Christoph Biedl
2017-04-22 13:52:19 UTC
Hallo,
es gibt einen Untersuchungsbericht über ein gefährliches Ereignis im
Eisenbahnbetrieb im Bahnhof Hameln vor etwa 14 Monaten[*]. Liest sich
haarsträubend und es war nur Glück, daß die einer ziemlich kreative
Betriebsführung nicht zu Sach- oder gar Personenschäden führte.
Mal auf das Wesentliche reduziert:
Hameln R105
<
---------------------------------+
(Bahnsteige) \
-----------------------------------+-- v.u.n. Voldagsen
In Hameln begegnen sich
<<-- DPN 82968, DPN 83972 ("ankommend")
-->> DPN 82971, DPN 82975 ("ausfahrend")
wobei die Züge jeweils rechts aneinander vorbeifahren.
Nun gab es eine Störung im Streckenblock/Erlaubniswechsel zwischen
Hameln und Voldagsen, deshalb läßt sich das Asig nicht stellen, also
braucht es für den ausfahrenden Zug einen Befehl. Diesen Befehl gab der
Fdl schon *bevor* der ankommende Gegenzug im Bahnhof angekommen war;
wohl in der Hoffnung, daß letzterer rechtzeitig die Weiche 5 passiert.
Dasselbe geschah zwei Stunden später noch einmal, und mindestens beim
ersten Mal hat möglicherweise nur die Aufmerksamkeit des Tf im
ausfahrenden Zug ein Unglück verhindert.
Als Motiv wird naheliegend vermutet, daß die Verzögerungen im
Betriebsablauf möglichst klein gehalten werden sollten; aber das war
dann doch etwas zuviel des Guten.
Oder eben (Seite 20):
| Denn bei regelkonformer Abwicklung der Betriebsabläufe hätte der Fdl
| den jeweils ankommenden Zug erst zurückmelden müssen, nachdem dieser
| mit Zugschluss am Bahnsteig zum Halten gekommen war. Dann hätte er
| dem Fdl Voldagsen den jeweils ausfahrenden Zug anbieten müssen. Nach
| der Annahme des Zuges vom Fdl Voldagsen hätte der Fdl Hameln die
| Ausfahrzugstraße vom Asig P103 nach Voldagsen einstellen und sichern
| müssen. Erst dann hätte der Fdl in Hameln der Abfahrt des jeweilig
| ausfahrenden Zuges durch Fahrtstellen des Zsig S65 zustimmen dürfen.
Nun bin ich ja bekennender Nicht-vom-Fachler, deshalb erlaube ich mir
zwei Verständnisfragen, ob es nicht doch noch Möglichkeiten zur
Zeitersparung gegeben hätte, ohne die betriebliche Sicherheit zu
gefähren:
Zum einen hätte man doch dem ausfahrenden Zug wie geschehen am Zsig
die Fahrt geben können. Der wäre dann zwar erst einmal nur bis zum
Asig gekommen, aber auch dort hätte man noch den Befehl erteilen
können - nachdem die Voraussetzungen erfüllt sind.
Das wird zwar lästig, wenn Fdl Voldagsen den Zug nicht annehmen will,
denn ist ein Gleis blockiert, das auch für andere Zugfahrten genutzt
wird - aber gefährlich ist es nicht.
Die andere Frage ist, ob bei diesem Gleisplan mit der Rückmeldung
wirklich gewartet werden muß, bis der ankommende Zug "am Bahnsteig zum
Halten gekommen" ist - gut, es mag so in den Vorschriften stehen, aber
davon alleine lasse ich mir das Denken nicht verbieten. Also, wenn
zweifelsfrei festgestellt ist, daß der ankommende Zug den eingleisigen
Bereich vollständig verlassen hat, etwa durch Sichtprüfung/Achszähler
auf Höhe von R105, dann sehe ich aus technischer Sicht keine
Notwendigkeit mehr, noch länger zu warten.
Für beides könnte die Antwort aber auch nur "Geht im Prinzip schon,
aber man läßt halt nichts anbrennen" sein.
Christoph
PS: Wenn mich nicht alles täuscht, fehlen in open(street|railway)map
die Weichen 5 und 6. Was die Nachvollziehbarkeit nicht erleichterte.
[*] https://www.eisenbahn-unfalluntersuchung.de/SharedDocs/Publikationen/EUB/DE/Untersuchungsberichte/2016/092_Hameln.pdf?__blob=publicationFile&v=2
es gibt einen Untersuchungsbericht über ein gefährliches Ereignis im
Eisenbahnbetrieb im Bahnhof Hameln vor etwa 14 Monaten[*]. Liest sich
haarsträubend und es war nur Glück, daß die einer ziemlich kreative
Betriebsführung nicht zu Sach- oder gar Personenschäden führte.
Mal auf das Wesentliche reduziert:
Hameln R105
<
---------------------------------+
(Bahnsteige) \
-----------------------------------+-- v.u.n. Voldagsen
5
Zsig S65 Asig P103In Hameln begegnen sich
<<-- DPN 82968, DPN 83972 ("ankommend")
-->> DPN 82971, DPN 82975 ("ausfahrend")
wobei die Züge jeweils rechts aneinander vorbeifahren.
Nun gab es eine Störung im Streckenblock/Erlaubniswechsel zwischen
Hameln und Voldagsen, deshalb läßt sich das Asig nicht stellen, also
braucht es für den ausfahrenden Zug einen Befehl. Diesen Befehl gab der
Fdl schon *bevor* der ankommende Gegenzug im Bahnhof angekommen war;
wohl in der Hoffnung, daß letzterer rechtzeitig die Weiche 5 passiert.
Dasselbe geschah zwei Stunden später noch einmal, und mindestens beim
ersten Mal hat möglicherweise nur die Aufmerksamkeit des Tf im
ausfahrenden Zug ein Unglück verhindert.
Als Motiv wird naheliegend vermutet, daß die Verzögerungen im
Betriebsablauf möglichst klein gehalten werden sollten; aber das war
dann doch etwas zuviel des Guten.
Oder eben (Seite 20):
| Denn bei regelkonformer Abwicklung der Betriebsabläufe hätte der Fdl
| den jeweils ankommenden Zug erst zurückmelden müssen, nachdem dieser
| mit Zugschluss am Bahnsteig zum Halten gekommen war. Dann hätte er
| dem Fdl Voldagsen den jeweils ausfahrenden Zug anbieten müssen. Nach
| der Annahme des Zuges vom Fdl Voldagsen hätte der Fdl Hameln die
| Ausfahrzugstraße vom Asig P103 nach Voldagsen einstellen und sichern
| müssen. Erst dann hätte der Fdl in Hameln der Abfahrt des jeweilig
| ausfahrenden Zuges durch Fahrtstellen des Zsig S65 zustimmen dürfen.
Nun bin ich ja bekennender Nicht-vom-Fachler, deshalb erlaube ich mir
zwei Verständnisfragen, ob es nicht doch noch Möglichkeiten zur
Zeitersparung gegeben hätte, ohne die betriebliche Sicherheit zu
gefähren:
Zum einen hätte man doch dem ausfahrenden Zug wie geschehen am Zsig
die Fahrt geben können. Der wäre dann zwar erst einmal nur bis zum
Asig gekommen, aber auch dort hätte man noch den Befehl erteilen
können - nachdem die Voraussetzungen erfüllt sind.
Das wird zwar lästig, wenn Fdl Voldagsen den Zug nicht annehmen will,
denn ist ein Gleis blockiert, das auch für andere Zugfahrten genutzt
wird - aber gefährlich ist es nicht.
Die andere Frage ist, ob bei diesem Gleisplan mit der Rückmeldung
wirklich gewartet werden muß, bis der ankommende Zug "am Bahnsteig zum
Halten gekommen" ist - gut, es mag so in den Vorschriften stehen, aber
davon alleine lasse ich mir das Denken nicht verbieten. Also, wenn
zweifelsfrei festgestellt ist, daß der ankommende Zug den eingleisigen
Bereich vollständig verlassen hat, etwa durch Sichtprüfung/Achszähler
auf Höhe von R105, dann sehe ich aus technischer Sicht keine
Notwendigkeit mehr, noch länger zu warten.
Für beides könnte die Antwort aber auch nur "Geht im Prinzip schon,
aber man läßt halt nichts anbrennen" sein.
Christoph
PS: Wenn mich nicht alles täuscht, fehlen in open(street|railway)map
die Weichen 5 und 6. Was die Nachvollziehbarkeit nicht erleichterte.
[*] https://www.eisenbahn-unfalluntersuchung.de/SharedDocs/Publikationen/EUB/DE/Untersuchungsberichte/2016/092_Hameln.pdf?__blob=publicationFile&v=2