Post by Dick GenderPost by Jon J PanuryPost by Dick GenderWie man meinem ersten Posting in diesem Thread entnehmen kannst, bin ich
absolut dafür, Diskussionsteilnahmeperson J.J. Panury!
Das hab' ich für Satire gehalten.
Na, ja, sicherlich nicht ganz zu Unrecht!
Post by Jon J PanuryJe prüder desto sexualisierter!
Eben! Und ich kann mich immer nicht des Eindruckes erwehren, dass gerade
gender mainstreaming eigentlich Schweinkram ist.
"gender mainstreaming" ist eine Kampfvokabel religiöser und anderer
sexualisierter Fundamentalisten.
Post by Dick GenderEr unterstellt ja
ständig einen sexualisierten Kontext, wo eigentlich keiner besteht.
Über dieses "eigentlich" kann man nun trefflich diskutieren; man kann
es aber auch bleiben lassen.
Tatsache ist - und das kommt aus Lebenserfahrung -, dass es für
(offenbar) die große Mehrheit der hiesigen-heutigen Menschen *gar
keinen* nicht sexualisierten Kontext mit dem Konzept [Menschen] gibt!
Das fängt bei den notorischen "Frauen und Kinder" nicht an und hört
bei Herrendüfte/Damendüfte-Trennung in der Parfumabteilung lang nicht
auf. Das sind die Fragebögen, Formulare, Umfragen, die immer noch
mehrheitlich auch das "Geschlecht" abfragen, das ist die
"Rassentrennung" bei öffentlichen Toilettenanlagen. Das sind die
notorischen (und unendlich langweiligen) einschlägigen
Kabarettnummern, das ist das "Frau" Merkel, dem nie ein "Herr"
Steinmeier korrespondiert (die Lösung muss hier natürlich sein: 'Frau'
weg, nicht etwa 'Herr' her!).
Wo Sexualisierung derart fest etabliert ist, ist dem Sexismus der
Boden allerbestens bereitet. Und entsprechend blüht er ja auch.
Post by Dick GenderIch denke, dies liegt daran, dass man die Grundanliegen der Entstehung
des ganzen Feminismus-Gender-Sex-Komplexes aus der Vergangenheit in das
heute überträgt.
Zweifellos ist seit 1945 einiges erreicht worden (weiter zurück will
ich jetzt mal aus Gründen der zeitgeschichtlichen Kontinuitätsbildung
nicht gehen).
Letztlich aber ist mehr gegen Sexismus angegangen (und auch erreicht)
worden als gegen dessen Grundlage, die Sexualisierung.
Etwas vereinfachend gesprochen:
Das mit dem Sexismus betrifft die Umgangsform, ist sozusagen eine
Benimmfrage.
Das mit der Sexualisierung betrifft wesentlich tiefer Liegendes,
fester Gebundenes, nämlich die - ideologische - Grundlage unseres
bisherigen Verständnisses von Zivilisation! Soll heißen: Eine
umfassende Ent-Sexualisierung wäre ein echter zivilisatorischer
Paradigmenwechsel, was hinsichtlich ferner liegender Ziele nicht nur
wünschenswert sondern unabdingbar ist.
Post by Dick GenderWas soll also an Frau Bundeskanzler(-in) sexistisch sein?
Nichts.
Aber es ist sexualisiert.
Post by Dick GenderEntscheidend
ist doch, dass auch Frauen nunmehr Kanzler werden können.
Das nun wiederum ist eine sexistische Formulierung.
Post by Dick GenderMan bemüht sich aber stattdessen all diese Attribute aus dem
öffentlichen Raum zu verbannen. "Frau" ist sexistisch? Warum?
Nein, ist es nicht. Es ist sexualisierend.
Post by Dick GenderWie auch immer: "Frau" soll weg, der Sexismus damit verschwinden.
Nein, es soll ein kleiner Beitrag zur Entsexualisierung sein.
Post by Dick GenderDie
langen Haare sowieso, nicht wahr? Moderne Frauen tragen "Bob", wie Frau
Merkel, ein schicken kleinen Helm auf dem tüchtigen Kopf. Warum nicht?
Lange Haare, das provoziert ja nur männlichen Sexismus...
Keine Ahnung, was langes Haar provoziert. Aber wer sexistisch "auf
Zack" ist, dem ist alles Anlass zu sexistischen Äußerungen und
entsprechendem Verhalten.
Sexismus = Sexualisierung + schlechtes Benehmen
Post by Dick GenderUnd so schließt sich der Kreis zur Prüderie: Denn auch Moslems begründen
ja so das Kopftuch!
Sexualität übrigens als "Körper-Thema wie jedes andere auch", das wird
der menschlichen Sexualität nicht gerecht. Im Gegensatze zur Sexualität
unserer - zumindest was die Hardware betrifft - tierischen
Nahverwandten, ist die menschliche Sexualität ständig vorhanden.
Und genau deshalb, kann sie - auf lange Sicht! - auch sozusagen
abgeschafft werden.
Post by Dick GenderMenschen kennen keine bestimmte Paarungszeit, keine Brunst. Sicher mit
Grund!
Ob da ein "Grund" vorhanden ist, bezweifle ich. Aber man kann es als
ermutigenden Zufall sehen.
Post by Dick GenderMan muß da nicht zu Freuds Eros kommen, auch wenn seine Idee vom
kulturellen Schaffen als Sublimierung libidinöser Energie schon
anrührend komisch ist. (Sind befriedigte Männer dann also nicht mehr
kulturell schaffend, ist Viagra der Untergang des Abendlandes... :-) )
Sexualität ist schon ein besonderes Thema.
Insofern es (noch) die Arterhaltung/Fortpflanzung betrifft, ja.
Alles andere, was um die Sexualität herum gebastelt wurde und
beständig immer gebastelt wird, ist akzidenziell, kulturell, evtl.
obsessiv oder fetischistisch.
JJ