir auch. Aber einmal kam die gehässige Reaktion "Hier arbeitet
keiner, der Hallo heisst!" zurück.
Nungut, München, ca. 1990, muss Föhn gewesen sein, da sind die
Bayern noch grantiger als sonst.
Solltest mal das Servierpersonal in Berliner Restaurants
in Aktion sehen, da wächst der Kategorie Erlebnisgastronomie
eine neue Dimension zu.

Kann man in der Schweiz noch nach der Saaltochter verlangen?

FR
Matthias Opatz
2018-07-10 11:51:07 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht. Da zeigt sich wieder mal,
dass wir eigentlich einen dringenden Bedarf nach einem neutralen
Anredewort haben, wie die französischen 'Monsieur' und 'Madame'.
Die hochsprachliche Entsprechung ist "Mein Herr!" bzw. "Meine Dame!".
Das gilt aber heute als gehoben (und im täglichen Umgang als veraltet).
Post by Ralf Joerres
Das ist auch ein interessantes Phänomen, dass sich nicht beliebige
Personenbezeichnungen als Anredewörter eignen. Meinen DaF-Schülern
versuche ich beizubringen, dass die Anrede 'Lehrer' ohne 'Herr' davor
unhöflich und mit 'Herr' ebenfalls nicht üblich ist
Das empfinde ich nicht so. Ich halte Herr Lehrer, Frau Doktor (ohne -in)
oder Herr Pfarrer für unauffällig.
Post by Ralf Joerres
was in ihren
Herkunftssprachen jedoch teilweise geht, so sagen sie zumindest.
Wenn man im Deutschen ins saloppe Register schwenkt, kann man zwar
sagen 'hey Cowboy', aber nicht 'hey, Verkäufer' oder 'hallo Mitmensch'.
In vielen Dienstleistungsberufen tragen die Beschäftigten Namensschilder,
da geht einfach Herr oder Frau Sowieso.

Aber im Lokal muß man ja erst rufen, ehe man das Schild sehen kann.

Matthias
Ralf Joerres
2018-07-10 12:40:09 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht. Da zeigt sich wieder mal,
dass wir eigentlich einen dringenden Bedarf nach einem neutralen
Anredewort haben, wie die französischen 'Monsieur' und 'Madame'.
Die hochsprachliche Entsprechung ist "Mein Herr!" bzw. "Meine Dame!".
Das gilt aber heute als gehoben (und im täglichen Umgang als veraltet).
Post by Ralf Joerres
Das ist auch ein interessantes Phänomen, dass sich nicht beliebige
Personenbezeichnungen als Anredewörter eignen. Meinen DaF-Schülern
versuche ich beizubringen, dass die Anrede 'Lehrer' ohne 'Herr' davor
unhöflich und mit 'Herr' ebenfalls nicht üblich ist
Das empfinde ich nicht so. Ich halte Herr Lehrer, Frau Doktor (ohne -in)
oder Herr Pfarrer für unauffällig.
Post by Ralf Joerres
was in ihren
Herkunftssprachen jedoch teilweise geht, so sagen sie zumindest.
Wenn man im Deutschen ins saloppe Register schwenkt, kann man zwar
sagen 'hey Cowboy', aber nicht 'hey, Verkäufer' oder 'hallo Mitmensch'.
In vielen Dienstleistungsberufen tragen die Beschäftigten Namensschilder,
da geht einfach Herr oder Frau Sowieso.
Aber im Lokal muß man ja erst rufen, ehe man das Schild sehen kann.
Woll'n ma soo saagn: Den Fall meinte ich eigentlich auch.

Ralf Joerres
Erik Meltzer
2018-07-10 13:10:49 UTC
Permalink
Moin!
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Wenn einen Kellner/eine Kellnerin laut herbeigerufen wird,
empfinde ich das eigentlich immer als einen Fauxpas --
entweder vom Rufenden, der sich nicht aufs Herstellen von
Blickkontakt mit anschließender kleiner Geste (aufzeigender
Zeigefinger, aber nicht über dem Kopf wie in der Schule,
sondern dezent; zum Bezahlen auch die bekannte Geste mit
Daumen und Zeigefinger) versteht und/oder sich für wichtig
hält, oder eben von der Bedienung, die solche Versuche
allzu penetrant ignoriert.

Und selbst im letzteren Falle würde ich eher zum Tresen
gehen und in normalem Tonfall fragen, ob ich denn bitte mal
bestellen/bezahlen dürfe, als durchs Lokal zu rufen.

Liebe Grüße,
Ermel.
--
Nach 10 Jahren oder so zurück im Usenet.
Schmeckt wie früher.
Ralf Joerres
2018-07-10 21:01:40 UTC
Permalink
Post by Erik Meltzer
Moin!
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Wenn einen Kellner/eine Kellnerin laut herbeigerufen wird,
empfinde ich das eigentlich immer als einen Fauxpas --
entweder vom Rufenden, der sich nicht aufs Herstellen von
Blickkontakt mit anschließender kleiner Geste (aufzeigender
Zeigefinger, aber nicht über dem Kopf wie in der Schule,
sondern dezent; zum Bezahlen auch die bekannte Geste mit
Daumen und Zeigefinger) versteht und/oder sich für wichtig
hält, oder eben von der Bedienung, die solche Versuche
allzu penetrant ignoriert.
Das ist aber jetzt recht mutwillig interpretiert. Manche Serviermamsells
haben es in der Kunstfertigkeit geflissentlichen Übersehens recht weit
gebracht, und wieso sollte ein halblautes 'ehh, Frollein bitte' da
fehl am Platz sein - bis auf den Punkt, dass das Wort unpassend und tabu
ist und ein anderes nicht vorhanden. Wieso man auch nicht mehr 'Herr Ober'
sagt, ist mir allerdings ein Rätsel.

Manchmal möchte man auch flott bezahlen oder fühlt sich von der Bedienung
vergessen, es gibt genug Situationen, in denen eine Möglichkeit, die
Aufmerksamkeit des Personals auf unspektakuläre Weise sich zu ziehen,
sehr kommod wäre. Mit allem außer 'hallo' - und sogar damit, wie wir lasen -
kann man jedoch Unwillen erregen, und 'Entschuldigung' fände ich auch nicht
situationsgerecht: Wieso soll der Gast sich entschuldigen, wenn er der
dafür zuständigen Person seine Wünsche vorträgt? Ich sag auf der Post
ja auch nicht 'Entschuldigen Sie, ich möchte gerne zwei Briefmarken.'
Post by Erik Meltzer
Und selbst im letzteren Falle würde ich eher zum Tresen
gehen und in normalem Tonfall fragen, ob ich denn bitte mal
bestellen/bezahlen dürfe, als durchs Lokal zu rufen.
Ja, das machen ja wohl viele, jedenfalls ich. Das geschieht dann in
Situationen, in denen die Bedienung den Gästen entweder nicht die
Aufmerksamkeit schenkt, die sie erwarten dürfen, oder in denen am
Personal gespart wird, so dass die Aufwartungen im Dauerlauf erledigt
werden müssen.

Gruß Ralf Joerres
Helmut Richter
2018-07-10 21:14:02 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Manchmal möchte man auch flott bezahlen oder fühlt sich von der Bedienung
vergessen, es gibt genug Situationen, in denen eine Möglichkeit, die
Aufmerksamkeit des Personals auf unspektakuläre Weise sich zu ziehen,
sehr kommod wäre. Mit allem außer 'hallo' - und sogar damit, wie wir lasen -
kann man jedoch Unwillen erregen, und 'Entschuldigung' fände ich auch nicht
situationsgerecht: Wieso soll der Gast sich entschuldigen, wenn er der
dafür zuständigen Person seine Wünsche vorträgt? Ich sag auf der Post
ja auch nicht 'Entschuldigen Sie, ich möchte gerne zwei Briefmarken.'
Außer in Sachsen, wo man sich gerne entschuldigt und – noch wichtiger –
das auslösende Missgeschick erklärt. Dort wäre in etwa angebracht:

„Se wern entschuldschn, i gann wo nisch bei Ihnn zwee Briefmargn goofen,
meine zu Hause sin nämlisch alle.“
--
Helmut Richter
Werner Flügel
2018-07-12 06:45:19 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
„Se wern entschuldschn, i gann wo nisch bei Ihnn zwee Briefmargn goofen,
^^
s/i/isch/
Post by Helmut Richter
meine zu Hause sin nämlisch alle.“
^^^^^^^^

s/zu Hause/dorheeme/

Gruß

Werner, zwangssaxifiziert :)
Helmut Richter
2018-07-12 08:33:03 UTC
Permalink
Post by Werner Flügel
Post by Helmut Richter
„Se wern entschuldschn, i gann wo nisch bei Ihnn zwee Briefmargn goofen,
^^
s/i/isch/
Das war ein Tippfehler, kein Sprachfehler.
Post by Werner Flügel
Post by Helmut Richter
meine zu Hause sin nämlisch alle.“
^^^^^^^^
s/zu Hause/dorheeme/
Das ist wohl regional verschieden. In meiner Familie (alle Leipzig) hieß
das "zu Hause", genauer "ze Hause".
--
Helmut Richter
Detlef Meißner
2018-07-10 22:21:10 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Ich sag auf der Post
ja auch nicht 'Entschuldigen Sie, ich möchte gerne zwei Briefmarken.'
Also, früher, wenn sich der Schalterbeamte gerade im Tiefschlaf befand,
...

Detlef
--
Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der
Persönlichkeit. (Mark Twain)
Erik Meltzer
2018-07-11 05:49:54 UTC
Permalink
Moin!
Post by Erik Meltzer
Wenn einen Kellner/eine Kellnerin laut herbeigerufen wird,
empfinde ich das eigentlich immer als einen Fauxpas --
entweder vom Rufenden, der sich nicht aufs Herstellen von
Blickkontakt mit anschließender kleiner Geste (aufzeigender
Zeigefinger, aber nicht über dem Kopf wie in der Schule,
sondern dezent; zum Bezahlen auch die bekannte Geste mit
Daumen und Zeigefinger) versteht und/oder sich für wichtig
hält, oder eben von der Bedienung, die solche Versuche
allzu penetrant ignoriert.
Das ist aber jetzt recht mutwillig interpretiert. [...] > es gibt genug Situationen, in denen eine Möglichkeit, die
Aufmerksamkeit des Personals auf unspektakuläre Weise sich zu ziehen,
sehr kommod wäre.
Mutwillig interpretierst aber eher Du, denn Du hast anscheinend
Post by Erik Meltzer
Wenn einen Kellner/eine Kellnerin laut herbeigerufen wird,
empfinde ich das eigentlich immer als einen Fauxpas --
entweder vom Rufenden [...] oder eben von der Bedienung, die
solche Versuche allzu penetrant ignoriert.
HTH und liebe Grüße,
Ermel.
--
Nach 10 Jahren oder so zurück im Usenet.
Schmeckt wie früher.
Martin Gerdes
2018-07-11 10:05:18 UTC
Permalink
Post by Erik Meltzer
Wenn einen Kellner/eine Kellnerin laut herbeigerufen wird,
empfinde ich das eigentlich immer als einen Fauxpas
Fast immer.

Schließlich kommt ja auch der Fall vor, daß die Bedienkraft am
Nebentisch war und sich gerade zum Gehen wendet. Sich in dieser
Situation akustisch bemerkbar zu machen bedarf dann keiner unziemlichen
Lautstärke.
Erik Meltzer
2018-07-11 10:23:50 UTC
Permalink
Moin!
Post by Martin Gerdes
Post by Erik Meltzer
Wenn einen Kellner/eine Kellnerin laut herbeigerufen wird,
^^^^
Post by Martin Gerdes
Post by Erik Meltzer
empfinde ich das eigentlich immer als einen Fauxpas
Fast immer.
Schließlich kommt ja auch der Fall vor, daß die Bedienkraft am
Nebentisch war und sich gerade zum Gehen wendet. Sich in dieser
Situation akustisch bemerkbar zu machen bedarf dann keiner unziemlichen
Lautstärke.
Genau. Ein in normaler Gesprächslautstärke gesagtes "Dürfen
wir dann auch bitte zahlen?" o.ä. ist selbstverständlich okay.
Da braucht man dann aber auch keine Anrede für, ein einleitendes
"Entschuldigung?" reicht völlig, wenn man überhaupt sowas
braucht.

Liebe Grüße,
Ermel.
--
Nach 10 Jahren oder so zurück im Usenet.
Schmeckt wie früher.
Peter Blancke
2018-07-11 10:40:59 UTC
Permalink
Ein in normaler Gesprächslautstärke gesagtes "Dürfen wir dann auch
bitte zahlen?" o.ä. ist selbstverständlich okay. Da braucht man
dann aber auch keine Anrede für, ein einleitendes
"Entschuldigung?" reicht völlig,
Fuer was wird sich denn da entschuldigt? Kann man sich ueberhaupt
selber entschuldigen? Kann man nicht allenfalls um Entschuldigung
bitten? Doch wofuer in diesem Fall?
wenn man überhaupt sowas braucht.
So etwas braucht man nicht. Man bittet um Entschuldigung, wenn eine
Schuld vorliegt. Eine selbstverschuldete Schuld.

Grusz,

Peter Blancke
--
Hoc est enim verbum meum!
Martin Udelhoven
2018-07-11 11:09:18 UTC
Permalink
Post by Peter Blancke
Ein in normaler Gesprächslautstärke gesagtes "Dürfen wir dann auch
bitte zahlen?" o.ä. ist selbstverständlich okay. Da braucht man
dann aber auch keine Anrede für, ein einleitendes
"Entschuldigung?" reicht völlig,
Fuer was wird sich denn da entschuldigt?
Für die Störung natürlich. Und sei es auch die Störung beim Nichtstun.
Und da dies eine lässliche Schuld ist, darf man sich durch diese gängige
Floskel eben auch gleich selbst entschuldigen.
Früher sogar beim Verlassen einer Runde: "Sie entschuldigen mich?" Das Ja
wird wie selbstverständlich angenommen.

Martin
Erik Meltzer
2018-07-11 11:19:40 UTC
Permalink
Moin!
Post by Peter Blancke
Ein in normaler Gesprächslautstärke gesagtes "Dürfen wir dann auch
bitte zahlen?" o.ä. ist selbstverständlich okay. Da braucht man
dann aber auch keine Anrede für, ein einleitendes
"Entschuldigung?" reicht völlig,
Fuer was wird sich denn da entschuldigt? Kann man sich ueberhaupt
selber entschuldigen? Kann man nicht allenfalls um Entschuldigung
bitten? Doch wofuer in diesem Fall?
Für die Störung?

Ich finde "Entschuldigung?" in der Bedeutung von "Ich brauche
mal Ihre Aufmerksamkeit" in Restaurants/Geschäften u.ä. völlig
okay. Es mag manchmal etwas übertrieben höflich erscheinen,
sich dafür zu entschuldigen, daß man die Zeit von jemandem
beansprucht, dessen Job genau das ist -- aber übertriebene
Höflichkeit schadet selten, wenn sie nicht als unehrlich
verstanden wird, und diese Gefahr sehe ich in diesem Fall nicht.

Liebe Grüße,
Ermel.
--
Nach 10 Jahren oder so zurück im Usenet.
Schmeckt wie früher.
Bertel Lund Hansen
2018-07-14 08:52:49 UTC
Permalink
Post by Peter Blancke
Ein in normaler Gesprächslautstärke gesagtes "Dürfen wir dann auch
bitte zahlen?" o.ä. ist selbstverständlich okay. Da braucht man
dann aber auch keine Anrede für, ein einleitendes
"Entschuldigung?" reicht völlig,
Fuer was wird sich denn da entschuldigt?
Dafür dass man die Person stört.
Post by Peter Blancke
Kann man sich ueberhaupt selber entschuldigen?
Ja, heute kann man. Dänen, die 100 Jahre alt sind, könnten sich
vielleicht bei einem solchen (entsprechenden) Ausdruck beleidigt
fühlen und mit "Sie können um Entschuldigung bitten" reagieren,
aber die Bedeutung von "undskyld/entschuldigung" ist seit langem
geändert.
Post by Peter Blancke
So etwas braucht man nicht. Man bittet um Entschuldigung, wenn eine
Schuld vorliegt.
Sie vorliegt auch hier, wie schon erklärt.
--
/Bertel - aus Dänemark
Mark Obrembalski
2018-07-11 23:30:14 UTC
Permalink
Wenn einen Kellner/eine Kellnerin laut herbeigerufen wird, empfinde ich
das eigentlich immer als einen Fauxpas
Nein, das kommt doch sehr auf die Situation an. Mancherorts ist das ein
Fauxpas, in anderen aber der Normalfall, wo der Kellner oder die
Kellnerin gar nicht auf die Idee käme, dass sie/er gefragt sein sollte,
wenn niemand erkennbar ruft. Oder das sogar unangemessen fände - als
Bedienung folgt man eben den Bestellungen der Gäste, und wenn die
anscheinend unter sich bleiben wollen, wäre es geradezu unverschämt, sich
da reinzudrängen. Es kommt also auf die weiteren Umstände an.
Bezahlen auch die bekannte Geste mit Daumen
und Zeigefinger) versteht und/oder sich für wichtig hält, oder eben von
der Bedienung, die solche Versuche allzu penetrant ignoriert.
Und selbst im letzteren Falle würde ich eher zum Tresen gehen und in
normalem Tonfall fragen, ob ich denn bitte mal bestellen/bezahlen dürfe,
als durchs Lokal zu rufen.
Normalerweise würde ich das auch so machen. Wenn sie mich auch dann noch
ignorieren oder das anfängliche Ignorieren ständig passiert, würde ich
aber irgendwann auch einfach so gehen. Es ist schon irgendwann deren
Sache, ihre Bezahlung zu kassieren.

Gruß,
Mark
Bertel Lund Hansen
2018-07-14 08:43:09 UTC
Permalink
Post by Erik Meltzer
Wenn einen Kellner/eine Kellnerin laut herbeigerufen wird,
empfinde ich das eigentlich immer als einen Fauxpas --
entweder vom Rufenden, der sich nicht aufs Herstellen von
Blickkontakt mit anschließender kleiner Geste (aufzeigender
Zeigefinger, aber nicht über dem Kopf wie in der Schule,
sondern dezent; zum Bezahlen auch die bekannte Geste mit
Daumen und Zeigefinger) versteht und/oder sich für wichtig
hält, oder eben von der Bedienung, die solche Versuche
allzu penetrant ignoriert.
Und selbst im letzteren Falle würde ich eher zum Tresen
gehen und in normalem Tonfall fragen, ob ich denn bitte mal
bestellen/bezahlen dürfe, als durchs Lokal zu rufen.
Da bin ich derselben Meinung (und wir haben dasselbe Problem auf
Dänisch).

Ein guter Kellner ist übrigens so aufmerksam, dass die Kunden nie
lange warten müssen, ehe er nach ihnen guckt.
--
/Bertel - aus Dänemark
Florian Ritter
2018-07-16 12:52:49 UTC
Permalink
Post by Bertel Lund Hansen
Post by Erik Meltzer
Und selbst im letzteren Falle würde ich eher zum Tresen
gehen und in normalem Tonfall fragen, ob ich denn bitte mal
bestellen/bezahlen dürfe, als durchs Lokal zu rufen.
Da bin ich derselben Meinung (und wir haben dasselbe Problem auf
Dänisch).
Ein guter Kellner ist übrigens so aufmerksam, dass die Kunden nie
lange warten müssen, ehe er nach ihnen guckt.
Solch Personal erinnere ich aus dem Württembergischen
Automobilclub (WAC) in Stuttgart, dort hatte es keine
Kellner, das waren Diener. Die wußten z.B., daß ich zum Spargel
Flädle in unverschämter Menge ästimiere - hatte ich ein Flädle
eingenommen, wurde mir allsogleich ein weiterer vorgelegt.

FR
Frank Hucklenbroich
2018-07-10 14:42:25 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht. Da zeigt sich wieder mal,
dass wir eigentlich einen dringenden Bedarf nach einem neutralen
Anredewort haben, wie die französischen 'Monsieur' und 'Madame'.
Ich kann ja kaum den Kellner mit einem jovial gemeinten 'hallo
Sportsfreund' herbeirufen.
Im Zweifel sage ich freundlich "Hallo, könnten wir bitte die Karte haben?"
oder "Hallo, wir würden gerne bestellen!".

Grüße,

Frank
Florian Ritter
2018-07-16 12:57:40 UTC
Permalink
Post by Frank Hucklenbroich
Post by Ralf Joerres
Ich kann ja kaum den Kellner mit einem jovial gemeinten 'hallo
Sportsfreund' herbeirufen.
Im Zweifel sage ich freundlich "Hallo, könnten wir bitte die Karte haben?"
oder "Hallo, wir würden gerne bestellen!".
Nun, junger Freund, in den von Dir frequentierten Bierschwemmen
mag das auch durchaus angehen - FR
René Marquardt
2018-07-10 16:19:05 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht. Da zeigt sich wieder mal,
dass wir eigentlich einen dringenden Bedarf nach einem neutralen
Anredewort haben, wie die französischen 'Monsieur' und 'Madame'.
Was sich wirklich zeigte, ist, dass ein Bedarf an zuvorkommendem
Bedienungspersonal besteht, und ueberhaupt ein Wandel im deutschen
Restaurationsgewerbe und der Einstellung dem zahlenden Gast gegenueber.

Ansonsten koenntest du eventuell noch das Fingerschnipsen ueben ;)
Matthias Opatz
2018-07-10 22:42:23 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Was sich wirklich zeigte, ist, dass ein Bedarf an zuvorkommendem
Bedienungspersonal besteht
Hierzulande besteht sogar Mangel an Gastropersonal überhaupt
(von geeignetem ganz zu schweigen).

Matthias
René Marquardt
2018-07-10 23:40:33 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Post by René Marquardt
Was sich wirklich zeigte, ist, dass ein Bedarf an zuvorkommendem
Bedienungspersonal besteht
Hierzulande besteht sogar Mangel an Gastropersonal überhaupt
(von geeignetem ganz zu schweigen).
Matthias
Verstehe ich nicht, ihr habt doch jetzt alle diese Fachkräfte geschenkt bekommen...
Weinbischof Rote Traube
2018-07-10 18:15:48 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht. Da zeigt sich wieder mal,
dass wir eigentlich einen dringenden Bedarf nach einem neutralen
Anredewort haben, wie die französischen 'Monsieur' und 'Madame'.
Ich kann ja kaum den Kellner mit einem jovial gemeinten 'hallo
Sportsfreund' herbeirufen. Und unsere auch nicht sehr gelungenen
Verlegenheitslösungen 'junger Mann' bzw. 'junge Frau' kommen im
Restaurant je nachdem noch deplatzierter rüber.
Vermutlich bist Du von der "Generation Kevin", aber bei uns früher in
der güldenen Zeit rief man den Kellner mit "Herr Ober!" und die
Bedienung mit "Frollein!" Ist jetzt sicher alles "nazi" und
"menschenverachtend". Ich mache es jedoch weiter so.

Habe die Ehre!

W.
Toni-Ketzer
2018-07-10 20:01:44 UTC
Permalink
...rief man den Kellner mit "Herr Ober!" und die Bedienung mit "Frollein!
"On"
Wo haben Sie gedient?
Man ruft kein Kellner herbei, sondern komplimentiert ihn unter
bekanntlich demonstrativen Gewaltandrohung. Es tönt: "Herr Oberst,
....., Augen geradeaus". Heute gibt's Spießbraten.
Und die Zeiten wo ein Mädel noch als "Fräulein" galt, sind je nach
Status und Rang sicherlich vorüber. So arm und respektlos die Bundeswehr
geworden ist, tönt es "ach Frohlein"...(schluck, schmatz)....: Bitte
sage mir mal "wie kommt die Fott in dei'Bluß'e?"
--
Toni-Ketzer

Ps.:
"Der Gescheitere gibt nach, ist eine traurige Wahrheit. Sie begründet
die Weltherrschaft der Dummheit".
(Marie v. Ebner-Eschenbach, 1830-1916)
Martin Udelhoven
2018-07-11 08:39:33 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Ich glaube, es war Marlon Brando im "letzten Tango von Paris", der das sehr
einfach löste:

Hinsetzen, Blick in die Runde, zweimal kräftig in die Hände klatschen und
dann "GARCON!"

Etwas feist, aber die Aufmerksamkeit hatte er.


Martin
Bertel Lund Hansen
2018-07-14 08:57:39 UTC
Permalink
Post by Martin Udelhoven
Hinsetzen, Blick in die Runde, zweimal kräftig in die Hände klatschen und
dann "GARCON!"
Damals war "Garçon" ganz üblich. Um das Handeklatschen wiess ich
aber nichts.
--
/Bertel - aus Dänemark
Erik Meltzer
2018-07-14 09:12:37 UTC
Permalink
Moin!
Post by Bertel Lund Hansen
Post by Martin Udelhoven
Hinsetzen, Blick in die Runde, zweimal kräftig in die Hände klatschen und
dann "GARCON!"
Damals war "Garçon" ganz üblich. Um das Handeklatschen wiess ich
aber nichts.
Erinnert an die klassische Szene in "Pulp Fiction" in einem
Diner mit weiblicher Bedienung (mit der bereits zuvor interagiert
wurde):
Er ruft mit ziemlich amerikanischer Aussprache: "Garcon! Kaffee!"
Sie korrigiert lächelnd: "Das heißt 'Garçon'. Und 'Garçon' heißt
'Junge'."

Liebe Grüße,
Ermel.
--
Nach 10 Jahren oder so zurück im Usenet.
Schmeckt wie früher.
Martin Gerdes
2018-07-11 10:05:15 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Da zeigt sich wieder mal, dass wir eigentlich einen dringenden Bedarf
nach einem neutralen Anredewort haben, wie die französischen 'Monsieur'
und 'Madame'.
... und doch hat sich in Jahrhunderten keine solche Formulierung
durchgesetzt.
Post by Ralf Joerres
Ich kann ja kaum den Kellner mit einem jovial gemeinten 'hallo
Sportsfreund' herbeirufen.
Aber mit "Herr Ober?" oder mit "Bedienung".

Das früher übliche "Frollein" geht heute nicht mehr.

Auf ein etwas lauter geäußertes "Entschuldigung!" sollte eine
aufmerksame Bedienkraft aber schon reagieren.
Post by Ralf Joerres
Und unsere auch nicht sehr gelungenen Verlegenheitslösungen
'junger Mann' bzw. 'junge Frau' kommen im Restaurant je nachdem
noch deplatzierter rüber.
Die "junge Frau" reagiert möglicherweise darauf überhaupt nicht.
Post by Ralf Joerres
Das ist auch ein interessantes Phänomen, dass sich nicht beliebige
Personenbezeichnungen als Anredewörter eignen. Meinen DaF-Schülern
versuche ich beizubringen, dass die Anrede 'Lehrer' ohne 'Herr' davor
unhöflich und mit 'Herr' ebenfalls nicht üblich ist, was in ihren
Herkunftssprachen jedoch teilweise geht, so sagen sie zumindest.
"Ist in Ordnung, Chef."
Äh: "... Herr Chef"? Oder wie jetzt?

Nackte Namen gelten auch als unhöflich, was beispielsweise Kutzner
bewußt so einsetzt.
Martin Udelhoven
2018-07-11 10:38:12 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Nackte Namen gelten auch als unhöflich, was beispielsweise Kutzner
bewußt so einsetzt.
In der Anrede ist ein "Müller!" auf jeden Fall unhöflich.
Wie sieht es aber in der dritten Person aus?

Schröder tat dies, Trump jenes; ganz neutrale Formulierungen der
Nachrichten. Nur merkwürdigerweise fast ausnahmslos "Frau Merkel".
Und darüber mokierte sich kürzlich dann tatsächlich eine Frauenbeauftragte
(Quelle weiß ich leider nicht mehr). Im Grunde ja auch folgerichtig.

Martin
Martin Gerdes
2018-07-11 15:05:18 UTC
Permalink
Post by Martin Udelhoven
Post by Martin Gerdes
Nackte Namen gelten auch als unhöflich, was beispielsweise Kutzner
bewußt so einsetzt.
In der Anrede ist ein "Müller!" auf jeden Fall unhöflich.
Wie sieht es aber in der dritten Person aus?
Je nachdem, in vielen Fällen auch.
Post by Martin Udelhoven
Schröder tat dies, Trump jenes; ganz neutrale Formulierungen der
Nachrichten.
Stimmt. Wenn ich darüber nachdenke, drängt sich mir der Eindruck auf,
daß dieses Thema vermutlich komplex ist.
Post by Martin Udelhoven
Nur merkwürdigerweise fast ausnahmslos "Frau Merkel".
Eigentlich nicht, was ihrer Stellung geschuldet sein mag. Von der
Tendenz her wird aber auch über Frauen der Zeitgeschichte eher nicht per
blankem Nachnamen geredet, sondern entweder ein Artikel "die"
davorgesetzt (was ich nicht so schön finde) oder halt der Vorname
dazugegeben, zweiteres m.E. deutlich häufiger als bei Männern. Über
einen Menschen per Vor- plus Nachnamen zu sprechen, empfinde ich als
neutral. In manchen Gegenden spricht man allgemein über Abwesende so.
Post by Martin Udelhoven
Und darüber mokierte sich kürzlich dann tatsächlich eine Frauenbeauftragte
(Quelle weiß ich leider nicht mehr). Im Grunde ja auch folgerichtig.
Sprache ist nicht logisch, sondern praktisch. Oder komisch.

Ich empfände es als unhöflich, wenn einer nach mir fragt: "Ist Gerdes
da?" oder "Gib das bitte dem Gerdes." In einem Sie-Umfeld gehört da ein
"Herr" davor.

In einem Du-Umfeld wären Formulierungen noch unhöflicher, die haben für
mich etwas von Kommiß oder Schule an sich: "Gerdes, halt das mal!"

Auch über einen Anwesenden (oder fast Anwesenden) redet man nicht per
blanken Nachnamen. "Letzte Woche hat Gerdes geschrieben, daß ..."

Warum wird das so empfunden? Keine Ahnung, vermutlich kommt zu einer
gewissen Entpersönlichung (Der Nachname ist weniger persönlich als der
Vorname) ggf. das Fehlen der üblichen Höflichkeitsanrede "Herr" bzw.
"Frau".
Ralf Joerres
2018-07-12 15:23:29 UTC
Permalink
Post by Martin Udelhoven
Post by Martin Gerdes
Nackte Namen gelten auch als unhöflich, was beispielsweise Kutzner
bewußt so einsetzt.
In der Anrede ist ein "Müller!" auf jeden Fall unhöflich.
Nein. Bei einem entspannten Verhältnis kann der Höhergestellte ohne
weiteres sagen 'Müller, komm' Sie mal bitte, ich hätte da was für Sie.'
Auf so ein steifes 'Herr Müller! - Ja bitte, Herr Krause?' haben nicht
alle Teams Lust, ohne sich deswegen gleich zu duzen. Der Untergebene
würde allerdings antworten mit 'ja, Chef, komme sofort', oder eben doch
mit 'sofort, Herr Kullendahl.'

Was die dritte Person angeht, käme ein 'Kollege Siebenhaar' weitaus weniger
scharf herüber. Außerdem duzt man sich hier, und die Vornahmen sind
bekannt, da ist dann der bloße Familienname ein kalkulierter Affront
oder eine Fehleinschätzung des Grads an Saloppheit, der hier hinnehmbar
wäre. Außer mit Ironiesignalen geht das hier nicht, meiner Einschätzung
nach.

Gruß Ralf Joerres
Holger Marzen
2018-07-12 15:32:32 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Martin Udelhoven
Post by Martin Gerdes
Nackte Namen gelten auch als unhöflich, was beispielsweise Kutzner
bewußt so einsetzt.
In der Anrede ist ein "Müller!" auf jeden Fall unhöflich.
Nein. Bei einem entspannten Verhältnis kann der Höhergestellte ohne
weiteres sagen 'Müller, komm' Sie mal bitte, ich hätte da was für Sie.'
Auf so ein steifes 'Herr Müller! - Ja bitte, Herr Krause?' haben nicht
alle Teams Lust, ohne sich deswegen gleich zu duzen. Der Untergebene
würde allerdings antworten mit 'ja, Chef, komme sofort', oder eben doch
mit 'sofort, Herr Kullendahl.'
Die Anrede nur mit dem Nachnamen halte ich für grob unhöflich, sofern
die beiden nicht so gut bekannt sind, dass sie sich auch mal beim
Vornamen anreden und duzen. Wir hatten damals den Running Gag in der
Band, dass wir uns nur mit Nachnamen anredeten, aber wir waren eben
befreundet. Da muss das Verhältnis schon mehr als „entspannt“ sein.
Ralf Joerres
2018-07-14 08:13:59 UTC
Permalink
Post by Holger Marzen
Post by Ralf Joerres
Post by Martin Udelhoven
Post by Martin Gerdes
Nackte Namen gelten auch als unhöflich, was beispielsweise Kutzner
bewußt so einsetzt.
In der Anrede ist ein "Müller!" auf jeden Fall unhöflich.
Nein. Bei einem entspannten Verhältnis kann der Höhergestellte ohne
weiteres sagen 'Müller, komm' Sie mal bitte, ich hätte da was für Sie.'
Auf so ein steifes 'Herr Müller! - Ja bitte, Herr Krause?' haben nicht
alle Teams Lust, ohne sich deswegen gleich zu duzen. Der Untergebene
würde allerdings antworten mit 'ja, Chef, komme sofort', oder eben doch
mit 'sofort, Herr Kullendahl.'
Die Anrede nur mit dem Nachnamen halte ich für grob unhöflich, sofern
die beiden nicht so gut bekannt sind, dass sie sich auch mal beim
Vornamen anreden und duzen. Wir hatten damals den Running Gag in der
Band, dass wir uns nur mit Nachnamen anredeten, aber wir waren eben
befreundet. Da muss das Verhältnis schon mehr als „entspannt“ sein.
Kann sein, und hängt ab von der Bedeutung von 'entspannt' für den
Definierenden. Das wäre eine schöne Aufgabe, sprachlich mal genau und
allgemeingültig zu bestimmen, ab welchem Grad von Vertrautheit man
sich so eine Nachnamen-Anrede leisten kann, ohne Irritationen irgend-
welcher Art auf der Seite des Angeredeten auszulösen. Möglicherweise
fällt das in die Kategorie 'Unwägbarkeiten'.

Gruß Ralf Joerres
Heinz Brückner
2018-07-15 13:04:13 UTC
Permalink
am Sat, 14 Jul 2018 01:13:59 -0700 (PDT) schrieb Ralf Joerres
Post by Ralf Joerres
Das wäre eine schöne Aufgabe, sprachlich mal genau und
allgemeingültig zu bestimmen, ab welchem Grad von Vertrautheit man
sich so eine Nachnamen-Anrede leisten kann, ohne Irritationen irgend-
welcher Art auf der Seite des Angeredeten auszulösen. Möglicherweise
fällt das in die Kategorie 'Unwägbarkeiten'.
Es gibt auch Irritationen bei Danebenstehenden.
In meiner weiland Tanzstunde hatte der Lehrer, der Herr Benkhart,
die Angewohnheit, zur Vorführung einer Tanz-Figur seine Gattin
anzufordern. Mit dem Ruf durch den Saal: "Frau Benkhart, komm amal her!"

Heinz
Florian Ritter
2018-07-16 13:10:26 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Martin Udelhoven
In der Anrede ist ein "Müller!" auf jeden Fall unhöflich.
Nein. Bei einem entspannten Verhältnis kann der Höhergestellte ohne
weiteres sagen 'Müller, komm' Sie mal bitte, ich hätte da was für Sie.'
Auf so ein steifes 'Herr Müller! - Ja bitte, Herr Krause?' haben nicht
alle Teams Lust, ohne sich deswegen gleich zu duzen. Der Untergebene
würde allerdings antworten mit 'ja, Chef, komme sofort', oder eben doch
mit 'sofort, Herr Kullendahl.'
Es sollte sich eigentlich bis in die Prowangs rumgesprochen haben,
daß es "Untergebene" schon seit Jahrzehnten nicht mehr gibt, man hat
nur noch Mitarbeiter - FR
Stefan Ram
2018-07-11 17:25:14 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Normalerweise Blickkontakt mit Handzeichen. Notfalls:
"Herr/Frau Ober!".
Stefan Ram
2018-07-13 17:41:58 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
junge Frau
Heute in der Öffentlichkeit hinter meinem Rücken gehört:

Frauenstimme: So. Dann kommse mal raus, junge Frau!
Kleinmädchenstimme (3½ Jahre geschätzt): Ich /bin/ keine "Frau"!

.
Stefan Ram
2018-07-18 14:03:01 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Frauenstimme: So. Dann kommse mal raus, junge Frau!
Kleinmädchenstimme (3½ Jahre geschätzt): Ich /bin/ keine "Frau"!
Ich hatte mir den Wortlaut kurz danach notiert,
aber komme erst jetzt dazu, die Notiz zu lesen.
Demzufolge muß ich den Text der Frau korrigieren.
Sie sagte nämlich tatsächlich viel kürzer einfach nur:

|Frauenstimme: Kommse raus, junge Frau!

. (Der Text der Kinderstimme war aber richtig.)

Christian Weisgerber
2018-07-13 20:50:33 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Man sucht den Blickkontakt und hebt die Hand. Einen Zahlungswunsch
bringt man zum Ausdruck, indem man die Hand mit dem Portemonnaie
oder der Kreditkarte hebt.

Ich war die letzten paar Tage in Ljubljana, da hat das auch vorzüglich
funktioniert. (Zwischen Wildschweinlendchen, gegrilltem Oktopus, u.a.
bin ich nicht mehr dazu gekommen, ein Fohlensteak zu probieren. *Seufz*
Nächstes Mal.)

Das deutsche Allerweltsansprechwort ist „(En)tschuldigung!“.
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
Heinz Lohmann
2018-07-14 03:48:42 UTC
Permalink
Post by Christian Weisgerber
Das deutsche Allerweltsansprechwort ist „(En)tschuldigung!“.
+1
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Ralf Joerres
2018-07-14 08:07:19 UTC
Permalink
Post by Christian Weisgerber
Das deutsche Allerweltsansprechwort ist „(En)tschuldigung!“.
+1
Meinst Du 1+ (eine Eins plus)?

Ralf Joerres
Thomas Schade
2018-07-14 13:10:58 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Christian Weisgerber
Das deutsche Allerweltsansprechwort ist „(En)tschuldigung!“.
+1
Meinst Du 1+ (eine Eins plus)?
Vermutlich meint er eher, dass er es genauso sieht wie sein Vorredner.


Ciao
Toscha
--
Capitalism: Unequal distribution of wealth.
Communism: Equal distribution of poverty.
Ralf Joerres
2018-07-14 08:28:04 UTC
Permalink
Post by Christian Weisgerber
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Man sucht den Blickkontakt und hebt die Hand. Einen Zahlungswunsch
bringt man zum Ausdruck, indem man die Hand mit dem Portemonnaie
oder der Kreditkarte hebt.
...
Das deutsche Allerweltsansprechwort ist „(En)tschuldigung!“.
Ja. Trotzdem hatte es mich im Unterricht irritiert, mir vorzustellen,
dass ich in einem Lokal kein anderes Wort habe, um die Bedienung anzu-
sprechen, zumal es auf der Ebene der Sprechakte (pragmatisch) unpassend
ist. Warum entschuldigt man sich, wenn man jemanden anspricht? Weil man
in seinen Bewusstseinsstrom eindringt, ihn aus seinen Gedanken reißt,
weil man nicht weiß, ob dieser Kontaktaufnahmeantrag auf Akzeptanz
(schreckliches Wort) trifft. All das passt nicht auf die Situation in
Restaurant oder Kneipe.

Da sind die Franzosen mit ihrem 'Monsieur' oder 'Madame' fein raus.
Die deutsche Sprache hat hier eine Leerstelle, ein Loch im Netz. Unsere
Verlegenheitslösung, jemandem 'junger Mann' / 'junge Frau' hinterher-
rufen zu müssen, zeigt das in aller Deutlichkeit.

Gruß Ralf Joerres
Holger Marzen
2018-07-14 08:29:36 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Christian Weisgerber
Post by Ralf Joerres
Gestern stand ich im Unterricht auf dem Schlauch und wusste nicht,
wie man einen Kellner oder eine weibliche Bedienung in einem Lokal
verbal angemessen auf sich aufmerksam macht.
Man sucht den Blickkontakt und hebt die Hand. Einen Zahlungswunsch
bringt man zum Ausdruck, indem man die Hand mit dem Portemonnaie
oder der Kreditkarte hebt.
...
Das deutsche Allerweltsansprechwort ist „(En)tschuldigung!“.
Ja. Trotzdem hatte es mich im Unterricht irritiert, mir vorzustellen,
dass ich in einem Lokal kein anderes Wort habe, um die Bedienung anzu-
sprechen, zumal es auf der Ebene der Sprechakte (pragmatisch) unpassend
ist. Warum entschuldigt man sich, wenn man jemanden anspricht? Weil man
in seinen Bewusstseinsstrom eindringt, ihn aus seinen Gedanken reißt,
weil man nicht weiß, ob dieser Kontaktaufnahmeantrag auf Akzeptanz
(schreckliches Wort) trifft. All das passt nicht auf die Situation in
Restaurant oder Kneipe.
So ist es. Man will ja nicht etwas von jemandem, der was ganz anderes zu
tun hat, sondern die Bedienung ist genau dazu da.

Daher behelfe ich mir mit „Hallo“, wenn ich keinen Blickkontakt
herstellen kann.
Stefan Ram
2018-07-14 12:37:05 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Da sind die Franzosen mit ihrem 'Monsieur' oder 'Madame' fein raus.
Die deutsche Sprache hat hier eine Leerstelle
Auf deutsch: "Mein Herr" ("Meine Dame").

Aber ein Bediensteter ist kein Herr.
(Eine Bedienstete ist keine Dame.)

Daher: "Ober".
Henning Sponbiel
2018-07-14 18:08:55 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Post by Ralf Joerres
Da sind die Franzosen mit ihrem 'Monsieur' oder 'Madame' fein raus.
Die deutsche Sprache hat hier eine Leerstelle
Auf deutsch: "Mein Herr" ("Meine Dame").
Aber ein Bediensteter ist kein Herr.
(Eine Bedienstete ist keine Dame.)
Daher: "Ober".
Wie bist du denn drauf?

Solch eine Einstellung sollte seit 1918 nicht mehr geben.


Henning
Thomas Hochstein
2018-07-15 20:18:40 UTC
Permalink
Post by Christian Weisgerber
Man sucht den Blickkontakt und hebt die Hand. Einen Zahlungswunsch
bringt man zum Ausdruck, indem man die Hand mit dem Portemonnaie
oder der Kreditkarte hebt.
[...]
Post by Christian Weisgerber
Das deutsche Allerweltsansprechwort ist „(En)tschuldigung!“.
Exakt.

Oder eine Schublade tiefer: "Hallo".
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