Post by Henry KieferIch sehe das Problem einfach darin, daß die Einstiegshürde bei Linux zu hoch liegt.
Sie ist schon recht hoch. Wobei das eigentlich nur für den
Systemverwalter gilt. Diese Betriebssystemfamilie hat halt ihre
Wurzeln im Großrechnerbereich, und mit deren Administration musste
sich ein Endanwender nie rumschlagen. Bei Karstadt stehen meines
Wissens bis heute Kassenterminals, die von von einem Sinix-Rechner
gesteuert werden. Ich denke nicht, dass die Kassiererinnen etwas von
dem darunterliegenden System spüren.
Post by Henry Kiefer- Linux läuft langsamer als Windoof und brauch erheblich mehr
Resourcen. Wurde aber gerade andersherum angepriesen - das irritiert.
Ja. Linux ist halt hochgradig konfigurierbar. Ob es viele oder wenig
Ressourcen braucht, kann man selbst bestimmen. Ich erledige z.B. meine
beruflichen Aufgaben hauptsächlich auf einem zehn Jahre alten Laptop,
ein aktuelles Windows würde darauf gar nicht mehr starten. Wenn ich mir
anschaue, was Vista für Systemvoraussetzungen braucht (z.B. 500MB RAM
IIRC), dann geht das IMHO in die falsche Richtung.
Post by Henry Kiefer- Stellt man eine Frage als Anfänger an die Experten, dann wird man
kaum unterstützt. "Lese ein Buch" usw....
Vor ein paar Jahren war die Situation in den Linux-Newsgroups ziemlich
schlimm. Was aber auch daran lag, dass dauernd Neulinge reinplatzten,
die sich ein Computerheft mit einer Linux-CD gekauft hatten, und nun
damit nicht klarkamen. Und wenn dann alle drei Tage die gleiche Frage
gestellt wird, will man irgendwann nicht mehr antworten. Das ist hier
ja auch nicht viel anders. Wenn jemand überhaupt keine Ahnung von den
Grundlagen der Elektronik hat, wird er auf die FAQ verwiesen, oder ihm
wird empfohlen, ein Grundlagenbuch zu lesen. Inzwischen hat sich die
Stimmung in den Linux-Groups aber IMHO ziemlich entspannt.
Der große Vorteil von Windows ist, dass jeder schonmal irgendwie damit
in Berührung kam. Wer zum ersten Mal an einer Unixkonsole sitzt, weiß
nicht, was er machen soll, mir ging es nicht anders. Alle Befehle, die
man von DOS oder Windows kennt, wirken nicht. Man weiß ja noch nicht
einmal, wie man die Hilfe aufrufen soll. Insofern ist ein Buch, das
die grundlegenden Befehle erklärt, schon sinnvoll. Oder, um mal wieder
einen Bogen zur Elektronik zu schlagen: bevor man anfängt zu löten,
sollte man einen Widerstand von einem Kondensator unterscheiden können.
Sicher, das einheitliche Look & Feel von Windows oder Mac-OS ist nicht
schlecht, das erleichtert den Einstieg auch. Wer das unter Linux will,
muss halt einen der üblichen Fenstermanager verwenden (KDE, o.ä.). Auf
der anderen Seite finde ich es auch nicht dramatisch, wenn nicht alle
Programme gleich bedient werden wollen. Die Messgeräte im Labor haben
ja auch alle unterschiedliche Frontplatten und Beschriftungen, das
eine Gerät hat Drehknöpfe und Analoganzeigen, das andere Tasten und
Digitalanzeigen, und dennoch kommt man damit klar.
Post by Henry KieferUnd wenn man dann liest, für eine bestimmte Funktion/Gerät wäre es
besser/notwendig einen älteren Kernel zu verwenden. Hallo??
Hm, das ist eher ungewöhnlich. Für sehr alte Rechner kann es sinnvoll
sein, ältere Versionen zu verwenden. Aber das sind dann richtig alte
Kisten. Ich hatte mal auf einem 386sx/16 mit 2,5MB RAM und 40MB-Platte
Smalllinux installiert, das ist so eine Variante, die auf einem älteren
Kernel und Systembibliotheken basiert. Es lief zwar, aber das Arbeiten
machte keinen Spaß mehr, alles war unendlich zäh.
Post by Henry KieferFür Elektronik habe ich 30 Jahre investiert. Die habe ich einfach
nicht nochmal für Linux. Schade eigentlich.
Naja, muss ja auch nicht sein. Ich hatte mich nur gewundert, dass so
viele Ingenieure sich damit so schwer tun, dabei kommt Linux/Unix mit
seinem klaren, logischen, rationalen Aufbau ihrem Denken eigentlich
entgegen. Denke ich jedenfalls, vielleicht täusche ich mich ja.