Post by Heinz Lohmannverunfallen (ch)
verunklaren (eher ch)
verunschicken (ch)
Dieses letztere kannte ich bis eben nicht. Im Netz findet man nur ganz
wenige Belege für "verunschicken" oder "verunschickt", wobei etwa die
Hälfte von Berthold Auerbach und seinen "Schwarzwälder Dorfgeschichten"
stammt, die andere Hälfte aus der Schweiz, meist aus der Rechtssprache.
Offenbar ist es mit "ungeschickt" verwandt und bedeutet es so etwas wie
"aus Unachtsamkeit verwirken, verlieren", oft im Zusammnehang mit der
Lebensführung. Duden sollte da mindestens "veraltend", wenn nicht
"veraltet" hinschreiben:
Spricht man, es hats Saturnus than,
Derhalb jhm wie dem Niemandts geht,
Was man verschütt, verunschickt hatt,
Jm Haus, wenn mann denn darnach fragt.
(Leonhard Thurneysser, Alchemistisches Lehrbuch in Versen, 1574)
Und im fahl einicher vogt durch syn unflyß und versumnus syner vogts
vertruwten händel verunschicken und verliederlichen wurde, soll er
darumb bscheidt und antwort zuogeben schuldig syn, es sye dann sach,
das er sich gnuogsammlich entschuldigen köndte.
("gerichts-satzung", Bern, 1615)
Zu ihm kommend erschrack ich, und bedacht, mich was ich verunschickt,
oder wes ich unschuldig verdacht wurde. Da sprach der Wirth zu mir:
("Schweitzersches Museum", 1784)
Wir kannten einen deutschen Edelmann, gewesenen Officier und
Staatsbeamten, begabt, gebildet und geistreich, aber wild, müßig
und lebenslustig, welcher bis gegen sein fünfzigstes Jahr hin sein
Leben so weit verunschickt hatte, daß er den Boden unter den Füßen
verlor, und sich außerhalb jedes erhaltenden Kreises der Thätigkeit
gestellt fand.
(Gottfried Keller, 1861)
Aber es sind jetzt volle zehn Jahre, daß ich ganz allein unser
Geschäft und unser Haus in der Hand habe: ich will Euch mein Buch
aufschlagen, sehet nach, ob ich was verunschickt, und es ist nicht so,
daß man selber dabei zu Grunde gehen muß, wenn man etwas ins Werk
setzen will, das allen zu gute kommt.
(Berthold Auerbach, 1861)
Soll ich jetzt mein Leben verspielt haben und keine Lieb' mehr auf
der Welt, weil ich mich so verunschickt habe?
(Berthold Auerbach, 1865)
Er sagte auch, es ist gut, dass dein Zorn verraucht, es soll keine
Händel geben, sie sollen nicht auch noch das haben, dass sie sich
über den Unfrieden bei uns freuen; aber dem Peter muss eingetränkt
werden, was er so keck verunschickt hat.
(Berthold Auerbach, 1878)
[er] habe, seit er in Oberwil wohne, nie etwas verschwendet oder
verunschickt. Inzwischen war am 9. September 1908 vom Schwiegersohne
(Bundesgericht, 1909)
In Anbetracht dieser Lage und Tatsachen hat nach meinem Dafürhalten
der Bundesrat mit der Ausschaltung dieses von vielen offenbar jetzt
recht hoch eingeschätzten angeblichen Teils der Neutralität nichts
verunschickt, als es sich darum handelte, im März 1919 der Schweiz
die ihr im Jahre 1815 gewährleistete Neutralität im Sinne des sonst
in der Welt geläufigen Begriffes unter allen Umständen zu bewahren.
(Rede im Nationalrat, 1919)
Nun, im Administrativen glaube ich nichts Wesentliches versäumt oder
verunschickt zu haben. Freilich weiß ich, daß ich meine jüngeren
Kollegen ... (ein Mitarbeiter beim Idiotikon, 1974)
Post by Heinz LohmannWenn ich es richtig gehört habe, wird im Schweizerischen Hochdeutsch
auch gern das r mit dem u verschliffen.
Also ohne Glottisschlag vor dem u. Den vermeidet der Schweizer im
Wortinnern ohnehin.
- Andi