* Das Usenet ist offen, unmoderiert und unzensiert;
Was ein Vorteil (!) ist.
Manche sehen das so, andere sehen es anders.
Natürlich hat das Usenet objektiv - oder jedenfalls aus Sicht seiner
Nutzer ;) - Vorteile. Die sehen viele aber nicht als solche,
jedenfalls nicht als überwiegend, sonst würden wir diese Diskussion ja
gar nicht führen (die ich jetzt übrigens einmal aus diesem Thread hier
herausnehme - in dem geht es um einen ganz konkreten Vorschlag zur
Löschung zweier Newsgroups, nicht eine große Metadiskussion).
man muss Beschimpfungen, Hetze und Spam schlicht hinnehmen
Sowas - ausgerechnet - von Dir?!
Äh - ja?
Beschimpfungen und Hetze muß niemand hinnehmen. Der Rechtsweg steht
jedem offen.
Wenn man denn wüsste, gegen wen, und wenn man viel Zeit und gar nicht
wenig Geld investieren wollte - sicher.
So funktioniert Kommunikation aber nun einmal nicht. Wenn ein
Diskussionsmedium von Beschimpfungen, Hetze oder Spam überflutet wird,
dann kann man das auf dem Rechtsweg nicht reparieren; noch weniger,
wenn man den Rechtsweg mangels Kenntnis des Gegenübers gar nicht
beschreiten kann. Erforderlich ist vielmehr eine zeitnahe Reaktion.
Das ist auch kein Spezifikum des Usenets oder von Onlinemedien; wenn
auf einer Veranstaltung jemand unangenehm auffällt, pöbelt oder hetzt,
dann wird auch niemand sagen "wenn es euch stört, verklagt ihn doch" -
dann gibt es entweder einen Organisator, der sich einschaltet, oder
die Veranstaltung ist für viele verdorben.
Ok: Manchmal ist es schwierig bis unmöglich, den Verursacher zu
ermitteln. Aber das ist kein Usenet-spezifisches Problem. Ebenso ist
es kein Usenet-spezifisches Problem, daß der Verursacher zwar
identifiziert aber nicht belangt werden kann. Weil er sich bspw. im
Ausland aufhält.
Es ist aber ein Usenet-spezifisches Problem, dass sich (a) jeder
Nutzer selbst darum kümmern muss, statt sich an einen Betreiber zu
wenden, und (b) aufgrund der dezentralen Struktur ein Vorgehen nur
schwer möglich ist.
Communities wie das Usenet funktionieren nur dann, solange eine breite
Mehrheit eine gemeinsame Kultur befolgt, kommuniziert und durch peer
pressure durchsetzt und eine Bereitschaft vorhanden ist, gegen
erhebliche Verstöße irgendwann auch einmal konzertiert durchzugreifen.
Das Fehlen dieser Mechanismen ist ein ganz wesentlicher Faktor für den
Niedergang des Usenets.
Und freilich kann man darüber geteilter Meinung sein - ich bin aber
recht sicher, dass auch das ein wichtiger Punkt ist, der für viele
gegen das Usenet spricht.
und kann sich an keine Kontrollinstanz wenden
Siehe oben. Der Rechtsweg steht jedem offen. Wie im ganz normalen
Leben auch.
Klar, so funktioniert das normale Leben - wenn es in einem Verein, auf
einer Veranstaltung, in einer Gaststätte oder sonst irgendwo massiv
unerwünschtes Verhalten gibt, Pöbeleien, Streit, unangenehme Typen mit
abscheulichen politischen Ansichten, für die sie agitieren, dann wird
kein Mensch verlangen, die rauszuschmeißen, oder ansonsten eben selbst
wegbleiben. Er sagt sich vielmehr "das ist jetzt eben so" und geht vor
Gericht.
(Mein normales Leben ist irgendwie anders, wenn ich ehrlich bin.)
* Das Usenet stellt vergleichsweise hohe Anforderungen an Inhalt und
Form;
Das war jetzt gewiß ein Scherz. :)
Nein.
Man kann natürlich - technisch gesehen - auch im Usenet so schreiben
wie bei Facebook, seine Kommentare über einen immer länger werdenden
Rattenschwanz an Zitaten schreiben und das alles in schlechtem HTML
mit viel Javascript; ein solches Usenet hätte aber tatsächlich wenig
Mehrwert.
es ist wenig geeignet, um auf dem Smartphone mal schnell zwei,
drei Sätze loszuwerden.
Nichtsdestotrotz tun es etliche Leute. Manche schreiben da, bzw.
diktieren, sogar längere Artikel.
Schon - aber die breite Masse? Eher nicht.
Weil sie nichts anderes kennen, weil dort ihre Community ist und weil
sie die Einschränkungen von Facebook nicht als solche empfinden.
Das ist - wahrscheinlich - der Hauptgrund. Insbesondere die Community
spielt eine sehr große Rolle.
So ist es.
Grüße,
-thh
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