Post by Marcel MuellerPost by Klemens KrauseIch tippe eher auf elektrische Ladungen, die Elektronen ablenken.
Das hatte ich auch zuerst gedacht, allerdings stellen sich mir dabei
1. Elektronenmikroskopie braucht *notwendigerweise* elektrisch leitende
Oberflächen. Andernfalls lädt sich das Teil auf und die Party endet
sofort. Üblicherweise erreicht man das durch eine Gold-Bedampfung, bevor
es los geht. Diese würde aber Influenzeffekte abschirmen.
2. Wenn man bei der Aufnahme auf die übliche SiO2 Passivierungsschicht
verzichtet und auf die Leitfähigkeit der Chipleiterbahnen selbst setzt,
wie verhindert man dann, dass der Elektronenstrahl den Chip stört?
Also die Ladungen bei den Speicherbildröhren werden ja nicht durch einen
Elektronenstrahl, sondern durch langsame homogen daherkommende Elektronen-
wolken sichtbar geemacht. Sonst könnte sich ja das Bild auf einer derartigen
Röhre nicht stundenlang halten.
Da das Bild in dem Video ja recht monochrom grün ist, vermute ich inzwischen,
dass die Leute eine dünne Willemitschicht auf die Passivierungsschicht
aufgedampft, aufgestäubt, aufgeschwemmt haben, die eventuell schwach leitend
ist, damit es durch die Rieselelektronen nicht zu einem Ladungsstau kommt.
Post by Marcel MuellerPost by Klemens KrauseLadung abgelenkt auf dem davor liegenden Leuchtschirm das Ladungsbild in
einem ähnlichen Grünton wie in dem Video sichtbar machen. Eine andere
Anwendung in dieser Ecke der Physik dürften wohl auch die Nachtsichtge-
räte sein.
Sind die nicht mit Channelplates, also Elektronenvervielfachern
aufgebaut? Der Speichereffekt ist da doch in jeder Weise unerwünscht.
Die Channelplates der Speicherröhren war ja nur als Beispiel gedacht, um
zu zeigen, dass es durch Ladungen möglich ist, Elektronen abzulenken und
damit in einer geeigneten Leuchtschicht Fluoreszenzeffekte sichtbar zu
machen.
Also in dem konkreten Fall: unten befindet sich der Chip mit den durch
seine wechselnde Aktivitäten veränderlichen Ladungen, dazwischen auf der
Passivierung die Leuchtschicht und von oben regnen sanft die Elektronen
runter, eventuell reicht ja dann auch UV-Licht, und erzeugen so die
Fluoreszenz.
Ein ähnlicher Effekt wurde auch Ende der 1920er Jahre bei den Arcotron
Flachstabröhren ausgenutzt, bei denen sich das Steuergitter nicht zwischen
Katode und Anode, sondern ausserhalb des Röhrenkolbens befand. Um den
Einwand gleich vorweg zu nehmen, bei denen ging es nicht um Leuchteffekte,
sondern darum Elektronen mit Hilfe von Ladungen zu steuern. Ich nehme an,
es wäre ebenso möglich, Oszilloskopröhren zu bauen, bei denen die Ablenk-
blatten sich ausserhalb der Röhre befinden. Wird bei magnetischer Ablenkung
ja auch gemacht.
Klemens