Post by Torsten MuellerPost by Florian RitterPost by Torsten MuellerDer Niedergang der Boulette in der kulinarischen Erlepniskultur und
somit der öffentlichen Wahrnehmung ist kaum abzuschätzen. Was hat man
uns inzwischen nicht alles angeschleppt, Döner, Falaffel, Currywurst,
Bratwurst (die oft den Namen nicht wert ist) - elender Scheisendreck,
verdammter.
Vergisse mir bei der Aufzählung die "Hamburger" genannte
Rindfleischbulette in pappiger Schrippe nicht, gellja.
Ich geh ja nur einmal in zehn Jahren in solche Etablissements. Und zwar
nur, um mich zu vergewissern, daß die nicht inzwischen besser geworden
sind. Bin noch nie enttäuscht worden.
Mir pappte bei der einmaligen Verkostung der Schmelzkäse am Gaumen.
Auch erstand ich um Baares mal einen Döner an den Yorckbrücken
(eine Aneinanderreihung etzlichter Eisenbahnbrücken) - nun, so kann
ich wenigstens mitreden.
Die Hölle hat einen Namen: Athen im Hochsommer.
Strafverschärfend wich ein vereidigter EU-Dolmetscher nicht von
meiner Seite. Auf der mir allfällig überreichten Visitenkarte stand
unter seinem Namen: Greatest etymologist of all times and continents.
Auf meine erstaunte Mimik meinte der Gute gravitätisch:
In der Werbung darf man etwas übertreiben.
Beim ersten Nachtmahl wurde mir als erstes eine übergroße Schüssel.
enthaltend einen Doppelzentner Tomatensalat, vorgesetzt.
Ich ließ übersetzen, ich äße sowas nicht, und erzielte damit
äußerstes Erstaunen bei den Erdentsprossenen.
Sodann zog eine Truppe mit Musikinstrumenten auf. Kaum hatte
deren Lärmen begonnen, sprang mein Sprachmittler auf, griff
sich einige Teller, zerdepperte die am Boden und sprang auf
den Scherben rum.
Ich legte einen heiligen Eid ab: Athen - nie wieder!
Post by Torsten MuellerPost by Florian RitterPost by Torsten MuellerRichtige Bouletten mit einer würzigen Grillsoße gibt's
Du riskierst mit dieser Deiner mehr als kecken Bemerkung, daß ich Dir
die "würzige Grillsoße" ins Resthaar schmiere. Ehrlich ma, is doch
wahr...
Der Wessi, der Soße ja übrigens konsequent nur als "Sose" zu kennen
scheint, zeigt allein schon damit, daß er usw.
Im ev. Kindergarten gab's hin & wieder hartgekochte Eier, deren
Eigelb ins blaugrüne spielte, mit Holländischer Soße, die war
Mehlpamps mit Essig und Zucker. Sauce hollandaise lernte erst
im Westen kennen und nehme ich selbe ganz gern zu Spargel.
Post by Torsten MuellerPost by Florian RitterAus oben Geschildertem erhellt, die Überflußgesellschaft ist in der
Uckermark noch nicht angekommen - aber was nicht ist kann ja noch
werden, gell. [...]
Schlimmer noch als Überfluß ist selbstgewählter Mangel infolge
ausgeprägten Dünkels. Hier [TM] hat, kennt und schätzt man diese
dämliche Kalbsbratwurst über die Maßen, obwohl sie tatsächlich infolge
völliger Fettfreiheit nach überhaupt nichts scmeckt. Man könnte auch
Styropor auf einen Grill legen, wenn es ein wenig hitzebeständiger wäre,
man hätte den gleichen Effekt. Aber diese elende, zudem oft auch noch
verkohlte Kalbsbratwurst ist nun einmal der Standard und die Basis einer
bemerkenswerten Einbildung, an der jedes andere Erzeugnis konsequent
scheitern muß. (Von Kuchen oder Brot einmal gar nicht zu reden ...)
In Bayern macht man vom Kalbe Weißwurst und viel Gewese drumrum.
Ist eßbar, aber ziemlich geschmacklos.
Machte dort einer den Vorschlag, Weißwurst zu braten, er würde gelyncht.
Ich hatte eine Weyle öfters in der Schweiz zu tun und nächtigte
jeweils in einem Luzerner Hotel - man hat dort leider die französischen
Betten mit festgestopfter Tagesdecke, kannte den Unfug schon aus
Antwerpen. Habe keinerley Erinnerung, was ich am Vierwaldstätter See
aß, konnte aber verpflegungsmäßig nicht klagen - FR