Discussion:
unverwandt
(zu alt für eine Antwort)
Christina Kunze
2020-05-08 08:14:24 UTC
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Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?

Ich hab jetzt schon so lange auf das Wort gestarrt, dass es mir schon
falsch geschrieben vorkommt.

Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt an" als
Regieanweisung?

chr
H.-P. Schulz
2020-05-08 08:21:33 UTC
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Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
°horch°

Nee. Ist nicht veraltet.

'unverwandt' meint, dass der Blick keinen Augenblick abgewandt wird.
"anstarren", "anglotzen" wäre das als Verb, aber das ist schon sehr
negativ, wohingegen "unverwandt ansehen" praktisch neutral ist.
Christina Kunze
2020-05-08 08:24:26 UTC
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Post by H.-P. Schulz
Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
°horch°
Nee. Ist nicht veraltet.
'unverwandt' meint, dass der Blick keinen Augenblick abgewandt wird.
"anstarren", "anglotzen" wäre das als Verb, aber das ist schon sehr
negativ, wohingegen "unverwandt ansehen" praktisch neutral ist.
Genau so habe ich es auch gemeint, danke.

chr
Ralf Joerres
2020-05-08 14:29:53 UTC
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Post by H.-P. Schulz
Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
°horch°
Nee. Ist nicht veraltet.
'unverwandt' meint, dass der Blick keinen Augenblick abgewandt wird.
"anstarren", "anglotzen" wäre das als Verb, aber das ist schon sehr
negativ, wohingegen "unverwandt ansehen" praktisch neutral ist.
Frau Kunze 'krieg ich nicht rein', deswegen antworte ich über Bande:
'Unverwandt' ist wohl vor allem deswegen selten, weil es praktisch
ausschließlich mit Verben wie 'ansehen, anblicken, schauen auf ...'
benutzt wird. Das müsste nach meinem Gefühl nicht so sein, aber
'das Telefon klingelte unverwandt' wäre absolut unüblich.
Google Ngram Viewer sieht es für 2008 mit 'pausenlos' in
derselben Häufigkeitsklasse, 'unablässig' ist dort achtmal häufiger,
'permanent' 33 x und 'ständig' 155 mal. 'Unverwandt' kann, wie die
anderen auch, als attributives Adj. verwendet werden (sein unverwandter
Blick ruhte auf ..., sein unverwandtes Augenmerk galt...). In letzter
Zeit tritt die Bedeutung 'nicht verwandt' etwas häufiger auf. Mitte des
19. Jh's war 'unverwandt' im Ngram Viewer 3 x häufiger als 2008, aber wie
ein 'veraltet' sieht das heute für mich nicht aus.

Es ist ein bisschen wie mit den Corona-Zahlen: Was sagen die aus? Bei
Corona sind wir ja erst mal nicht alle getestet (im Ngram Viewer sind
nicht alle Texte im Berichtszeitraum erfasst, mündlicher Sprachgebrauch
fehlt praktisch komplett), die Zahlen müssten nachträglich validiert werden
(da gäbe bei Google Books bzw. Ngram Viewer reichlich was nachzuarbeiten),
das heißt die Dunkelziffer ist extrem hoch, zumal sich mit Google nur noch
in sehr begrenztem Umfang Treffer anzeigen lassen, und bei DWDS ist das
aktuellste Corpus 'Die Zeit' (geht bis 2018, die anderen enden alle weit
vorher), also 'schichtenspezifischer' (= bildungsbürgerlicher) Sprach-
gebrauch. Solange in den deutschsprachigen Ländern nicht ein eigenes
großes Projekt aufgelegt und finanziert wird, können wir weiter kräftig
herumspekulieren oder hier in DWDS derartige Fragen stellen.

Gruß Ralf Joerres
Quinn C
2020-05-08 17:39:28 UTC
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Post by Ralf Joerres
Post by H.-P. Schulz
Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
°horch°
Nee. Ist nicht veraltet.
'unverwandt' meint, dass der Blick keinen Augenblick abgewandt wird.
"anstarren", "anglotzen" wäre das als Verb, aber das ist schon sehr
negativ, wohingegen "unverwandt ansehen" praktisch neutral ist.
Frau Kunze 'krieg ich nicht rein',
Hamma nich, kriema auch nich wieder rein?
(Ja, ich weiß warum.)

Ich habe mir mal ein paar Belege mit anderen Verben angeschaut, und bei
den meisten kommen mir Zweifel, ob die Verfasser*innen das Wort richtig
verinnerlicht haben.
(aus dem Corpus des Leipziger Wortschatzes, zumeist Presse und von 2018)

| Da strömt unverwandt ein würziger Duft von Heu in meine Nase – und
| schon sitze ich in Gedanken zuoberst auf dem Heuwagen meines
| Grossvaters
Ist nicht vielleicht "unvermittelt" gemeint?

| Sie gehöre gar nicht zu den Elenden, bekennt sie unverwandt, ...
Oder eher "unverblümt"? "Unverzagt"?

| Wer heutigentags unverwandt und musikalisch gefestigt von der New Wave
| of British Heavy Metal spricht, ...
Das kommt hin, aber vielleicht besser "unverdrossen"?

| Laut Ehninger werden zwischen 9000 und 10 000 Menschen pro Jahr in der
| Welt unverwandt transplantiert.
Da kann ich mir nicht vorstellen, was gemeint ist.
Post by Ralf Joerres
[...] wie ein 'veraltet' sieht das heute für mich nicht aus.
Für mich auch nicht.
--
gugelfug, m., späsze, unfug
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Antonia H.
2020-05-08 17:54:07 UTC
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Post by Quinn C
Hamma nich, kriema auch nich wieder rein?
(Ja, ich weiß warum.)
Ergänzend - Ich kenne es so:

Hamma nich, kriegma auch nicht wieder rein,
und wenn, dann nur in Igelit.
Lang ist's her....

A.
Quinn C
2020-05-09 02:01:35 UTC
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Post by Antonia H.
Post by Quinn C
Hamma nich, kriema auch nich wieder rein?
(Ja, ich weiß warum.)
Hamma nich, kriegma auch nicht wieder rein,
und wenn, dann nur in Igelit.
Lang ist's her....
Mit Igelit kannte ich es nicht, aber ich habe es sicher von meiner
Mutter, die im Osten aufgewachsen ist (und mir auch von Igelit-Sandalen
erzählt hat). War das ein Ost-Spruch?
--
GOGEL, adj., ausgelassen, lustig, übermütig; lascivus.
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Antonia H.
2020-05-09 08:00:10 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Post by Antonia H.
Post by Quinn C
Hamma nich, kriema auch nich wieder rein?
(Ja, ich weiß warum.)
Hamma nich, kriegma auch nicht wieder rein,
und wenn, dann nur in Igelit.
Lang ist's her....
Mit Igelit kannte ich es nicht, aber ich habe es sicher von meiner
Mutter, die im Osten aufgewachsen ist (und mir auch von Igelit-Sandalen
erzählt hat). War das ein Ost-Spruch?
Ich kenne es auch nur von meiner Oma. Es muss so
in den 50er, 60er Jahren aktuell gewesen sein.
Man sagte es spaßeshalber zu all den Dingen,
die es mal wieder nicht gab...auch wenn es natürlich
überhaupt nicht passte...

A.
Florian Ritter
2020-05-09 19:19:48 UTC
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Post by Antonia H.
Post by Quinn C
Mit Igelit kannte ich es nicht, aber ich habe es sicher von meiner
Mutter, die im Osten aufgewachsen ist (und mir auch von Igelit-Sandalen
erzählt hat). War das ein Ost-Spruch?
Ich kenne es auch nur von meiner Oma. Es muss so
in den 50er, 60er Jahren aktuell gewesen sein.
Man sagte es spaßeshalber zu all den Dingen,
die es mal wieder nicht gab...auch wenn es natürlich
überhaupt nicht passte...
"Igelit" ist aber kein DDR-Begriff, bezeichnet eine
halbdurchsichtige Folie, z.B. für Regenumhänge, ist
abgeleitet von "IG Farben" und wurde allgemein für
Surrogate verwendet - FR
Uwe Schickedanz
2020-05-10 09:04:07 UTC
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On Sat, 9 May 2020 12:19:48 -0700 (PDT), Florian Ritter
Post by Florian Ritter
Post by Antonia H.
Post by Quinn C
Mit Igelit kannte ich es nicht, aber ich habe es sicher von meiner
Mutter, die im Osten aufgewachsen ist (und mir auch von Igelit-Sandalen
erzählt hat). War das ein Ost-Spruch?
Ich kenne es auch nur von meiner Oma. Es muss so
in den 50er, 60er Jahren aktuell gewesen sein.
Man sagte es spaßeshalber zu all den Dingen,
die es mal wieder nicht gab...auch wenn es natürlich
überhaupt nicht passte...
"Igelit" ist aber kein DDR-Begriff, bezeichnet eine
halbdurchsichtige Folie, z.B. für Regenumhänge, ist
abgeleitet von "IG Farben" und wurde allgemein für
Surrogate verwendet - FR
Halbdurchsichtig? Ich kenne das als Bezeichnung für beschichtetes
Gewebe, undurchsichtig und relativ steif, neigte bei fortgesetztem
Faltem zum Brechen, wodurch die Wasserdichtigkeit dann dahin war.

Gruß Uwe
--
"Wir haben der CDU ganz dringend ans Herz gelegt, sich im dritten
Wahlgang zu enthalten...Leider sind die Abgeordneten sozusagen
ihrer eigenen Entscheidung gefolgt." (AKK)
=== http://www.sicherheitslampe.de ===
Antonia H.
2020-05-10 09:59:46 UTC
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Post by Florian Ritter
Post by Antonia H.
Post by Quinn C
Mit Igelit kannte ich es nicht, aber ich habe es sicher von meiner
Mutter, die im Osten aufgewachsen ist (und mir auch von Igelit-Sandalen
erzählt hat). War das ein Ost-Spruch?
Ich kenne es auch nur von meiner Oma. Es muss so
in den 50er, 60er Jahren aktuell gewesen sein.
Man sagte es spaßeshalber zu all den Dingen,
die es mal wieder nicht gab...auch wenn es natürlich
überhaupt nicht passte...
"Igelit" ist aber kein DDR-Begriff, bezeichnet eine
halbdurchsichtige Folie, z.B. für Regenumhänge, ist
abgeleitet von "IG Farben" und wurde allgemein für
Surrogate verwendet - FR
Das trifft es doch. Ersatzstoffe. Passt doch zum Ausspruch.
Den Artikel gabe es nicht, falls doch, dann nur als
Ersatz.

A.
Florian Ritter
2020-05-10 13:22:53 UTC
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Post by Antonia H.
Post by Florian Ritter
Post by Antonia H.
Ich kenne es auch nur von meiner Oma. Es muss so
in den 50er, 60er Jahren aktuell gewesen sein.
Man sagte es spaßeshalber zu all den Dingen,
die es mal wieder nicht gab...auch wenn es natürlich
überhaupt nicht passte...
"Igelit" ist aber kein DDR-Begriff, bezeichnet eine
halbdurchsichtige Folie, z.B. für Regenumhänge, ist
abgeleitet von "IG Farben" und wurde allgemein für
Surrogate verwendet.
Das trifft es doch. Ersatzstoffe. Passt doch zum Ausspruch.
Den Artikel gabe es nicht, falls doch, dann nur als
Ersatz.
Ich erinnere an die verbreiteten Wasserhähne & Klospüler
aus Kunststoff (ND-PE), die sich gerne spontan aus der
Verschraubung lösten.
Der Generalsekretär der Akad. d. Wiss. d. DDR wurde in
Westberlin beim Diebstahl einer verchromten Armatur
erwischt. Da wußte man, was solchen Typen in den vier
Kalkwänden ihres Hirnes herumging - FR
Helmut Richter
2020-05-08 18:30:52 UTC
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Post by Quinn C
| Laut Ehninger werden zwischen 9000 und 10 000 Menschen pro Jahr in der
| Welt unverwandt transplantiert.
Da kann ich mir nicht vorstellen, was gemeint ist.
Dass der Empfänger des Transplantats nicht mit dem Spender verwandt ist?
--
Helmut Richter
Quinn C
2020-05-08 22:58:16 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
| Laut Ehninger werden zwischen 9000 und 10 000 Menschen pro Jahr in der
| Welt unverwandt transplantiert.
Da kann ich mir nicht vorstellen, was gemeint ist.
Dass der Empfänger des Transplantats nicht mit dem Spender verwandt ist?
Auf die Idee kam ich am Ende auch, aber persönlich würde ich diesen
Vorgang nie in der Form "ich werde transplantiert" ausdrücken.
Vielleicht ist das Insider-Jargon.
--
Ihre Kreditkarte wird freigeschaltet, nachdem Sie und laden Sie
das beigefügte Formular werden.
-- SPAMPOESIE
Roland Franzius
2020-05-09 05:58:41 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
| Laut Ehninger werden zwischen 9000 und 10 000 Menschen pro Jahr in der
| Welt unverwandt transplantiert.
Da kann ich mir nicht vorstellen, was gemeint ist.
Dass der Empfänger des Transplantats nicht mit dem Spender verwandt ist?
Auf die Idee kam ich am Ende auch, aber persönlich würde ich diesen
Vorgang nie in der Form "ich werde transplantiert" ausdrücken.
Vielleicht ist das Insider-Jargon.
Nun, wie LEO bekannt gibt, wird unverwandt mit steadfast oder unrelated
übersetzt. "Unrelated donor transplantation" ist halt ein Fachbegriff.

Mit "Ich wurde transplantiert" wird man auch fündig, aber es benutzen
halt nur wenige.
--
Roland Franzius
U***@web.de
2020-05-09 07:10:59 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Post by Quinn C
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
| Laut Ehninger werden zwischen 9000 und 10 000 Menschen pro Jahr in der
| Welt unverwandt transplantiert.
Da kann ich mir nicht vorstellen, was gemeint ist.
Dass der Empfänger des Transplantats nicht mit dem Spender verwandt ist?
Auf die Idee kam ich am Ende auch, aber persönlich würde ich diesen
Vorgang nie in der Form "ich werde transplantiert" ausdrücken.
Vielleicht ist das Insider-Jargon.
Nun, wie LEO bekannt gibt, wird unverwandt mit steadfast oder unrelated
übersetzt. "Unrelated donor transplantation" ist halt ein Fachbegriff.
Mit "Ich wurde transplantiert" wird man auch fündig, aber es benutzen
halt nur wenige.
Die Organempfänger sind ja meist auch nicht
die, die das Geschäft betreiben.
Quinn C
2020-05-09 16:48:06 UTC
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Post by U***@web.de
Post by Roland Franzius
Post by Quinn C
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
| Laut Ehninger werden zwischen 9000 und 10 000 Menschen pro Jahr in der
| Welt unverwandt transplantiert.
Da kann ich mir nicht vorstellen, was gemeint ist.
Dass der Empfänger des Transplantats nicht mit dem Spender verwandt ist?
Auf die Idee kam ich am Ende auch, aber persönlich würde ich diesen
Vorgang nie in der Form "ich werde transplantiert" ausdrücken.
Vielleicht ist das Insider-Jargon.
Nun, wie LEO bekannt gibt, wird unverwandt mit steadfast oder unrelated
übersetzt. "Unrelated donor transplantation" ist halt ein Fachbegriff.
Mit "Ich wurde transplantiert" wird man auch fündig, aber es benutzen
halt nur wenige.
Die Organempfänger sind ja meist auch nicht
die, die das Geschäft betreiben.
Der Schritt von "mir wird ein Organ transplantiert", was für mich auch
schon grenzwertig ist, zu "ich werde transplantiert" ist schon ein
Hopser.

Möglicherweise funkt mir das Englische dazwischen. Ich bin zwar ein
Transplantat hier in Kanada, aber das war meine eigene Entscheidung.
--
die gugelmänner schleppen leichen, kranke LILIENCRON
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Stefan Schmitz
2020-05-09 16:55:25 UTC
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Post by Quinn C
Der Schritt von "mir wird ein Organ transplantiert", was für mich auch
schon grenzwertig ist, zu "ich werde transplantiert" ist schon ein
Hopser.
Für mich ist das völlig normaler Sprachgebrauch in dem Zusammenhang.
Post by Quinn C
Möglicherweise funkt mir das Englische dazwischen. Ich bin zwar ein
Transplantat hier in Kanada, aber das war meine eigene Entscheidung.
Aber wie kann man ein Transplantat sein?
Ich vermute, es ist Organspender gemeint.
Quinn C
2020-05-09 17:01:06 UTC
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Post by Stefan Schmitz
Post by Quinn C
Der Schritt von "mir wird ein Organ transplantiert", was für mich auch
schon grenzwertig ist, zu "ich werde transplantiert" ist schon ein
Hopser.
Für mich ist das völlig normaler Sprachgebrauch in dem Zusammenhang.
Post by Quinn C
Möglicherweise funkt mir das Englische dazwischen. Ich bin zwar ein
Transplantat hier in Kanada, aber das war meine eigene Entscheidung.
Aber wie kann man ein Transplantat sein?
Im Englischen ist von der lateinischen Originalbedeutung "verpflanzen"
halt noch mehr übriggeblieben.
--
Wenn Sie mit irgendjemand anderem außer viel von ihnen, sind Sie
ganz in Gefahr.
-- SPAMPOESIE
Stefan Schmitz
2020-05-09 17:08:57 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Post by Stefan Schmitz
Post by Quinn C
Der Schritt von "mir wird ein Organ transplantiert", was für mich auch
schon grenzwertig ist, zu "ich werde transplantiert" ist schon ein
Hopser.
Für mich ist das völlig normaler Sprachgebrauch in dem Zusammenhang.
Post by Quinn C
Möglicherweise funkt mir das Englische dazwischen. Ich bin zwar ein
Transplantat hier in Kanada, aber das war meine eigene Entscheidung.
Aber wie kann man ein Transplantat sein?
Im Englischen ist von der lateinischen Originalbedeutung "verpflanzen"
halt noch mehr übriggeblieben.
Bei leo finde ich aber kein passendes Substantiv für einen Menschen.
Quinn C
2020-05-09 17:34:58 UTC
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Post by Stefan Schmitz
Post by Quinn C
Post by Stefan Schmitz
Post by Quinn C
Der Schritt von "mir wird ein Organ transplantiert", was für mich auch
schon grenzwertig ist, zu "ich werde transplantiert" ist schon ein
Hopser.
Für mich ist das völlig normaler Sprachgebrauch in dem Zusammenhang.
Post by Quinn C
Möglicherweise funkt mir das Englische dazwischen. Ich bin zwar ein
Transplantat hier in Kanada, aber das war meine eigene Entscheidung.
Aber wie kann man ein Transplantat sein?
Im Englischen ist von der lateinischen Originalbedeutung "verpflanzen"
halt noch mehr übriggeblieben.
Bei leo finde ich aber kein passendes Substantiv für einen Menschen.
<https://en.wiktionary.org/wiki/transplant#Noun>, Bedeutung 5, mit
Zitat.
--
Wir haben ein Teil von Ihren persönlichen Angaben ausgestriechen.
Mit freundlichen Grüßen Managementteam der Angaben mit persönlichem
Charakter der Paypal
-- SPAMPOESIE
U***@web.de
2020-05-09 18:42:38 UTC
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Post by Quinn C
Post by Stefan Schmitz
Post by Quinn C
Post by Stefan Schmitz
Post by Quinn C
Der Schritt von "mir wird ein Organ transplantiert", was für mich auch
schon grenzwertig ist, zu "ich werde transplantiert" ist schon ein
Hopser.
Für mich ist das völlig normaler Sprachgebrauch in dem Zusammenhang.
Post by Quinn C
Möglicherweise funkt mir das Englische dazwischen. Ich bin zwar ein
Transplantat hier in Kanada, aber das war meine eigene Entscheidung.
Aber wie kann man ein Transplantat sein?
Im Englischen ist von der lateinischen Originalbedeutung "verpflanzen"
halt noch mehr übriggeblieben.
Bei leo finde ich aber kein passendes Substantiv für einen Menschen.
<https://en.wiktionary.org/wiki/transplant#Noun>, Bedeutung 5, mit
Zitat.
Ah, ein Zugroaster.
Florian Ritter
2020-05-09 19:23:06 UTC
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Post by U***@web.de
Post by Quinn C
Post by Stefan Schmitz
Bei leo finde ich aber kein passendes Substantiv für einen Menschen.
<https://en.wiktionary.org/wiki/transplant#Noun>, Bedeutung 5, mit
Zitat.
Ah, ein Zugroaster.
Schwäbisch Neigeschmeckter - FR
Frank Zeeb
2020-05-10 07:52:33 UTC
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Post by Florian Ritter
Post by U***@web.de
Post by Quinn C
Post by Stefan Schmitz
Bei leo finde ich aber kein passendes Substantiv für einen Menschen.
<https://en.wiktionary.org/wiki/transplant#Noun>, Bedeutung 5, mit
Zitat.
Ah, ein Zugroaster.
Schwäbisch Neigeschmeckter - FR
Rei'gschmeckter, denn der Blickwinkel ist ja von innen, da kommt jemand
rei', nicht nei'

Gruß
Frank
Florian Ritter
2020-05-10 13:26:09 UTC
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Post by Frank Zeeb
Post by Florian Ritter
Post by U***@web.de
Ah, ein Zugroaster.
Schwäbisch Neigeschmeckter
Rei'gschmeckter, denn der Blickwinkel ist ja von innen, da kommt jemand
rei', nicht nei'
Wolle zu Gnaden halten, ich habe einige Jahre in Stuttgart
g'schafft und nur "nei" g'hört - FR
Quinn C
2020-05-10 15:09:45 UTC
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Post by Florian Ritter
Post by Frank Zeeb
Post by Florian Ritter
Post by U***@web.de
Ah, ein Zugroaster.
Schwäbisch Neigeschmeckter
Rei'gschmeckter, denn der Blickwinkel ist ja von innen, da kommt jemand
rei', nicht nei'
Wolle zu Gnaden halten, ich habe einige Jahre in Stuttgart
g'schafft und nur "nei" g'hört - FR
Ich kann nicht fürs Schwäbische sprechen, aber im südhessischen Dialekt
meines Großvaters gab es nur nuff und nunner, kein ruff und runner. Aber
eher rei als nei, WIMRE.

Jedenfalls wird das nicht systematisch gehandhabt. In meinem eigenen
standardnahen Deutsch gibt es nur die Formen mit r-.
--
Um zu unserem neuen Sicherheits-System zu verbinden und
zum Schutz vor Betrug.
_klicken Sie hier_
-- SPAMPOESIE
Florian Ritter
2020-05-12 17:53:17 UTC
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Post by Quinn C
Post by Florian Ritter
Post by Frank Zeeb
Rei'gschmeckter, denn der Blickwinkel ist ja von innen, da kommt jemand
rei', nicht nei'
Wolle zu Gnaden halten, ich habe einige Jahre in Stuttgart
g'schafft und nur "nei" g'hört.
Ich kann nicht fürs Schwäbische sprechen, aber im südhessischen Dialekt
meines Großvaters gab es nur nuff und nunner, kein ruff und runner. Aber
eher rei als nei, WIMRE.
Ich hatte in Rußland jemanden mit, der aus der Gegend von
Aschaffenburg kam, politisch Bayern, der Dialekt ist aber
finsterstes Hessisch, und noch nie östlich der Oder gewesen
war. Ich vermahnte den, niemals mit Russen Wodka zu sauffen.
Nun, es kam wie es kommen mußte, er wurde zu einer
Geburtstagsfeier eingeladen und meinte, es gäbe dort Kaffee
und Torte. Dieses war ein Trugschluß.
Anderntags resümierte er: Da hat's misch vom Hoggä (Hocker)
'nabg'wixt.

FR
U***@web.de
2020-05-12 18:23:14 UTC
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Post by Florian Ritter
Ich hatte in Rußland jemanden mit, der aus der Gegend von
Aschaffenburg kam, politisch Bayern, der Dialekt ist aber
finsterstes Hessisch, und noch nie östlich der Oder gewesen
war. Ich vermahnte den, niemals mit Russen Wodka zu sauffen.
Nun, es kam wie es kommen mußte, er wurde zu einer
Geburtstagsfeier eingeladen und meinte, es gäbe dort Kaffee
und Torte. Dieses war ein Trugschluß.
Anderntags resümierte er: Da hat's misch vom Hoggä (Hocker)
'nabg'wixt.
Gut wiedergekäut aus September 2012, wenn ich von der
Apostrophenvermehrung einmal absehen möchte.
Frank Zeeb
2020-05-10 15:13:14 UTC
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Post by Florian Ritter
Post by Frank Zeeb
Post by Florian Ritter
Post by U***@web.de
Ah, ein Zugroaster.
Schwäbisch Neigeschmeckter
Rei'gschmeckter, denn der Blickwinkel ist ja von innen, da kommt jemand
rei', nicht nei'
Wolle zu Gnaden halten, ich habe einige Jahre in Stuttgart
g'schafft und nur "nei" g'hört - FR
Dispens erteilt, ist es doch eine allgemeine Tatsache, dass die
Erinnerung sich oft überlagern lässt von dem, was man sicher zu wissen
gleibt. Richtig ist indessen aus Sicht des Alteingesessenen, den
Neuankömmling "Rei'geschmeckt" zu nennen, da er "von außen rei" kommt.

Früher nannte man in Stuttgart die aus der württembergischen Provinz
Neuzugezogenen "Rei'länder", nicht weil sie mit dem Rheinland zu tun
hätten, sondern weil sie "vom Land rei'" kamen.

Gruß
Frank
Ralf Joerres
2020-05-10 19:45:14 UTC
Permalink
Post by Frank Zeeb
Post by Florian Ritter
Post by Frank Zeeb
Post by Florian Ritter
Post by U***@web.de
Ah, ein Zugroaster.
Schwäbisch Neigeschmeckter
Rei'gschmeckter, denn der Blickwinkel ist ja von innen, da kommt jemand
rei', nicht nei'
Wolle zu Gnaden halten, ich habe einige Jahre in Stuttgart
g'schafft und nur "nei" g'hört - FR
Dispens erteilt, ist es doch eine allgemeine Tatsache, dass die
Erinnerung sich oft überlagern lässt von dem, was man sicher zu wissen
gleibt. Richtig ist indessen aus Sicht des Alteingesessenen, den
Neuankömmling "Rei'geschmeckt" zu nennen, da er "von außen rei" kommt.
Früher nannte man in Stuttgart die aus der württembergischen Provinz
Neuzugezogenen "Rei'länder", nicht weil sie mit dem Rheinland zu tun
hätten, sondern weil sie "vom Land rei'" kamen.
Wo wir grad dabei sind: Wie ist es mit denen, die 'von der Alb ra(a)'
gekommen sind? Was heißt dieses 'ra(a)'?

Ralf Joerres
Ewald Pfau
2020-05-10 22:12:48 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Wo wir grad dabei sind: Wie ist es mit denen, die 'von der Alb ra(a)'
gekommen sind? Was heißt dieses 'ra(a)'?
Herunter.
Frank Zeeb
2020-05-11 07:21:34 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Wo wir grad dabei sind: Wie ist es mit denen, die 'von der Alb ra(a)'
gekommen sind? Was heißt dieses 'ra(a)'?
Ralf Joerres
"herab". Blickwinkel also aus dem württembergischen Kernland, z.B. in
den Städten im Neckartal, Nürtingen, Esslingen, Tübingen Stuttgart. Wenn
ich bei mir zu Hause zum Fenster hinausschaue, sehe ich die Kette der
mittleren Alb, ich bin auf etwa 350 m Meereshöhe, die Burg Hohenneuffen
in ca. 15-20 km Luftlinie liegt auf 743 m N.N., die Verkehrswege auf die
Hochfläche haben teilweise bis zu 16% Steigung, deshalb "ra".

Gruß
Frank
Martin Gerdes
2020-05-12 20:29:31 UTC
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Post by Frank Zeeb
Post by Ralf Joerres
Wo wir grad dabei sind: Wie ist es mit denen, die 'von der Alb ra(a)'
gekommen sind? Was heißt dieses 'ra(a)'?
"herab". Blickwinkel also aus dem württembergischen Kernland, z.B. in
den Städten im Neckartal, Nürtingen, Esslingen, Tübingen Stuttgart. Wenn
ich bei mir zu Hause zum Fenster hinausschaue, sehe ich die Kette der
mittleren Alb, ich bin auf etwa 350 m Meereshöhe, die Burg Hohenneuffen
in ca. 15-20 km Luftlinie liegt auf 743 m N.N., die Verkehrswege auf die
Hochfläche haben teilweise bis zu 16% Steigung, deshalb "ra".
Und weil wir gerade "rei <-> nei" hatten, gibts zum "raa" (herunter)
auch ein "naa" (hinunter).


Der die Leiter herunterfällt, ist "naaghaglt". Hinunter.

Der unten steht und den Sturz mitbekommen hat, sagt: "Dr Karle isch von
dr Loidr raaghaglt." Herunter.
Florian Ritter
2020-05-12 18:00:21 UTC
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Post by Ralf Joerres
Post by Frank Zeeb
Früher nannte man in Stuttgart die aus der württembergischen Provinz
Neuzugezogenen "Rei'länder", nicht weil sie mit dem Rheinland zu tun
hätten, sondern weil sie "vom Land rei'" kamen.
Wo wir grad dabei sind: Wie ist es mit denen, die 'von der Alb ra(a)'
gekommen sind? Was heißt dieses 'ra(a)'?
Als typisch Schwäbisch wurde mir gereicht: Abradradra = Apparat
runtertragen - FR
Manfred Hoß
2020-05-12 22:15:33 UTC
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Post by Florian Ritter
Post by Ralf Joerres
Post by Frank Zeeb
Früher nannte man in Stuttgart die aus der württembergischen Provinz
Neuzugezogenen "Rei'länder", nicht weil sie mit dem Rheinland zu tun
hätten, sondern weil sie "vom Land rei'" kamen.
Wo wir grad dabei sind: Wie ist es mit denen, die 'von der Alb ra(a)'
gekommen sind? Was heißt dieses 'ra(a)'?
Als typisch Schwäbisch wurde mir gereicht: Abradradra = Apparat
runtertragen - FR
Den Satz hat Christoph Sonntag bekannt gemacht. Vollständig lautete es "I
trag dr Apparat grad ra."

Gruß
Manfred.
Florian Ritter
2020-05-12 17:57:20 UTC
Permalink
Post by Frank Zeeb
Post by Florian Ritter
Wolle zu Gnaden halten, ich habe einige Jahre in Stuttgart
g'schafft und nur "nei" g'hört.
Dispens erteilt, ist es doch eine allgemeine Tatsache, dass die
Erinnerung sich oft überlagern lässt von dem, was man sicher zu wissen
gleibt. Richtig ist indessen aus Sicht des Alteingesessenen, den
Neuankömmling "Rei'geschmeckt" zu nennen, da er "von außen rei" kommt.
Früher nannte man in Stuttgart die aus der württembergischen Provinz
Neuzugezogenen "Rei'länder", nicht weil sie mit dem Rheinland zu tun
hätten, sondern weil sie "vom Land rei'" kamen.
Nun gut, wollen wir das lassen stahn, solange Du die
Kehrwoche gehörig ernst nimmst - FR
Martin Gerdes
2020-05-12 20:29:31 UTC
Permalink
Post by Frank Zeeb
Post by Florian Ritter
Post by Frank Zeeb
Post by Florian Ritter
Schwäbisch Neigeschmeckter
Rei'gschmeckter, denn der Blickwinkel ist ja von innen, da kommt jemand
rei', nicht nei'
Wolle zu Gnaden halten, ich habe einige Jahre in Stuttgart
g'schafft und nur "nei" g'hört - FR
Dispens erteilt,
Ist das Wort "Dispens" für Dich Maskulinum oder Femininum?
Frank Zeeb
2020-05-13 06:22:12 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Post by Frank Zeeb
Post by Florian Ritter
Post by Frank Zeeb
Post by Florian Ritter
Schwäbisch Neigeschmeckter
Rei'gschmeckter, denn der Blickwinkel ist ja von innen, da kommt jemand
rei', nicht nei'
Wolle zu Gnaden halten, ich habe einige Jahre in Stuttgart
g'schafft und nur "nei" g'hört - FR
Dispens erteilt,
Ist das Wort "Dispens" für Dich Maskulinum oder Femininum?
Kommt auf den Kontext an: Im Zusammenhang mit dem katholischen
Kirchenrecht, z.B. wenn es bei einer Trauung um die Befreiung von der
Formpflicht geht, weiblich, sonst männlich.

Gruß
Frank
Martin Gerdes
2020-05-13 20:05:52 UTC
Permalink
Post by Frank Zeeb
Post by Martin Gerdes
Post by Frank Zeeb
Dispens erteilt,
Ist das Wort "Dispens" für Dich Maskulinum oder Femininum?
Kommt auf den Kontext an: Im Zusammenhang mit dem katholischen
Kirchenrecht, z.B. wenn es bei einer Trauung um die Befreiung von der
Formpflicht geht, weiblich, sonst männlich.
So steht es im Buch. Und Du hältst das ein? Ist oben das katholische
Kirchenrecht tangiert? Und bei einer sinngemäß gleichwn Wortverwendung
im nicht-katholischen Bereich sagst Du dann "der Dispens"?
Frank Zeeb
2020-05-14 06:27:46 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Post by Frank Zeeb
Post by Martin Gerdes
Post by Frank Zeeb
Dispens erteilt,
Ist das Wort "Dispens" für Dich Maskulinum oder Femininum?
Kommt auf den Kontext an: Im Zusammenhang mit dem katholischen
Kirchenrecht, z.B. wenn es bei einer Trauung um die Befreiung von der
Formpflicht geht, weiblich, sonst männlich.
So steht es im Buch. Und Du hältst das ein? Ist oben das katholische
Kirchenrecht tangiert? Und bei einer sinngemäß gleichwn Wortverwendung
im nicht-katholischen Bereich sagst Du dann "der Dispens"?
Ich muss gestehen, dass ich so tief jetzt gar nicht darüber nachgedacht
habe. Da ich viel mit Kirchenrecht zu tun habe, in dem Bereich ja,
wenngleich ich nicht einmal beschwören könnte, dass das alle
katholischen Gesprächspartner auch so verwenden. Und wenn ich in mich
hineinhorche, ja, ich glaube, in dem Fall würde ich sagen "ich erteile
den Dispens", aber doch die artikellose Form bevorzugen, der man dann
das Genus nicht ansieht.

Gruß
Frank
Martin Gerdes
2020-05-15 13:23:42 UTC
Permalink
Post by Frank Zeeb
Post by Martin Gerdes
Post by Frank Zeeb
Post by Martin Gerdes
Ist das Wort "Dispens" für Dich Maskulinum oder Femininum?
Kommt auf den Kontext an: Im Zusammenhang mit dem katholischen
Kirchenrecht, z.B. wenn es bei einer Trauung um die Befreiung von der
Formpflicht geht, weiblich, sonst männlich.
So steht es im Buch. Und Du hältst das ein? Ist oben das katholische
Kirchenrecht tangiert? Und bei einer sinngemäß gleichwn Wortverwendung
im nicht-katholischen Bereich sagst Du dann "der Dispens"?
Ich muss gestehen, dass ich so tief jetzt gar nicht darüber nachgedacht
habe. Da ich viel mit Kirchenrecht zu tun habe,
Ach!
Post by Frank Zeeb
in dem Bereich ja, wenngleich ich nicht einmal beschwören könnte, dass
das alle katholischen Gesprächspartner auch so verwenden. Und wenn
ich in mich hineinhorche, ja, ich glaube, in dem Fall würde ich sagen
"ich erteile den Dispens", aber doch die artikellose Form bevorzugen,
der man dann das Genus nicht ansieht.
Ich kenne das Wort "Dispens" seit meiner Jugendzeit, und zwar als
Maskulinum. Irgendwann ist mir mal _eine_ Dispens begegnet, ich bin ihr
nachgestiegen und habe dabei festgestellt, daß das Wort im römisch
katholischen Kirchenrecht Femininum ist. Klarer Fall für überflüssiges
Wissen, und genau deswegen krallt sich ein solches, scheinbar
widersinniges Detail natürlich im Hirn besonders hartnäckig fest.

Und da hierzugroup nicht unbekannt ist, daß Du gelegentlich mit
Kirchenrecht zu tun hast, lag die Rückfrage natürlich nahe.

Du selbst unterfällst ja nicht der Disziplinargewalt des Römer Bischofs,
daß aber katholische Geistliche vom Weg weichen und ein nicht päpstlich
autorisiertes Genus verwenden -- sehr bedenklich, sehr bedenklich. Wenn
das jeder täte, wo kämen wir denn da hin?
Christina Kunze
2020-05-15 19:46:05 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Du selbst unterfällst ja nicht der Disziplinargewalt des Römer Bischofs,
Dafür hat er die alten Sprachen wirklich gelernt.
Post by Martin Gerdes
daß aber katholische Geistliche vom Weg weichen und ein nicht päpstlich
autorisiertes Genus verwenden -- sehr bedenklich, sehr bedenklich. Wenn
das jeder täte, wo kämen wir denn da hin?
chr
Martin Gerdes
2020-05-15 22:06:43 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Martin Gerdes
Du selbst unterfällst ja nicht der Disziplinargewalt des Römer Bischofs,
Dafür hat er die alten Sprachen wirklich gelernt.
Ja -- und?
Ich kann Dir gerade nicht folgen.
Post by Christina Kunze
Post by Martin Gerdes
daß aber katholische Geistliche vom Weg weichen und ein nicht päpstlich
autorisiertes Genus verwenden -- sehr bedenklich, sehr bedenklich. Wenn
das jeder täte, wo kämen wir denn da hin?
Im DWDS wird das feminine Genus des Wortes "Dispens" als österreichisch
bezeichnet. Frage an die mitlesenden Österreicher: Verwendet Ihr selbst
das so?

Martin Gerdes
2020-05-10 22:10:26 UTC
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Post by Frank Zeeb
Post by Florian Ritter
Schwäbisch Neigeschmeckter - FR
Rei'gschmeckter, denn der Blickwinkel ist ja von innen, da kommt jemand
rei', nicht nei'
Du als Einheimischer wirst doch dem Experten in allen Dingen nicht etwa
widersprechen wollen, oder?

(Ich gehe ohnehin davon aus, daß er nicht versteht, was Du ihm sagen
willst.)
Christina Kunze
2020-05-09 20:08:41 UTC
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Post by Stefan Schmitz
Post by Quinn C
Post by Stefan Schmitz
Post by Quinn C
Der Schritt von "mir wird ein Organ transplantiert", was für mich auch
schon grenzwertig ist, zu "ich werde transplantiert" ist schon ein
Hopser.
Für mich ist das völlig normaler Sprachgebrauch in dem Zusammenhang.
Post by Quinn C
Möglicherweise funkt mir das Englische dazwischen. Ich bin zwar ein
Transplantat hier in Kanada, aber das war meine eigene Entscheidung.
Aber wie kann man ein Transplantat sein?
Im Englischen ist von der lateinischen Originalbedeutung "verpflanzen"
halt noch mehr übriggeblieben.
Bei leo finde ich aber kein passendes Substantiv für einen Menschen.
Ein Verpflanzter kann man aber doch sein?
Mir war das auf Anhieb verständlich, wenn es auch keine gängige
Formulierung ist.
Aber wo kämen wir hin, wenn wir immer nur gängige Formulierungen benutzten!

chr
Diedrich Ehlerding
2020-05-09 17:11:57 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Der Schritt von "mir wird ein Organ transplantiert", was für mich auch
schon grenzwertig ist, zu "ich werde transplantiert" ist schon ein
Hopser.
Möglicherweise funkt mir das Englische dazwischen. Ich bin zwar ein
Transplantat hier in Kanada, aber das war meine eigene Entscheidung.
Ich hätte ja eher drauf getippt, dass es im Englischen, mit seiner
formalen Nichtunterscheidung von Akkusativ und Dativ, leichter ist, nicht
nur das verpflanzte Organ, sondern alternatiuv auch den Empfänger bei der
Passivbildung zum formalen Subjekt zu machen.
--
gpg-Key (DSA 1024) D36AD663E6DB91A4
fingerprint = 2983 4D54 E00B 8483 B5B8 C7D1 D36A D663 E6DB 91A4
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Quinn C
2020-05-09 17:28:42 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Quinn C
Der Schritt von "mir wird ein Organ transplantiert", was für mich auch
schon grenzwertig ist, zu "ich werde transplantiert" ist schon ein
Hopser.
Möglicherweise funkt mir das Englische dazwischen. Ich bin zwar ein
Transplantat hier in Kanada, aber das war meine eigene Entscheidung.
Ich hätte ja eher drauf getippt, dass es im Englischen, mit seiner
formalen Nichtunterscheidung von Akkusativ und Dativ, leichter ist, nicht
nur das verpflanzte Organ, sondern alternatiuv auch den Empfänger bei der
Passivbildung zum formalen Subjekt zu machen.
Im Prinzip ja, und diese Benutzung kommt auch vor, wie ich jetzt sehe:

| "We had to transplant him or pull support," thoracic surgeon Dr.
| Hassan Nemeh told Time.

aber es ist halt doppeldeutig, weil man einen ganzen Menschen durchaus
verpflanzen kann.

| Take him outside of Washington, transplant him anywhere in the country
| and say, "You're on your own, buddy, go make a living," and they
| wouldn't know what to do,
--
Lassen Sie mich Ihnen klar. Wenn durch dieses neue System das du
nicht empfangen Ihre Zahlung, dann vergessen Sie es für das Leben.
-- SPAMPOESIE
Helmut Richter
2020-05-09 18:14:43 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Ich hätte ja eher drauf getippt, dass es im Englischen, mit seiner
formalen Nichtunterscheidung von Akkusativ und Dativ, leichter ist, nicht
nur das verpflanzte Organ, sondern alternatiuv auch den Empfänger bei der
Passivbildung zum formalen Subjekt zu machen.
So?

A letter was written. – He was written a letter.

Eine grammatisch saubere Sprache macht halt einen Unterschied zwischen
Verben mit und ohne indirektem Objekt.
--
Helmut Richter
U***@web.de
2020-05-09 18:46:38 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Diedrich Ehlerding
Ich hätte ja eher drauf getippt, dass es im Englischen, mit seiner
formalen Nichtunterscheidung von Akkusativ und Dativ, leichter ist, nicht
nur das verpflanzte Organ, sondern alternatiuv auch den Empfänger bei der
Passivbildung zum formalen Subjekt zu machen.
So?
A letter was written. – He was written a letter.
Eine grammatisch saubere Sprache macht halt einen Unterschied zwischen
Verben mit und ohne indirektem Objekt.
Die unsrige macht einen solchen zwischen Präpositionen
mit Dativ einerseits und mit Akkusativ andererseits,
jedenfalls bei den hier von Dir verwendeten.
Diedrich Ehlerding
2020-05-09 19:38:22 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Diedrich Ehlerding
Ich hätte ja eher drauf getippt, dass es im Englischen, mit seiner
formalen Nichtunterscheidung von Akkusativ und Dativ, leichter ist,
nicht nur das verpflanzte Organ, sondern alternatiuv auch den Empfänger
bei der Passivbildung zum formalen Subjekt zu machen.
So?
A letter was written. – He was written a letter.
Ja, das meinte ich. Im Deutschen kann da nur das Buch zum Subjekt des
Passivsatzes werden, aber nicht der Empfänger, dem das Buch gegeben worden
ist. Insofern hätte ich mir vorstellen können, dass im Englischen nicht
nur das Organ, sondern auch der Empfänger "transplantiert wird".
--
gpg-Key (DSA 1024) D36AD663E6DB91A4
fingerprint = 2983 4D54 E00B 8483 B5B8 C7D1 D36A D663 E6DB 91A4
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Stefan Ram
2020-05-09 20:13:31 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Ja, das meinte ich. Im Deutschen kann da nur das Buch zum Subjekt des
Passivsatzes werden, aber nicht der Empfänger, dem das Buch gegeben worden
ist. Insofern hätte ich mir vorstellen können, dass im Englischen nicht
nur das Organ, sondern auch der Empfänger "transplantiert wird".
Was ich kenne, ist in manchen Fällen die Aktiv-Passiv-Vertauschung:

"Der Compiler kompiliert eine Datei." -->
"Die Dateien kompilieren eigentlich alle ziemlich schnell."

"Der Motor dreht die Platte."/"Die Platte dreht sich." -->
"Die Platte dreht mit 2000 U/min."

Im letzten Fall könnte man auch von einer Aufhebung des
reflexiven Gebrauchs sprechen. So zu lesen beispielsweise
in der c't.

Bei Transplantation wäre das dann:

"Ist das Spenderorgan denn für Herrn Müller geeignet?" -
"Ja. Dieses Herz transplantiert in Menschen zwischen 20 und 70 Jahren."

Als Jargon, wo jemand schnell kommunizieren will, ist so
etwas vorstellbar.
Martin Gerdes
2020-05-09 22:55:09 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Post by Diedrich Ehlerding
Ja, das meinte ich. Im Deutschen kann da nur das Buch zum Subjekt des
Passivsatzes werden, aber nicht der Empfänger, dem das Buch gegeben worden
ist. Insofern hätte ich mir vorstellen können, dass im Englischen nicht
nur das Organ, sondern auch der Empfänger "transplantiert wird".
"Der Compiler kompiliert eine Datei." -->
"Die Dateien kompilieren eigentlich alle ziemlich schnell."
Und aktuell natürlich nicht zu vergessen:

"Er wurde auf Corona getestet und testete positiv."
U***@web.de
2020-05-09 21:08:23 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Helmut Richter
Post by Diedrich Ehlerding
Ich hätte ja eher drauf getippt, dass es im Englischen, mit seiner
formalen Nichtunterscheidung von Akkusativ und Dativ, leichter ist,
nicht nur das verpflanzte Organ, sondern alternatiuv auch den Empfänger
bei der Passivbildung zum formalen Subjekt zu machen.
So?
A letter was written. – He was written a letter.
Ja, das meinte ich. Im Deutschen kann da nur das Buch zum Subjekt des
Passivsatzes werden, aber nicht der Empfänger, dem das Buch gegeben worden
ist. Insofern hätte ich mir vorstellen können, dass im Englischen nicht
nur das Organ, sondern auch der Empfänger "transplantiert wird".
Das Thema ist bei den Organtransplantierten schon durch,
magst Du auch noch so heftig durch Fußnägelrollung reagieren.
U***@web.de
2020-05-10 05:15:05 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Diedrich Ehlerding
Ich hätte ja eher drauf getippt, dass es im Englischen, mit seiner
formalen Nichtunterscheidung von Akkusativ und Dativ, leichter ist, nicht
nur das verpflanzte Organ, sondern alternatiuv auch den Empfänger bei der
Passivbildung zum formalen Subjekt zu machen.
So?
A letter was written. – He was written a letter.
Eine grammatisch saubere Sprache macht halt einen Unterschied zwischen
Verben mit und ohne indirektem Objekt.
Im Deutschen tritt zumindest umgangssprachlich
nicht selten ein selten als solches beschriebenes
Hilfsverb in Aktion:

Er bekam einen Brief geschrieben.

He was sent a letter. Er bekam einen Brief geschickt.
Ralf Joerres
2020-05-10 14:50:35 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Helmut Richter
Post by Diedrich Ehlerding
Ich hätte ja eher drauf getippt, dass es im Englischen, mit seiner
formalen Nichtunterscheidung von Akkusativ und Dativ, leichter ist, nicht
nur das verpflanzte Organ, sondern alternatiuv auch den Empfänger bei der
Passivbildung zum formalen Subjekt zu machen.
So?
A letter was written. – He was written a letter.
Eine grammatisch saubere Sprache macht halt einen Unterschied zwischen
Verben mit und ohne indirektem Objekt.
Im Deutschen tritt zumindest umgangssprachlich
nicht selten ein selten als solches beschriebenes
Er bekam einen Brief geschrieben.
He was sent a letter. Er bekam einen Brief geschickt.
Er erhielt die Ware binnen drei Tagen zugeschickt: auch umgangssprachlich?

Ralf Joerres
Gunhild Simon
2020-05-10 16:00:03 UTC
Permalink
Am Sonntag, 10. Mai 2020 16:50:37 UTC+2 schrieb Ralf Joerre
Post by Ralf Joerres
Er erhielt die Ware binnen drei Tagen zugeschickt: auch umgangssprachlich?
Ich würde das annehmen, weil der Genitiv nicht eben umgangssprachlich
klingt.
Ich würde ihn allerdings verwenden, weil ich bestimmte Standards
mir erlaube aufrechtzuhalten - oder umformulieren:
innerhalb von drei Tagen.

Soweit ich weiß, tritt der Genitiv nur in den ersten drei Zahlen ein.
Bei 4 wird es dann leichter - und ugs.

Gruß
Gunhild
U***@web.de
2020-05-10 16:46:05 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Am Sonntag, 10. Mai 2020 16:50:37 UTC+2 schrieb Ralf Joerre
Post by Ralf Joerres
Er erhielt die Ware binnen drei Tagen zugeschickt: auch umgangssprachlich?
Ich würde das annehmen, weil der Genitiv nicht eben umgangssprachlich
klingt.
Ich würde ihn allerdings verwenden, weil ich bestimmte Standards
innerhalb von drei Tagen.
Soweit ich weiß, tritt der Genitiv nur in den ersten drei Zahlen ein.
Bei 4 wird es dann leichter - und ugs.
Es gibt in der Tat Leute, die behaupten, "binnen vierer"
ginge im Gegensatz zu "binnen dreier" nun überhaupt gar nicht
mehr.

Seltenere Verwendung reicht aber nicht für solch starke Worte.

Gruß, ULF
Ralf Joerres
2020-05-10 21:21:48 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Am Sonntag, 10. Mai 2020 16:50:37 UTC+2 schrieb Ralf Joerre
Post by Ralf Joerres
Er erhielt die Ware binnen drei Tagen zugeschickt: auch umgangssprachlich?
Ich würde das annehmen, weil der Genitiv nicht eben umgangssprachlich
klingt.
Ich würde ihn allerdings verwenden, weil ich bestimmte Standards
innerhalb von drei Tagen.
Soweit ich weiß, tritt der Genitiv nur in den ersten drei Zahlen ein.
Bei 4 wird es dann leichter - und ugs.
In einem Geschäftsbrief fände ich 'binnen dreier Tage' sehr irritierend,
binnen + Dativ im Plural absolut unauffällig und den Satz als solchen
qua seiner Schriftsprachlichkeit keineswegs umgangssprachlich.

Es gibt Fälle, in denen der Genitiv verzopft anmutet, weil sich inzwischen
andere Sprechweisen durchgesetzt haben. Niemand kann heutzutage gut
nachempfinden, was in anderen vorgeht, die einen Genitiv hören,
der ihnen zu démodé oder als geradezu falsch in den Ohren klingelt.
Auch ist man im Zweifel nicht mehr so jugendfrisch, dass einem jede
nicht ganz alltägliche Deklinationsendung zwingend auffällt. Und unter
welchen Kasus ein beliebiger Sprachteilnehmer Beispiele wie "binnen drei
Wochen" subsumiert, ist auch nicht ausgemacht, es könnte ja beides sein,
und Genitivler verstehen das als Genitiv, Dativler als Dativ*). Sowieso
kann jeder oder jede seinen oder ihren Privat-Standard pflegen, tut er oder
sie ja auch (nur ne keine Fingerübung zwischendurch: Gendern ist nicht
meine Welt...). Es ist schwierig, den _wahren_ Standard bei der Genitiv-
verwendung dingfest zu machen.

Du schreibst: Ab 4 wird es dann leichter. Das ist nur ein Teil der Wahrheit:
Ab vier kommt der Genitiv im aktuellen Deutsch nicht mehr in Frage, denn
es heißt nicht 'binnen vier Tage', sondern 'binnen vier Tagen', was definitiv
ein Dativ ist. Es soll also für die Zahlen 1 bis 3 ein anderer Standard
gelten als ab 4? Das halte ich für relativ unwahrscheinlich. So gesehen ist
der Dativ der Standardfall, da es mehr natürliche Zahlen ab 4 bis unendlich
gibt als von 1 bis 3, und da es diesen Standard gibt, liegt es nahe, ihn auch
auf die Fälle 1 bis 3 auszuweiten.

Schau'n wir kurz, was DWDS dazu liefert. Ich nehme nur die Zahlen für das
Korpus von 'Die Zeit' (1949 bis 2018), weil dieses Korpus am nächsten an
die Gegenwart heranreicht. Wohlan:

- binnen eines Tages 88
- binnen einem Tag(e) 1
- binnen zweier Tage 16
- binnen zwei Tagen 174
- binnen dreier Tage 12
- binnen drei Tagen 174

Man wird vielleicht feststellen dürfen, dass der Genitiv nach 'binnen' für
die Zahl 1 der Standardkasus ist und dass sich für die Zahlen ab 2 der Dativ
weitgehend durchgesetzt hat und dass ab 4 der Genitiv überhaupt nicht (mehr?)
möglich ist.

Wenn Dein Privatstandard ein anderer ist - er ist ja auch sonst im Deutschen
noch nicht erloschen -, wird man ihn wahrscheinlich als 'veraltend'
einstufen müssen. Mir ist er auch sehr geläufig, ich würde ihn vielleicht
einsetzen, wenn ich mich bewusst 'gehoben' ausdrücken will.

Gruß Ralf Joerres

*) ... eine überraschende Parallele zu Genderaffinen, die dort 'ausschließ-
lich männliche Studenten' zu verstehen behaupten, wo die Gegenseite von
'den Studenten' sprach und damit männliche und weibliche Studenten
gemeint hatte. Wo ist hier der Standard?

P.S. Erst nachträglich sehe ich, dass Du für ab 4 stets ugs. reklamierst -
so als ließe sich die Frage der Stilebene anhand einer Schwellenzahl
entscheiden. Gemeint wäre dabei: Wenn der Genitiv nicht geht, muss es
Umgangssprache sein. Das meinst Du wahrscheinlich ernst: 'binnen dreier
Tage' = Standard, 'binnen vier Tagen' = abgesunken zu Umgangssprache.
Was ist denn 'innerhalb von 4 Tagen' - Standard oder Umgangssprache?
U***@web.de
2020-05-10 21:35:36 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
P.S. Erst nachträglich sehe ich, dass Du für ab 4 stets ugs. reklamierst -
so als ließe sich die Frage der Stilebene anhand einer Schwellenzahl
entscheiden. Gemeint wäre dabei: Wenn der Genitiv nicht geht, muss es
Umgangssprache sein. Das meinst Du wahrscheinlich ernst: 'binnen dreier
Tage' = Standard, 'binnen vier Tagen' = abgesunken zu Umgangssprache.
Was ist denn 'innerhalb von 4 Tagen' - Standard oder Umgangssprache?
Ersatzdativ für "binnen vierer" (ist durchaus belegt) ist
zunächst Umgangssprache. Stirbt die eigentlich richtige
Form aus, und sei es, weil man ihrer noch nicht vergessen hat,
aber überdrüssig ist, erhebt sich insoweit die Ersatz- zur
Standardform.
Martin Gerdes
2020-05-12 20:29:31 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Es gibt Fälle, in denen der Genitiv verzopft anmutet, weil sich inzwischen
andere Sprechweisen durchgesetzt haben.
Dabei schätzen die Norddeutschen des Genitivs doch so sehr, daß sie ihn
immer setzen, wenn sie nicht wissen, welchen Kasus eine Präposition
regiert.

In ihren Ohren klingt er einfach feiner.
Roland Franzius
2020-05-13 04:06:14 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Post by Ralf Joerres
Es gibt Fälle, in denen der Genitiv verzopft anmutet, weil sich inzwischen
andere Sprechweisen durchgesetzt haben.
Dabei schätzen die Norddeutschen des Genitivs doch so sehr, daß sie ihn
immer setzen, wenn sie nicht wissen, welchen Kasus eine Präposition
regiert.
In ihren Ohren klingt er einfach feiner.
Nein, unernster. Wie meistens merken es die Zugeoastn aber nicht.

Mein Altonaer Opa pflegte immer zu sagen, wir sprechen vier Sprachen,
Hochdeutsch, Platt, durch die Nase und über andere Leute.
--
Roland Franzius
Ralf Joerres
2020-05-09 14:36:07 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
| Laut Ehninger werden zwischen 9000 und 10 000 Menschen pro Jahr in der
| Welt unverwandt transplantiert.
Da kann ich mir nicht vorstellen, was gemeint ist.
Dass der Empfänger des Transplantats nicht mit dem Spender verwandt ist?
Das scheint's zu sein.

Ralf Joerres
Manfred Bachmann
2020-05-09 09:27:43 UTC
Permalink
Post by Quinn C
aus dem Corpus des Leipziger Wortschatzes, zumeist Presse und von 2018)
| Da strömt unverwandt ein würziger Duft von Heu in meine Nase – und |
schon sitze ich in Gedanken zuoberst auf dem Heuwagen meines |
Grossvaters Ist nicht vielleicht "unvermittelt" gemeint?
| Sie gehöre gar nicht zu den Elenden, bekennt sie unverwandt, ... Oder
eher "unverblümt"? "Unverzagt"?
Als in Leipzig aufgewachsener, alter Mann: Bei mir bedeutet unverwandt
auch soviel wie plötzlich, überraschend.
Ralf Joerres
2020-05-09 14:34:52 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Post by Ralf Joerres
Post by H.-P. Schulz
Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
°horch°
Nee. Ist nicht veraltet.
'unverwandt' meint, dass der Blick keinen Augenblick abgewandt wird.
"anstarren", "anglotzen" wäre das als Verb, aber das ist schon sehr
negativ, wohingegen "unverwandt ansehen" praktisch neutral ist.
Frau Kunze 'krieg ich nicht rein',
Hamma nich, kriema auch nich wieder rein?
(Ja, ich weiß warum.)
Ich habe mir mal ein paar Belege mit anderen Verben angeschaut, und bei
den meisten kommen mir Zweifel, ob die Verfasser*innen das Wort richtig
verinnerlicht haben.
(aus dem Corpus des Leipziger Wortschatzes, zumeist Presse und von 2018)
| Da strömt unverwandt ein würziger Duft von Heu in meine Nase – und
| schon sitze ich in Gedanken zuoberst auf dem Heuwagen meines
| Grossvaters
Ist nicht vielleicht "unvermittelt" gemeint?
oder 'von ungefähr'
Post by Quinn C
| Sie gehöre gar nicht zu den Elenden, bekennt sie unverwandt, ...
Oder eher "unverblümt"? "Unverzagt"?
ja, sowas wie 'ohne Scheu'
Post by Quinn C
| Wer heutigentags unverwandt und musikalisch gefestigt von der New Wave
| of British Heavy Metal spricht, ...
Das kommt hin, aber vielleicht besser "unverdrossen"?
'permanent', 'penetrant'? oder 'unvermittelt'? - aber wieso 'musikalisch
gefestigt'? Ich spreche musikalisch gefestigt von irgendwas? Merkwürdig das.
Post by Quinn C
| Laut Ehninger werden zwischen 9000 und 10 000 Menschen pro Jahr in der
| Welt unverwandt transplantiert.
Da kann ich mir nicht vorstellen, was gemeint ist.
vielleicht etwas, das in dem 'pro Jahr' als die Idee 'jedes Jahr'
enthalten ist; oder etwas wie 'zuverlässig', das passende Wort für diesen
Kontext finde ich nicht ... könnte 'immer' sein, bei stark veränderter
Wortstellung
Post by Quinn C
Post by Ralf Joerres
[...] wie ein 'veraltet' sieht das heute für mich nicht aus.
Nein, aber 'aus der Mode' vielleicht. Und auch: Wenn das Wort öfter mal
sinnfremd verwendet wird, deutet das auf Gebrauchsunsicherheiten hin.

Ralf Joerres
U***@web.de
2020-05-09 07:07:10 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by H.-P. Schulz
Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
°horch°
Nee. Ist nicht veraltet.
'unverwandt' meint, dass der Blick keinen Augenblick abgewandt wird.
"anstarren", "anglotzen" wäre das als Verb, aber das ist schon sehr
negativ, wohingegen "unverwandt ansehen" praktisch neutral ist.
'Unverwandt' ist wohl vor allem deswegen selten, weil es praktisch
ausschließlich mit Verben wie 'ansehen, anblicken, schauen auf ...'
benutzt wird. Das müsste nach meinem Gefühl nicht so sein, aber
'das Telefon klingelte unverwandt' wäre absolut unüblich.
Es klingelte eher unvermittelt, zumindest
seit Einführung des Selbstwahlbetriebs.

Kalauer beiseite, er stand unvermittelt auf.
Quinn C
2020-05-09 16:48:03 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Ralf Joerres
'das Telefon klingelte unverwandt' wäre absolut unüblich.
Es klingelte eher unvermittelt, zumindest
seit Einführung des Selbstwahlbetriebs.
Kalauer beiseite, er stand unvermittelt auf.
Manche finden auch unvermittelt ihren Partner.
--
gugelfranz, m., spöttische bezeichnung eines mönchs
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Helmut Richter
2020-05-08 08:28:40 UTC
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Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt ansehen" sehr
veraltet klingt?
Ich finde es ein normales Wort, aber das sagt nichts. Duden findet es auch
normal.

Ich erinnere mich, als ich es vor Urzeiten, wohl noch als Kind in einem
paradoxen Satz fand, den ich damals noch nicht verstand – also scheint es
in der täglichen Umgangssprache nicht vorgekommen zu sein.

Was ist paradox?

– wenn ein Bruder seine Schwester unverwandt ansieht

Damals mochte ich solche Paradoxien:

– wenn ein Goethe-Denkmal durch die Bäume schillert
– wenn ein Schellfisch im Aralsee schwimmt
– wenn die Münchner im September auf dem Oktoberfest bei Aprilwetter
Märzenbier trinken

usw.
--
Helmut Richter
Ralph Aichinger
2020-05-08 08:44:53 UTC
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Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
Nein, finde ich nicht. Eher gehobene Sprache, aber nicht veraltet.
Post by Christina Kunze
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt an" als
Regieanweisung?
Für eine RTL Dokusoap mit "authentischen" Laiendarstellern eher nicht ;)

/ralph
--
-----------------------------------------------------------------------------
https://aisg.at
ausserirdische sind gesund
Friedrich Karl Siebert
2020-05-08 09:06:36 UTC
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Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
Ich hab jetzt schon so lange auf das Wort gestarrt, dass es mir schon
falsch geschrieben vorkommt.
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt an" als
Regieanweisung?
chr
Ich würde 'unverwandt' mit direkt, provozierend, herausfordernd übersetzen.
--
mit freundlichem Gruß
F.K.
Dorothee Hermann
2020-05-08 12:26:50 UTC
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Post by Friedrich Karl Siebert
Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
Nein, ich würde es verwenden und verwende es.
Post by Friedrich Karl Siebert
Post by Christina Kunze
Ich hab jetzt schon so lange auf das Wort gestarrt, dass es mir schon
falsch geschrieben vorkommt.
"dt" ;-)
Post by Friedrich Karl Siebert
Post by Christina Kunze
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt an" als
Regieanweisung?
Ich würde 'unverwandt' mit direkt, provozierend, herausfordernd übersetzen.
Ich würde das Wort "unverwandt" eher positiv besetzen mit: Fasziniert,
wartend, in der Art von "ich kann den Blick nicht von Dir wenden, ich
muss Dich anschaun immerdar".


Dorothee
Ralf Joerres
2020-05-08 15:07:11 UTC
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Post by Dorothee Hermann
Post by Friedrich Karl Siebert
Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
Nein, ich würde es verwenden und verwende es.
Post by Friedrich Karl Siebert
Post by Christina Kunze
Ich hab jetzt schon so lange auf das Wort gestarrt, dass es mir schon
falsch geschrieben vorkommt.
"dt" ;-)
Post by Friedrich Karl Siebert
Post by Christina Kunze
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt an" als
Regieanweisung?
Ich würde 'unverwandt' mit direkt, provozierend, herausfordernd übersetzen.
Ich würde das Wort "unverwandt" eher positiv besetzen mit: Fasziniert,
wartend, in der Art von "ich kann den Blick nicht von Dir wenden, ich
muss Dich anschaun immerdar".
Hui! Also 'immerdar' wär' mir denn doch etwas mottenkugelig.

Ralf Joerres
Ralf Joerres
2020-05-08 14:31:56 UTC
Permalink
Post by Friedrich Karl Siebert
Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
Ich hab jetzt schon so lange auf das Wort gestarrt, dass es mir schon
falsch geschrieben vorkommt.
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt an" als
Regieanweisung?
chr
Ich würde 'unverwandt' mit direkt, provozierend, herausfordernd übersetzen.
Ich eher mit 'nicht aus den Augen lassen'.

Ralf Joerres
Jakob Achterndiek
2020-05-08 09:15:50 UTC
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Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
[..]
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt
an" als Regieanweisung?
Wenn genau das geschehen soll, was die Regieanweisung anweist,
dann kann man sie auch benutzen. Dann muß A die XY ansehen, ohne
dabei den Kopf zu wenden, d.h. zu verdrehen. In dieser Bedeutung
gibt es über 600 Fundstellen in der digibib Deutsche Literatur.
--
j/\a
Thomas Schade
2020-05-08 09:29:40 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
[..]
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt
an" als Regieanweisung?
Wenn genau das geschehen soll, was die Regieanweisung anweist,
dann kann man sie auch benutzen. Dann muß A die XY ansehen, ohne
dabei den Kopf zu wenden, d.h. zu verdrehen.
Kleiner Einspruch. XY muss dauerhaft im Blick gehalten werden, wenn sie
sich bewegt, wandert A's Kopf, bzw. seine Augen, dauernd mit.


Ciao
Toscha
--
Und wenn alle von einer Brücke springen, springst du dann hinterher?
Nein, dann ist das Problem ja gelöst.
Jakob Achterndiek
2020-05-08 18:28:50 UTC
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Post by Thomas Schade
Post by Jakob Achterndiek
Wenn genau das geschehen soll, was die Regieanweisung anweist,
dann kann man sie auch benutzen. Dann muß A die XY ansehen,
ohne dabei den Kopf zu wenden, d.h. zu verdrehen.
Kleiner Einspruch.
XY muss dauerhaft im Blick gehalten werden, wenn sie sich
bewegt, wandert A's Kopf, bzw. seine Augen, dauernd mit.
Ja, stattgegeben. "Unverwandt" ist einfach eine Adverbialisierung
von "den Blick nicht abwendend".
--
j/\a
Stefan Schmitz
2020-05-08 19:27:23 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Thomas Schade
Post by Jakob Achterndiek
Wenn genau das geschehen soll, was die Regieanweisung anweist,
dann kann man sie auch benutzen. Dann muß A die XY ansehen,
ohne dabei den Kopf zu wenden, d.h. zu verdrehen.
Kleiner Einspruch.
XY muss dauerhaft im Blick gehalten werden, wenn sie sich
bewegt, wandert A's Kopf, bzw. seine Augen, dauernd mit.
Ja, stattgegeben. "Unverwandt" ist einfach eine Adverbialisierung
von "den Blick nicht abwendend".
Nicht einverstanden.
Mit den Blicken verfolgen ist MUSEN nicht mehr unverwandt.
Roland Franzius
2020-05-09 04:49:47 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Post by Thomas Schade
Post by Jakob Achterndiek
Wenn genau das geschehen soll, was die Regieanweisung anweist,
dann kann man sie auch benutzen. Dann muß A die XY ansehen,
ohne dabei den Kopf zu wenden, d.h. zu verdrehen.
Kleiner Einspruch.
XY muss dauerhaft im Blick gehalten werden, wenn sie sich
bewegt, wandert A's Kopf, bzw. seine Augen, dauernd mit.
Ja, stattgegeben. "Unverwandt" ist einfach eine Adverbialisierung
von "den Blick nicht abwendend".
Das ist eine Metaphorisierung und hat daher dort etwas altertümlich
klingend überlebt, insbesondere für das Einrasten des Blicks auf die
Geliebt**n.

Unverwandt wurde früher auch für regelmäßige Tätigkeiten oder Haltungen
wie die des Schmiedens oder Postenstehens benutzt, die keine Ablenkungen
erlaubten.
--
Roland Franzius
Ralf Joerres
2020-05-08 15:05:08 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
[..]
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt
an" als Regieanweisung?
Wenn genau das geschehen soll, was die Regieanweisung anweist,
dann kann man sie auch benutzen. Dann muß A die XY ansehen, ohne
dabei den Kopf zu wenden, d.h. zu verdrehen. In dieser Bedeutung
gibt es über 600 Fundstellen in der digibib Deutsche Literatur.
Das ist doch wieder mal 'ne top Erklärung. Ich hatte gedacht, die
Methode Achterndieck hilft hier auch nicht weiter - falsch gedacht!

Gruß Ralf Joerres
Diedrich Ehlerding
2020-05-08 08:34:27 UTC
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Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
Kommt mir unauffällig vor; wenn auch nicht zu meinem aktiven Wortschatz
gehörig.
Post by Christina Kunze
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt an" als
Regieanweisung?
Ja, wenn gemeint ist: wendet den Blick nicht ab.-
--
gpg-Key (DSA 1024) D36AD663E6DB91A4
fingerprint = 2983 4D54 E00B 8483 B5B8 C7D1 D36A D663 E6DB 91A4
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Antonia H.
2020-05-08 14:55:23 UTC
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Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
Ich hab jetzt schon so lange auf das Wort gestarrt, dass es mir schon
falsch geschrieben vorkommt.
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt an" als
Regieanweisung?
Er sieht mich ununterbrochen an.

A.
Ralf Joerres
2020-05-09 14:22:13 UTC
Permalink
Post by Antonia H.
Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
Ich hab jetzt schon so lange auf das Wort gestarrt, dass es mir schon
falsch geschrieben vorkommt.
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt an" als
Regieanweisung?
Er sieht mich ununterbrochen an.
Jedenfalls ist es die Art von Glotzen, die zu Reaktionen wie 'Wat kiekst'n!?'
oder 'Wat kuxe, kuck gefällichs woanders hin!' herausfordert.

'Ununterbrochen' benutze ich eher für Niederschläge, verschiedene Arten
nervöser Aktivität (rauchen, quasseln, nesteln ...) und durch Menschen
veranlasste technische Vorgänge (klingeln, Züge/Lkw rollen ...) - eher
für Verläufe, bei denen man im Normalfall zumindest gelegentliche
Unterbrechungen erwartet.

'In einem fort' erscheint mir nicht festgelegt, das kann für 'ununterbrochen'
und 'unverwandt' eintreten.

Ralf Joerres
Florian Ritter
2020-05-12 18:15:38 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Antonia H.
Er sieht mich ununterbrochen an.
Jedenfalls ist es die Art von Glotzen, die zu Reaktionen wie 'Wat kiekst'n!?'
oder 'Wat kuxe, kuck gefällichs woanders hin!' herausfordert.
Der Pommer fragt über die Schulter: Is wat?

FR
Roland Franzius
2020-05-13 03:48:49 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Post by Ralf Joerres
Post by Antonia H.
Er sieht mich ununterbrochen an.
Jedenfalls ist es die Art von Glotzen, die zu Reaktionen wie 'Wat kiekst'n!?'
oder 'Wat kuxe, kuck gefällichs woanders hin!' herausfordert.
Der Pommer fragt über die Schulter: Is wat?
Früher mal vorm 1. WK in feineren Kreisen:
Mein Herr, sie haben mich fixiert!"

Das erste, was ein farbiger Bub in den Staaten lernt, ist, nie einem
Weißen ins Gesicht zu schauen. In Westfalen ist es umgekehrt, da darf
man nie einen Schwarzen anstarren.
--
Roland Franzius
U***@web.de
2020-05-13 05:41:03 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Post by Florian Ritter
Post by Ralf Joerres
Post by Antonia H.
Er sieht mich ununterbrochen an.
Jedenfalls ist es die Art von Glotzen, die zu Reaktionen wie 'Wat kiekst'n!?'
oder 'Wat kuxe, kuck gefällichs woanders hin!' herausfordert.
Der Pommer fragt über die Schulter: Is wat?
Mein Herr, sie haben mich fixiert!"
Das erste, was ein farbiger Bub in den Staaten lernt, ist, nie einem
Weißen ins Gesicht zu schauen. In Westfalen ist es umgekehrt, da darf
man nie einen Schwarzen anstarren.
Von einem Elterngespräch an der Plusschule Lerchenberg ward
hier berichtet:

"Eltern unaufrichtig, haben mich nicht einmal angesehen."
"Schulleiter unverschämt, hat uns ständig angestarrt."
Stefan Schmitz
2020-05-13 12:21:02 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Von einem Elterngespräch an der Plusschule Lerchenberg ward
"Eltern unaufrichtig, haben mich nicht einmal angesehen."
"Schulleiter unverschämt, hat uns ständig angestarrt."
Wer ist denn in der Lage, von beiden Seiten stichwortartige Beurteilung eines
Elterngesprächs zu bekommen?
U***@web.de
2020-05-13 15:19:27 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by U***@web.de
Von einem Elterngespräch an der Plusschule Lerchenberg ward
"Eltern unaufrichtig, haben mich nicht einmal angesehen."
"Schulleiter unverschämt, hat uns ständig angestarrt."
Wer ist denn in der Lage, von beiden Seiten stichwortartige Beurteilung eines
Elterngesprächs zu bekommen?
Das freundliche Fernsehteam, das über
Migrationshintergründiges berichtete.
Helmut Richter
2020-05-13 16:53:58 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Roland Franzius
Das erste, was ein farbiger Bub in den Staaten lernt, ist, nie einem
Weißen ins Gesicht zu schauen. In Westfalen ist es umgekehrt, da darf
man nie einen Schwarzen anstarren.
Von einem Elterngespräch an der Plusschule Lerchenberg ward
"Eltern unaufrichtig, haben mich nicht einmal angesehen."
"Schulleiter unverschämt, hat uns ständig angestarrt."
Sowas ist normal, wenn sich Leute aus verschiedenen Kulturen begegnen und
es in einer üblich und in der anderen aufdringlich ist, das Gegenüber
anzuschauen.

Ich habe mal vor vielen Jahren jemanden begleitet, der eine Familie
australischer Aborigines besucht hat und mich mitnahm – natürlich nicht
ohne das vorher mit ihnen so auszumachen. Die haben mich völlig ignoriert
und ich habe mich ziemlich unwohl gefühlt. Erst letztes Jahr habe ich aus
einem Buch gelernt, dass das normal ist: unter Aborigines ist das Recht
auf Privatheit und Datenschutz sehr hoch bewertet, und jede Art von
Smalltalk wird eher vermieden. Wenn sich beide Seiten über etwas
unterhalten wollen, dann tut man es, wenn aber nicht, redet man nicht
irgendetwas, nur um nicht unhöflich zu wirken; höflich ist man, wenn man
das respektiert. Die Buchautorin hat das so ausgedrückt: „Aboriginal
people do not normally like to *be* alone, but they do like to be *left*
alone when they don’t feel like talking or interacting.“ Für einen weißen
Schwätzer *sehr* ungewohnt.
--
Helmut Richter
Martin Gerdes
2020-05-09 22:55:09 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
Ja :-)
Post by Christina Kunze
Ich hab jetzt schon so lange auf das Wort gestarrt, dass es mir schon
falsch geschrieben vorkommt.
Das nicht.
Post by Christina Kunze
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt an" als
Regieanweisung?
Nein :-) Ich würde "ununterbrochen" schreiben.

Wer von den Heutigen versteht das Wort (in diesem Sinne) denn noch?
Antonia H.
2020-05-10 10:04:25 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
Ja :-)
Post by Christina Kunze
Ich hab jetzt schon so lange auf das Wort gestarrt, dass es mir schon
falsch geschrieben vorkommt.
Das nicht.
Post by Christina Kunze
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt an" als
Regieanweisung?
Nein :-) Ich würde "ununterbrochen" schreiben.
Somit bin ich nicht allein....

A.
Gunhild Simon
2020-05-10 12:10:24 UTC
Permalink
Post by Antonia H.
Post by Martin Gerdes
Post by Christina Kunze
Könnt Ihr mal bitte in Euch reinhorchen, ob "jemanden unverwandt
ansehen" sehr veraltet klingt?
Ja :-)
Post by Christina Kunze
Ich hab jetzt schon so lange auf das Wort gestarrt, dass es mir schon
falsch geschrieben vorkommt.
Das nicht.
Post by Christina Kunze
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt an" als
Regieanweisung?
Nein :-) Ich würde "ununterbrochen" schreiben.
Somit bin ich nicht allein....
Mir geht es da wie den meisten hier:
"unverwandt" mit der Konnotation "ohne den Blick abzuwenden"
ist speziell auf das Schauen und Blicken gerichtet. Das ist bei "ununterbrochen" anders. Es ist allgemeiner. Unterbrechen ist
nicht sonderlich spezifisch für den Blick.

Deshalb würde ich das treffende, verständliche und sprechende
Wort dafür - auch in einer Regieanweisung - gebrauchen.

Gruß
Gunhild
Florian Ritter
2020-05-10 13:30:39 UTC
Permalink
Post by Antonia H.
Post by Martin Gerdes
Post by Christina Kunze
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt an" als
Regieanweisung?
Nein :-) Ich würde "ununterbrochen" schreiben.
Somit bin ich nicht allein....
In höheren geistigen Sphären, in denen ich zu munterer
Schau schwebe, heißt es "ohn' Unterlaß" - FR
Antonia H.
2020-05-10 14:28:53 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Post by Antonia H.
Post by Martin Gerdes
Post by Christina Kunze
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt an" als
Regieanweisung?
Nein :-) Ich würde "ununterbrochen" schreiben.
Somit bin ich nicht allein....
In höheren geistigen Sphären, in denen ich zu munterer
Schau schwebe, heißt es "ohn' Unterlaß" - FR
Gut, dann werde ich mich ebenfalls in höhere geistige
Sphären begeben...ohne Unterlass.

A.
Roland Franzius
2020-05-10 17:01:52 UTC
Permalink
Post by Antonia H.
Post by Florian Ritter
Post by Antonia H.
Post by Martin Gerdes
Post by Christina Kunze
Eignet sich "sieht XY unverwandt an" bzw. "sehen sich unverwandt an" als
Regieanweisung?
Nein :-) Ich würde "ununterbrochen" schreiben.
Somit bin ich nicht allein....
In höheren geistigen Sphären, in denen ich zu munterer
Schau schwebe, heißt es "ohn' Unterlaß" - FR
Gut, dann werde ich mich ebenfalls in höhere geistige
Sphären begeben...ohne Unterlass.
.. in Unterlüß.

Da wachsen die Bommerlunderbüsche.
--
Roland Franzius
Florian Ritter
2020-05-12 18:11:07 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Post by Antonia H.
Post by Florian Ritter
Post by Martin Gerdes
Nein :-) Ich würde "ununterbrochen" schreiben.
In höheren geistigen Sphären, in denen ich zu munterer
Schau schwebe, heißt es "ohn' Unterlaß".
Gut, dann werde ich mich ebenfalls in höhere geistige
Sphären begeben...ohne Unterlass.
.. in Unterlüß.
Da wachsen die Bommerlunderbüsche.
Er profaniert schon wieder - FR
Carsten Thumulla
2020-05-11 05:38:09 UTC
Permalink
genau
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