Discussion:
Lac- Megantic Unfall: Urteile
(zu alt für eine Antwort)
Helmut Barth
2018-02-11 22:16:10 UTC
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Salut!

Der Unfall in Lac-Megantic, entlaufener Ölzug entgleist und "explodiert" in der Stadt Lac- Megantic mit enormen Sach- unnd Personenschäden (2013), fand seinen juristischen Abschluss: 5x 50k$ Geldstrafe und 6 Monate für den Tf,
<http://www.progressiverailroading.com/federal_legislation_regulation/news/Six-former-MMA-employees-plead-guilty-to-federal-charges-in-Lac-Megantic-disaster--53879>

Grüßle, Helmut
Alexandre Kampouris
2018-02-13 03:44:37 UTC
Permalink
Post by Helmut Barth
Salut!
Der Unfall in Lac-Megantic, entlaufener Ölzug entgleist und "explodiert" in der Stadt Lac- Megantic mit enormen Sach- unnd Personenschäden (2013), fand seinen juristischen Abschluss: 5x 50k$ Geldstrafe und 6 Monate für den Tf,
<http://www.progressiverailroading.com/federal_legislation_regulation/news/Six-former-MMA-employees-plead-guilty-to-federal-charges-in-Lac-Megantic-disaster--53879>
In einem anderem Verfahren wurden vor 3 Wochen die Hauptbeteiligten von
einer Anklage wegen Fahrlässiger Tötung freigesprochen, nach 9 Tagen
Beratung des Jurys. Das Schlimmste war also weg vom Tisch, und die
öffentliche Meinung war auf der Seite des Tf, und zwar auch im Dorf von
Lac Mégantic.

https://www.thestar.com/news/canada/2018/01/16/lac-mgantic-railway-disaster-trial-enters-sixth-day-of-jury-deliberations.html
http://www.cbc.ca/news/canada/montreal/lac-m%C3%A9gantic-trial-judge-exhorts-jurors-to-try-to-agree-on-verdict-1.4489946
http://www.cbc.ca/news/canada/montreal/lac-m%C3%A9gantic-rail-disaster-1.4481968
http://www.cbc.ca/news/canada/montreal/lac-megantic-criminal-negligence-verdict-1.4474848

Man soll sich das vorstellen: der 50+ Tf sollte allein nach jedem 10+
Stunden Schicht etliche Waggons ugf. 2m hoch klettern, um deren
Handbremse fest anziehen, und das bei jeder Wetterlage und oft im
Dunkel. Wenn er ausrutscht und sich verletzt, wird er wahrscheinlich
nicht vor dem nächsten Tag aufgefunden.

BTW, Zügen übernachten angeblich immer noch an der selben Stelle. Wenn
das stimmt... Die Anwohner wollen eine Dorfumgehung, aber eine
Schutzweiche oder dgl. wäre vielleicht sinnvoller.

Alexandre
Klaus von der Heyde
2018-02-13 08:29:47 UTC
Permalink
Post by Alexandre Kampouris
BTW, Zügen übernachten angeblich immer noch an der selben Stelle. Wenn
das stimmt... Die Anwohner wollen eine Dorfumgehung, aber eine
Schutzweiche oder dgl. wäre vielleicht sinnvoller.
Beim Ort Nantes entlang der Straße 161 gibt es ein Ausweichgleis. Am
Unglückstag war dieses mit abgestellten leeren Güterwagen belegt. Auf
Openstreetmap ist keine Schutzweiche für dieses Gleis eingezeichnet.

Ich weiß nicht, wie die Weichen dort bedient werden. Falls von Hand, ist
es natürlich sehr attraktiv, auf dem Hauptgleis zu bleiben.

-- Klaus
Tim Landscheidt
2018-02-13 11:31:09 UTC
Permalink
Post by Alexandre Kampouris
[…]
Man soll sich das vorstellen: der 50+ Tf sollte allein nach jedem 10+
Stunden Schicht etliche Waggons ugf. 2m hoch klettern, um deren
Handbremse fest anziehen, und das bei jeder Wetterlage und oft im
Dunkel. Wenn er ausrutscht und sich verletzt, wird er wahrscheinlich
nicht vor dem nächsten Tag aufgefunden.
[…]
Und das dürfte die fehlende Sicherheitskultur in der Gesell-
schaft optimal darstellen: Derjenige, der eine sicherheits-
relevante Pflicht hat, für die er auch noch bezahlt wird,
kann diese problemlos verletzen und die Schuld dafür auf ei-
ne anonyme Entität schieben oder, besser noch, auf jemanden,
der aufgrund höherem Einkommen leicht außerhalb der Mitte
der Gesellschaft steht.

Tim
U***@web.de
2018-02-13 13:49:50 UTC
Permalink
Post by Tim Landscheidt
Post by Alexandre Kampouris
Man soll sich das vorstellen: der 50+ Tf sollte allein nach jedem 10+
Stunden Schicht etliche Waggons ugf. 2m hoch klettern, um deren
Handbremse fest anziehen, und das bei jeder Wetterlage und oft im
Dunkel. Wenn er ausrutscht und sich verletzt, wird er wahrscheinlich
nicht vor dem nächsten Tag aufgefunden.
[…]
Und das dürfte die fehlende Sicherheitskultur in der Gesell-
schaft optimal darstellen: Derjenige, der eine sicherheits-
relevante Pflicht hat, für die er auch noch bezahlt wird,
kann diese problemlos verletzen und die Schuld dafür auf ei-
ne anonyme Entität schieben
Vgl. Fdl Leese-Stolzenau. Dieser hätte, für en Unfallhergang
kaum kausal, zum Zugschluß laufen und diesen feststellen
müssen.

Natürlich gab es nun erboste Reaktionen, wie man
derartige Wanderungen denn zumuten könne; man müsse sich
nicht weiter wundern, wenn sie nur von wenigen
ausgeführt würden.

Also Scanetikett an den Zugschluß, an die Handbremsen.

Seit andere Sicherheitsmitarbeiter die scannen müssen,
machen die auch ihre Arbeitswege/Rundgänge.

Gruß, ULF
Lennart Blume
2018-02-14 09:55:07 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Tim Landscheidt
Und das dürfte die fehlende Sicherheitskultur in der Gesell-
schaft optimal darstellen: Derjenige, der eine sicherheits-
relevante Pflicht hat, für die er auch noch bezahlt wird,
kann diese problemlos verletzen und die Schuld dafür auf ei-
ne anonyme Entität schieben
Vgl. Fdl Leese-Stolzenau. Dieser hätte, für en Unfallhergang
kaum kausal, zum Zugschluß laufen und diesen feststellen
müssen.
Ich habe bis jetzt keinen Hinweis gefunden, daß er die
Zugschlußbeoabachtung nicht gemacht hat.
Und, wie Du schon richtig bemerkt hast, hatte es auch keinen Einfluß
auf den Unfall.
Post by U***@web.de
Natürlich gab es nun erboste Reaktionen, wie man
derartige Wanderungen denn zumuten könne; man müsse sich
nicht weiter wundern, wenn sie nur von wenigen
ausgeführt würden.
Ja, siehe dazu auch die Sicherheitsempfehlung der EUB.
Post by U***@web.de
Also Scanetikett an den Zugschluß, an die Handbremsen.
Halte ich jetzt nicht unbedingt für zielführend. Lieber mehr
technische Sicherheit (Gleisfreimeldung bzw. Schutzweichen).
Post by U***@web.de
Seit andere Sicherheitsmitarbeiter die scannen müssen,
machen die auch ihre Arbeitswege/Rundgänge.
Da geht es um Mitarbeiter, die zwar Sicherheit vermitteln sollen, aber
betriebsdienstlich keine Sicherheitsfunktion haben.

Gruß
Lennart
U***@web.de
2018-02-14 10:01:40 UTC
Permalink
Am Mittwoch, 14. Februar 2018 10:55:08 UTC+1 schrieb Lennart Blume:
ne anonyme Entität schieben
Post by Lennart Blume
Vgl. Fdl Leese-Stolzenau. Dieser hätte, für [d]en Unfallhergang
kaum kausal, zum Zugschluß laufen und diesen feststellen
müssen.
Ich habe bis jetzt keinen Hinweis gefunden, daß er die
Zugschlußbeoabachtung nicht gemacht hat.
Und, wie Du schon richtig bemerkt hast, hatte es auch keinen Einfluß
auf den Unfall.
Keinen völlig klaren Einfluß. Wer in Gleis 1
am Zugschluß war, dem fallen womöglich
danach die fehlplazierten Hilfssperren auf bzw.
der zögert, eine auch gegenläufige Durchfahrt
durch Gleis 1 zu stellen.

Andererseits gab es noch Gesprächsaufzeichnungen
über Gleis 1.

Gruß, ULF
Marc Haber
2018-02-14 10:39:51 UTC
Permalink
Post by Tim Landscheidt
ne anonyme Entität schieben
Post by Lennart Blume
Vgl. Fdl Leese-Stolzenau. Dieser hätte, für [d]en Unfallhergang
kaum kausal, zum Zugschluß laufen und diesen feststellen
müssen.
Ich habe bis jetzt keinen Hinweis gefunden, daß er die
Zugschlußbeoabachtung nicht gemacht hat.
Und, wie Du schon richtig bemerkt hast, hatte es auch keinen Einfluß
auf den Unfall.
Keinen völlig klaren Einfluß. Wer in Gleis 1
am Zugschluß war, dem fallen womöglich
danach die fehlplazierten Hilfssperren auf bzw.
der zögert, eine auch gegenläufige Durchfahrt
durch Gleis 1 zu stellen.
Andererseits gab es noch Gesprächsaufzeichnungen
über Gleis 1.
Genau, nachdem er direkt die Einfahrt nach Gleis 1 gestellt hat, und
da ist's ihm auch nicht aufgefallen.

Grüße
Marc
--
-------------------------------------- !! No courtesy copies, please !! -----
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Lennart Blume
2018-02-15 12:15:06 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Lennart Blume
Ich habe bis jetzt keinen Hinweis gefunden, daß er die
Zugschlußbeoabachtung nicht gemacht hat.
Und, wie Du schon richtig bemerkt hast, hatte es auch keinen Einfluß
auf den Unfall.
Keinen völlig klaren Einfluß. Wer in Gleis 1
am Zugschluß war, dem fallen womöglich
danach die fehlplazierten Hilfssperren auf bzw.
der zögert, eine auch gegenläufige Durchfahrt
durch Gleis 1 zu stellen.
Nach Vorschrift hätte er erst den Zugschluß feststellen müssen, erst
danach das Einfahrsignal auf Halt stellen dürfen und erst dann die
Fahrstraße auflösen und die Hilfssperren anbringen können.
Warum er die Hilfssperren dann für Gleis 2 angebracht hat, wird wohl
ein Rätsel bleiben. Ich werte das mal als Augenblicksversagen.
Post by U***@web.de
Andererseits gab es noch Gesprächsaufzeichnungen
über Gleis 1.
Ja, aber beim Einstellen der Fahrstraße für den Gegenzug hat er sich
dann auf seine Hilfssperren verlassen (die er ja extra wegen dem Zug
da draussen angebracht hat), ohne den Widerspruch in seinen Handlungen
zu erkennen.

Gruß
Lennart
U***@web.de
2018-02-15 12:37:03 UTC
Permalink
Post by Lennart Blume
Post by U***@web.de
Post by Lennart Blume
Ich habe bis jetzt keinen Hinweis gefunden, daß er die
Zugschlußbeoabachtung nicht gemacht hat.
Und, wie Du schon richtig bemerkt hast, hatte es auch keinen Einfluß
auf den Unfall.
Keinen völlig klaren Einfluß. Wer in Gleis 1
am Zugschluß war, dem fallen womöglich
danach die fehlplazierten Hilfssperren auf bzw.
der zögert, eine auch gegenläufige Durchfahrt
durch Gleis 1 zu stellen.
Nach Vorschrift hätte er erst den Zugschluß feststellen müssen, erst
danach das Einfahrsignal auf Halt stellen dürfen
Warum eigentlich? Bei vorzeitigen Rückblocken
würde ich allerdings ein Problem sehen.
Post by Lennart Blume
und erst dann die
Fahrstraße auflösen und die Hilfssperren anbringen können.
Warum er die Hilfssperren dann für Gleis 2 angebracht hat, wird wohl
ein Rätsel bleiben. Ich werte das mal als Augenblicksversagen.
Gruß, ULF
Lennart Blume
2018-02-15 19:47:08 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Lennart Blume
Nach Vorschrift hätte er erst den Zugschluß feststellen müssen, erst
danach das Einfahrsignal auf Halt stellen dürfen
Warum eigentlich? Bei vorzeitigen Rückblocken
würde ich allerdings ein Problem sehen.
Wahrscheinlich um ein vorzeitiges Rückblocken und auch ein Auflösen
der Fahrstraße zu verhindern. So hab ich das jedenfalls in Erinnerung.
Die aktuellen Module für Fdl hab ich leider nicht.

Gruß
Lennart
Helmut Barth
2018-02-13 14:08:34 UTC
Permalink
Salut!
Post by Tim Landscheidt
Und das dürfte die fehlende Sicherheitskultur in der Gesell-
schaft optimal darstellen: Derjenige, der eine sicherheits-
relevante Pflicht hat, für die er auch noch bezahlt wird,
kann diese problemlos verletzen und die Schuld dafür auf ei-
ne anonyme Entität schieben oder, besser noch, auf jemanden,
der aufgrund höherem Einkommen leicht außerhalb der Mitte
der Gesellschaft steht.
<http://www.tsb.gc.ca/eng/rapports-reports/rail/2013/r13d0054/r13d0054-r-es.asp>

[Zitat]
Safety culture at MMA

An organization with a strong safety culture is generally proactive when
it comes to addressing safety issues. MMA was generally reactive. There
were also significant gaps between the company's operating instructions
and how work was done day to day. This and other signs in MMA's
operations were indicative of a weak safety culture—one that contributed
to the continuation of unsafe conditions and unsafe practices, and
significantly compromised the company's ability to manage risk.

When the investigation looked carefully at MMA's operations, it found
that employee training, testing, and supervision were not sufficient,
particularly when it came to the operation of hand brakes and the
securement of trains. Although MMA had some safety processes in place
and had developed a safety management system in 2002, the company did
not begin to implement this safety management system until 2010—and by
2013, it was still not functioning effectively.
[/Zitat]

Es ist natürlich nicht in Ordnung, dass nicht ordentlich gearbeitet
wird. Das gilt aber nicht nur für den Mann am Zug, sondern eben auch für
die Organisation dahinter. Das gilt gerade dann, wenn ein Unternehmen
häufiger durch unsafe practices auffällt und die Punkte training und
supervision, essenzielle Bestandteile jeglicher Sicherheitskultur,
weiterhin vernachlässigt werden.

Grüßle, Helmut
Ralph A. Schmid, dk5ras
2018-02-13 14:14:48 UTC
Permalink
Post by Helmut Barth
Es ist natürlich nicht in Ordnung, dass nicht ordentlich gearbeitet
wird. Das gilt aber nicht nur für den Mann am Zug, sondern eben auch für
die Organisation dahinter. Das gilt gerade dann, wenn ein Unternehmen
häufiger durch unsafe practices auffällt und die Punkte training und
supervision, essenzielle Bestandteile jeglicher Sicherheitskultur,
weiterhin vernachlässigt werden.
Ja, Sicherheit muß (vor)gelebt werden, und letztlich stinkt der Fisch
vom Kopf her. Insofern beruhigt es mich, wenn ich sehen, wie die Tf
zur Bremsprobe nach dem Kuppeln paarmal aus der Karre rausgehen und
nachsehen. Nervig, und man sieht eh immer nur, daß alles in Ordnung
ist, aber man macht es dennoch.


-ras
--
Ralph A. Schmid +49-171-3631223 +49-911-21650056
http://www.schmid.xxx/ http://www.db0fue.de/
http://www.bclog.de/ http://www.kabuliyan.de/
Tim Landscheidt
2018-02-16 00:18:49 UTC
Permalink
Post by Helmut Barth
[…]
Es ist natürlich nicht in Ordnung, dass nicht ordentlich
gearbeitet wird. Das gilt aber nicht nur für den Mann am
Zug, sondern eben auch für die Organisation dahinter. Das
gilt gerade dann, wenn ein Unternehmen häufiger durch unsafe
practices auffällt und die Punkte training und supervision,
essenzielle Bestandteile jeglicher Sicherheitskultur,
weiterhin vernachlässigt werden.
Das ist ja gerade das, was ich kritisiere: Der Mitarbeiter
muss das, was er tun will, nicht mehr hinterfragen, denn
wenn das, was er tun will, falsch wäre, wurde er entweder
nicht hinreichend ausgebildet oder überwacht, das heißt,
das, was er tun will, muss richtig sein, oder kurz: Er kann
das Denken einstellen. Und früher in den Feierabend gehen.

Bei Verkehrsunfällen herrscht (glücklicherweise/noch) ein
IMHO besseres Modell: Man darf nicht berauscht ein Fahrzeug
führen, auch wenn die Theoriestunden in der Fahrschule lange
her sind und man nie von der Polizei kontrolliert wird. Man
darf auch keine Geschwindigkeitsbegrenzung ignorieren, nur
weil nicht genügend Radarfallen aufgestellt sind. Sicher-
heitskultur ist hier nicht die Bringschuld eines anderen,
sondern jeder Teilnehmer steht selbst in der Verantwortung,
seinen Beitrag zu leisten.

Tim
U***@web.de
2018-02-16 07:43:12 UTC
Permalink
Moin,
Post by Tim Landscheidt
Post by Helmut Barth
Es ist natürlich nicht in Ordnung, dass nicht ordentlich
gearbeitet wird. Das gilt aber nicht nur für den Mann am
Zug, sondern eben auch für die Organisation dahinter. Das
gilt gerade dann, wenn ein Unternehmen häufiger durch unsafe
practices auffällt und die Punkte training und supervision,
essenzielle Bestandteile jeglicher Sicherheitskultur,
weiterhin vernachlässigt werden.
Das ist ja gerade das, was ich kritisiere: Der Mitarbeiter
muss das, was er tun will, nicht mehr hinterfragen, denn
wenn das, was er tun will, falsch wäre, wurde er entweder
nicht hinreichend ausgebildet oder überwacht, das heißt,
das, was er tun will, muss richtig sein,
Auf manchen Stellwerken soll es üblich sein oder
gewesen sein, das Zugmeldebuch jeweils
für eine Dienstschicht mehr oder weniger passend
nachzutragen...
Post by Tim Landscheidt
oder kurz: Er kann
das Denken einstellen. Und früher in den Feierabend gehen.
Du meinst, weil der Fdl seine Züge schneller abgefahren hat?

Gruß, ULF

Gruß, ULF
Stephan Seitz
2018-02-16 07:47:58 UTC
Permalink
Post by Tim Landscheidt
Bei Verkehrsunfällen herrscht (glücklicherweise/noch) ein
IMHO besseres Modell: Man darf nicht berauscht ein Fahrzeug
führen, auch wenn die Theoriestunden in der Fahrschule lange
her sind und man nie von der Polizei kontrolliert wird. Man
darf auch keine Geschwindigkeitsbegrenzung ignorieren, nur
weil nicht genügend Radarfallen aufgestellt sind. Sicher-
heitskultur ist hier nicht die Bringschuld eines anderen,
sondern jeder Teilnehmer steht selbst in der Verantwortung,
seinen Beitrag zu leisten.
Und wie gut das funktioniert, sieht man halt täglich im
Straßenverkehr.

Stephan
--
| Stephan Seitz E-Mail: stse+***@fsing.rootsland.net |
| Public Keys: http://fsing.rootsland.net/~stse/keys.html |
Frank Hucklenbroich
2018-02-16 08:23:57 UTC
Permalink
Post by Stephan Seitz
Post by Tim Landscheidt
Bei Verkehrsunfällen herrscht (glücklicherweise/noch) ein
IMHO besseres Modell: Man darf nicht berauscht ein Fahrzeug
führen, auch wenn die Theoriestunden in der Fahrschule lange
her sind und man nie von der Polizei kontrolliert wird. Man
darf auch keine Geschwindigkeitsbegrenzung ignorieren, nur
weil nicht genügend Radarfallen aufgestellt sind. Sicher-
heitskultur ist hier nicht die Bringschuld eines anderen,
sondern jeder Teilnehmer steht selbst in der Verantwortung,
seinen Beitrag zu leisten.
Und wie gut das funktioniert, sieht man halt täglich im
Straßenverkehr.
Gemessen an den bei uns gefahrenen Kilometern pro Person funktioniert das
auch erstaunlich gut, im Vergleich zu anderen Ländern.

Grüße,

Frank
Helmut Barth
2018-02-19 13:19:51 UTC
Permalink
Salut!
Post by Tim Landscheidt
Post by Helmut Barth
[…]
Es ist natürlich nicht in Ordnung, dass nicht ordentlich
gearbeitet wird. Das gilt aber nicht nur für den Mann am
Zug, sondern eben auch für die Organisation dahinter. Das
gilt gerade dann, wenn ein Unternehmen häufiger durch unsafe
practices auffällt und die Punkte training und supervision,
essenzielle Bestandteile jeglicher Sicherheitskultur,
weiterhin vernachlässigt werden.
Das ist ja gerade das, was ich kritisiere: Der Mitarbeiter
muss das, was er tun will, nicht mehr hinterfragen, denn
wenn das, was er tun will, falsch wäre, wurde er entweder
nicht hinreichend ausgebildet oder überwacht, das heißt,
das, was er tun will, muss richtig sein, oder kurz: Er kann
das Denken einstellen. Und früher in den Feierabend gehen.
Nein, das verstehst Du komplett falsch. Die Urteile zeigen lediglich,
das ein Unternehmen, dass seine Mitarbeiter mit freier Hand gewähren
lässt, obwohl ihm zahlreiche Probleme bekannt geworden sind (zb. durch
Strafzahlungen für Verfehlungen) eben fahrlässig handelt und die dafür
Verantwortlichen nicht straflos ausgehen können. Das ist gut so.

Es ist gerade im Bahnbetrieb mit vielen Einzelarbeitern doch so, dass
bestimmte Verhaltensweisen sich schleichend verändern (oder nicht rasch
genug an neue Regeln angepasst werden) und mangels direkter Folgen
irgendwann noch nicht mal mehr als Fehler wahrgenommen werden. Das muss
nicht, kann aber ohne weiteres, irgendwann zu einem Problem werden (bei
der Überwachung durch staatl. Stellen oder auch durch
Betriebsgefährdungen und Unfälle). Das gilt übrigens nicht nur für Tf,
auch Fdl, Weichenwärter und die Techniker die alleine arbeiten sind
davon betroffen. Sobald mehrere Mitarbeiter arbeitsteilig an einem Ort
arbeiten sinkt das Risiko, weil "verdächtige" Verhaltensweisen schneller
auffallen.

Man kann dieser Entwicklung auf zwei Schienen entgegenwirken. Zum
einen über die Qualifikation (ausreichend Unterrichte) und zum anderen
über die Kontrollen, bei denen derlei Unregelmäßigkeiten auffallen und
angesprochen werden können. Das SMS der DB setzt zb. auf beide Schienen
durch regelmäßige Fortbildungsunterrichte und eben auch regelmäßige
Überwachungen als Begleitfahrt oder zb. auch am Simulator. Die
Dokumentation der entsprechenden Aktionen ist, in Sinne Deiner
Betrachtung, also der systemimmmanente Freispruch für die
Verantwortlichen im Hintergrund, die so nachweisen können, dass
bestimmte Themen unterrichtet wurden, dass die Personale mit oder ohne
Auffälligkeiten überwacht wurden.

In Europa ist seit geraumer Zeit der Nachweis eines funktionierenden
Sicherheitsmanagementsystems sogar eine Zulassungsvoraussetzung für
Eisenbahnverkehrsunternehmen um einen allzu krassen Wildwuchs und
straßenverkehrsähnliche Zustände auf den Gleisen zu vermeiden.
Post by Tim Landscheidt
Bei Verkehrsunfällen herrscht (glücklicherweise/noch) ein
IMHO besseres Modell: Man darf nicht berauscht ein Fahrzeug
führen, auch wenn die Theoriestunden in der Fahrschule lange
her sind und man nie von der Polizei kontrolliert wird. Man
darf auch keine Geschwindigkeitsbegrenzung ignorieren, nur
weil nicht genügend Radarfallen aufgestellt sind. Sicher-
heitskultur ist hier nicht die Bringschuld eines anderen,
sondern jeder Teilnehmer steht selbst in der Verantwortung,
seinen Beitrag zu leisten.
Und das funktioniert auf der Straße natürlich perfekt, wie spontane
Radarmessungen, Abstandskontrollen auf Autobahnen, Lenkzeitenkontrollen
bei den Lkw und alltägliche Beobachtungen im Straßenverkehr bestätigen.

Mit Blick auf mit Basteldraht und Kabelbinder zusammengetüdelte Lkw
auf unseren Straßen wäre ein bahnähnliches SMS für gewerblichen
Straßenverkehr mehr als wünschenswert, denn wenn der Fuhrunternehmer mit
in die Verantwortung für seine Mitarbeiter kommt, würden sehr rasch sehr
viele Missstände (besonders im Bereich Technik und Lenkzeiten)
abgestellt werden. Ich bin mir sicher, dass dies der deutlich bessere
Weg wäre, wie der von Dir vorgeschlagene umgekehrte Weg, den einzelnen
Bahnmitarbeiter ohne weitere Unterstützung alleinverantwortlich zu
machen. Er hat ja ohnehin immer noch genug Verantwortung für sein
handeln, was auch in den Urteilen zum Ausdruck kommt.

Grüßle, Helmut
Tim Landscheidt
2018-02-20 03:04:25 UTC
Permalink
Post by Helmut Barth
[…]
Mit Blick auf mit Basteldraht und Kabelbinder
zusammengetüdelte Lkw auf unseren Straßen wäre ein
bahnähnliches SMS für gewerblichen Straßenverkehr mehr als
wünschenswert, denn wenn der Fuhrunternehmer mit in die
Verantwortung für seine Mitarbeiter kommt, würden sehr rasch
sehr viele Missstände (besonders im Bereich Technik und
Lenkzeiten) abgestellt werden. Ich bin mir sicher, dass dies
der deutlich bessere Weg wäre, wie der von Dir
vorgeschlagene umgekehrte Weg, den einzelnen Bahnmitarbeiter
ohne weitere Unterstützung alleinverantwortlich zu
machen. Er hat ja ohnehin immer noch genug Verantwortung für
sein handeln, was auch in den Urteilen zum Ausdruck kommt.
Sechs Monate Freiheitsstrafe für 47 Tote?

Tim
U***@web.de
2018-02-20 08:11:27 UTC
Permalink
Moin,
Post by Helmut Barth
In Europa ist seit geraumer Zeit der Nachweis eines funktionierenden
Sicherheitsmanagementsystems sogar eine Zulassungsvoraussetzung für
Eisenbahnverkehrsunternehmen um einen allzu krassen Wildwuchs und
straßenverkehrsähnliche Zustände auf den Gleisen zu vermeiden.
Hat man in Galicien gesehen.
Geschwindigkeitsminderung um 120
km/h nach Prinzip Hoffnung, ohne
technische Überwachung für die
Züge, die Sicherungssystem Nr. 2
nutzen.

Auf Neubaustrecke.

Gruß, ULF

Helmut Barth
2018-02-13 13:17:50 UTC
Permalink
Salut!
Post by Alexandre Kampouris
Man soll sich das vorstellen: der 50+ Tf sollte allein nach jedem 10+
Stunden Schicht etliche Waggons ugf. 2m hoch klettern, um deren
Handbremse fest anziehen, und das bei jeder Wetterlage und oft im
Dunkel.
Wo ist das Problem? Das machen weltweit jeden Tag sicher hunderte von
Lokführern. Und im angesprochenen Fall war das ja noch nicht mal das
Problem, da er ja Handbremsen angzogen hatte, nur eben zu wenige. Und
dann natürlich der falsch ausgeführte Test auf Wirksamkeit.
Post by Alexandre Kampouris
Wenn er ausrutscht und sich verletzt, wird er wahrscheinlich
nicht vor dem nächsten Tag aufgefunden.
Das ist in Zeiten allgegenwärtiger Mobilfunkgeräte und -netze ein eher
schwaches Argument. Und es könnte problemlos durch einen weiteren
Meldeprozess abgemildert werden: Tf meldet wenn er zum sichern geht und
wenn er sich nach einer Zeit x nicht mit dem Status "y Handbremsen zu"
zurückmeldet, wird jemand hingeschickt.
Post by Alexandre Kampouris
BTW, Zügen übernachten angeblich immer noch an der selben Stelle. Wenn
das stimmt... Die Anwohner wollen eine Dorfumgehung, aber eine
Schutzweiche oder dgl. wäre vielleicht sinnvoller.
Beides ist, wenn die Regeln eingehalten werden unnötig, aber eine
Schutzweiche hülfe natürlich auch bei Eingriffen von außen.

Grüßle, Helmut
Ralph A. Schmid, dk5ras
2018-02-13 14:17:17 UTC
Permalink
Post by Helmut Barth
Post by Alexandre Kampouris
Wenn er ausrutscht und sich verletzt, wird er wahrscheinlich
nicht vor dem nächsten Tag aufgefunden.
Das ist in Zeiten allgegenwärtiger Mobilfunkgeräte und -netze ein eher
schwaches Argument.
Es geht ja auch schlichtweg um den Erhalt der Arbeitsfähigkeit und
eigenen Gesundheit. Bei uns gibt es z.B. schon Aufstand (Verweigern
der Rangiertätigkeit mit Hinweis auf den Unfallschutz), wenn nach
Bahnhofsumbau an den Abstellgleisen keine sicheren Ausstiege
geschaffen werden, und ich finde, durchaus zurecht.


-ras
--
Ralph A. Schmid +49-171-3631223 +49-911-21650056
http://www.schmid.xxx/ http://www.db0fue.de/
http://www.bclog.de/ http://www.kabuliyan.de/
U***@web.de
2018-02-13 14:35:03 UTC
Permalink
Post by Ralph A. Schmid, dk5ras
Es geht ja auch schlichtweg um den Erhalt der Arbeitsfähigkeit und
eigenen Gesundheit. Bei uns gibt es z.B. schon Aufstand (Verweigern
der Rangiertätigkeit mit Hinweis auf den Unfallschutz), wenn nach
Bahnhofsumbau an den Abstellgleisen keine sicheren Ausstiege
geschaffen werden, und ich finde, durchaus zurecht.
Dann darf ich nochmal auf den Tf-Wechsel in Wiesbaden-Ost
hinweisen:

Ablöse-Tf kommt zum S-Bahnsteig, klettert durch
ein vielbefahrenes Gleis und steht schon bald am Gz.

So viel ungefährlicher, als wenn das (nüchterne, gelenkige)
Fahrgäste machen, ist das auch nicht.
U***@web.de
2018-02-13 13:51:07 UTC
Permalink
Moin,
Post by Alexandre Kampouris
Man soll sich das vorstellen: der 50+ Tf sollte allein nach jedem 10+
Stunden Schicht etliche Waggons ugf. 2m hoch klettern, um deren
Handbremse fest anziehen, und das bei jeder Wetterlage und oft im
Dunkel. Wenn er ausrutscht und sich verletzt, wird er wahrscheinlich
nicht vor dem nächsten Tag aufgefunden.
Ist das nicht Sache von Gewerkschaften und
Arbeitsunfallbehörden, da ggf. Zweimännigkeit
vorzuschreiben/zu erwirken?

Gruß, ULF
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