Jan Bruns
2018-07-16 14:27:46 UTC
Hey.
Habt ihr bei schriftlichen Dialogen auch manchmal des Gefühl, daß das
Gegenüber euch mutwillig missversteht?
Vielleicht ist das hier [1] des Rätsels Lösung. Darin findet sich bespw.
folgende erhellende Information:
» "Das Lesen galt jedoch bisher als einfacher und weniger aufwändig für
das Gehirn", erklären Melanie Gangl von der Universität Graz und ihre
Kollegen. Denn dafür reicht es, grob den Wortlaut eines Wortes zu
erfassen, während für das Schreiben die genaue Buchstabenfolge bekannt
sein muss. «
Es gibt also offenbar echt Leute, die haben so die Erwartungshaltung, daß
Text quasi aufgemalte Sprache darstellt, und Autoren ganz gleich welcher
Textart sich also in einem schwallartigen Redefluss befinden müssten.
Für mich jedenfalls ist Schreiben ein völlig anderer Vorgang, als
wohlklingende Buchstabensequenzen zusammenzustellen, wohlmöglich (!) gar
noch orientiert an einem gemutmassten Geschmacksempfinden und
Fassungsvermögen des Empfängers (wer sollte solches denn erraten können
und wollen?).
Ich schreibe in der Regel, um meinem Gegenüber ganz bestimmte
Informationen zu übermitteln. Meist ist dabei die Komplexität der
planmässigen Übermittllung so umfangreich, daß eine Zerlegung in leicht
verdauliche Häppchen leicht einen unangemessen schwer verdaulichen Umfang
ereichen würde.
Im Zuge der Ausformulierung und Optimierung von ganz anders gestalteten
Textfragmenten ergibt sich meist, daß die planmässig zu übermittelnden
Informationen unvollständig spezifiziert, und folglich manchmal sogar in
der Detaildarstellung unzutreffend bis hin zu einer Verkehrung ins
Gegenteil ausgezeichnet waren (genau wie in der Softwareentwicklung
enthält auch quasi jeder Text ungefähr immmer noch Fehler und
Unausgegorenheiten von ganz anderem Format, als Rechtschreibung).
Als Quell von Missverständnissen beim Gegenüber tritt allerdings
praktisch immer das "Kompressionswerkzeug", das bedacht gewählte Profil
an Selbstverständlichkeiten in Erscheinung. Um das mal am Beispiel des
politischen Tagesgeschehens abzubilden:
1. Spahn meint, wir hätten eines der besten Sozialsysteme der Welt. Das
Volk schreit auf.
2. Spahn ärgert sich über nicht nur in deutscher Sprache kommunizierende,
seiner Wahrnehmung nach nicht gesprächsoffene Bildungselite.
3. Aus Spahns Amt schwellen hochnotpeinliche, in keinster Weise
irgendeinem poltischen Konsens entsprechende Praktiken völlig unbemerkt
an die Öffentlichkeit.
So einfach ist das Lesen.
Man verzichtet einfach aufs Rauslesen, und schon kann man hauptsächlich
unterhaltsames auslesen.
Gruss
Jan Bruns
[1] http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-22940-2018-07-16.html
Habt ihr bei schriftlichen Dialogen auch manchmal des Gefühl, daß das
Gegenüber euch mutwillig missversteht?
Vielleicht ist das hier [1] des Rätsels Lösung. Darin findet sich bespw.
folgende erhellende Information:
» "Das Lesen galt jedoch bisher als einfacher und weniger aufwändig für
das Gehirn", erklären Melanie Gangl von der Universität Graz und ihre
Kollegen. Denn dafür reicht es, grob den Wortlaut eines Wortes zu
erfassen, während für das Schreiben die genaue Buchstabenfolge bekannt
sein muss. «
Es gibt also offenbar echt Leute, die haben so die Erwartungshaltung, daß
Text quasi aufgemalte Sprache darstellt, und Autoren ganz gleich welcher
Textart sich also in einem schwallartigen Redefluss befinden müssten.
Für mich jedenfalls ist Schreiben ein völlig anderer Vorgang, als
wohlklingende Buchstabensequenzen zusammenzustellen, wohlmöglich (!) gar
noch orientiert an einem gemutmassten Geschmacksempfinden und
Fassungsvermögen des Empfängers (wer sollte solches denn erraten können
und wollen?).
Ich schreibe in der Regel, um meinem Gegenüber ganz bestimmte
Informationen zu übermitteln. Meist ist dabei die Komplexität der
planmässigen Übermittllung so umfangreich, daß eine Zerlegung in leicht
verdauliche Häppchen leicht einen unangemessen schwer verdaulichen Umfang
ereichen würde.
Im Zuge der Ausformulierung und Optimierung von ganz anders gestalteten
Textfragmenten ergibt sich meist, daß die planmässig zu übermittelnden
Informationen unvollständig spezifiziert, und folglich manchmal sogar in
der Detaildarstellung unzutreffend bis hin zu einer Verkehrung ins
Gegenteil ausgezeichnet waren (genau wie in der Softwareentwicklung
enthält auch quasi jeder Text ungefähr immmer noch Fehler und
Unausgegorenheiten von ganz anderem Format, als Rechtschreibung).
Als Quell von Missverständnissen beim Gegenüber tritt allerdings
praktisch immer das "Kompressionswerkzeug", das bedacht gewählte Profil
an Selbstverständlichkeiten in Erscheinung. Um das mal am Beispiel des
politischen Tagesgeschehens abzubilden:
1. Spahn meint, wir hätten eines der besten Sozialsysteme der Welt. Das
Volk schreit auf.
2. Spahn ärgert sich über nicht nur in deutscher Sprache kommunizierende,
seiner Wahrnehmung nach nicht gesprächsoffene Bildungselite.
3. Aus Spahns Amt schwellen hochnotpeinliche, in keinster Weise
irgendeinem poltischen Konsens entsprechende Praktiken völlig unbemerkt
an die Öffentlichkeit.
So einfach ist das Lesen.
Man verzichtet einfach aufs Rauslesen, und schon kann man hauptsächlich
unterhaltsames auslesen.
Gruss
Jan Bruns
[1] http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-22940-2018-07-16.html