Helmut Barth:
Moinmoin !
Post by Helmut BarthPost by Reinhard ZwirnerWenn dem Zub die _unüberhörbare_ Lärmquelle egal ist, wird er auch auf
meinen Hinweis hin nicht tätig werden ...
Ist sich sicher
Es lebe das Vorurteil. Und Du magst zu der Sache bitte für immer
schweigen, denn wer zu faul, zu feige oder zu voreingenommen ist um
selbst etwas in der Sache zu veranlassen oder gar selbst tätig zu werden
hat das Recht auf Kritik (oder auch herumgemaule) schon von vornherein
vergeben.
Meine Frau und ich haben schon etliche Male interveniert, zunächst
beim jeweiligen Vieltelephonierer, dann beim Zub - stets mit dem
Ergebnis, daß *wir* als Stein des Anstoßes wahrgenommen wurden,
je nachdem mir den Stereotypen
"Die telephonieren doch alle"
"Es sind keine anderen Plätze mehr frei"
"Gruppen sind halt immer laut"
Die Personale schaffen es ja nicht einmal, im Speisewagen für Ruhe
und Notebookfreiheit zu sorgen. Neulich stieg eine angetrunkene
Gruppe in den Speisewagen und beschallte den ganzen Wagen mit einem
"Musikändi": "Die steigen ja schon in Dortmund aus".
Und wenn die Bahn es zuläßt, daß Familien mit Kleinkindern preiswerter
im Ruhebereich der 1. Klasse buchen können als im Familienbereich der
2., dann muß man sich nicht wundern.
Was würde denn einen Zugbegleiter erwarten, wenn er zwei quengelnde,
verwöhnt-verzogene Bälger oder einen nonstop quatschenden Möchtegern-
geschäftsmann aus dem Abteil komplimentierte ?
Ich sehe doch schon die Schlagzeilen:
"KEWIEN UND SCHANTALLE DÜRFEN BEI DER BAHN NICHT KIND SEIN
Schaffner Gnadenlos führt die Beteuerungen des Unternehmens, das
wegen gebrochener Achsen und defekter Klimaanlagen nicht aus der
öffentlichen Diskussion herauskommt, man sei familienfreundlich,
aus übelste Weise ad absurdum.
Bahnchef Grube hat den Mitarbeiter vorläufig vom Dienst suspendiert
und eine schonungslose Untersuchung angeordnet.
Familie Lauschepper befindet sich in psychologischer Betreuung.
Die beiden süßen Kleinen können nur noch Junkfood zu sich nehmen
und keine ganzen Sätze mehr sprechen. "Jetzt hilft nur noch der
Kauf eines 60-Zoll-Flatscreens", resumiert Vater Maik, der seit
12 Jahren verzweifelt eine Arbeit sucht: "Aber wie soll ich den
bezahlen mit meiner 5-Euro-Zulage für Hartz IV ?" ...
"GEESCHÄFTSMANN AUS DEM ZUG GEWORFEN - WEIL ER ARBEITEN WOLLTE"
Der junge, dynamische Internetunternehmer Alban H. traute seinen
Ohren nicht: Obwohl die Bahn stets mit Internetkonnektivität
und Mobilfunkrepeatern wirbt, wurde dem verdutzen Inhaber zweier
vielversprechender Dotcom-Startups beschieden, daß er hier nicht
telephonieren dürfe ...
Also, wir beschweren uns nicht mehr.
Manchmal bringt öffentliches Kommentieren des Telephonates etwas,
aber auch nicht immer. Neulich, hinter uns eine fürchterlich
affektierte weibliche Person, das ganze Styling Ton in Ton,
Beruf Tochter, aufdringliches, viel zu schweres Parfüm und ebenso
aufdringliche, viel zu piepsige Stimme, kurz vor der Hochzeit.
Wir haben den glücklichen Freier dann am Bahnsteig gesehen,
paßte perfekt, Typus "Kreisvorsitzender Junge Union".
Naja, jedenfalls parliert sie mit einer Freundin in waggonfül-
lender Durchsagelautstärke, "aber JAAAA, habe ich mich schon über
Reneeee angemeldet, ohne EHEVORBEREITUNGSKURS kann das ja nix
werden, man ist ja nur quasi nur ein halber Mensch.
Darauf dann meine Frau, nicht minder vernehmlich:
"Hast Du gehört ? Das affektierte Ding hinter uns besucht einen
Ehevorbereitungskurs"
Ich dann, "ACH. Das gibts noch ? Unglaublich. Hatten die NAZIS
früher, nannte sich "Reichsbräuteschule". Mußten sich die Weiber
ein Stück Kreide in den Arsch stecken und dann 'otto - otto - otto'
gebückt auf eine Wandtafel schreiben - wegen der Gelenkigkeit".
Das war zwar geklaut (L.G. Buchheim), aber normalerweise stellt
ein lästiger Vielschwätzer, der kollektiven Lächerlichkeit preisge-
geben, sein Balzritual ein. Das Blondchen hinter uns zeigte sich
aber völlig schmerzfrei und säuselte mit wechselnden "Freundinnen"
unbeirrt weiter.
Also, zurück zum Thema:
Lieber Helmut,
1. Kann ich verstehen, daß man im Zug die Reise genießen und keine
Auseinandersetzungen mit einem chronisch überlasteten Schaffner
führen möchte.
2. Warum verwirkt man ob dieser Eisttellung das Recht auf Kritik ?
Ein Zugbegleiter schritte ja auch ungefragt ein, wenn im Nicht-
raucherabteil geraucht würde (was längst nicht so lästig ist wie
der nervige "Händikrach"), warum kann man nicht erwarten, daß
Ruhe im Ruhebereich durchgesetzt wird ?
Gruß Hans