Discussion:
nette Castor-UL
(zu alt für eine Antwort)
Andreas Cammin
2010-11-08 10:20:57 UTC
Permalink
Hallo Group(s),

meine Schwiegermutter wollte mir letztens weismachen, die Behälter mit
den radioaktiven Abfällen wären längst im Zwischenlager Gorleben
angekommen und die derzeit rollenden Castoren nur Attrappe. Ihr
verstorbener Mann wusste das schon lange, und auch meine Frau hat mir
erzählt, sie hätte als Kind mal einen Güterzug gesehen, an dem unter
einer verrutschten Plane ganz deutlich der Behälter sichtbar wäre. Der
offizielle "Transport", der jetzt gerade durchs Wendland rollt, ist nur
Show für die Atomkraftgegner.

Gegen diese hübsche Urban Legend spricht für mich:

1. Sicherheitstechnisch wäre ein solches Vorgehen bestenfalls höchst
bedenklich

2. Da der radioaktive Abfall immer noch Wärme erzeugt und im Inneren der
Castoren Temperaturen um die 400°C herrschen, wären gefakte Transporte
durch eine Wärmebildkamera leicht zu durchschauen, es sei denn man
installiert in den Castoren eine entsprechende Wärmequelle, was ich für
technisch bestenfalls sehr anspruchsvoll und teuer halte. Dass
Atomkraftgegner Wärmebildkameras einsetzen, um die Castoren zu
beobachten, ist letztens erst durch die Presse gegangen.
Wärmebildkameras sind ja mittlerweile vielen zugänglich, die Kontakt zu
Baubiologen oder grösseren Freiwilligen Feuerwehren haben.

Und 3. das Universalargument gegen solche Verschwörungstheorien: Es
wären zu viele Menschen in diese Verschwörung involviert, als dass man
diese bei so einer grossen Sache lange geheimhalten könnte.

Fallen euch noch gute Argumenten für oder gegen diese These ein?

xpost nach de.alt.folklore.urban-legends und de.soc.umwelt, fup bitte
selbst setzen.

Andreas
Sascha Broich
2010-11-08 11:03:16 UTC
Permalink
Post by Andreas Cammin
1. Sicherheitstechnisch wäre ein solches Vorgehen bestenfalls höchst
bedenklich
Jepp.
Wobei ich ja für einen offenen Transport wäre. Dann würden sich
wahrscheinlich sehr viel weniger Leute in den Weg stellen.
Post by Andreas Cammin
2. Da der radioaktive Abfall immer noch Wärme erzeugt und im Inneren der
Castoren Temperaturen um die 400°C herrschen, wären gefakte Transporte
durch eine Wärmebildkamera leicht zu durchschauen, es sei denn man
installiert in den Castoren eine entsprechende Wärmequelle, was ich für
technisch bestenfalls sehr anspruchsvoll und teuer halte.
Naja, die Außentemperatur eines Castor-Behälters beträgt nur ca. 30-40°C.
Zumindest, wenn man den Wärmebild-Kameras glauben darf.

Aber ansonsten spricht vor allem der logistische Aufwand dagegen.
Post by Andreas Cammin
sie hätte als Kind mal einen Güterzug gesehen, an dem unter
einer verrutschten Plane ganz deutlich der Behälter sichtbar wäre.
Nun, irgendwie müssen die leeren Behälter ja zur Wiederaufbereitungsanlage
gelangen.


Sascha Broich
--
Theoretisch ist es praktisch,
aber praktisch ist es nur Theorie.
Juergen Nieveler
2010-11-08 20:08:07 UTC
Permalink
Post by Sascha Broich
Naja, die Außentemperatur eines Castor-Behälters beträgt nur ca.
30-40°C. Zumindest, wenn man den Wärmebild-Kameras glauben darf.
Aber ansonsten spricht vor allem der logistische Aufwand dagegen.
Und die Tatsache das man die Castoren irgendwie ins Zwischenlager
kriegen muß. Mit einem ziemlich auffälligen Tieflader. Unter den Augen
von Gorleben-Gegnern, denn die wohnen da an jeder Ecke. Und
"Schleichwege", über die man bei Nacht und Nebel mit dem Castor durch
den Wald dorthin fahren kann existieren ebenfalls nicht.
--
Juergen Nieveler
lutz feustel
2010-11-08 21:36:51 UTC
Permalink
Post by Juergen Nieveler
von Gorleben-Gegnern, denn die wohnen da an jeder Ecke. Und
"Schleichwege", über die man bei Nacht und Nebel mit dem Castor durch
den Wald dorthin fahren kann existieren ebenfalls nicht.
Man schreibt einfach "Schwerlasttransport" ran, engagiert ein
n24-Kamerateam und macht das so auffaellig wie moeglich. Am hellichten
Tag. Da haelt es keiner fuer möglich
Johannes Möckel
2010-11-08 23:23:38 UTC
Permalink
Post by lutz feustel
Man schreibt einfach "Schwerlasttransport" ran, engagiert ein
n24-Kamerateam und macht das so auffaellig wie moeglich. Am hellichten
Tag. Da haelt es keiner fuer möglich
Ich würde da inzwischen stutzig werden.
Aber ich denke, man könnte mich z.Zt. foppen, wenn sie einen
Potenkinflugzeugträger drum bauen. Oder was mit Hitler.

Joe - Tickersender dsf.$BLA
Ralf Kiefer
2010-11-08 23:51:27 UTC
Permalink
Post by Sascha Broich
Nun, irgendwie müssen die leeren Behälter ja zur Wiederaufbereitungsanlage
gelangen.
Ich dachte, die stehen in Gorleben (und neben jedem Atomkraftwerk)
gefüllt unter einem billigen Regenschutz, bis es in Jahrzehnten
irgendwann die Technik gibt sie umzufüllen und in irgendein Endlager zu
transportieren, in welcher Entfernung von Gorleben das auch immer sein
wird. Ein Castor jedenfalls paßt nur ins Zwischenlager (Lagerhaus) und
nicht in den Salzstock.

Daher können gar keine gebrauchten Castoren unterwegs sein.

Gruß, Ralf
Frank Ursel
2010-11-09 07:41:05 UTC
Permalink
Post by Ralf Kiefer
Post by Sascha Broich
Nun, irgendwie müssen die leeren Behälter ja zur
Wiederaufbereitungsanlage gelangen.
Ich dachte, die stehen in Gorleben (und neben jedem Atomkraftwerk)
gefüllt unter einem billigen Regenschutz, bis es in Jahrzehnten
irgendwann die Technik gibt sie umzufüllen und in irgendein Endlager zu
transportieren, in welcher Entfernung von Gorleben das auch immer sein
wird. Ein Castor jedenfalls paßt nur ins Zwischenlager (Lagerhaus) und
nicht in den Salzstock.
Daher können gar keine gebrauchten Castoren unterwegs sein.
Um den eigentlichen Castor wurde eine weitere Hülle gebastelt - früher
war's nur eine Plane, mittlerweile etwas stabileres. Die Castorbehälter
bleiben im Zwischenlager in einer Blechhütt^W^Weinem Stahlbetonbauwerk,
bis zum jüngsten Ger^W^Wman weiß, wie man die unter die Erde bringt.

Grüße
Frank
Carla Schneider
2010-11-09 12:02:24 UTC
Permalink
Post by Ralf Kiefer
Post by Sascha Broich
Nun, irgendwie müssen die leeren Behälter ja zur Wiederaufbereitungsanlage
gelangen.
Ich dachte, die stehen in Gorleben (und neben jedem Atomkraftwerk)
gefüllt unter einem billigen Regenschutz, bis es in Jahrzehnten
irgendwann die Technik gibt sie umzufüllen und in irgendein Endlager zu
transportieren, in welcher Entfernung von Gorleben das auch immer sein
wird.
Vor allem klingt im laufe der Zeit die Strahlungs und Waermeproduktion ab,
deshalb ist es sehr sinnvoll erst mal einige Jahrzehnte zu warten.
Im Endlager ist naemlich die Waermeproduktion ein Problem, man
braucht ein Gestein das die Waerme gut ableiten kann.
Post by Ralf Kiefer
Ein Castor jedenfalls paßt nur ins Zwischenlager (Lagerhaus) und
nicht in den Salzstock.
Der ist naemlich zum stehen an der Luft gebaut und nicht zur Einlagerung
in Gestein.
Ralf . K u s m i e r z
2010-11-08 15:47:46 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Andreas Cammin
meine Schwiegermutter wollte mir letztens weismachen, die Behälter mit
den radioaktiven Abfällen wären längst im Zwischenlager Gorleben
angekommen und die derzeit rollenden Castoren nur Attrappe. Ihr
verstorbener Mann wusste das schon lange, und auch meine Frau hat mir
erzählt, sie hätte als Kind mal einen Güterzug gesehen, an dem unter
einer verrutschten Plane ganz deutlich der Behälter sichtbar wäre. Der
offizielle "Transport", der jetzt gerade durchs Wendland rollt, ist nur
Show für die Atomkraftgegner.
Psssst! Feind hört mit...
Post by Andreas Cammin
1. Sicherheitstechnisch wäre ein solches Vorgehen bestenfalls höchst
bedenklich
ACK

(Und dazu höchst illegal.)
Post by Andreas Cammin
2. Da der radioaktive Abfall immer noch Wärme erzeugt und im Inneren der
Castoren Temperaturen um die 400°C herrschen, wären gefakte Transporte
durch eine Wärmebildkamera leicht zu durchschauen, es sei denn man
installiert in den Castoren eine entsprechende Wärmequelle, was ich für
technisch bestenfalls sehr anspruchsvoll und teuer halte. Dass
Atomkraftgegner Wärmebildkameras einsetzen, um die Castoren zu
beobachten, ist letztens erst durch die Presse gegangen.
Wärmebildkameras sind ja mittlerweile vielen zugänglich, die Kontakt zu
Baubiologen oder grösseren Freiwilligen Feuerwehren haben.
Niemand kann von außen die Innentemperatur messen. Um das glaubwürdig
zu machen, braucht man also lediglich leicht erhöhte
Oberflächentemperaturen, und die wären, beispielsweise mittels
Folienheizungen, kein Problem.
Post by Andreas Cammin
Und 3. das Universalargument gegen solche Verschwörungstheorien: Es
wären zu viele Menschen in diese Verschwörung involviert, als dass man
diese bei so einer grossen Sache lange geheimhalten könnte.
Dieses "Universalargument" ist und war schon immer Blödsinn. Falsch
ist es deswegen, weil bei solchen Camouflage-Aktionen eben nicht alles
"ganz anders" ist, von denen "ganz viele" wissen, sondern im Gegenteil
ist alles fast vollkommen normal: Die Raketentechniker bauen eine
echte Mondrakete, die auch gestartet wird, ein echter Zug rollt durch
echte Demonstranten, die von echten Polizisten niedergeknüppelt
werden, nur an ganz winzigen Schaltstellen werden unbedeutende kleine
Änderungen vorgenommen. von denen eben fast niemand etwas weiß: Zum
Beispiel landen die "echten" Astronauten nicht auf dem Mond, sondern
im Fernsehen wird der Hollywoodfilm ausgestrahlt, und bei der Beladung
des Sonderzugs wurden Attrappen aufgeladen, während die echten
Transportbehälter ohne Wissen der Fahrer in Containern mit LKW über
die Autobahn transportiert wurden, denen gegenüber sie als Übungs- und
Versuchstransporte von Attrappen ausgegeben wurden.
Post by Andreas Cammin
Fallen euch noch gute Argumenten für oder gegen diese These ein?
Cui bono?

Für die Polizeikräfte ist es egal, ob sie wegen eines echten oder
eines gefakten Transports Sonderschichten schieben und Demonstranten
verprügeln müssen, und die Demonstration ist genauso
öffentlichkeitswirksam, da hätte man auch gleich die echten
Transportbehälter nehmen können.

Aaaaber..

Wer wird denn so bekloppt sein, in Kriegszeiten den Muchels ein echtes
Angriffsziel zu präsentieren? Wenn Ali Bomba beizeiten an passender
Stelle eine Sprengladung am Gleis oder einer Brücke deponiert haben
sollte, dann kullert im "Erfolgsfall" halt die Lokomotive durch die
Gegend, und ein paar Behälterattrappen purzeln in die Weser und werden
anschließend bei Gelegenheit von Pionieren gesprengt, während hingegen
ein Beschuß echten Atrommülls mit Granatwerfern o. ä. unabsehbare
Konsequenzen hätte. Also wäre eine großangelegte Ablenkungsaktion aus
Sicherheitsgründen eigentlich eine "richtig gute Idee" (tm).

Was könnte es, mal abgesehen von der Wärmeabgabe, denn noch für ein
Problem geben? Beispielsweise die Neutronen-Streustrahlung: Neuerdings
gehen die Kernenergiegegner bei und messen beim Vorüberfahren des Zugs
den Anstieg der Neutronenflußdichte gegenüber dem natürlichen
Hintergrund. Und das ist nicht so leicht, bzw. genauer: gar nicht, zu
simulieren. Also müssen die "Messer" eingeweiht und bestochen sein ...
hm, ich werde mal fragen, ob sie mir was von den Petrus-Silberlingen
abgeben, dann schreibe ich darüber auch nichts im Usenet...


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Ralph A. Schmid, dk5ras
2010-11-08 16:22:49 UTC
Permalink
Post by Ralf . K u s m i e r z
Was könnte es, mal abgesehen von der Wärmeabgabe, denn noch für ein
Problem geben? Beispielsweise die Neutronen-Streustrahlung: Neuerdings
gehen die Kernenergiegegner bei und messen beim Vorüberfahren des Zugs
den Anstieg der Neutronenflußdichte gegenüber dem natürlichen
Hintergrund.
So neu sei das gar nicht, davon habe ich schon vor Jahren gelesen...


-ras
--
Ralph A. Schmid

http://www.dk5ras.de/ http://www.db0fue.de/
http://www.bclog.de/
Mike
2010-11-08 20:39:16 UTC
Permalink
Post by Andreas Cammin
Hallo Group(s),
meine Schwiegermutter wollte mir letztens
weismachen, die Behälter mit den radioaktiven
Abfällen wären längst im Zwischenlager Gorleben
angekommen und die derzeit rollenden Castoren
nur Attrappe.....
Hallo Andreas,
die A-Gegner wollen die Castoren ja nicht stehlen,
sondern auf die Problematik aufmerksam machen. Das
gelingt auch, wenn sie gegen Atrappen
protestieren!

at Ralph: Bin ueberzeugt, dass auch eine mittlere
Sprengladung die Dinger nicht zerstoeren könnte.

Gruss aus Wien, Mike
Andreas Cammin
2010-11-09 09:34:31 UTC
Permalink
Post by Mike
at Ralph: Bin ueberzeugt, dass auch eine mittlere
Sprengladung die Dinger nicht zerstoeren könnte.
Ich war Ende der 90er mal auf Besuch im AKW Biblis. Dort wurden, um den
Besucher von der Sicherheit der Castoren zu überzeugen, Filmchen
gezeigt, in denen ein Castor den Aufprall einer Diesellock mit 100 km/h
schadlos überstanden hat. Selbst ein Raketenangriff wurde IIRC simuliert.

Von einer möglichen Zerstörung des Castors dürfte also ein
überschaubares Risiko ausgehen. Schlamperei beim Be- und Entladen (wenn
dies irgendwann mal erfolgen sollte) würde ich für wesentlich
gefährlicher halten.

Was das angeht, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich damals in Biblis
bezüglich der Häufigkeit solcher Schlampereien im Umgang mit
radioaktivem Material ziemlich beschwindelt worden bin.

Andreas
Volker Borchert
2010-11-08 22:56:57 UTC
Permalink
[ ... ]
Ich habe schon seit Jahren jedem, der es nicht hören wollte ;-), die
Idee unterbreitet, einfach jeden Tag mehrere Züge mit Castor-Behältern
kreuz und quer durch Westeuropa fahren zu lassen, wobei ungefähr jeder
fünfhundertste dann tatsächlich radioaktiven Müll transportieren würde.
--
"I'm a doctor, not a mechanic." Dr Leonard McCoy <***@ncc1701.starfleet.fed>
"I'm a mechanic, not a doctor." Volker Borchert <***@despammed.com>
Ralph A. Schmid, dk5ras
2010-11-09 16:07:04 UTC
Permalink
Post by Volker Borchert
Ich habe schon seit Jahren jedem, der es nicht hören wollte ;-), die
Idee unterbreitet, einfach jeden Tag mehrere Züge mit Castor-Behältern
kreuz und quer durch Westeuropa fahren zu lassen, wobei ungefähr jeder
fünfhundertste dann tatsächlich radioaktiven Müll transportieren würde.
Ja, einen Liniendienst einführen...wäre sicher auch nicht teuer als
die aktuelle Aktion.


-ras
--
Ralph A. Schmid

http://www.dk5ras.de/ http://www.db0fue.de/
http://www.bclog.de/
Robert Bar
2010-11-09 19:45:57 UTC
Permalink
Post by Volker Borchert
[ ... ]
Ich habe schon seit Jahren jedem, der es nicht hören wollte ;-), die
Idee unterbreitet, einfach jeden Tag mehrere Züge mit Castor-Behältern
kreuz und quer durch Westeuropa fahren zu lassen, wobei ungefähr jeder
fünfhundertste dann tatsächlich radioaktiven Müll transportieren würde.
Das bedeutete auch, daß zuviel Bahnstrom vorhanden wäre: da könnte ja
auch jemand auf die Idee kommen, Neckarwestheim I abzuschalten ... ;-)
--
"Raucher sterben früher"
... oder später.
Nichtraucher auch.
Chris Leick
2010-11-09 22:10:29 UTC
Permalink
Post by Volker Borchert
Ich habe schon seit Jahren jedem, der es nicht hören wollte ;-), die
Idee unterbreitet, einfach jeden Tag mehrere Züge mit Castor-Behältern
kreuz und quer durch Westeuropa fahren zu lassen, wobei ungefähr jeder
fünfhundertste dann tatsächlich radioaktiven Müll transportieren würde.
Zu teuer. Lasst uns Salvatore den Hütchenspieler ins Stellwerk schicken.

Chris

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