Post by Andreas KarrerPost by Detlef Wirsing[...]
Post by Wilhelm ErnstDie Wirkung kommt von innen - da die Wassermoleküle erhitzt werden. Es
kann vorkommen, dass ein Stück außen lauwarm und innen heiß ist.
[...]
Das ist eine sogenannte "Urban Legend", stimmt also nicht. Kann man
ganz leicht ausprobieren, indem man z.B. einen Fleischklops in der
Mikrowelle gart.
Stimmt doch. Kann man ganz leicht ausprobieren, indem man z.B. eine
übriggebliebene Fleischpastete oder ein Stück Pizza in der WM
erhitzt. Dann wird die (wasserarme) Teigkruste aussenrum kaum warm, die
wasserhaltige Füllung dagegen brühheiss.
Da unterliegst Du einem Fehlschluss. Der Temperaturunterschied
entsteht durch die unterschiedliche Beschaffenheit von Kruste und
Füllung. Mikrowellen erhitzen Wasser sehr schnell und effizient. Eine
relativ trockene Teigkruste dagegen wird dagegen eher weiter
ausgetrocknet als erhitzt. Versuch mal, ein Blatt Papier in der
Mikrowelle zu erhitzen. Dazu kommt, dass alles, was feucht oder nass
ist, die Wärme viel länger hält als Trockenes. Während man die Kruste
der Pastete schon anfassen kann, ist sie innen noch kochend heiß.
Post by Andreas KarrerDa reinzubeissen ist eine
schmerzhafte Erfahrung, die sehr viele MW-Benutzer gemacht haben, und
von daher kommt wohl, was du als UL bezeichnest.
Nur, wenn man regelmäßig den Physikunterricht verpasst hat.
Nein, es stimmt nicht. Siehe oben. Wenn Du die Pastete im Backofen
erhitzt, verbrennst Du Dir auch an der Füllung das Maul und nicht an
der Kruste.
Um zu überprüfen, ob Mikrowellen von innen nach außen oder umgekehrt
erhitzen, muss man schon darauf achten, dass es sich um homogenes
Material handelt. Deshalb der Fleischklops als Beispiel.
[...]
Post by Andreas KarrerDie hohe Eindringtiefe von Eis zeigt auch, warum sich das MW-Gerät
eher schlecht zum Auftauen eignet. Wirklich erhitzt wird fast nur das
bereits geschmolzene Wasser an der Oberfläche; durch das Eis selber
geht die MW-Strahlung hindurch.
Zum Auftauen verwende ich die Mikrowelle eher selten. Eingefrorene
Brötchen taue ich manchmal auf. 3 Stück dauern 30 Sekunden bei 360
Watt (in meiner Mikrowelle - die Leistung schwankt ja immer etwas).
Nach 20 Sekunden sind sie innen noch gefroren, nach 60 Sekunden zäh
wie Leder.
Der Fehler, der beim Auftauen oft gemacht wird, ist die Verwendung
einer zu hohen Leistung. Wenn ich nicht gerade kurzfristig Brötchen
brauche, lege ich sie deshalb einfach bei Zimmertemperatur auf die
Kimme. Nach 30 Minuten sind sie aufgetaut und fast genauso wie zu dem
Zeitpunkt, als ich sie eingefroren habe.
Beim Auftauen wie beim Garen sind niedrigere Wattzahlen besser. Wer es
wirklich eilig hat, sollte lieber kalt essen, essen gehen oder sich
was kommen lassen - oder gleich besser planen. Ein tiefgefrorenes
Hähnchenbrustfilet, das mit 600 oder mehr Watt "aufgetaut" wurde, wird
vermutlich hinterher selbst der Hund nicht mehr fressen. Außen gar,
innen immer noch roh oder gefroren ist ein untrügliches Zeichen für
zuviel Mikrowellenleistung.
Meine Fleischvorräte sind vakuumiert. Normalerweise lege ich am
Vorabend raus, was ich am nächsten Tag brauche. Muss es einmal
schneller gehen, lege ich den Vakuumbeutel geschlossen in kaltes
Wasser. Muss es ganz schnell gehen, nehme ich warmes Wasser.
Hackfleisch friere ich in flachen Platten vakuumiert ein. Das taue ich
normalerweise im Kühlschrank auf. 1 kg braucht 12-24 Stunden. Kompakte
Fleischstücke wie Schweinebraten oder Hähnchen taue ich verpackt über
Nacht bei Zimmertemperatur auf. Einen Schweinebraten von ca. 1,6 kg
habe ich mal versucht im Kühlschrank aufzutauen. Nach 5 Tagen war der
innen immer noch gefroren.
Mit freundlichen Grüßen
Detlef Wirsing