Post by Detlef MeiÃnerPost by Ralf JoerresPost by Thomas SchadePost by Ralf JoerresWas bedeutet für euch 'durchaus'?
Für mich ein Synonym für 'sehr wohl', es verstärkt eine Aussage.
Danke hier stellvertretend für alle Antworten bis hierher.
Ich hatte es bislang immer einräumend benutzt, im Sinne von "zwar ... aber".
Ja, z.B. im Satz: "Es kann durchaus vorkommen, dass ..., aber ..."
Post by Ralf JoerresBin ich der einzige, der das Wort so aufgefasst hat?
Mal so, mal so.
Das macht die Komplexität des Deutschen aus.
Immer für einen kleinen Scherz zu haben.
Da langwierige Ergießungen meinerseits sich hier keiner allgemeinen
Beliebtheit erfreuen, stelle ich zwei Fragen voran, die mit meinen
weiteren Überlegungen dazu in Verbindung stehen. Wer will, kann die
ja dann auch noch lesen.
1. Gibt es einen Bedeutungsunterschied zwischen
- er will unbedingt mitkommen
und
- er will durchaus mitkommen
?
2. Gibt es Sätze, in denen 'durchaus' _eindeutig_ nicht mit dem Unterton
'aber ...' verstanden werden kann?
[Und dann noch was ganz anderes:
3. Wie anders als per Ingrid kann man auf _alle_ eingegangenen Beiträge
antworten, oder kann man sich immer nur auf ein einzelnes Posting
beziehen und seine Antwort da dranhängen?]
Hier noch meine sonstigen Überlegungen:
Was mich an der Sache sehr irritiert: Wie konnte ich 'durchaus' praktisch
durchgängig nicht als 'unbedingt', sondern als 'unter Vorbehalt gesagt'
auffassen und so bei mir abspeichern? Wenn ich so rumkucke, finde ich sehr
viele Beispiele, die sich in beiden Richtungen auslegen lassen, aber nur
sehr wenige, in denen 'durchaus' nur bzw. zumindest vorrangig als so etwas
wie 'da gibt's nichts zu diskutieren' verstanden werden kann.
Duden / DWDS nennen dazu
4. "er möchte durchaus mitkommen" /
5. "er will _durchaus_ an der Feier teilnehmen"
Aber selbst bei diesen Beispielen stelle ich mir einen Kontext vor, in dem
dieser Wunsch des 'er' insofern bespöttelt oder in Frage gestellt wird, als
Sprecher und Hörer davon ausgehen, dass seine Teilnahme an der gemeinsamen
Aktion oder Feier eher nicht opportun ist, sonst würde das 'durchaus' keinen
Sinn machen, oder?
Nochmal anders gesagt: Für mich wäre in den zitierten Sätzen 'durchaus'
nicht ohne Änderung der Bedeutung durch 'unbedingt' zu ersetzen. Das
heißt, auch wenn 'durchaus' die in einem Satz enthaltene Aussage bekräftigt
(verstärkt), fügt es dieser Bekräftigung etwas hinzu, oder? Sollte
dies zutreffen, würde ich dieses Hinzugefügte gerne zu fassen bekommen.
Mein Empfinden ist, dass 'durchaus' ähnlich wie eine Abtönungspartikel
(bzw. Modalpartikel - ein Beispiel für diese Wortart wäre 'schon' in
'er will schon mitfahren, weiß aber nicht, ob er dann frei bekommt')
oder ein Modaladverb (Beispiel 'eigentlich': 'eigentlich will er nicht')
auf der mit dem Satz gelieferten Aussage aufsetzt und zusätzlich darüber
informiert, dass der Sprecher die Geltung der Aussage modifiziert, sie
etwa relativiert, und dass er die Aussage mit dem Wissen der
Gesprächsbeteiligten über die Zusammenhänge der Aussage (sog. Vorwissen)
in Beziehung setzt und dass er Erwartungen mit der Aussage verbindet
(etwa keinen Widerspruch duldet) oder auch deutlich macht, dass er den
Erwartungshorizont seines Gegenübers einbezieht usw.
Vielleicht kann hier ja jemand nachvollziehen, dass jemand 'durchaus'
nie als ein reines 'es ist so' versteht, sondern als 'du solltest wissen,
dass damit noch nicht alles gesagt ist'.
'Jedenfalls' (auch so ein Kandidat) kamen hier als entschiedene
Antworten immer 'Verstärkung' - und sonst gar nichts, oder nur zaghaft
hinterhergehoppelte 'nicht-ausgeschlossen-dass-vielleicht-auch'-Ergänzungen.
Gruß Ralf Joerres