Post by Quinn CIch wollte nicht "empören" von "entrüsten" abgrenzen, falls das so
angekommen ist. Mir scheint daß "Er empört sich" auf künstliche
Aufregung hindeutet, "er ist empört" deutlich weniger.
Oder ist das nur meine Privatmeinung?
Nein, etwas Ähnliches wollte ich auch schon schreiben: Bei reflexivem
Gebrauch tritt offenbar häufiger eine leichte Bedeutungsverschiebung ein
zu einer Art "inneren Beteiligung" (wie man beim altgriechischen Medium
gern sagt):
"Das empört ihn" oder "er ist empört" ist eine Beschreibung von außen,
"er empört sich" zielt hingegen auf den inneren Vorgang.
Deutlicher wird es vielleicht bei "erinnern".
jemanden erinnern: Man nimmt irgendeine (äußerliche) Handlung vor, um
jemanden etwas ins Gedächtnis zurückzurufen.
Bsp: Ich erinnerte ihn an unsere Verabredung.
= Ich sagte: "Hey du! Wir hatten doch eine Verabredung."
Das geht natürlich auch auf die erste Person bezogen:
Bsp.: Er erinnerte mich an unsere Verabredung.
= Er sagte zu mir: "Hey du! ..."
Und es geht auch, ich nenne es mal, "echt-reflexiv", zumindest theoretisch:
Bsp: Ich erinnerte mich (selbst) mithilfe eines dicken Kreuzes im
Kalender an unsere Verabredung.
= Ich selbst habe mir eine Mitteilung hinterlassen als
Gedächtnisstütze an jene Verabredung.
Üblicherweise kippt die Bedeutung jedoch, insbesondere bei Auslassung
des oben etwas konstruierten Hilfsmittels:
Bsp: Ich erinnerte mich an unsere Verabredung.
= In meinem Kopf kam es mir wieder auf, dass wir ja eine Verabredung
hatten. (= Ich entsann mich meiner Verabredung.)
"jemanden erinnern" ist wohl als eine Art loses Kausativum zu "sich
erinnern" zu sehen, wobei auch beides ohne das andere möglich ist. (Das
Aussprechen einer Erinnerung hat nicht immer auch zur Folge, dass sich
jemand auch tatsächlich erinnert. Und wenn man sich erinnert, dann nicht
notwendig durch tatsächliche äußerliche Erinnerung.)
Ebenso scheint mir "jemanden empören" eine Art loses Kausativum zu "sich
empören" und "jemanden entrüsten" zu "sich entrüsten".
Tobias