Ralf Joerres
2018-05-14 07:07:21 UTC
Bei meinen Versuchen, für mich und meine Lerner zumindest ein wenig
Übersichtlichkeit in die Genera hineinzubringen, stieß ich auf die
von Verben abgeleiteten Kurz-Substantive mit Ablaut und -t am Ende.
Die sind alle weiblich (Naht, Zucht, Flucht, Schlacht, Sicht, Fahrt,
Tat(?), Bucht(?) usw.), außer wenn sie von anderen Regeln unterdrückt
werden wie der Ge-Regel. Ich hab das nie nachgelesen, aber die
Kollektiva mit Ge- am Anfang scheinen alle sächlich zu sein (Gebüsch,
Gebäck, Getier...), und eben auch 'das Gesicht', trotz 'die Sicht'.
Jetzt stieß ich auf 'Tracht Prügel'. 'Tracht' scheint mir von 'tragen'
zu kommen. Erst mal: Wieso Tracht? Kann ein Mengenmaß sein, das, was
eine Person mit einem Mal tragen kann, also schon recht viel. Tracht
Prügel wäre dann 'eine Menge Prügel'. Bei uns sagte man früher auch
'eine Wucht' für 'ordentlich Senge'. Seitdem man die Kinder nicht mehr
schlagen darf, gehen diese ganzen schönen alten Wörter ja dahin,
gleich zwei Kulturgüter ausgelöscht: die Kunst des Kinder-Verprügelns
und das ganz dazugehörige Wortfeld in seiner gut ausgebauten Differen-
ziertheit von A wie Arsch voll bis Z wie Zuchtrute. Zum Glück hat sich
die SM-Szene dessen angenommen und versucht, wenigstens einen Teil
der Praktiken und ihrer verbalen Symbolisierung in die Gegenwart und
Zukunft zu retten.
Ich schwiff ab. Also: Bei Bucht frage ich mich, welches Verb dem
zugrundegelegen haben könnte, vielleicht biegen? Mysteriöser noch
erscheint mir die 'Wucht'. Sollte dem 'wiegen' zugrundeliegen, also
sozusagen eine 'Waagschale voll'?
Gruß Ralf Joerres
Übersichtlichkeit in die Genera hineinzubringen, stieß ich auf die
von Verben abgeleiteten Kurz-Substantive mit Ablaut und -t am Ende.
Die sind alle weiblich (Naht, Zucht, Flucht, Schlacht, Sicht, Fahrt,
Tat(?), Bucht(?) usw.), außer wenn sie von anderen Regeln unterdrückt
werden wie der Ge-Regel. Ich hab das nie nachgelesen, aber die
Kollektiva mit Ge- am Anfang scheinen alle sächlich zu sein (Gebüsch,
Gebäck, Getier...), und eben auch 'das Gesicht', trotz 'die Sicht'.
Jetzt stieß ich auf 'Tracht Prügel'. 'Tracht' scheint mir von 'tragen'
zu kommen. Erst mal: Wieso Tracht? Kann ein Mengenmaß sein, das, was
eine Person mit einem Mal tragen kann, also schon recht viel. Tracht
Prügel wäre dann 'eine Menge Prügel'. Bei uns sagte man früher auch
'eine Wucht' für 'ordentlich Senge'. Seitdem man die Kinder nicht mehr
schlagen darf, gehen diese ganzen schönen alten Wörter ja dahin,
gleich zwei Kulturgüter ausgelöscht: die Kunst des Kinder-Verprügelns
und das ganz dazugehörige Wortfeld in seiner gut ausgebauten Differen-
ziertheit von A wie Arsch voll bis Z wie Zuchtrute. Zum Glück hat sich
die SM-Szene dessen angenommen und versucht, wenigstens einen Teil
der Praktiken und ihrer verbalen Symbolisierung in die Gegenwart und
Zukunft zu retten.
Ich schwiff ab. Also: Bei Bucht frage ich mich, welches Verb dem
zugrundegelegen haben könnte, vielleicht biegen? Mysteriöser noch
erscheint mir die 'Wucht'. Sollte dem 'wiegen' zugrundeliegen, also
sozusagen eine 'Waagschale voll'?
Gruß Ralf Joerres