Christoph Biedl
2013-03-14 16:35:23 UTC
Vieles bei der Bahn kann man, weiß man um technische und menschliche
Hintergründe, mit wenig gutem Willen verstehen. Eines Rätsel ist
allerdings ungelöst: Warum erwischt es Seltenfahren immer ganz
besonders heftig? Die dann der ganzen Welt erzählen, man hätte es ja
wieder einmal im Guten probiert, und wieder nur bestätigt bekommen,
was für ein inkomptenter Saftladen die Bahn ist, die packen es einfach
nicht.
Meine Zeiten mit der Clubkarte sind schon ein bißchen her, aber eine
deutliche Erfahrung bei etlichen tausend Kilometern pro Monat war:
Natürlich gibt es Fahrten, wo einfach alles schiefgeht. Aber der
Regelfall ist: Züge pünktlich und ruhige Fahrt, sieht man mal von
einigen nicht anschlußrelevanten Verspätungsminuten ab. Und das auch
an den Großkampftagen, ausgenommen nur 673, der ist sonntags
spätestens ab Hannover chronisch verspätet, aber das ist offenbar bei
allen Beteiligten schon gut eingespielt.
Allerdings, der Effekt überlebt die Vielfahrerzeiten nicht. Nach der
Geschichte zu Weihnachten sollte es diesmal von Karlsruhe nach
Oldenburg gehen. Die Verbindung fiel so aus dem Automaten, hat aber
für den Bahnfreund was zu bieten:
Karlsruhe ab 16:00 Gleis 3 ICE 276
Frankfurt(Main) an 17:08 Gleis 8
Frankfurt(Main) ab 17:16 Gleis 1 ICE 776
Oldenburg(O) an 21:15
Mal aufgelöst: Von Gleis 1 in Frankfurt kommt man wohl kaum Richtung
Louisa. Also dürfte es eine Stadtrundfahrt über Niederrad geben, das
erklärt auch die Fahrtzeit von 23 Minuten bis Hanau statt der üblichen
14.
Bonus: Der seltene Linienübergang in Hannover, deshalb dort kein
Umsteigen. Das vermeiden zu können wäre mir ja schon einen Zuschlag
wert (bitte nicht weitersagen).
Allerdings, 276 hat ein Problem. Während sich die Filzlaus an einen
hängt und man sie nicht wieder loswird, hängt dieser Zug ständig
hinter irgendwas anderem; zumindest ist das die einzige Erklärung
dafür, warum immer wieder heruntergebremst, mehrfach auf freier
Strecke angehalten wird. Gut, mal kommt das schon, aber über mehrere
hundert Kilometer, auch auf der Schnellfahrstrecke? Schon merkwürdig.
Ansagen für die immer größer werdende Verspätung gibt es
sicherheitshalber nicht. Ins Reich der Legenden hingegen ist zu
verweisen, daß sich der Triebkopf eins von den legendären Stuttgarter
Fischbrötchen gegeben hätte, schließlich kommt der Zug aus Interlaken
und deshalb nicht über die Schwabenmetropole.
Der Ärger beginnt hinter Mannheim. Bremsung vor Bürstadt, und dann
schleicht es kilometerlang mit 60 bis 80 km/h. Und ab dann
wiederholtes Abbremsen und neu Beschleunigen, alleine zwischen
Groß-Gerau und Stadion dreimal. Was auch immer auf der Strecke
unterwegs ist, es muß verdammt wichtig sein, daß es nicht beiseite
genommen wird.
Vor Frankfurt hat sich dann die Verspätung auf knapp zehn Minuten
aufgeschaukelt, damit ist die Trasse weg, drei Warteminuten in der
Einfahrt wegen nivaugleicher Kreuzung, +14 in der Ankunft.
Was auch weg ist, ist der ICE 776. Ansage: Bis Hanau im Zug bleiben,
dort wird der Anschluß erreicht. Das ist der Vorteil der kürzeren
Fahrzeit; die entfallene Niederrad experience muß man halt
verschmerzen.
Vor Hanau dann die grenzgeniale Ansage, daß es noch keine endgültige
Information für den ICE nach Hannover(!) gäbe, solle man doch bitte
bis Göttingen im Zug bleiben. Ich stelle mir da immer den älteren,
nicht mehr ganz geistig perfekten Opa vor, der mit dieser Information
genau gar nichts anfangen kann. Will sagen, im Parallelunversum hat
mein dreißig oder vierzig Jahre älteres alter ego die Ansage nicht auf
seine Verbindung bezogen und ist, der Ansage in Frankfurt folgend, in
Hanau ausgestiegen. Was dann passierte, ist eine andere Geschichte.
Landung in Hanau auf Gleis 6 (das ist das Richtungsgleis Frankfurt),
was die nächsten Bonusminuten bringt und einen ICE der Gegenrichtung
(vermutlich der verspätete 691) länglich vor dem Bahnhof warten läßt.
Die Reaktion des Zugchefs auf die direkte Ansprache, was nun mit
Oldenburg sei, ist nicht zitatfähig; aber des Umgangs mit zahlenden
Kunden nicht würdig.
Im Hessischen Gebirge wird es nicht wesentlich besser. Schleichfahrt
vor Flieden, zweimal Streckenhalt vor Fulda. Ankunft Fulda +25.
Immerhin hat man Mobiltelefone, um die durch das Personal verursachten
Informationslücken auszugleichen. Ein debx-Regular sucht mir die
Information aus dem Internet (Danke dafür), demnach ist 776 grad
pünktlich vor Kassel. Damit vor uns, unerreichbar, weg.
Auf der Schnellfahrstrecke geht gemütlich zu: 200 km/h zeigt die
interne Anzeige. Mehrfach wird massiv heruntergebremst.
Überraschenderweise macht das die Verspätung nicht noch schlimmer.
Service-Offensive vor Kassel: Erreicht wird noch, so die Ansage, die
Erfurter Bahn nach Erfurt. Da fehlt der Hinweis, daß in Göttingen die
RE Richtung Erfurt/Gera nicht warten wird, Fahrgäste nach
Heiligenstadt, Leinefelde, Mühlhausen also besser hier umsteigen; das
bringt dann nur rund 40 Minuten Verspätung, die Alternative ist zwei
Stunden Zeitverlust in Göttingen.
Dieser RE wird dann vor Göttingen sicherheitshalber gar nicht nicht
mehr angesagt, aber der 776 ... "konnte nicht warten". Jaja. Dafür vor
Göttingen die nächsten drei Minuten Streckenhalt, angeblich wegen
Gleichbelegung - muß echt schwierig sein, den Zug auf das zu der Zeit
ungenutze Nachbargleis 8 zu lotsen. Damit hat der 276 seine 30 Minuten
voll, wie das Drama bis Berlin weiterging, wissen andere.
Und der Ersatzplan ist dann: Zwanzig Minuten auf ICE 70 warten
(eigentlich nicht erwähnenswerte fünf Miese), Umsteigen in Hannover
(da war doch was) und dann IC 2272 nach Oldenburg. Der wartet neben
seiner planmäßigen Wartezeit von über 20 Minuten noch weitere acht auf
Anschlußreisende. Man gönnt es ja den Betroffenen, aber es befördert
den eigenen Zynismus.
Fazit: Wegen drei Minuten, die man bis Hanau den 776 trotz Ansage
nicht ausbremsen konnnte und/oder wegen Verpeilung bei Beteiligten: 67
Minuten Verspätung. Ganze Arbeit.
Hintergründe, mit wenig gutem Willen verstehen. Eines Rätsel ist
allerdings ungelöst: Warum erwischt es Seltenfahren immer ganz
besonders heftig? Die dann der ganzen Welt erzählen, man hätte es ja
wieder einmal im Guten probiert, und wieder nur bestätigt bekommen,
was für ein inkomptenter Saftladen die Bahn ist, die packen es einfach
nicht.
Meine Zeiten mit der Clubkarte sind schon ein bißchen her, aber eine
deutliche Erfahrung bei etlichen tausend Kilometern pro Monat war:
Natürlich gibt es Fahrten, wo einfach alles schiefgeht. Aber der
Regelfall ist: Züge pünktlich und ruhige Fahrt, sieht man mal von
einigen nicht anschlußrelevanten Verspätungsminuten ab. Und das auch
an den Großkampftagen, ausgenommen nur 673, der ist sonntags
spätestens ab Hannover chronisch verspätet, aber das ist offenbar bei
allen Beteiligten schon gut eingespielt.
Allerdings, der Effekt überlebt die Vielfahrerzeiten nicht. Nach der
Geschichte zu Weihnachten sollte es diesmal von Karlsruhe nach
Oldenburg gehen. Die Verbindung fiel so aus dem Automaten, hat aber
für den Bahnfreund was zu bieten:
Karlsruhe ab 16:00 Gleis 3 ICE 276
Frankfurt(Main) an 17:08 Gleis 8
Frankfurt(Main) ab 17:16 Gleis 1 ICE 776
Oldenburg(O) an 21:15
Mal aufgelöst: Von Gleis 1 in Frankfurt kommt man wohl kaum Richtung
Louisa. Also dürfte es eine Stadtrundfahrt über Niederrad geben, das
erklärt auch die Fahrtzeit von 23 Minuten bis Hanau statt der üblichen
14.
Bonus: Der seltene Linienübergang in Hannover, deshalb dort kein
Umsteigen. Das vermeiden zu können wäre mir ja schon einen Zuschlag
wert (bitte nicht weitersagen).
Allerdings, 276 hat ein Problem. Während sich die Filzlaus an einen
hängt und man sie nicht wieder loswird, hängt dieser Zug ständig
hinter irgendwas anderem; zumindest ist das die einzige Erklärung
dafür, warum immer wieder heruntergebremst, mehrfach auf freier
Strecke angehalten wird. Gut, mal kommt das schon, aber über mehrere
hundert Kilometer, auch auf der Schnellfahrstrecke? Schon merkwürdig.
Ansagen für die immer größer werdende Verspätung gibt es
sicherheitshalber nicht. Ins Reich der Legenden hingegen ist zu
verweisen, daß sich der Triebkopf eins von den legendären Stuttgarter
Fischbrötchen gegeben hätte, schließlich kommt der Zug aus Interlaken
und deshalb nicht über die Schwabenmetropole.
Der Ärger beginnt hinter Mannheim. Bremsung vor Bürstadt, und dann
schleicht es kilometerlang mit 60 bis 80 km/h. Und ab dann
wiederholtes Abbremsen und neu Beschleunigen, alleine zwischen
Groß-Gerau und Stadion dreimal. Was auch immer auf der Strecke
unterwegs ist, es muß verdammt wichtig sein, daß es nicht beiseite
genommen wird.
Vor Frankfurt hat sich dann die Verspätung auf knapp zehn Minuten
aufgeschaukelt, damit ist die Trasse weg, drei Warteminuten in der
Einfahrt wegen nivaugleicher Kreuzung, +14 in der Ankunft.
Was auch weg ist, ist der ICE 776. Ansage: Bis Hanau im Zug bleiben,
dort wird der Anschluß erreicht. Das ist der Vorteil der kürzeren
Fahrzeit; die entfallene Niederrad experience muß man halt
verschmerzen.
Vor Hanau dann die grenzgeniale Ansage, daß es noch keine endgültige
Information für den ICE nach Hannover(!) gäbe, solle man doch bitte
bis Göttingen im Zug bleiben. Ich stelle mir da immer den älteren,
nicht mehr ganz geistig perfekten Opa vor, der mit dieser Information
genau gar nichts anfangen kann. Will sagen, im Parallelunversum hat
mein dreißig oder vierzig Jahre älteres alter ego die Ansage nicht auf
seine Verbindung bezogen und ist, der Ansage in Frankfurt folgend, in
Hanau ausgestiegen. Was dann passierte, ist eine andere Geschichte.
Landung in Hanau auf Gleis 6 (das ist das Richtungsgleis Frankfurt),
was die nächsten Bonusminuten bringt und einen ICE der Gegenrichtung
(vermutlich der verspätete 691) länglich vor dem Bahnhof warten läßt.
Die Reaktion des Zugchefs auf die direkte Ansprache, was nun mit
Oldenburg sei, ist nicht zitatfähig; aber des Umgangs mit zahlenden
Kunden nicht würdig.
Im Hessischen Gebirge wird es nicht wesentlich besser. Schleichfahrt
vor Flieden, zweimal Streckenhalt vor Fulda. Ankunft Fulda +25.
Immerhin hat man Mobiltelefone, um die durch das Personal verursachten
Informationslücken auszugleichen. Ein debx-Regular sucht mir die
Information aus dem Internet (Danke dafür), demnach ist 776 grad
pünktlich vor Kassel. Damit vor uns, unerreichbar, weg.
Auf der Schnellfahrstrecke geht gemütlich zu: 200 km/h zeigt die
interne Anzeige. Mehrfach wird massiv heruntergebremst.
Überraschenderweise macht das die Verspätung nicht noch schlimmer.
Service-Offensive vor Kassel: Erreicht wird noch, so die Ansage, die
Erfurter Bahn nach Erfurt. Da fehlt der Hinweis, daß in Göttingen die
RE Richtung Erfurt/Gera nicht warten wird, Fahrgäste nach
Heiligenstadt, Leinefelde, Mühlhausen also besser hier umsteigen; das
bringt dann nur rund 40 Minuten Verspätung, die Alternative ist zwei
Stunden Zeitverlust in Göttingen.
Dieser RE wird dann vor Göttingen sicherheitshalber gar nicht nicht
mehr angesagt, aber der 776 ... "konnte nicht warten". Jaja. Dafür vor
Göttingen die nächsten drei Minuten Streckenhalt, angeblich wegen
Gleichbelegung - muß echt schwierig sein, den Zug auf das zu der Zeit
ungenutze Nachbargleis 8 zu lotsen. Damit hat der 276 seine 30 Minuten
voll, wie das Drama bis Berlin weiterging, wissen andere.
Und der Ersatzplan ist dann: Zwanzig Minuten auf ICE 70 warten
(eigentlich nicht erwähnenswerte fünf Miese), Umsteigen in Hannover
(da war doch was) und dann IC 2272 nach Oldenburg. Der wartet neben
seiner planmäßigen Wartezeit von über 20 Minuten noch weitere acht auf
Anschlußreisende. Man gönnt es ja den Betroffenen, aber es befördert
den eigenen Zynismus.
Fazit: Wegen drei Minuten, die man bis Hanau den 776 trotz Ansage
nicht ausbremsen konnnte und/oder wegen Verpeilung bei Beteiligten: 67
Minuten Verspätung. Ganze Arbeit.