Post by Bodo MysliwietzPost by Ina KoysWenn sich aber
eine Dame meldet die ihre 3 Kühe mit einem neuen Stall beglücken will,
dann kann ich das machen. Einfach so von jetzt auf gleich.
Natürlich. Es gibt vieles was wir so von jetzt auf gleich machen. Nennt
sich dann oft Aktionismus und verschlimmbessern. Wo ein gesunder Markt
ist ergeben sich solche Investitionen aber auch von selbst.
Dann erzähl mal, wo das herkommen soll. Ich entnehmen deinen Worten,
dass du auch gelegentlich außereuropäisch unterwegs bist. Ist dir mal
aufgefallen, dass es da, wo die Leute am dringendsten investieren
müssten, keine Banken gibt? Da muss man nicht darüber diskutieren ob die
ihnen zu viele Sicherheiten abverlangen oder mit Zinsen das Fell über
die Ohren ziehen würden - sie sind schlicht nicht da. Was dann auch
heißt, dass man in diesen Ländern nicht sinnvoll sparen kann. Da stehen
dann x halbfertige Häuser in der Gegend rum, weil das die einzige
Möglichkeit ist, Geld für später zu konservieren.
Post by Bodo MysliwietzDen Steinkohlenbergleuten hat man auch 20 Jahre lang den Kohlepfennig
gezahlt. Irgendwann hat man dann die Subvention heruntergefahren bzw. in
Strukturwandel investiert. Der Steinkohlenbergbau ist faktisch
abgeschafft - nicht konkurenzfähig. Braunkohle wird, eher aus
ökologischen Gründen folgen.
Ja. Und was hat der Erhalt von Überholtem damit zu tun, Investitionen in
Neues zu ermöglichen?
Post by Bodo MysliwietzMirokredite in Afrika werden sicher nur begrenzt zu tragfähigen
Inovationen dort folgen.
Warum sollte das so sein? Wir haben jahrzehntelang Leute mit geschenktem
Geld und geschenkter Milch paralysiert. Warum sollte ein afrikanischer
Bauer, Geschäftsmann oder Handwerker nicht ebenso von einem Kredit
profitieren wie einer hier?
Post by Bodo MysliwietzSo lange das also nicht erkennbar ist müssen
wir den Völkern auch wieder die Möglichkeit lassen sich selbst am
"kacken" zu halten.
Du meinst, das Geld, was wir ihnen bisher erfolgreich entzogen haben
sollte dann auch hier bleiben, damit die mal selber sehen wie man aus
nichts was macht? Und am besten noch die ganze Historie der von uns
gemachten Fehler auch noch mal selbst wiederholen?
Post by Bodo MysliwietzPost by Ina KoysPost by Bodo MysliwietzJa Ina, es ist aber noch viel schlimmer wenn man den Ländern ihren
traditionell bekannten Boden unter den Füßen weg zieht. Wenn sich da ein
"ungeschulter" Milchbauer für 25 Euro eine große Faß, einen gasbrenner
und eine Gasflasche kauft um besser Elektroschrott abbrennen zu können
ist es an der Sache vorbei.
Das Schöne ist ja, dass es Leute vor Ort gibt, die beraten, die ihre
Klienten beraten wie man wirtschaftlich handelt usw.
Ich zitiere mal aus dem ZDF-beitrag: "Molkereien, zum Teil sogar
finanziert von europäischen Entwicklungshilfegeldern, stehen leer, weil
die Bauern keine Milch anliefern"
Dafür sind Dutzende Gründe denkbar. Einer könnte sein, dass es in der
Gegend keine Milchwirtschaft gibt und erst gegründet werden sollte.
Alles schon dagewesen. Und genau gegen solche Phänomene gibt es ja die
Mikrokredite. Nicht ich sage Leuten, was sie gefälligst wollen sollen.
Wie z.B. die Molkerei. Sondern die Leute vor Ort überlegen sich, dass
sie jetzt ein Moped brauchen, um zum Markt zu kommen. Einen Inkubator,
damit sie Bruteier kaufen können. Land, damit die Ernte für die Familie
reicht. Eine meiner Kreditnehmerinnen zahlt gerade ihren 5. Kredit
zurück. Und verweist cool auf ihr Auto. Sicher wächst nicht jeder Baum
in den Himmel. Aber wenn Leute gern 5 Kredite pünktlich und mit Zinsen
(die nicht an mich gehen) zurückzahlen, dann wissen sie, warum sie das tun.
Post by Bodo MysliwietzPost by Ina KoysIch hab z.B. zwei
Kredite laufen für Dorflehrerinnen, die von ihrem Job allein nicht leben
können und für eine Nebenerwerbslandwirtschaft Land gekauft haben.
Ist das nicht traurig? Weil das Land selbst keine netsprechende Umsätze
generieren kann, kann es nichtmal 2 Lehrerinnen adäquat aus
Steuereinnahmen entlohnen.
Stimmt. Und deshalb erhöhe ich jetzt die Lehrergehälter in Uganda. Oder
ich sage den Damen, dass sie dann eben nicht mehr unterrichten sollen.
Oder ich helfe ihnen, sich selbst zu helfen und weiter Kindern
Unterricht zu geben.
Post by Bodo MysliwietzPost by Ina KoysZwei
andere für Veterinärapotheken. Einen für Leute, die Lagermöglichkeiten
brauchten, damit die Ernte nicht bis zum Verbrauch verdirbt. Einen für
einen Sattelschlepper, der auf den Dörfern Küken verkauft und bei der
Gelegenheit Eier und Schlachtvieh wieder mitnimmt, um sie in der Stadt
an die Supermärkte zu verkaufen. Und diverse weitere. Ich bin tätiger
Fan von Muhammad Yunus :)
Das positive Ansinnen kann und will ich Dir nicht absprechen. Wir müssen
aber aufpassen das solche Aktionen nicht hintenherum mehr als
konterkariert werden.
Gib mir einen konkreten Ansatz das zu vermuten.
Post by Bodo MysliwietzDie investition für einen LKW für Kücken und Geflügeltransport würde
wohl ungleich effektiver sein wir Europa nicht auch noch riesige Mengen
Geflügel"fleisch" dort hinschiffert
Das ist im Falle einiger afrikanischer Länder sicher der Fall. In Kenia
und Tansania wird so viel nach Krediten für Geflügelwirtschaft gefragt
und teils auch ernstlich Geld umgeschlagen, da lohnt es sich offensichtlich.
Post by Bodo MysliwietzAus meienr Sicht müssen wir erstmal Art und Menge unserer Exporte in
solche Regionen auf den Prüftsand stellen - ja, zur Internationalen
Diskussion.
Das müssen wir ganz sicher. Das heißt aber nicht, dass wir alle abwarten
müssen, bis sich die große Politik zu Recht oder Unrecht lange ausgekäst
hat. Das Internet ist erfunden und ich muss mich nicht darauf verlassen,
dass irgendeine Organisation schon das Richtige mit meinen Spenden
macht. Ich kann mir Leute und Pläne aussuchen die ich glaube
unterstützen zu sollen. Leute können sich aussuchen, ob sie dieses
machen wollen oder jenes und ob sie Unterstützung suchen oder nicht.
Öfter sehe ich, dass es Freundinnen sind, die jetzt zusammen ein Projekt
starten, manchmal einzelne, manchmal viele Leute. In Nigeria brauchen
sie fast 2 Jahre, um 150 Dollar zurückzuzahlen. In Ruanda schaffen sie
schon mal 5000 Dollar in 6 Monaten nur mit Bohnen und Mais aus einem
Dorf. Und in Tansania wollen 2 Frauen mit dem Ausbau ihres
Geflügelbetriebs 50.000 Dollar stemmen. Hat mit der Sache scheinbar
nichts zu tun, aber sieh dir bei Gelegenheit mal an "Kinshasa Symphony".
Das ist das Afrika, das wir mehr zur Kenntnis nehmen sollten.
Ina
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