Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerPost by Chr. MaerckerPost by Anton ErtlWoertlich: Interessiert, aber besorgt.
Aus dem Kontext habe ich verstanden, dass damit die Autofahrer gemeint
sind, die laut Umfragen gerne radfahren wuerden, es aber aus
Sicherheitsgruenden nicht tun. Und das Argument geht dann so, dass
man denen mit Rad-wegs subjektive Sicherheit geben muesse, dann
wuerden die tatsaechlich auf das Fahrrad umsteigen, statt die naechste
Ausrede zu finden (oder einfach dieselbe zu verwenden).
Gehört das zu der neuen Argumentationsschiene des ADFC-BV oder woher
hast Du die Info?
Das ist einfach nur die logische Konsequenz aus den tatsächlich
gemachten Aussagen, dass sie sich vor allem an Nicht-Radfahrer (also
faktisch Autofahrer, der ÖPNV ist nicht gemeint) wenden wollen,
Sagen wir so: es ist deren (unausgesprochene) Wunschvorstellung.
Die /ist/ ausgesprochen. Das ist tatsächlich Linie, auch wenn das
vielleicht nicht bei jeder Gelegenheit offen raus posaunt wird. Das war
auf dem Südforum vorletztes mal zu hören und als ich noch im FA-RV
unterwegs war, auch. Die meinen das genau so. Der Rest ist dann eben nur
logische Konsequenz.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerBegründung, dass die angeblich hauptsächlich wegen voller Hosen nicht
Rad führen. Dass das Pferdescheiße ist, weiß jeder, der sich im
Bekanntenkreis mal mit Fahrrad-Verweigerern unterhalten hat. Die führen
zumeist zu aller erst ganz andere Gründe an.
Eben. Das erste, was ich gewöhnlich höre, ist
- schlechtes Wetter
als nächstes
- zu große Entfernung
oder
- kann keine (pflegedürftigen) Personen mitnehmen
und erst dann kommen Dinge wie
- zu unsicher oder
- Ladungskapazität u.a.m.
Auch nicht selten: Verschwitzt. Und wie gesagt, unter geeigneten
Umständen ist das alles nachvollziehbar. Ich will auch nicht mit dem Rad
z. B. von Rommelsried täglich sonstwohin müssen. Der ÖPNV ist scheiße,
umziehen will man auch nicht immer so gerne, allen voran nicht in
inzwischen sackteure Städte.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerIrgendwann kommt dann auch
noch das Sicherheitsargument, aber meistens mehr auf Kinder bezogen,
nicht auf Erwachsene.
Oder auf Senioren, vor allem bei Behörden und Vereinen etc.
Ja, wie immer halt. Man schiebt andere vor, obwohl die Wahrheit ist: Man
will einfach selbst nicht. Was im Prinzip auch völlig legitim ist. Wie
man dem Begegnet ist dann aber eben gar nicht mehr so einfach zu sagen.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerDie Radfahrer dagegen, die heulen sich ständig
aus, wie gefährlich doch alles sei, bekanntermaßen aber unter den
Eindrücken, die sich täglich auf jenen Sonderwegen machen, die gerade
Autofahrer auf der Fahrbahn eben nicht machen.
Und den Fehlern, die sie dort machen, Autofahrer wie Radfahrer.
Mhm. Sind ja auch nur Menschen. Ich hab mich z. B. eben auch tierisch
aufgeregt über den Spaten, der anner Ampel einfach die Grünphase
verpennt hat. Mit dem Lastenrad kam ich nur nicht schnell genug von
hinter dem weg, sodass ich hätte vorbei ziehen können. Doof halt.
Passiert. Nur das diese Sorte Probleme ungefähr alle abbekommen. Nur bei
Radfahrern wird rumgeschissen, als wenn das die einzigen wären, die man
schädigen könnte.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerPost by Chr. MaerckerDass beim ADFC wegen angeblich so vieler umsteigewilliger Autofahrer
Scheinsicherheit favorisiert wird, hab ich noch nicht gehört, es
könnte aber einiges erklären.
Denk doch einfach mal nach, woher die tollen
noch-nicht-aber-alsbald-doch-Radfahrer her kommen müssten... Da bleiben
nur noch Fußgänger, ÖPNV-Nutzer und MIV-Nutzer. Erstere beiden sind
(laut Bekundungen) nicht das Ziel. Da wird die Auswahl dann aber schon dünn.
Das ist klar. Nicht klar ist, dass es angeblich so viele Autofahrer
gibt, die sofort aufs Fahrrad steigen würden, sobald mehr und bessere
"Radwege" da sind.
Natürlich nicht. Das ist mMn die wirklich freie Behauptung, die man sich
aus ein paar statistischen Summen ableiten versucht, auch wenn die
Realität i. A. komplizierter ist, als einfache Endsummen vergleichen.
Post by Chr. MaerckerEine solche Äußerung speziell von Autofahrern habe
Was hindert Sie am radfahren?"
[x] zu wenige/zu schlechte Radwege
"wenn es mehr Radwege gäbe, würde ich - vielleicht - doch einmal öfter
radfahren, aber noch lange nicht komplett auf Auto verzichten"
Ein gewaltiger Unterschied, würde ich meinen.
Wie ich schon schrieb, jetzt stelle dir mal die vor, was passieren
würde, wenn man viel ehrlicher fragen würde: »Was würde Sie am ehesten
vom Autofahren abhalten?« Wäre mal spannend, wie viel hanebüchenes da
raus käme.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerPost by Chr. MaerckerIn Umfragen ist tatsächlich oft die vermeintliche Gefahr beim
Radfahren der angegebene Hauptgrund, warum nicht auf Fahrrad
umgestiegen wird.
Nein, wenn man genau liest, ist das nur der am häufigsten genannte, aber
keineswegs der einzige und auch keineswegs der wichtigste.
Wie wichtig ein Punkt ist, lässt sich den Umfragen indes nicht
entnehmen,
Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Zumindest, wenn man nicht mal
Anstalten macht, es herauszufinden, was den Leuten wirklich wichtig ist
und was nicht so.
Post by Chr. Maerckeres sei denn, es wurde eine Wichtung eingebaut, ähnlich wie bei
Wahlomat o.a. Ergo meint man, das aus der Häufigkeit der Nennung
rauslesen zu können.
Eben, der Fehler, aus Summen was ableiten zu wollen, wenn tatsächliche
Gewichtungen gar nicht abgefragt werden.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerAber wenn man
365 Tage im Jahr aufs Brot geschmiert bekommt, wie gefährlich Radfahren
(v. A. ohne Radwege) sei, dann wird man genau das auch angeben, wenn man
Gründe nennen soll, warum man nicht fährt. Dass es in aller erster Linie
Bequemlichkeit ist, oder tatsächlich längere Strecken, oder, oder,
oder... Das verteilt sich offenbar noch am ehesten, bzw. wird in einer
offiziellen Umfrage offenbar nicht so gerne zugegeben.
Stimmt, daran hatte ich noch nicht gedacht, dass einige Gründe gegen das
Radfahren den Ankreuzenden als Weichei erscheinen lassen. Das könnte
eine gute Erklärung sein, warum "Sicherheit" so oft angegeben wird.
Dazu gibt es sicherlich auch fachliche Erkenntnisse, wie genau man so
eine Umfrage gestalten müsste. Du kennst diese Versuchsanordnungen, wo
man dem Gegenüber sagt, die Fragen stellt man aus $Grund, obwohl
tatsächlich dahinter ein ganz anderer Grund steht? Milgram-Experiment z.
B.. Man erzählt den Leuten einfach was ganz anderes, und fragt die Frage
in einem ganz anderen Kontext. Oft ist es, geeignetes Setting
vorgegaukelt, sicherlich einfacher die tatsächliche Antwort zu kriegen,
als wenn man den direkten Weg wählt, sobald die Antworten auf die Fragen
vom Befragten irgendwie unangenehm aufgefasst werden könnten. Z. B.
»Warum fährst du die 500 m zum Bäcker mit dem Auto?«. Darauf wird man
kaum eine ehrliche Antwort kriegen.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerPost by Chr. MaerckerDaraus zu schließen, es gäbe Unmengen Autofahrer, die umsteigen
wollen, wenn Radfahren (schein)sicher gemacht würde, ist natürlich
vermessen. Neben Sicherheit haben die eine Reihe weiterer
Gründe/Ausreden.
Eben, an denen man genau null drehen will, bzw. es ggf. auch nicht kann.
Auch wenn es Personen gibt, die täglich von hier nach München mit dem
Rad pendeln, ist das nun mal keine sinnvolle Alternative zu ÖPNV und
Auto. Da der ÖPNV auch so seine ganz eigenen Tücken hat, ist es halt
nicht von der Hand zu weisen, dass es immer wieder Gründe gibt, das Rad
stehen zu lassen, und gleich die Blechbüchse zu nehmen. Zumal man sich
ja eh so dran gewöhnt hat, dass man gar nicht mehr entscheidet, sondern
einfach macht.
Steht die Karre erst mal vorm Haus, wird sie auch benutzt, bei den
Fixkosten.
Kloar. Das noch oben drauf. Aber so weit wird bei der täglichen
(Nicht-)Entscheidung eh nicht gedacht. Man macht einfach. Gehöre ich
auch dazu, nur dass meine (Nicht-)Wahl halt nicht so dramatisch höhere
Kosten für die Allgemeinheit verursacht.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerRadfahrstreifen-Benutzungspflicht-Statement vor vielen Monden.
Welches meinst Du da? Die Ausnahme der Streifen in § 45 StVO?
Jupp. Es war bescheuert das zu beklatschen, nach allen Maßgaben war die
eigentliche Maßnahme unnötig und das Bejubeln erst recht.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin Wohlauerauch als Lobby vorzüglich gegen das eigene Klientel arbeiten, indem man
es einfach vernachlässigt, und sich auf ganz andere konzentriert.
Ich gehe eher davon aus, dass vom ADFC-BV die Interessen der Mehrheit
vertreten werden. Der sind Fahrbahnverbote bekanntlich wurscht.
Umso bescheuerter dann aber, wenn man sie als Notwendig akzeptiert für
etwas was man auch komplett ohne hätte haben können. Es war eine
Scheiß-Lösung für ein Nicht-Problem. Man hätte Radfahrstreifen auch
einfach generell anlegbar machen können, ganz ohne Benutzungspflicht.
Dass man sich hin stellte und so tat, als wenn das eine ohne das andere
einfach prinzipiell nicht ginge, war schlicht Verrasche. Und der BV hat
das Spiel mit gespielt und es sogar noch als ganz toll hin gestellt. Ein
angeblicher Mehrwert erkauft zu einem Preis, der auch genau null hätte
sein können, wenn man denn gewollt hätte. Wenn das nicht das eigene
Klientel verkaufen ist, was dann?
Post by Chr. MaerckerPost by Martin Wohlauerwas die anführen, wäre eigentlich eine Sache des VCD. Da sind sicherlich
Schnittmengen, aber die Rechte der eigenen Klientel opfern, unter der
Prämisse, dass vielleicht(!) andere zur Gruppe der Radfahrer wechseln
ist höchst fragwürdig. Allen voran, wenn man dieselben Maßnahmen auch
ganz ohne künstliche Einschränkung von Wahlfreiheitsrechten erreichen
könnte.
Dank allg. Desinteresse machen sie es trotzdem. Die meisten merken gar
nicht, dass ihnen Rechte genommen werden, evtl. nicht mal der
Bundesvorstand.
Eben. Es juckt sie einfach gar nicht, dass man ihnen gerade eigentlich
die Butter vom Brot klaut. Denn die Wirkung, die sie sich erhoffen, da
sind wir uns glaube ich einig, scheint ja einfach nicht einzutreten.
Ansonsten müsste z. B. Augsburg seit den frühen 90ern einen wahren Boom
an Radverkehrsanteilen haben. Da passiert aber nichts. Das dümpelt vor
sich hin, obwohl man seit gut 25 Jahren Streifen unterschiedlicher
Couleur malt wie blöde.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerPost by Chr. MaerckerPost by Anton ErtlDeswegen fordern sie Rad-wegs und so schauen die Rad-wegs dann auch aus.
Du meinst, die wollen gar nicht umsteigen, sondern fordern "Radwege" mit
der Begründung aus Reichszeiten, ohne sie zu nennen?
Nein, die werden gefragt, was man machen könnte, damit der Radverkehr
mehr wird. Und da stehen ganz vorne »Radwege«, weil Autos einschränken
kommt einem Autofahrer sicherlich nicht als aller erstes in den Sinn.
Es erscheint auch Nicht-Autofahrern derart utopisch, dass kaum jemand
diese Forderung noch stellt. Dazu muss man beileibe nicht Auto fahren.
Wir bewegen uns aber in dem Kontext, erinnerst du dich? Die Radfahrer
werden gar nicht mehr gefragt, es geht ja um
evtl-irgendwann-auch-mal-Radfahrer. Die werden befragt. Klar, denen wird
als aller erstes einfallen: Mehr reine Fahrradstraßen, mehr Fahrverbote,
mehr Poller um Bereiche unbefahrbar zu machen, etc., etc., etc.,...
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerPost by Chr. MaerckerDann dürfte der ADFC einklich nicht mitmachen, dessen Mitglieder
fahren größtenteils Rad - und beileibe nicht alle nur Touren.
Dürfte... Du verkennst ein bisschen, wie die Prioritäten gelegt werden.
Das erste ist, es muss eine Verkehrswende her. OK, so weit gehe ich noch
mit. Das zweite ist dann aber, dass man die Leute (praktisch nur) zum
Rad hin schieben will. Aber vom Auto weg, nee, das ist nicht en vogue.
Dann müsste man ja mal unbequeme Forderungen stellen, von denen man
weiß, dass sie einem in Auto-Deutschland um die Ohren geschlagen werden.
Ist da nicht von Umsteigen die Rede, von Verschiebungen der Verkehrsanteile?
Ja, sicherlich. Aber das ist ja der Punkt an der Sache: Man muss im
Vergleich attraktiver werden. Das kann man auf drei verschiedene Weisen
erreichen: Das wovon man weg will, könnte weniger attraktiv gemacht
werden. Das wo man hin soll, kann attraktiver gemacht werden. Oder
beides. Man entscheidet sich aber offensichtlich ganz bewusst, nur den
Teil anzugehen, der das Radfahren angeblich attraktiver machen soll. So,
und jetzt mit den Erkenntnissen von oben, über die alltäglichen Gründe,
warum die Leute nicht auf's Rad steigen, wird schnell klar, warum das
zum Scheitern verurteilt ist: Die eigentlichen Gründe anti Rad werden
zumeist nur untergeordnet beseitigt. Das Wetter ist immer noch scheiße,
der Weg ist immer noch zu weit weg, uswusf. Das Auto ist aber nach wie
vor immer noch genau gleich attraktiv, mit Radweg sogar noch ein wenig
mehr. (Zumindest in erster Näherung, die Bahn ist frei.) Tolle Wurst.
Ich behaupte, man doktert an einem Nebenproblem rum, das zwar sicherlich
seine Berechtigung hätte, aber erstens noch auf ganz andere Weise gelöst
werden könnte, und das eben zweitens vergleichsweise wenig Ausschlag
gibt, bei denen die aus relativ gutem Grund das Auto stehen lassen.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerAlso lässt man es lieber gleich bleiben. Womit dann also das Gedoktere
kommt, was man denn hach so tolles tun könnte, damit Radfahren attraktiv
wird. Und dann sind wir eben bei den Umfragen unter Personen, die das
Rad stehen lassen, und denen man die Würmer aus der Nase zu ziehen
versucht, wie man sie denn aus dem Auto raus, auf's Rad bekommt. Dass
die Befragten ganz sicher nicht daran denken, dass die Frage eigentlich
bedeutet: »Wie können wir euch das Autofahren verleiden, sodass ihr die
scheiß Karre endlich stehen lasst«, ist irgendwie klar, weil schon die
Fragesteller diesen Aspekt entweder nicht auf dem Schirm haben, oder ihn
nicht verfolgen wollen. Entsprechend wird gefragt, entsprechend wird
geantwortet.
Siehe oben. In Langenlois wurde übrigens die Frage "Wie können wir euch
das Autofahren verleiden?" anscheinend durchaus gestellt, von den
beteiligten Bürgern selbst. Das clevere Stichwort war "Verkehr sparen".
Eben, es geht anders, es muss anders gehen, denn mit der
Streifen-und-sie-lassen-das-Auto-stehen-Logik kann man sich getrost
verabschieden. Das versucht man jetzt seit 40 Jahren und fast nirgendwo
hat es den Effekt, der behauptet wird.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerPost by Chr. MaerckerWie stark der Einfluss von Auch-Radfahrern und was deren tatsächliche
Motivation ist, lässt sich natürlich schwer feststellen.
Gemeint ist innerhalb des ADFC, wo diverse Auch-Radfahrer mitmachen.
Anton Ertls Behauptung verstehen ich so, es könnte Maulwürfe in ADFC
u.a. Vereinen geben. Ähnliche Unterstellungen kamen schon von anderen
drf-Regulars, indes noch nie Belege dafür.
Ich würde sie nicht Maulwürfe nennen. Mehr so der typisch
deutsch-Auto-hörig erzogene Bürger. Du sagst es doch selbst, die meisten
kämen auch als Nicht-Autofahrer schlicht nicht auf die Idee, dass man
die Blechkarren unattraktiv machen müsste. Man kann doch nicht... Man
darf doch nicht... Jawoll, und so einer ist dann im ADFC Funktionär. Wo
soll denn der Umschwung herkommen? Kannst ja auch gleich weiter denken,
warum das erst mal so bleiben wird. Stell dir vor, einer mit
entsprechend anderen Forderungen stellt sich zur Wahl auf ein
Vorstandsamt. Meinst du ernsthaft, dass die Herde aus
Autofahrer-Versteher-Schafen auf ein mal gerade auf dem Wahlzettel dann
doch anders tickt und für die härtere Gangart votiert? Am besten noch,
wenn es die Frakion »Ich fahre mein Rad mit dem Auto in $hybscheGegend,
um dann da ein bisschen im Kreis zu fahren« ist? Die werden einen Teufel
tun, und sich selbst einschränken.
Wie groß die Anteile und Intensitäten dieser Mechanismen bei der
Entscheidungsfindung im ADFC sind, kann ich auch nur schätzen, aber sie
dürften doch tatsächlich in nicht unerheblichem Maße vorhanden sein. Ich
kann mich noch sehr gut an den älteren Herren auf dem letzten
Vorständetreffen in Bayern erinnern, der ganz entrüstet (um nicht zu
sagen, reichlich angepisst) sinngemäß gepoltert hat, dass das mit der
Verkehrswende doch nur Spinnerei wäre, und man doch mal realistisch sein
solle, und nicht so einen Scheiß fordern. (Ein Stück weit kann ich diese
Form der Resignation schon verstehen, aber dann hat er verdammt noch mal
im falschen Verein ein Vorstandsamt.) Ich mein, der ist nur die Spitze
des Eisbergs. Da gibt's sicherlich eine nicht kleine Menge, die
vielleicht nicht gleich so ab geht, sich aber im Prinzip genau das
gleich denkt, und entsprechend handelt, allen voran bei Wahlen und
Vertretung nach außen. Ob man das schon als »Maulwurf« deklarieren will,
weiß ich nicht. Fehl am Platze, ja sicherlich. Vorsätzlich aber zumeist
wohl eher nicht. Solche Leute erklären aber trotzdem vorzüglich, was in
diesem Verein gerade so abgeht.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerPost by Chr. MaerckerPost by Anton ErtlPost by Chr. MaerckerDas raffen die meisten doch gar nicht. Ich werde einige mal umgekehrt
fragen, was sie tun würden, wenn dieser oder jener Radweg verschwände ...
"Was waere, wenn"-Umfragen sind wenig vertrauenswuerdig.
Genau das wollte ich lesen. Die Frage, warum sie sich für Fahrrad
entschieden haben, werden in der Tat nur wenige Leute mit "weil es
Radwege gibt" beantworten.
Und umgekehrt taucht das auch nicht als aller erstes auf. Das taucht
halt auch in der Liste auf, und das bei verdammt vielen. Aber ob das den
Ausschlag gibt, das ist eine ganz andere Frage. Es ist ja schon eine
spannende Annahme, dass so viele »interested« seien.
Eben!! Das meine ich doch! Nie davon gehört!
Na wenn du gefragt wirst, ob du es nicht auch besser fändest, wenn deine
Linie besser wäre, würdest du (ja, ich unterstelle jetzt keine
Idealfigur, sorry) sicherlich auch sagen: Ja warum denn nicht? Wäre
schon gut. Das ist dann auch schon »interested«... Und genau so
»interested« sind eben auch viele Autofahrer. Klar würde ich, aber
dann... kollidiert der hach so tolle Vorsatz innerhalb von 2 ms mit dem
eigenen Drang, bloß keinen Aufwand in eine Änderung stecken zu müssen.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerDas ist wie mit dem
Abnehmen: Es gibt viele, denen es gut täte, und die es auch gerne machen
würden. Wenn... da nicht 1000 Gründe wären, die sie davon abhalten.
So etwa, Alkoholiker in jenem Stadium, wo sie merken, irknwas stimmt
nicht, aber noch lange vorm Tiefpunkt d.h. noch längst nicht bereit, mit
dem Trinken aufzuhören.
Ähnlich, ja. »Ich kann ja jederzeit aufhören.« wäre ein Derivat davon.
»Ja, wäre schon besser aufzuhören.« Tut er dann aber nicht. Der ist auch
schon »interested«. Und ich kann wetten, würde man eine von der Struktur
her ähnliche Umfrage unter Vieltrinkern machen, ob sie nicht auch gerne
»weniger trinken würden«, werden die wenigsten sagen: »Ach nee, ständig
rotzevoll sein, die Leber kaputt machen und das Geld verbrennen, iss
doch geil so!« Die sind dann auch auf ein mal alle ruck zuck
»interested«. Heißt nicht, dass man sie tatsächlich so einfach von der
Flasche weg bringt. Da hilft auch kostenlose heiße Schokolade nichts...
Post by Chr. MaerckerPost by Martin Wohlauerwenn die Realität am Ende die einfache ist: Sie sind mit der aktuellen
Situation immer noch zufrieden genug, um nicht aktiv zu werden. Man ist
halt immer noch in seiner eigenen Komfortzone. Warum soll man was
machen? Genau so ist es mit der Auto-Freude doch auch. Solange es immer
noch kein Problem ist, mit dem Auto die Welt zu verschandeln, wieso
sollte auch nur einer, sei er auch noch so interested, aussteigen?
Solange der Job nicht gefährdet ist, kann man weitersaufen. Mindestens.
Genau! Solange man nicht den ersten Herzinfarkt hat, oder der Zucker
einen fast umbringt, wieso mal sich um die eigene Ernährung kümmern?
Unterschied ist nur: Beide Fälle haben in der Gesellschaft bereits einen
deutlich negativen Ruf. Alkoholismus ist bei uns sicherlich kein
Lebensziel, Fettleibigkeit auch nicht. Aber mit der Blechbüchse
rumkurven, ja das ist OK...
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerPost by Chr. MaerckerUmgekehrt gehe ich davon aus, dass nur wenige Radfahrer absteigen
würden, wenn "Radwege" verschwinden, evtl. sogar entgegen
anderslautenden Äußerungen.
Die renitenten Schisshasen benutzen dann halt Gehwege, denen ist das
scheißegal.
Die fahren sogar Fahrbahn, wenn es sein muss. Aktuell in Magdeburg sehr
schön zu beobachten. Wobei die betr. Straße nicht übermäßig autohaltig ist.
Sagen wir einfach: In den T-30-Zonen, in denen ich bisher unterwegs war,
ist tendenziell auch mehr mit dem Rad auf der Fahrbahn los. Es geht
natürlich. Wenn nicht überall stinkende, lärmende Gefahrenherde rum
fahren würden, wären vermutlich noch weit mehr damit unterwegs, von
denen, die wirklich ein Problem bei der Sicherheit sehen. Ob das so
viele sind, wäre die Frage. Nur würden unter geeigneten Umständen noch
die dazu kommen, die wegen der Maßnahmen, die zu dieser Dosen-Abkehr
geführt haben, dann doch das Rad als reelle Alternative wahrnehmen.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerPost by Chr. MaerckerPost by Anton Ertlverhalten sich oft anders als sie es vorher geglaubt haben.
Vermutlich sind diese Umfragen deswegen bei Rad-weg-fans so beliebt.
Nicht nur bei denen. Solcherart "Statistik" lese ich im Öko-Bereich
öfter, andere argumentieren aber auch gern mit Umfrage-Ergebnissen,
nicht zuletzt der ADAC.
Und wie bei allen Statistiken gilt: Die Qualität der Datenerhebung
bestimmt von vornherein, wie aussagekräftig alle abgeleiteten Aussagen
sein können. Wenn man systematisch einen Teilbereich des Themas
ausklammert, erhält man natürlich auch systematisch einen Teil des
möglichen Ergebnisraums einfach nicht.
In dem Fall sind diese was-wäre-wenn-Fragen das Problem. Die Antworten
"85% aller Bundesbürger sind für|gegen ..."
Siehe oben: Klar würde ich gerne abnehmen. Klar würde ich gerne die
Flasche stehen lassen. Hätte, würde, könnte....
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerPost by Chr. MaerckerPost by Anton ErtlDa wir inzwischen das Grossexperiment mit den Radwegen seit
Jahrzehnten durchfuehren, kann man inzwischen die Leute auch fragen,
ob sie tatsaechlich umgestiegen sind, und wenn ja, von was auf was,
und warum.
Dazu sind die Zahlen einzelner Städte im Ruhrpott übrigens
beeindruckend. Bei zwei oder drei sind Werte für unterschiedliche Jahre
dabei. Mehr Radverkehr *und* mehr Autoverkehr, auf Kosten der Fußgänger.
Mei, die Strecken werden halt immer größer, sodass man sie weniger gerne
zu Fuß gehen will.
Ich wage zu behaupten, ein gut Teil der Strecken, die vorher gelaufen
wurden, werden jetzt geradelt oder geautot. Bei Stecken bis 1 km hat das
Fahrrad evtl. dem Auto ein klein wenig abspenstig gemacht, mehr aber
noch den Fußgängern.
Auch möglich. Da fehlen mir ehrlich gesagt seit mehr als zwei
Jahrzehnten die Beobachtungswerte. Musste mich schließlich »auf den
Verkehr« konzentrieren. ;-)
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerHier bei mir ist sinnvoll fußläufig noch alles
täglich benötigte einigermaßen passabel erreichbar. Für einige andere
hier im Viertel schon wieder nicht mehr so. 2 km zum nächsten Supermarkt
*laufen* ist für manchen ja schon eine Weltreise.
Das geht ab ca. 400 m los. 2km sind schon autoverdächtig.
Genau das meine ich. Und wenn man mal ehrlich ist: Unter 20 Minuten
laufen das die wenigsten, weil 6 km/h schon gar nicht mehr so entspannt
sind. Für die Generation »mein Auto ist doch eh schon in der Garage«
erst recht...
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerSo hat das bei mir ja auch angefangen. Die Strecke mit dem Rad
zurücklegen war schneller und bequemer, als zu Fuß. Und kost praktisch
kein Geld. Da muss ich doch doof sein, wenn ich das zu Fuß mache. ;-)
Da es sich oft genug um Einkaufsfahrten handelt, bitte ich zu bedenken,
dass man die Einkäufe auf dem Rückweg tragen muss. ;-)
Das noch dazu. 6er-Pack Getränke zu Fuß schleppen, ja klar doch... Rauf
auf'n Gepäckträger oder in den Korb, und ab geht die Lutzi. Was soll ich
da laufen. Ich sag ja, unter geeigneten Voraussetzungen kann ich schon
verstehen, warum Autofahren so attraktiv ist. Und genau da muss man
ansetzen.
Post by Chr. MaerckerPost by Martin WohlauerUnd im Wesentlichen ist das auch heute noch genau so. Vermutlich aber
auch nur, weil ich nicht von Kindesbeinen eingetrichtert und vorgelebt
bekommen habe, dass dasselbe mit einer scheiße teuren Blechdose machen
ganz toll sei.
Das *habe* ich eingetrichtert bekommen, noch dazu in einer Zeit, wo nur
wenige Leute hierzuregion Autos hatten. Und nu?
Ausnahmen bestätigen die Regel. ;-)
Grüßle,
Martin.