Post by VeithMithin waren Psychosomatiker nicht weiter auffällig.
Ich will erstmal bemerken, daß das Wort "Psychosomatiker" hier falsch
verwendet wird. Es geht offenbar um psychisch Angegriffene, Auffällige
bzw. sogar Kranke, Depressionen u.ä. Psychosomatik ist hingegen eine
Lehre von Körper und Geist, der Körper und körperliche Symptome spielen
dabei eine Rolle.
Ein Beispiel: an meiner POS war ein Physiklehrer, gar kein schlechter,
ich hatte bei ihm ein Jahr Unterricht. Dann war er plötzlich
verschwunden, mindestens ein halbes Jahr lang, wahrscheinlich sogar ein
ganzes (kann mich nicht mehr erinnern). Andere Lehrer erzählten dann was
von "psychisch" und "Streß" und "Klinik". Plötzlich aber war er wieder
da, jedoch nicht mehr als Lehrer, sondern als Pionierleiter. Diese
Stelle hat er behalten, bis ich aus der Schule kam (1984).
Noch ein Beispiel: in meiner Kompanie gab es zwei Auffällige, der eine
war vom ersten Tage an fortlaufend geistig abwesend, redete ständig von
seiner Freundin, mit der es nicht gut laufe, zitterte als hätte er
Parkinson, er war mit noch nicht 20 bereits ein echtes Wrack. Der
verschwand für ein paar Wochen, niemand wußte, wo er war, vermutlich in
einem Militärkrankenhaus, kam dann aber wieder zurück, dienstbereit, wie
er selber sagte. Er blieb aber offensichtlich ganz enorm nervlich
belastet. Nachdem er zunächst vom Wachdienst befreit wurde und die
Offiziere diskutierten, ob man ihm überhaupt noch eine scharfe Waffe
geben dürfe, wurde er dann nach ein paar weiteren Tagen komplett
ausgemustert, aus psychischen Gründen. - Der andere war ein Gefreiter,
einer der SPW-Fahrer, dessen Frau sich trennen wollte, das schrieb sie
in einem Telegramm (genial!). Auch der geriet nervlich in enorme
Schwierigkeiten, es gab Szenen auf dem Flur. Da nur noch wenige Tage bis
zur planmäßigen Entlassung anstanden, war eine vorfristige Ausmusterung
kein Thema mehr, aber auch er bekam keine Waffe mehr.
Will sagen: solche Personen gab es schon, und sie waren auch sichtbar.
Und es gab (in den 80ern) auch einen (wie ich es erlebt habe)
verantwortungsvollen Umgang mit ihnen, ohne öffentliche Schmähung.
T.M.