Hola...
Du bist ja richtig in Diskussions Stimmung ;-)
Post by tobiasein beliebtes Thema, immer wieder.
Naja...
Post by tobiasMeine CAD-Künste würde ich eher als
primitiv einordnen. Mit dem Zeichenbrett
angefangen, benutze ich das CAD ähnlich,
abgesehen von spezifischen Unterschieden
in der Methodik.
Also ein richtiger Zeichner wird das immer so machen, wobei die Betonung
auf "Zeichner" liegt. Auch ich bin so einer, ganz getreu dem Motto, was
automatisch geht, geht schnell schief.
Soll heißen, wenn ich mir meinen Schnitt wie am Reißbrett zeichne, muß
ich mir Gedanken machen, geht das automatisch fallen viele Gedanken
Gänge weg, was schnell zu Fehler in der Planung führen kann. Der
Zeichenprozess gehört m.E. unbedingt in die Planungsphase.
Zudem bin ich, bis dato zumindest, der Meinung, daß wenn etwas wirklich
schwierig geht, gerade in der Bauplanung, wenn es sehr detailliert sein
muß (also nicht nur für die 3D Visualisierung), z.B. um ein Problem zu
lösen, es oft notwendig wird vor 3D einen 2D Entwurf zu machen.
So mache ich gerne mal nebenbei Treppendetails und modelliere diese
gleichzeitig bzw. nachträglich zusammen. Eine Modellierung des Geländers
gleich zu Anfang, ohne jegliche 2D "Vorplanung" ist m.E. nicht machbar
bzw. nicht so, daß ich mir hier Zeit oder Arbeit sparen würde.
So zeichne ich am liebsten Grundriß, Schnitt und Ansicht der Treppe,
welche ich dann zum modellieren benutze.
Die 2D-Daten helfen mir so Punkte zu fangen, Höhen zubestimmen etc.
Andersherum, daß mir 3D hilft etwas in 2D zu verstehen ist mir noch nie
untergekommen.
Ausnahme, daß muß ich zugeben, sind Ansichten von Komplexen
Gegenständen, die nicht parallel zur Ansichtsfläche liegen, rund sind
oder viele Schrägen haben, die in die Projektionsebene oder aus ihr
heraus laufen. Nur ist es wirklich leichter sowas komplett in 3D zu
zeichnen um davon eine 2D Ableitung generieren zu lassen? Vorallem unter
Berücksichtigung der Genauigkeit? 1:100 "per Hand" gezeichnet muß nicht
sooo 1000%ig sein oder andersherum, lohnt eine genauere Darstellung,
wenn ich das in 3D modellieren muß, z.B. Dachfläche mit Pfetten,
Schalung, Lattung etc. Ich weiß nicht...
Post by tobiasIch male also 2d, und konstruiere alles andere
daraus auch auf 2d.
Solange das Ergebnis unserer Arbeit 2D sein muß, also Papierpläne lohnt
eigentlich nichts anderes. Das ist lediglich Lobbyismus.
Das wäre anders, wenn man (wink zu Klaus!) mal so ein Modell
holografisch aufs Baugrundstück projeziert und a la Star Treck etc. die
virtuellen Wände nur noch nach mauern müßte bzw. das ganze wie bei CNC
Fräsen automatisiert ablaufen würde.
Ansonsten geht's doch im 3D bloß um:
a) Visualisierung, wenn's denn einer bezahlen will
b) AVA, sofern die Z-Höhe nicht nachträglich eingegeben wird
c) FM, daß m.E. auch ohne 3D auskommt
d) Spielerei ;-)
Post by tobiasIst das inzwischen schon zu primitiv? :-)
Ich frage mich das auch oft, aber ich meine nein!
Frag Dich doch was Du davon hast, wenn Du nun etwas anders machst.
Willst Du jeden Entwurf, anstelle von einfachen Linien gleich im 3D-Raum
eingeben, bzw. jedem Bauteil eine Z-Höhe verleihen?
Also bei meiner Genauigkeit würde ich meine Arbeit da nie fertig
bekommen. Und dann lebt der Zeichner von Änderungen. In 3D,
igittigitt...
Bei unserem Renault Autohaus in Zwickau wurden die Geschoßhöhen und
etliches mehr (Folgeerscheinungen) 3x (!!!) geändert. Ich mußte nur den
Schnitt ziehen/strecken. in 3D hätten wir jedes Bauteil bzw. jeden
Körper
strecken müssen und neue Ableitungen generieren müssen, welche evtl.
noch nachbearbeitet werden müßten. Nein Danke!
Und nach dem Aufwand, was bringt mir das nun für einen Vorteil? Eine
Visualisierung? Die wird zu schlecht bezahlt, um das Modell (also nicht
die 2D Ableitungen) ständig abzuändern. Für AVA? Das geht auch gut mit
2D. Also warum?
Und nicht zu vergessen, daß jemand der für AVA oder FM modelliert, ganz
andere Prioritäten setzt, als jemand der visualisiert, so sind das
eigentlich zwei paar Schuhe, gerade auch hinsichtlich der Datenübergabe
in verschiedene Programme.
So ist ein AVA oder FM Modell evtl. auf Massen beschränkt, während ein
Modell für die Visualisierung Details da braucht wo man Sie später
sieht. Hier brauche ich aber z.B. keine Innenwände, unnötiger Balast
beim rendern etc.
Beim Export von Visualisierungs Modellen ist es auch wichtig zu wissen,
wie es mit der Trennung von Bauteilen, Layern oder Farben ist, um zurück
ins Modellieren zu gehen und später ohne viel Mehraufwand weiterhin die
Texturstrucktur, sprich Materialien im Renderprogramm zu behalten, das
brauche ich in AVA nicht, oder?
Und gerade in der heutigen Zeit meine ich sollte man sich auf die
Anforderung konzentrieren und nicht auf das, was uns die Hersteller
sagen, nämlich daß 3D ja sooo wichtig wäre...
Wenn das so wäre, dann wäre ja auch jeder EFH-Bauherr bereit dafür
richtig was zu blechen und leider ist mir da noch keiner unter gekommen.
Keine 200,- EUR zahlen die für sowas, wenn dann gibst Du dem Bauherrn
sowas gratis mit ;-(
Post by tobiasAls CAD learner by doing, ohne jemals einen
Kurs gemacht zu haben, erhebt sich halt mal
wieder die Frage, was so CAD-mäßig angesagt
ist.
Fortschritt, aber man hört immer wieder ohne wesentliche Neuerungen. Und
ich meine, daß ein AutoCAD R14 User genauso seine Arbeit machen kann,
wie ein AutoCAD 2002 User. Nur Update Verträge etc. drängen die User
auch ohne sehr große Verbesserungen immer die neusten Versionen zu
kaufen, so auch mich.
Schließlich will man auf dem Laufenden bleiben und muß (ich zumindest)
Daten für andere bereitstellen bzw. von anderen lesen können.
Teufelskreis a la Windows ;-)
Post by tobiasMit 2 d hab ich halt den größten Freiraum in
der Darstellung und in der Detaiplanung.
Sehe ich genauso. Das Gehirn kann nicht absolut 3D denken. Wir können
zwar die Breite, Höhe und die Tiefe zusammenfassen, die muß es aber
erstmal geben und deshalb mache ich meine Treppengeländer erst in 2D.
Im übrigen meint man immer 3D wäre gut um Fehler aufzudecken, wenn ich
aber einen Fehler suche, weil ich nun nicht genau weiß, was ich da nun
eigentlich fabriziert habe, sind am Bildschirm so viele Linien, daß ich
das Problem auch nicht sehen kann.
Und selbst wenn, nützt mir ein 3D Ausdruck in einer Besprechung dazu
nichts, weil andere damit nicht klar kommen...
Post by tobiasArbeitet man inzwischen mehr modular, also
z.B. mit automatisch sich einfügenden
Bauteilen, z.B. Fenstern - oder ist meine
Methodik noch "up to date" (ich male die
Fenster selber, zumal ich schon genau die
Rahmenhölzer etc. beim Entwurf festlege,
damit es fürderhin alles gut verwertbar
(Ausführung) ist.
Ich meine ja und das ist leider auch der Trend. Wahrscheinlich auch das
einzigste, wie sich schnelles Zeichnen, parametrische Objekte und
AVA-Informationen vereinen lassen. Aber ich kenne kein System, daß nicht
irgendwann an seine Grenzen stößt.
So ist es in ArchiCAD nicht möglich eine schräge (zum Boden) Wand zu
zeichnen und hier ein (ebenso schräges) Fenster einzusetzen. Die Wand
kann nur gerade sein, sodaß man diese schon nicht als Bauteil einsetzen
kann. Das Fenster einfügen und anschließend drehen geht leider auch
nicht.
In ArCON muß man sich oft Hilfsmittel suchen um Geschoßebenen zu
definieren und in MegaCAD gibt es kein Bauaufsatz für 3D. Zumindest
keinen der funktioniert. Die Firma Wellcome programmiert für einige
namhafte Hersteller, aber MegaTECH hat sich hiervon trennen müssen, weil
es einfach Schrott war.
Und das was man dort nun selbst entwickelt ist auch nicht wirklich das
gelbe vom Ei. So haben wir Betatester gespielt und waren so frustriert,
als man kaum mehr zeichnen mußte und stattdessen für jedes Geschoß,
jedes Fenster, jeden Scheiß ellenlange Tabellen ausfüllen mußte, um
dieses Bauteil zu definieren.
Im Übrigen habe ich mich mit mein Freund Walter (liest Du mit?) mal auf
der ACS getroffen und einige Anbieter auf die Probe gestellt, weil es
tatsächlich immer so leicht aussieht.
Aber alltäglich Probleme, bei Dachverscheidungen, Gauben, runde Fenster
und was weiß ich, zwangen fast alle in die Knie, wenn das von ihrer
Standard Vorführung abwich. Auch die Firma Wellcome ;-)
Der schnellst Weg, den ja auch die sog. Profi-Programme gehen müssen,
ist der, Bauteile, Symbole, Makros oder eben Blöcke zu benutzen, die man
selbst erstellt und diese immer wieder zu verwenden, also genau, wie Du
das schon machst.
In MegaCAD hat es sogar schon jemand geschafft (wink) das ganze über
Excel zu parametrisieren. Eingaben von zwei drei Maßen und ein Klick,
schon hängt der 2D Grundriß an der Maus im MegaCAD-Fenster und das 3D
Symbol ebenso, sogar nach Layer getrennt. Ganz nach dem Motto, was die
Software Hersteller nicht liefern baut man sich selbst *g*
Post by tobiasAlso, was sind so eure Erfahrungen, bzw.
an die Studenten, was ist so die Tendenz im
Moment?? Richtung modularem 3d mit
Ansichtenabfall (automatisch aus dem
Model generiert) oder noch Linienmalerei?
Nein, ich meine schon, daß die Studenten das neuste am Markt
ausprobieren, so ist doch Nemetschek oder ArchiCAD m.W. ganz gut
vertreten, oder? Und das meiste ist dann schon 3D und das wiederum ist
ohne Bauteilorientierung nicht sinnvoll.
Als Studienabgänger sollte man ja mit sowas mal gearbeitet haben, aber
wie praxistauglich das ist steht aber auf einem anderen Blatt.
Jetzt habe ich mich aber ausgelassen, was?
Bis sehr auf andere Meinungen gespannt...
--
Ciao, SVEN