Post by Helmut RichterPost by Ralf JoerresNö, bei mir in der Kante nich, hier auch Dativ. Man sagt allerdings
durchaus: Kuckma der Typ da hinten, der glotzt die ganze Zeit rüber,
ich glaub der steht auf dich.
Auf jeamndem stehen ist aber etwas ganz anderes als auf jemanden stehen.
Post by Ralf JoerresHat mich immer gewundert, dieser ziemlich schräge Akkusativ, der so
garnicht in die Landschaft passt. Im Deutschkurs sind wir gerade bei
den Wechselpräpositionen, da brechen sich die TN wirklich einen ab,
den Unterschied mit 'Bewegung' und 'statisch' zu erfassen.
... wobei die Bewegung oder der statische Aufenthalt manchmal nicht zu
Der Sessel steht in der Ecke. Er gehört nämlich in *die* Ecke. (Da
sollte es also eine Bewegung in *die* Ecke geben, wenn er nicht wie
jetzt schon dort steht.)
Ich meinte zunächst mal die einfachen Fälle. Sätze mit 'gehört in' und
'kommt in' sind sozusagen schon Stufe 2 und relativ abstrakt. Anderer-
seits frage ich mich gerade, woher meine Sicherheit kommt, dass
'gehört in der Ecke' grundfalsch ist. Dahinter steht vielleicht so etwas
wie 'gehört in die Ecke gestellt', eine Art Passiv. Wenn er da falsch
steht (auch so eine etwas seltsame Wortverbindung: 'falsch stehen'),
also falsch 'hin'gestellt wurde, gehört er woanders 'hin', muss also
'umgestellt' oder 'weggestellt' werden, und 'stellen' wird natürlicher-
weise nach Wechselpräpositionen mit dem Akkusativ verbunden.
Post by Helmut RichterEr hält das Bild an *die* Wand. (Das ist so provisorisch, dass man noch
an die Bewegung denkt, als er es dort hinbewegte.
Viele Sätze sind temporal gesehen unscharf: (Er tat ihr den Gefallen),
stand aus dem Sessel auf und hielt das Bild an die Wand. Was hat er zwischendurch, zwischen Aufstehen und Halten, gemacht?
Ein Film macht 24 Bilder in der Sekunde, weil das Erzählen viel langsamer
geht, kommen wir hier mit zwei Bildern aus (aufstehen, Bild an die Wand
halten) und verbinden das zu einer Art Mini-Filmeinstellung, wobei bei
mir diese Bilder beweglich sind. Ich 'sehe' das Aufstehen als Bewegung,
dann das Bild an die Wand halten als Bewegung, das Rübergehen zum Bild,
es in die Hand nehmen, fehlt, dann sehe ich noch ein Standbild, wie er
das Bild weiter an 'die' Wand hält, als Ergebnis. Es kommt als Regel
hinzu, dass 'halten' sich mit zwei Raumvorstellungen verbindet: etwas 'irgendwo hin'halten, und (irgendwo) halten im Sinne von 'sich nicht
ablösen', dabei wird das irgendwo, soweit ich sehe, weggelassen: der
Knopf hält nicht (an der Hose), das Bild / die ganze Geschichte hält nicht
(weil der Putz zu weich ist und der Nagel zu locker sitzt).
Post by Helmut RichterStatisch wirds erst,
wenn das Bild an *der* Wand befestigt ist.
... und richtig und sicher da hängt.
Deine Beispiele sind sehr interessant. Diese Dinge laufen beim Formu-
lieren komplett automatisiert und unbewusst ab. Würde mich echt
interessieren, mehr darüber zu erfahren, es gibt wohl eine Menge
abstrakter Verbergänzungen, bei denen die Raumvorstellungen nicht
mehr erschließbar sind, hatte mal so etwas gelesen...
Gruß Ralf Joerres