Post by Wolfgang Symmanksiehste, und das fuer Dich nicht (mehr) existente *Thema 3000* war fuer
mich immer ein Thema!
Nun, ich schrieb schon, 3.000 Euro Brutto im Monat, also 36.000 pa ist auch
im Westen ein überdurchschnittliches Einkommen, im Osten erst recht. Aber
"überdurchschnittlich" bedeutet nicht "ungewöhnlich". Und wenn man sich dann
noch die Verteilung anschaut, dann stellt man fest, dass viel viel mehr
Menschen weniger als den Durchschnittswert zur Verfügung haben, weil der
Spielraum nach oben größer ist als nach unten und deshalb wenige den
Durchschnitt nach oben ziehen.
29.494 Euro pa ist der Durchschnittswert 2007 für alle Versichterten in der
gesetzlichen Pflicht-Rentenversicherung, also 2458 Euro Brutto im Monat.
Selbständige und Beamte sind außen vor, würde man die in die Rechnung
einbeziehen, käme natürlich eine größere Zahl heraus. Außerdem gibt es
Menschen, die zwar in der gesetzlichen Rentenversicherung sind, aber weitaus
mehr verdienen, da greift dann unsinnigerweise die
"Beitragsbemessungsgrenze" (ich glaube, das sind zur Zeit 5.300 Euro im
Monat), wodurch der Durchschnitt ebenfalls gedrückt wird.
Man kann das drehen und wenden wie man will, 3.000 Euro sind in Ost und West
ein überdurchschnittliches Einkommen, aber nicht selten.
Vor der Wende? ???
3.000 Euro = 5.880 Westmark = 27.636 Ostmark (der von der DDR-Wirtschaft
benutzte Umrechnungskurs war nicht 1:1, sondern 1:4,7)
Wer hat in der DDR von 27.636 Mark monatlich träumen dürfen? Die
Bandmitglieder der Puhdys?
Post by Wolfgang SymmankPost by Andre SokolewErwerbsbiographie, und das ist nicht die Summe der eingezahlten Beträge,
sondern es ist das Integral der jährlich gezahlten eigenen Beiträge im
Verhältnis zum Durchschnittsverdienst der anderen Versicherten. So
is ja richtisch, Meesta! :) Theoretisch und sicher auch praktisch.
Verstehen resp. akzeptieren ist eine andere Sache!
Natürlich.
Es ist schwer zu akzeptieren.
Dennoch ist offensichtlich, dass die Renten der heute lebenden Rentner von
den heute arbeitenden Menschen aufgebracht werden müssen. Nebenbei müssen
auch die Arbeitslosen und ALG2-Empfänger versorgt werden, und dann gibt es
Unverbesserliche, die trotz Job und trotz Karriereabsicht voller Optimismus
Kinder in die Welt setzen.
(Ha! Wusstet ihr schon? Ich bin neuerdngs Opa! Tolles und vor allem gutes
Gefühl!).
Ich will sagen: So sehr ich das Begehren eines jeden Menschen verstehen
kann, möglichst viel zu bekommen, muss ich aber auch darauf aufmerksam
machen, dass man nur empfangen kann, was ein anderer Mensch vorher abgegeben
hat. Da dieser das "freiwillig" tun soll, musst Du ihm plausibel erklären,
warum er etwas abgeben soll. Und da darfst Du nicht mit Worthülsen kommen
wie "Generationenvertrag" oder so.
Um es mal ganz klar und mit aller Härte zu sagen: Der heute gültige
"Generationenvertrag" wurde von den Empfängern geschrieben, die Zahler
hatten keinen Einfluss auf den Text. Die heute lebende Rentnergeneration
(entschuldige bitte, wenn ich das so unverblümt schreibe, Du weißt, dass ich
Dich nicht persönlich angreifen will, und so weit sind wir altersmäßig ja
auch gar nicht auseinander) hat Rentenregeln festgelegt, mit denen sie sich
unsittlich bevorzugt hat gegenüber denen, die heute die Renten der jetzt
lebenden Rentner bereitstellen müssen - durch Abzug von ihrem
Bruttoverdienst. Dazu kommt die Zeitbombe der Beamtenversorgungen (nur in
den West-Bundesländern, immerhin).
Außerdem, und das ist das eigentlich Verwerfliche, hat genau diese
Generation zugunsten ihres eigenen kurzfristigen materiellen Vorteils die
biologische Pflicht zur eigenen Reproduktion nicht erfüllt.
Das ist nicht dem Einzelnen anzulasten, sondern natürlich den Bedingungen.
Wenn Kinder für die einzelne Familie zwangsläufig zum materiellen Problem
werden und die Gesellschaft sagt "heul doch", dann darf sich die kinderlose
Gesellschaft nicht wundern, wenn die Einzahler für die Renten-Umlage knapp
werden.
Anmerkung zu DDR-Verhältnissen: Die DDR galt und gilt historisch zu Recht
als "kinderfreundliches Land". Doch auch in der DDR wurde, trotz aller
staatlicher Angebote, die biologisch notwendige Quote für die einfache
Repoduktion nicht erreicht.
Diese einfache Reproduktion muss langfristig auch gar nicht erreicht werden,
es wäre keine Katastrophe für Deutschland, wenn die Bevölkeungszahl abnimmt.
Es ist nicht einmal eine Katastrophe, wenn sich damit das Verhältnis
Beitragszahler-Rentner weiter ungünstig verschiebt, wie das immer wieder
weisgemacht werden soll. Die Steigerung der Arbeitsproduktivität (quasi ein
Naturgesetz!) ermöglichet kurz-, mittel- und langfristig durchaus, den
Rentenbeitrag auf 30% oder auf 50% zu erhöhen. Wenn die anderen
Rahmenbedingungen stimmen würden, und das tun sie natürlich nicht.
Nun ist es nicht fair, wenn Rentner von den jetzt arbeitenden Menschen noch
mehr verlangen als sie bekommen.
Nehmen wir als Bespiel einen ehemaligen Busfahrer, der also um die 40 Jahre
lang Busfahrer war. Es kann sein, dass der heute mehr Rente bekommt als ein
Busfahrer heute Monatslohn hat, zumindest dann, wenn der Busfahrer 40 Jahre
lang in der DDR Bus gefahren ist.
Aber eigentlich dürfte das nicht sein, denn der Busfahrer von heute zahlt
von seinem Lohn solidarisch mit seinen Rentenbeiträgen die Renten seiner
Ex-Kollegen und hat keine Chance, dafür im Alter angemessen entschädigt zu
werden. Müsste er keine Rentenbeiträge zahlen und würde er stattdessen diese
Beträge sinnvoll anlegen, hätte er im Alter viel mehr davon. Er muss das für
ihn ungünstige Geschäft aber mitmachen, weil es ein Gesetz ist, festgelegt
von der Generation, die heute davon profitiert. Und das ist gut so, denn
anderenfalls würden ja die meisten Rentner im nächsten Monat verhungern.
Lange Rede, kurzer Sinn
Für seine Arbeit kann man mehr oder weniger verdienen.
Nach dem Arbeitsleben gibt es mehr oder weniger Rente.
Die Höhe der Rente hängt - grob gesagt - von der Höhe der Beiträge ab.
Wer neben der gesetzlichen Rente weitere Alterseinkünfte hat, ist gut dran,
musste dafür in der Regel während des Arbeitslbens auch auf gewissen Luxus
verzichten. Wer neben der gesetzlichen Rente keine weiteren Alterseinkünfte
hat, ist schlecht dran.
BTW:
Ab 1970 (? etwa) gab es in der DDR für die meisten Berufsgruppen die
Möglichkeit, der FZR beizutreten. Ich hoffe für Dich, dass Du das getan
hast.
Und noch etwas:
Hast Du Deine biologische Pflicht erfüllt und zwei Kinder gezeugt,
großgezogen und erzogen?
Aus meiner Erinnerung war das Machen eher Kür, das Großziehen (also auch das
Erziehen) war die Pflicht. Und aus meiner Erinnerung war das eine
sehr angenehme Pflicht. Ich habe zwei Kinder "gemacht", meine Frau hat sie
zur Welt gebracht, wir beide haben unsere Kinder großgezogen. Das war unter
anderem auch in der DDR teuer, aber Krippe und Kindergarten standen zur
Verfügung, und so konnte meine Frau trotz der Kinder bis auf kurze Pausen
fast durchgehend arbeiten. Bei der Erziehung haben wir versucht, alles
weiterzugeben, was uns wichtig schien. Es gibt nichts in meinem Leben,
worauf ich mehr stolz wäre. Es gibt nichts in meinem Leben, was meinem Leben
mehr Sinn hätte geben können.
Wer keine Kinder großgezogen hat, hatte es _etwas_ einfacher mit der
Karriere und mit einer schönen Wohnung und im Urlaub auf
Teneriffa. Wenn aber genau die heute über ihre Rente klagen, werde ich
unendlich sauer.
Andre