Post by H.-P. SchulzImmer öfter höre ich dieses Wort auch im journalistischen Bereich.
Z.B. in "krude Verschwörungstheorien". Gemeint ist aber offenbar nicht
krude, was ich für soviel wie 'unverfeinert', 'roh', 'kunstlos' setzen
würde; sondern im Sinne von 'abstrus', 'kraus', 'versponnen',
'abseitg'.
Wenn Dschörnalisten hyperventilieren, sollte man ihr sprachliches Geschick
nicht als Richtschnur nehmen. Gewiss nicht.
Man könnte stattdessen ja Verschwörungspraktiker fragen, die haben dann
bestimmt die passenden Übersetzungshilfen auf Lager.
Oder vielleicht findet sich auch ein Hinweis, wie man besser die
Einflüsterer der obigen gefragt hätte, wie das mit dem Tonfall der
Spottdrossel harmoniert (siehe Operation Mockingbird, dieses Theater will
einfach nicht aussterben). Das Personal will die Karriere ja nicht bei jedem
Stolperstein gleich an den Nagel hängen müssen. Das erschwert den Umgang mit
der sprachlichen Tonleiter gewiss ganz enorm.
Nun denn ... --->
Krude kenne ich als geläufig für holprig oder grob, wenn Abstraktes gemeint
ist.
Krude Argumente. Kruder Beweis.
Für eine Nennung im konkreten Sinn muss ich passen. <---
Zur genaueren Überprüfung von verschwörungstheoretischen Kompetenzen warte
ich seit Jahrzehnten weiterhin auf einen Hinweis, wo denn je irgendwo in
einer Journaille auf dem Boulevard das Konferenzmedium in einfachen Worten
stimmig beschrieben worden wäre. So etwas wie das Usenet war durchwegs unter
dem Begriff des Schnatterns aufgeführt, dem Chat, was technisch falsch ist.
Eine genaue Beschreibung schaffte es aber nicht durch die Zensur,
entsprechend dem, was mir im aufmerksamen Medienkonsum entgegenflatterte.
Sprich, dass in freier Wildbahn ohne redaktionelle Kontrolle Artikel ihr
Publkum erreichen hätte sollen, wurde eben genau auf der Niveau von
Verschwörungstheorien gehandelt.
Frankophonerweise hatte ich im Monde einst noch geschmökert, die brachten
häufige Kolumnen zum technischen Zeugs und den vernetzten Medien. Aber,
siehe da, solche Erklärung sah ich auch dort als grob ausständig, zumindest
in der Zeitspanne, dass ich das verfolgte (einige Jahre vor und um 2000).
Mich hat das wirklich interessiert. Es ist da aber nie etwas gekommen. Eher
noch wurden dann Foren an Online-Artikel angehängt, als alltägliche
Neuerung, also die Nachfolge des Konferenzmediums, mit dem Usenet als
klassischem und weiterhin lebendigen Urahn ...
aber das ist durchwegs ein großes Mysterium, wo das plötzlich herkam.
Verschwörungspraxis ist immer wieder spannend. Sprache ist dort viel
lebendiger, wo Leute miteinander korresponieren können, ohne dass
ein kleines Eck weiter ständig regierungsamtliche Einflüsterungen zu handeln
sind.
Interessanterweise, sprachlicherseits, spricht da auch niemand mehr von
offiziös, wie solche Nähe es einst zu einem eigenen Begriff gebracht hatte.
Seit mit Konferenzmedien zu rechnen ist, gibt es diese Vokabel nicht mehr.
Vielleicht ist das aber auch nur reiner Zufall.
Tja, wie die Welt eben so spielt.
Vielleicht ist hier der Zufall krude. Dann passt es wieder.