Discussion:
Personen gegen Menschen
(zu alt für eine Antwort)
Stefan Ram
2018-08-28 19:21:50 UTC
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Supersedes: <Leute-***@ram.dialup.fu-berlin.de>
Newsgroups: de.etc.sprache.misc,de.etc.sprache.deutsch
Followup-To: de.etc.sprache.deutsch
In fast allen aktuellen Artikeln und Nachrichten wird das Wort "Person" durch
Mensch" ersetzt.
"Drei Personen wurden verletzt"
sondern
"Drei Menschen wurden verletzt"
Eigentlich ist das normale Wort "Leute".

»Verliebte Leute sitzen hier«

"Faust" - Johann Wolfgang von Goethe

"Person" klingt für mich nach der Sprache von Polizisten,
wie etwa in "eine verletzte Person" - um sachliche
Neutralität und Distanz bemüht, alles vermeidend, was als
Beleidigung verstanden werden könnte. Der Begriff
klingt relativ abstrakt.

"Mensch" soll unter anderem die Definition durch eine
Eigenschaft verhindern, also beispielsweise statt
"Behinderter" (definiert durch seine Behinderung) "Mensch
mit Behinderung" (definiert als Mensch, Behinderung ist nur
eine Nebensache). "Aktion Sorgenkind" --> "Aktion Mensch".

Daher wird "Mensch" dann vielleicht auch in Fällen
verwendet, wo eigentlich kein Grund dazu besteht,
weil im Hinterkopf blieb: "Man soll 'Mensch' sagen.".

Vielleicht soll auch die Kälte und Distanz des Begriffs
"Person" vermieden werden.

Allerdings ist "der Mensch" männlich, während "die Person"
weiblich ist. Daher sollten die Geschlechtsfreunde doch
eher "Person" bevorzugen.
Frank Hucklenbroich
2018-08-29 06:24:47 UTC
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Post by Stefan Ram
Newsgroups: de.etc.sprache.misc,de.etc.sprache.deutsch
Followup-To: de.etc.sprache.deutsch
In fast allen aktuellen Artikeln und Nachrichten wird das Wort "Person" durch
Mensch" ersetzt.
"Drei Personen wurden verletzt"
sondern
"Drei Menschen wurden verletzt"
Eigentlich ist das normale Wort "Leute".
»Verliebte Leute sitzen hier«
"Faust" - Johann Wolfgang von Goethe
"Person" klingt für mich nach der Sprache von Polizisten,
wie etwa in "eine verletzte Person" - um sachliche
Neutralität und Distanz bemüht, alles vermeidend, was als
Beleidigung verstanden werden könnte. Der Begriff
klingt relativ abstrakt.
Genau, das ist Polizeijargon. Absolut neutral und ohne Wertung.

Hingegen werden Personen, die Ärger machen dann z.B. als "Störer"
bezeichnet.
Post by Stefan Ram
"Mensch" soll unter anderem die Definition durch eine
Eigenschaft verhindern, also beispielsweise statt
"Behinderter" (definiert durch seine Behinderung) "Mensch
mit Behinderung" (definiert als Mensch, Behinderung ist nur
eine Nebensache). "Aktion Sorgenkind" --> "Aktion Mensch".
Daher wird "Mensch" dann vielleicht auch in Fällen
verwendet, wo eigentlich kein Grund dazu besteht,
weil im Hinterkopf blieb: "Man soll 'Mensch' sagen.".
Vielleicht soll auch die Kälte und Distanz des Begriffs
"Person" vermieden werden.
Genau. "Mensch" ist eher dazu geeignet, Mitleid zu erregen, als die
neutrale Bezeichnung "Person".
Post by Stefan Ram
Allerdings ist "der Mensch" männlich, während "die Person"
weiblich ist. Daher sollten die Geschlechtsfreunde doch
eher "Person" bevorzugen.
Das finde ich hingegen wenig nachvollziehbar.

Grüße,

Frank
Jakob Achterndiek
2018-08-29 07:57:27 UTC
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Post by Stefan Ram
"Person" klingt für mich nach der Sprache von Polizisten,
[..] Der Begriff klingt relativ abstrakt.
Genau, das ist Polizeijargon. [..]
Das mit dem Klang von Wörtern ist natürlich immer eine vertrackte
Sache. Die Wörter können gar nichts dafür, aber sie klingen nun
mal.
"Karton" zum Beispiel, oder "Perron": Wenn man die ein bißchen
österreichisch ausspricht mit schön dunklem "~on", dann klingen
die ganz ähnlich wie "Person". Aber mit denen hat die Polizei nur
ganz selten etwas zu tun. Darum passen die eigentlich gar nicht
in den Polizeijargon, nicht einmal in den österreichischen.

Was lernt uns das?
Die Linguisten wissen es längst: Sprache ist unlogisch.
--
j/\a
Ewald Pfau
2018-08-30 22:04:56 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
"Karton" zum Beispiel, oder "Perron": Wenn man die ein bißchen
österreichisch ausspricht mit schön dunklem "~on", dann klingen
die ganz ähnlich wie "Person". Aber mit denen hat die Polizei nur
ganz selten etwas zu tun. Darum passen die eigentlich gar nicht
in den Polizeijargon, nicht einmal in den österreichischen.
Was lernt uns das?
Die Linguisten wissen es längst: Sprache ist unlogisch.
Och, bei den Leitln ist schon etwas dabei, was ich hier nicht wiedergegeben
gesehen habe: die implizite Anbindung an irgendeine Gruppe von Menschen.
Wenn man nicht direkt oder indirekt den Bezug auf eine Gruppe mitdenken
kann, wirkt der Begriff von den Leuten entweder deplaziert, oder er
impliziert eben die Distanzlosigkeit, den Bestand einer nicht-existenten
Gruppe zu unterstellen. In einem vulgären Sinn geht das dann immer, zugleich
als Unhöflichkeit, vielleicht auch als strategische Provokation, auch eben
in diesem Sinn.

Da seien drei Leute gewesen, die sollen geholfen haben ..., da wird man
zumindest davon ausgehen können, dass die drei sich gekannt haben. Oder dass
die Situation eine entsprechende Nähe der Menschen zueinander anderweitig
implizit voraussetzt. Ansonsten sind es drei Personen. Oder Nachbarn. Oder
wiederum drei Leute von den Herumstehenden (aus denen wird dann eine Gruppe
gemacht, diese Unterstellung ist dann gern auch schon ein Grenzfall: derer,
die zugleich da waren). Aber nicht die Leute, einfach so, ohne weitere
Rückendeckung, wo da jetzt eine Gruppe herkommt.

Und wenn irgendwo die Leute befragt werden, dann ist das implizit wieder die
Voraussetzung, dass die Personen einer Gruppe zuordenbar sind, etwa die
Bewohner einer Stadt, oder die Leser einer Newsgroup, aber auch das ist
wieder ein Grenzfall, als da man sich lesenderweise absolut anonym
aufschalten kann.

Die Person hingegen ist die Vokabel, mit der (meines Wissens nach) die
Experimente nach und nach ihren Fortschritt machten, zur Individuierung in
der Existenzform des Menschen als je einzelnem, und von anderen strikt und
unbedingt unterscheidbar. Wenn ich da nun nicht auf dem falschen Dampfer
sitze, war dies das Spiel, anzusetzen im Italien der Renaissancezeit, dass
die Person (wörtlich) als Maske verstanden wird, und wenn diese vorgehalten
wird, so hebt sich per Maske das Individuum als solches aus einer Summe von
Anwesenden hervor, die zu jener Zeit keinesfalls noch darauf geeicht waren,
prinzipiell zuerst als je für sich von anderen unterscheidbare Existenz
hervorzutreten. Diese Art Selbstverständnis, das Ich für das Resultat von
rigoroser Individuierung zu verwenden, ist erst jüngeren Datums.

Die Person steht damit zumindest sehr explizit für die Individuierung von
Existenzen als je eine Insel, die sich getrennt von anderen bewusst für
andere selbst darstellt.

Ich fand den Begriff Person in diesem Sinn auch schon auf Säugetiere
angewandt, als Bezeugung von Anerkennung, aber nur ausgesprochen als
solcher, dass sich ein einzelnes Tier in seiner Existenz als deutlich
distinguiert darstellt und ausdrückt.
Christina Kunze
2018-08-31 05:21:37 UTC
Permalink
Post by Ewald Pfau
Och, bei den Leitln ist schon etwas dabei, was ich hier nicht wiedergegeben
gesehen habe: die implizite Anbindung an irgendeine Gruppe von Menschen.
Wenn man nicht direkt oder indirekt den Bezug auf eine Gruppe mitdenken
kann, wirkt der Begriff von den Leuten entweder deplaziert, oder er
impliziert eben die Distanzlosigkeit, den Bestand einer nicht-existenten
Gruppe zu unterstellen.
Hier verallgemeinerst Du Deinen regionalen Sprachgebrauch.
Außer Du lässt auch zu, dass mit der Gruppe, an die angebunden wird, die
gesamte Menschheit gemeint ist.
Post by Ewald Pfau
Da seien drei Leute gewesen, die sollen geholfen haben ..., da wird man
zumindest davon ausgehen können, dass die drei sich gekannt haben.
So verstehst Du das? Für mich bedeutet es das überhaupt nicht.
Auf dem Alexanderplatz standen eine Menge Leute herum.
Die kennen sich nicht, die sehen einander unter Umständen nicht einmal,
sind aus völlig verschiedenen Gründen dort usw.
Post by Ewald Pfau
(meines Wissens nach)
In einem Text mit einer Ausdrucksweise wie der Deinen wirkt das entweder
wie ein absichtlicher Stilbruch oder wie Wichtigtuerei.

chr
Jakob Achterndiek
2018-08-31 07:04:04 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Ewald Pfau
Da seien drei Leute gewesen, die sollen geholfen haben ...,
da wird man zumindest davon ausgehen können, dass die drei
sich gekannt haben.
So verstehst Du das? Für mich bedeutet es das überhaupt nicht.
Für mich auch nicht - aber wohl aus einem anderen Grund.
Nämlich:
Da finden sich also drei hilfsbereite Leute. Jeder von
denen kennt sich. Davon darf man ausgehen. Aber ob da
auch einer den anderen kennt - das müßte, sofern es in
der Sache eine Rolle spielt, erst geprüft werden.

Was lernt uns das?
Wer über Feinheiten der Sprache philosophiert, der muß,
bitteschön, diese Feinheiten auch selbst beherrschen und
beherzigen.
--
j/\a
Ewald Pfau
2018-08-31 14:04:15 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Was lernt uns das?
Wer über Feinheiten der Sprache philosophiert, der muß,
bitteschön, diese Feinheiten auch selbst beherrschen und
beherzigen.
Sehr fein, man sollte das einander nicht verhungern lassen wo das sich zu
oft als billige Allerweltslösung durchgehen will.

Zugleich muss ich aber unterstreichen, dass jene gewissen artig
gezwirbelten akkuraten Philosophensonntagsbärtchen meine Sache nicht sind,
da sie viel zu oft und zu behäbig der analytischen Betrachtung im Weg
stehen.
Ewald Pfau
2018-08-31 14:04:15 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Ewald Pfau
Och, bei den Leitln ist schon etwas dabei, was ich hier nicht wiedergegeben
gesehen habe: die implizite Anbindung an irgendeine Gruppe von Menschen.
Wenn man nicht direkt oder indirekt den Bezug auf eine Gruppe mitdenken
kann, wirkt der Begriff von den Leuten entweder deplaziert, oder er
impliziert eben die Distanzlosigkeit, den Bestand einer nicht-existenten
Gruppe zu unterstellen.
Hier verallgemeinerst Du Deinen regionalen Sprachgebrauch.
Außer Du lässt auch zu, dass mit der Gruppe, an die angebunden wird, die
gesamte Menschheit gemeint ist.
Bilde einen entsprechenden viel zu weit ausholenden Satz und er wird
wahrscheinlich eher mit vulgärem Beigeschmack daherkommen. Der Begriff
Gruppe ist andererseits nicht daran gekoppelt, dass die damit angesprochenen
Personen zueinander in direktem Bezug stehen.

Schön, vielleicht ist da eine Verunsicherung im Sprachgebrauch im Gange, wie
eben nach einer Änderung von Sitten und Anschauungen sich der Sprachgebrauch
verschiebt. Die Idee von einer Zwangs-Individuierung von Einzelnen ist ja
keine Kulturkonstante und verschiebt sich weiterhin in Richtung isoliertes
Inseldasein. Etwa, dass zu einer Gruppe von Wohneinheiten eine Waschküche
gehören könnte, scheint der Vorstellung abhanden gekommen zu sein. Damit
wird sich der Sprachgebrauch von der Gruppe verschieben, wenn von Menschen
die Rede ist, ich nehme an, von einem Abstraktum weg, mehr zu etwas hin, wo
die Anwesenheit bekannter Gestalten so etwas wie Nestwärme assoziieren
lassen soll. So in etwa.

Vielleicht ließe sich parallel dazu der Bezug auf die Leute, über Zeiträume
hinweg, beobachten. Vielleicht sind Regionen dann auch wieder doch im Spiel,
wo in manchen Landstrichen das Distinguieren und Sich-deutlich-abgrenzen
besser verankert ist als in anderen. Entsprechend empfindlicher kann man
sich dann ungebührlich vereinnahmt sehen, wenn man in einen Topf mit diesen
und solchen und anderen Leuten geworfen wird. Das widerspricht dem nicht,
dass die Rede von Leuten damit korrelieren kann, dass zugleich und
entsprechend Gruppen von Menschen benannt werden können. (Und je länger die
Zeilen hier gedeihen, umso mehr drängt sich mir die Gegenfrage auf: ja wie
denn sonst soll der Begriff sinnvoll sein?)

****
Post by Christina Kunze
Post by Ewald Pfau
Da seien drei Leute gewesen, die sollen geholfen haben ..., da wird man
zumindest davon ausgehen können, dass die drei sich gekannt haben.
So verstehst Du das? Für mich bedeutet es das überhaupt nicht.
Auf dem Alexanderplatz standen eine Menge Leute herum.
Die kennen sich nicht, die sehen einander unter Umständen nicht einmal,
sind aus völlig verschiedenen Gründen dort usw.
Für den Außenstehenden war das als Grenzfall (wie ich anmerkte) eine Lösung,
hier den Begriff von Gruppe überstülpen zu können, die Gruppe derer, die
dort stehen. In dem Sinn, wie das unverfänglich angebracht werden kann, sind
das zugleich die Leute, die eben da stehen.

Begriffe für die Zusammenrottung gib es auch für Tierarten, ein Rudel, ein
Pack, eine Herde, hier macht es aber keinen Sinn, eine Idee von Abstraktion
einfügen, die Viecher sind einfach konkret da, dann ist es bei Hunden eine
Meute.

Bei Menschen spielt sich das abstrakter, und ich kann nun auch nicht
dazusagen, warum in einem Fall strikte Individuierung unterstellt wird, ein
Begriff von Leute damit hinfällig wird, und im anderen Fall solche
Individuierung nebensächlich ist, dann ist einfach und direkt von Leuten die
Rede. Die Handwerksleute sind die Individuen aus der Gruppe, denen als
gemeinsames Merkmal beigeordnet wird, dass sie Handwerker sind. Machen die
nun aber eine Konferenz, wo divergierende Ansichten aufeinanderprallen, wird
man sie zugleich nicht mehr so leicht irgendwie mit dem Begriff Leute unter
einen Hut bringen wollen, es sei denn, im Hotel oder in der Gastronomie
spricht man von diesen Gästen dieser Konferenz dann wieder umgangsprachlich
ganz unauffällig von den Leuten, die da dann gleich kommen werden. Aber ein
Verleger, der dann eine Broschüre herausgibt, wird die Teilnehmer dann als
die Personen vorstellen, nicht als die Leute.

****

Bei dem eigentlich ulkigen Standardspruch als noch einem Beispiel,

der Verkehr wurde durch Personen auf der Fahrbahn gefährdet,

lassen sich die Personen nicht als Gruppe zusammenfassen. Entsprechend ist
es dann viel weniger tragfähig, das zugleich zu übersetzen in

der Verkehr wurde durch Leute auf der Fahrbahn gefährdet.

Vielleicht erläutert das meine Auffassung besser. Da ist nichts mit
Regionalsprech mit im Spiel. Der Spruch wäre in dem Moment stimmig, wo
zugleich klar wäre, dass die gerade aus einem Bus ausgestiegen sind. Die
Gruppe derer, die ... also diese Leute auf der Fahrbahn.

****
Post by Christina Kunze
Post by Ewald Pfau
(meines Wissens nach)
In einem Text mit einer Ausdrucksweise wie der Deinen wirkt das entweder
wie ein absichtlicher Stilbruch oder wie Wichtigtuerei.
Gut, das nach ist ein ungebührlicher Nachfolger hier.
Ralf Joerres
2018-09-02 12:01:53 UTC
Permalink
Post by Ewald Pfau
Post by Christina Kunze
Post by Ewald Pfau
Och, bei den Leitln ist schon etwas dabei, was ich hier nicht wiedergegeben
gesehen habe: die implizite Anbindung an irgendeine Gruppe von Menschen.
Wenn man nicht direkt oder indirekt den Bezug auf eine Gruppe mitdenken
kann, wirkt der Begriff von den Leuten entweder deplaziert, oder er
impliziert eben die Distanzlosigkeit, den Bestand einer nicht-existenten
Gruppe zu unterstellen.
Hier verallgemeinerst Du Deinen regionalen Sprachgebrauch.
Außer Du lässt auch zu, dass mit der Gruppe, an die angebunden wird, die
gesamte Menschheit gemeint ist.
Bilde einen entsprechenden viel zu weit ausholenden Satz und er wird
wahrscheinlich eher mit vulgärem Beigeschmack daherkommen. Der Begriff
Gruppe ist andererseits nicht daran gekoppelt, dass die damit angesprochenen
Personen zueinander in direktem Bezug stehen.
Schön, vielleicht ist da eine Verunsicherung im Sprachgebrauch im Gange, wie
eben nach einer Änderung von Sitten und Anschauungen sich der Sprachgebrauch
verschiebt. Die Idee von einer Zwangs-Individuierung von Einzelnen ist ja
keine Kulturkonstante und verschiebt sich weiterhin in Richtung isoliertes
Inseldasein. Etwa, dass zu einer Gruppe von Wohneinheiten eine Waschküche
gehören könnte, scheint der Vorstellung abhanden gekommen zu sein.
Einen Trockenboden gibt's of auch nicht mehr, oder er wird nicht mehr benutzt,
'die Leute' haben jetzt fast alle einen Trockner oder stellen den Wäschestän-
der auf den Balkon.
Post by Ewald Pfau
Damit
wird sich der Sprachgebrauch von der Gruppe verschieben, wenn von Menschen
die Rede ist, ich nehme an, von einem Abstraktum weg, mehr zu etwas hin, wo
die Anwesenheit bekannter Gestalten so etwas wie Nestwärme assoziieren
lassen soll. So in etwa.
Vielleicht ließe sich parallel dazu der Bezug auf die Leute, über Zeiträume
hinweg, beobachten. Vielleicht sind Regionen dann auch wieder doch im Spiel,
wo in manchen Landstrichen das Distinguieren und Sich-deutlich-abgrenzen
besser verankert ist als in anderen. Entsprechend empfindlicher kann man
sich dann ungebührlich vereinnahmt sehen, wenn man in einen Topf mit diesen
und solchen und anderen Leuten geworfen wird. Das widerspricht dem nicht,
dass die Rede von Leuten damit korrelieren kann, dass zugleich und
entsprechend Gruppen von Menschen benannt werden können. (Und je länger die
Zeilen hier gedeihen, umso mehr drängt sich mir die Gegenfrage auf: ja wie
denn sonst soll der Begriff sinnvoll sein?)
****
Post by Christina Kunze
Post by Ewald Pfau
Da seien drei Leute gewesen, die sollen geholfen haben ..., da wird man
zumindest davon ausgehen können, dass die drei sich gekannt haben.
So verstehst Du das? Für mich bedeutet es das überhaupt nicht.
Auf dem Alexanderplatz standen eine Menge Leute herum.
Die kennen sich nicht, die sehen einander unter Umständen nicht einmal,
sind aus völlig verschiedenen Gründen dort usw.
Für den Außenstehenden war das als Grenzfall (wie ich anmerkte) eine Lösung,
hier den Begriff von Gruppe überstülpen zu können, die Gruppe derer, die
dort stehen. In dem Sinn, wie das unverfänglich angebracht werden kann, sind
das zugleich die Leute, die eben da stehen.
Begriffe für die Zusammenrottung gib es auch für Tierarten, ein Rudel, ein
Pack, eine Herde, hier macht es aber keinen Sinn, eine Idee von Abstraktion
einfügen, die Viecher sind einfach konkret da, dann ist es bei Hunden eine
Meute.
Bei Menschen spielt sich das abstrakter, und ich kann nun auch nicht
dazusagen, warum in einem Fall strikte Individuierung unterstellt wird, ein
Begriff von Leute damit hinfällig wird, und im anderen Fall solche
Individuierung nebensächlich ist, dann ist einfach und direkt von Leuten die
Rede. Die Handwerksleute sind die Individuen aus der Gruppe, denen als
gemeinsames Merkmal beigeordnet wird, dass sie Handwerker sind. Machen die
nun aber eine Konferenz, wo divergierende Ansichten aufeinanderprallen, wird
man sie zugleich nicht mehr so leicht irgendwie mit dem Begriff Leute unter
einen Hut bringen wollen, es sei denn, im Hotel oder in der Gastronomie
spricht man von diesen Gästen dieser Konferenz dann wieder umgangsprachlich
ganz unauffällig von den Leuten, die da dann gleich kommen werden. Aber ein
Verleger, der dann eine Broschüre herausgibt, wird die Teilnehmer dann als
die Personen vorstellen, nicht als die Leute.
****
Bei dem eigentlich ulkigen Standardspruch als noch einem Beispiel,
der Verkehr wurde durch Personen auf der Fahrbahn gefährdet,
Bei der Bahn: Es gibt Personen im Gleis.
Post by Ewald Pfau
lassen sich die Personen nicht als Gruppe zusammenfassen. Entsprechend ist
es dann viel weniger tragfähig, das zugleich zu übersetzen in
der Verkehr wurde durch Leute auf der Fahrbahn gefährdet.
Ob das der Grund ist? 'Personen' = unbest. Plural, 'Zählbarkeit' vorhanden,
aber nicht konkretisiert. Ugs. übrigens durchaus 'da waren Leute auf der
Fahrbahn', mit Kontrastbetonung auf 'Leute', was den folgenden Bedeutungs-
aneil hervorhebt: Diese haben da im Unterschied zu Fahrzeugen nichts zu
suchen. Hier dann ebenfalls nicht als Gruppe, sondern als eine unbestimmte
Anzahl von Personen.
Post by Ewald Pfau
Vielleicht erläutert das meine Auffassung besser. Da ist nichts mit
Regionalsprech mit im Spiel. Der Spruch wäre in dem Moment stimmig, wo
zugleich klar wäre, dass die gerade aus einem Bus ausgestiegen sind. Die
Gruppe derer, die ... also diese Leute auf der Fahrbahn.
Hä? Ach so, nein, das funktioniert wie gesagt auch bei einer Nicht-Gruppe,
nach meinem Empfinden. Beim Aussteigen aus dem Bus denke ich eher so: Die
Leute waren noch auf der Fahrbahn, als ... - Aber welcher Busfahrer hält so
leichtsinnig an, bzw., der müsste dann schon auf der falschen Straßenseite
halten, die Türen sind ja immer zum Bürgersteig hin, nicht zur Straße.

Gruß Ralf Joerres
Heinz Lohmann
2018-08-31 15:42:45 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Ewald Pfau
Och, bei den Leitln ist schon etwas dabei, was ich hier nicht wiedergegeben
gesehen habe: die implizite Anbindung an irgendeine Gruppe von Menschen.
Wenn man nicht direkt oder indirekt den Bezug auf eine Gruppe mitdenken
kann, wirkt der Begriff von den Leuten entweder deplaziert, oder er
impliziert eben die Distanzlosigkeit, den Bestand einer nicht-existenten
Gruppe zu unterstellen.
Hier verallgemeinerst Du Deinen regionalen Sprachgebrauch.
Außer Du lässt auch zu, dass mit der Gruppe, an die angebunden wird, die
gesamte Menschheit gemeint ist.
Post by Ewald Pfau
Da seien drei Leute gewesen, die sollen geholfen haben ..., da wird man
zumindest davon ausgehen können, dass die drei sich gekannt haben.
So verstehst Du das? Für mich bedeutet es das überhaupt nicht.
Auf dem Alexanderplatz standen eine Menge Leute herum.
Die kennen sich nicht, die sehen einander unter Umständen nicht einmal,
sind aus völlig verschiedenen Gründen dort usw.
Post by Ewald Pfau
(meines Wissens nach)
In einem Text mit einer Ausdrucksweise wie der Deinen wirkt das entweder
wie ein absichtlicher Stilbruch oder wie Wichtigtuerei.
Unterschiede im Gebrauch:

eine Ferienreise für 2 Personen (nicht Leute/Menschen)

Im Restaurant waren mindestens 25 Leute/Menschen/Personen.

13 Personen/Menschen wurden bei dem Unglück verletzt. (nicht Leute)

Oder liegt MUSE da schief?
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Helmut Richter
2018-08-31 15:49:06 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
eine Ferienreise für 2 Personen (nicht Leute/Menschen)
Im Restaurant waren mindestens 25 Leute/Menschen/Personen.
13 Personen/Menschen wurden bei dem Unglück verletzt. (nicht Leute)
Oder liegt MUSE da schief?
MUSE ist da gleich, aber ich finde Zahlen vor „Leute“ zwar tolerabel, aber
doch ein wenig schräger als vor „Menschen“ oder „Personen“. So wie andere
hier anscheinend auch.
--
Helmut Richter
Thomas Schade
2018-08-31 15:57:33 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
MUSE ist da gleich, aber ich finde Zahlen vor „Leute“ zwar tolerabel, aber
doch ein wenig schräger als vor „Menschen“ oder „Personen“. So wie andere
hier anscheinend auch.
Im einstelligen Bereich, also z.B. 'zwei, drei Leute habe ich gesehen',
würd's mir nicht auffallen und ich würd's wohl selbst so verwenden. Aber
bei größeren Menschenmengen, so ab einem Dutzend, fände ich es schräg.


Ciao
Toscha
--
Zehn kleine Nazischweine prügeln heftig rein,
ein Mollie kam geflogen, da waren's nur noch neun.
[Slime & Heiter bis Wolkig: 10 kleine Nazischweine]
Stefan Schmitz
2018-08-31 16:20:58 UTC
Permalink
Post by Thomas Schade
Post by Helmut Richter
MUSE ist da gleich, aber ich finde Zahlen vor „Leute“ zwar tolerabel, aber
doch ein wenig schräger als vor „Menschen“ oder „Personen“. So wie andere
hier anscheinend auch.
Im einstelligen Bereich, also z.B. 'zwei, drei Leute habe ich gesehen',
würd's mir nicht auffallen und ich würd's wohl selbst so verwenden. Aber
bei größeren Menschenmengen, so ab einem Dutzend, fände ich es schräg.
Bei Schätzungen, wie hoch die Zahl der Anwesenden war, habe ich mit größeren
Zahlen kein Problem: "So um die 150 Leute waren da".

"Menschen" oder "Personen" würde ich umgangssprachlich nicht verwenden. Als
Alternative bleibt nur "Mann". Was würdest du sagen?
Thomas Schade
2018-08-31 16:33:25 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Thomas Schade
Im einstelligen Bereich, also z.B. 'zwei, drei Leute habe ich gesehen',
würd's mir nicht auffallen und ich würd's wohl selbst so verwenden. Aber
bei größeren Menschenmengen, so ab einem Dutzend, fände ich es schräg.
Bei Schätzungen, wie hoch die Zahl der Anwesenden war, habe ich mit größeren
Zahlen kein Problem: "So um die 150 Leute waren da".
"Menschen" oder "Personen" würde ich umgangssprachlich nicht verwenden. Als
Alternative bleibt nur "Mann". Was würdest du sagen?
Uff. Ich fühle mich ertappt; ja, da spräche ich wohl ebenfalls von
'Leute[n]'.


Ciao
Toscha
--
This is no time to make new enemies.
[Voltaire, when asked on his deathbed to forswear Satan]
Ralf Joerres
2018-09-02 10:15:13 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Thomas Schade
Post by Helmut Richter
MUSE ist da gleich, aber ich finde Zahlen vor „Leute“ zwar tolerabel, aber
doch ein wenig schräger als vor „Menschen“ oder „Personen“. So wie andere
hier anscheinend auch.
Im einstelligen Bereich, also z.B. 'zwei, drei Leute habe ich gesehen',
würd's mir nicht auffallen und ich würd's wohl selbst so verwenden. Aber
bei größeren Menschenmengen, so ab einem Dutzend, fände ich es schräg.
Bei Schätzungen, wie hoch die Zahl der Anwesenden war, habe ich mit größeren
Zahlen kein Problem: "So um die 150 Leute waren da".
"Menschen" oder "Personen" würde ich umgangssprachlich nicht verwenden. Als
Alternative bleibt nur "Mann". Was würdest du sagen?
'So um die' ist ein umgangssprachlicher Begleiter, da schließt ein
umgangssprachliches Nomen passend an. Anders: An der Demonstrationen nahmen
circa 3000 Personen teil.

'Mann' kenne ich aus Kontexten wie '(mit) drei Mann hoch (angerückt)'.

'Menschen' umgangssprachlich: Der Platz war voll von Menschen. Jetzt grade
läuft der Presseclub über Chemnitz, da werden verschiedene Personengruppen
unterschieden, kann man ja mal aufpassen, welche Bezeichnungen für die
einzelnen Fraktionen gewählt werden.

Gruß Ralf Joerres
Ralf Joerres
2018-09-02 09:37:02 UTC
Permalink
Post by Thomas Schade
Post by Helmut Richter
MUSE ist da gleich, aber ich finde Zahlen vor „Leute“ zwar tolerabel, aber
doch ein wenig schräger als vor „Menschen“ oder „Personen“. So wie andere
hier anscheinend auch.
Im einstelligen Bereich, also z.B. 'zwei, drei Leute habe ich gesehen',
würd's mir nicht auffallen und ich würd's wohl selbst so verwenden. Aber
bei größeren Menschenmengen, so ab einem Dutzend, fände ich es schräg.
'zwei, drei' fasse ich als Quasi-Synonym für 'ein paar (wenige)' auf.

Ralf Joerres
Ralf Joerres
2018-09-02 09:35:22 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Heinz Lohmann
eine Ferienreise für 2 Personen (nicht Leute/Menschen)
Im Restaurant waren mindestens 25 Leute/Menschen/Personen.
13 Personen/Menschen wurden bei dem Unglück verletzt. (nicht Leute)
Oder liegt MUSE da schief?
MUSE ist da gleich, aber ich finde Zahlen vor „Leute“ zwar tolerabel, aber
doch ein wenig schräger als vor „Menschen“ oder „Personen“. So wie andere
hier anscheinend auch.
Kommt vielleicht auch auf die Zahl an. Ich hab mal einen Aufsatz gelesen,
in dem - soweit mir erinnerlich - die These vertreten wurde, dass die kleinen
Zahlwörter bis ca. 'sieben' vor Nomina betont oder unbetont ausgesprochen
werden können und dass sie bei unbetonter Aussprache eine Funktion ausüben,
die dem unbestimmten Artikel ähnelt. Jakob hatte ja viele Beispiele mit
'zwei Leute' gefunden.

Ist übrigens eine interessante Beobachtung, fand ich seinerseits. Sie hat
damit zu tun, wie viele Objekte ein Mensch anzahlmäßig auf einen Blick
erfassen kann. Das ist nicht bei allen Menschen gleich. Oliver Sacks
berichtete von zwei geistig behinderten Zwillingen, die dazu in der Lage
waren, eine zufällig ausgeschüttete Zahl von Streichhölzern aus einer
Streichholzschachtel augenblicklich als 11 x 11 = 121 zu erkennen. Die
Geschichte, auch als medizinische Fallgeschichte, - ich glaube aus 'Der
Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte' - nimmt einen sehr
verblüffenden Fortgang, an die sich ethische Überlegungen zur 'Behandlung'
und 'Betreuung' dieser beiden Personen / Menschen anschließen.

Man kann das mit den unbetonten Zahlwörtern ja selbst mal durchtesten:
Da vorne an der Straßenecke stehen zwei Leute / drei Leute / vier ...
Heute bekomme ich das nicht mehr hin, offensichtlich habe ich einen Teil
meines sog. Sprachgefühls eingebüßt.

Gruß Ralf Joerres
Bertel Lund Hansen
2018-09-03 07:49:06 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Ist übrigens eine interessante Beobachtung, fand ich seinerseits. Sie hat
damit zu tun, wie viele Objekte ein Mensch anzahlmäßig auf einen Blick
erfassen kann. Das ist nicht bei allen Menschen gleich. Oliver Sacks
berichtete von zwei geistig behinderten Zwillingen, die dazu in der Lage
waren, eine zufällig ausgeschüttete Zahl von Streichhölzern aus einer
Streichholzschachtel augenblicklich als 11 x 11 = 121 zu erkennen.
Im Film "Rainman" kommt auch ein Fall vor, wo Rainman sofort
weiss, wie viele Streichhölzer es in einem Haufen gibt. Zwar ist
der Film Schauspielerrei, aber die Geschichte grundet sich auf
einer richtigen Person, Kim Peek.
--
/Bertel - aus Dänemark
U***@web.de
2018-09-03 08:33:48 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Ist übrigens eine interessante Beobachtung, fand ich seinerseits. Sie hat
damit zu tun, wie viele Objekte ein Mensch anzahlmäßig auf einen Blick
erfassen kann. Das ist nicht bei allen Menschen gleich. Oliver Sacks
berichtete von zwei geistig behinderten Zwillingen, die dazu in der Lage
waren, eine zufällig ausgeschüttete Zahl von Streichhölzern aus einer
Streichholzschachtel augenblicklich als 11 x 11 = 121 zu erkennen. Die
Geschichte, auch als medizinische Fallgeschichte, - ich glaube aus 'Der
Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte' - nimmt einen sehr
verblüffenden Fortgang, an die sich ethische Überlegungen zur 'Behandlung'
und 'Betreuung' dieser beiden Personen / Menschen anschließen.
Es geht noch weiter und teils andersherum.

Banken und Datenverarbeiter stellen Mitarbeiter mit Asperger-
Syndrom ein, weil die aus Zeichenkolonnen, die über den
Bildschirm rattern Auffälligkeiten schnell herauslesen können.

Die israelische Armee stellt neuerdings solche Leute an, weil
die gut im Bildvergleich und in der Zielidentifizierung sind.

Bestimmte Denkaufgaben (Linien ziehen, Streichhölzer umlegen)
werden von Autisten besser gelöst als von Normalsterblichen.

Mit Gleichstromstimulation kann man Normalsterbliche insoweit
zumindest zeitweise in Autisten verwandeln...

Gruß, ULF
Heinz Lohmann
2018-09-03 09:51:48 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Ralf Joerres
Ist übrigens eine interessante Beobachtung, fand ich seinerseits. Sie hat
damit zu tun, wie viele Objekte ein Mensch anzahlmäßig auf einen Blick
erfassen kann. Das ist nicht bei allen Menschen gleich. Oliver Sacks
berichtete von zwei geistig behinderten Zwillingen, die dazu in der Lage
waren, eine zufällig ausgeschüttete Zahl von Streichhölzern aus einer
Streichholzschachtel augenblicklich als 11 x 11 = 121 zu erkennen. Die
Geschichte, auch als medizinische Fallgeschichte, - ich glaube aus 'Der
Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte' - nimmt einen sehr
verblüffenden Fortgang, an die sich ethische Überlegungen zur 'Behandlung'
und 'Betreuung' dieser beiden Personen / Menschen anschließen.
Es geht noch weiter und teils andersherum.
Banken und Datenverarbeiter stellen Mitarbeiter mit Asperger-
Syndrom ein, weil die aus Zeichenkolonnen, die über den
Bildschirm rattern Auffälligkeiten schnell herauslesen können.
Die israelische Armee stellt neuerdings solche Leute an, weil
die gut im Bildvergleich und in der Zielidentifizierung sind.
Bestimmte Denkaufgaben (Linien ziehen, Streichhölzer umlegen)
werden von Autisten besser gelöst als von Normalsterblichen.
Mit Gleichstromstimulation kann man Normalsterbliche insoweit
zumindest zeitweise in Autisten verwandeln...
Ich kannte mal einen, der war ein wahrer Meister im einarmigen Reißen,
aber weder Autist noch gleichstromstimuliert.
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Jakob Achterndiek
2018-09-03 10:17:31 UTC
Permalink
[..]
Die israelische Armee [..]
Mit Gleichstromstimulation kann man Normalsterbliche insoweit
zumindest zeitweise in Autisten verwandeln...
Das geht auch mit einer Stecknadel. Je nach dem, wo du hinpiekst -
da fühlt der nur noch sich, nix anderes mehr. Das soll auch irgend
eine Armee erfunden haben.

Im Rahmen von d.e.s.d könnte man jetzt noch diskutieren, wie weit
die MUSEN-DUSEN-SUSEN-Anmutungen von "Autismus" und "stimulieren"
miteinander harmonieren.
--
j/\a
Ralf Joerres
2018-09-03 14:11:01 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
[..]
Die israelische Armee [..]
Mit Gleichstromstimulation kann man Normalsterbliche insoweit
zumindest zeitweise in Autisten verwandeln...
Das geht auch mit einer Stecknadel. Je nach dem, wo du hinpiekst -
da fühlt der nur noch sich, nix anderes mehr. Das soll auch irgend
eine Armee erfunden haben.
Im Rahmen von d.e.s.d könnte man jetzt noch diskutieren, wie weit
die MUSEN-DUSEN-SUSEN-Anmutungen von "Autismus" und "stimulieren"
miteinander harmonieren.
Tja, wie so oft in d.e.s.d. scheint das, was für mich Anlass war, eine
kleine Geschichte über zwei Savants anzufügen, unter den Tisch gefallen
zu sein. Sei's drum.

Ralf Joerres
Jakob Achterndiek
2018-09-03 17:47:09 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Tja, wie so oft in d.e.s.d. scheint das, was für mich Anlass war, eine
kleine Geschichte über zwei Savants anzufügen, unter den Tisch gefallen
zu sein. Sei's drum.
Du meinst die in manchen Sätzen unbetonten Wörter für kleine Zahlen,
die gleichwertig mit - oder anstelle von - unbestimmten Artikeln stehen
und aufgefaßt werden können? Dazu habe ich auch eine Geschichte:

Einer meiner älteren und würdigen Kollegen in meinen Anfangsjahren an
einem Kleinstadt-Gymnasium erklärte mir die minderen Leistungen eines
Schülers so: "Die sprechen zu Hause nicht, die bellen bloß." Siehste:
So einer hätte auch nicht /drei/ oder /'n paar/ Leute verbellt, sondern
einfach nur /Leute/.

Aber Rückschlüsse auf die deutsche Sprache der Gegenwart hätte ich
daraus damals noch nicht gezogen. :( Damals noch nicht.
--
j/\a
Ewald Pfau
2018-09-03 20:36:36 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
"Die sprechen zu Hause nicht, die bellen bloß."
Da hätte der Ösianer die Reaktion: Das muss dann ein Steirer gewesen sein.

Gerüchtehalber steht dort (äh ... hier) dem Landstrich das Bellen als
auszeichnendes Merkmal zur typisierenden Charakterisierung seiner
kommunikativen Ambitionen zu.
Diedrich Ehlerding
2018-09-04 16:10:14 UTC
Permalink
Post by Ewald Pfau
Post by Jakob Achterndiek
"Die sprechen zu Hause nicht, die bellen bloß."
Da hätte der Ösianer die Reaktion: Das muss dann ein Steirer gewesen sein.
Gerüchtehalber steht dort (äh ... hier) dem Landstrich das Bellen als
auszeichnendes Merkmal zur typisierenden Charakterisierung seiner
kommunikativen Ambitionen zu.
Ich habe mich ja lnge gefragt, wie ein Herr van der Bellen
österreichischer staatsbürger, gar Präsident geworden ist. Aber wenn der
aus der steiermark stammt, dann ist alles klar.
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
U***@web.de
2018-09-04 17:59:22 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Ich habe mich ja lnge gefragt, wie ein Herr van der Bellen
österreichischer Staatsbürger
Das war bei ihm und seinen Vorfahren etwas kompliziert:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Van_der_Bellen#Herkunft_und_Jugend
Roland Franzius
2018-09-04 19:09:27 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Ich habe mich ja lnge gefragt, wie ein Herr van der Bellen
österreichischer staatsbürger, gar Präsident geworden ist. Aber wenn der
aus der steiermark stammt, dann ist alles klar.
Ist wohl eher ein Familienname aus den Niederlanden, wo bellen eher mit
engl. bell zusammenhängt.

https://www.openstreetmap.org/search?query=Bellen%2C%20Niederlande#map=19/51.44243/3.57686
--
Roland Franzius
U***@web.de
2018-09-04 07:25:24 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Einer meiner älteren und würdigen Kollegen in meinen Anfangsjahren an
einem Kleinstadt-Gymnasium erklärte mir die minderen Leistungen eines
Schülers so: "Die sprechen zu Hause nicht, die bellen bloß."
Würde durch Entwürdigung. Kannst Du so sehen,
muß man nicht so sehen.
Jakob Achterndiek
2018-09-04 08:02:32 UTC
Permalink
Am Montag, 3. September 2018 19:47:13 UTC+2 schrieb Jakob
Post by Jakob Achterndiek
Einer meiner älteren und würdigen Kollegen in meinen Anfangsjahren
an einem Kleinstadt-Gymnasium erklärte mir die minderen Leistungen
eines Schülers so: "Die sprechen zu Hause nicht, die bellen bloß."
Würde durch Entwürdigung. Kannst Du so sehen, muß man nicht so
sehen.
Habe ich dir dies schon mal erzählt?
Stehen zwei Mitmenschen am Zaun ihrer Herberge und bewundern
den Regenbogen. Sagt der eine: "Für sowas geben die nun Geld
aus. Aber uns studieren lassen ...".
--
j/\a
Roland Franzius
2018-08-31 16:04:55 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Post by Christina Kunze
Post by Ewald Pfau
Och, bei den Leitln ist schon etwas dabei, was ich hier nicht wiedergegeben
gesehen habe: die implizite Anbindung an irgendeine Gruppe von Menschen.
Wenn man nicht direkt oder indirekt den Bezug auf eine Gruppe mitdenken
kann, wirkt der Begriff von den Leuten entweder deplaziert, oder er
impliziert eben die Distanzlosigkeit, den Bestand einer nicht-existenten
Gruppe zu unterstellen.
Hier verallgemeinerst Du Deinen regionalen Sprachgebrauch.
Außer Du lässt auch zu, dass mit der Gruppe, an die angebunden wird, die
gesamte Menschheit gemeint ist.
Post by Ewald Pfau
Da seien drei Leute gewesen, die sollen geholfen haben ..., da wird man
zumindest davon ausgehen können, dass die drei sich gekannt haben.
So verstehst Du das? Für mich bedeutet es das überhaupt nicht.
Auf dem Alexanderplatz standen eine Menge Leute herum.
Die kennen sich nicht, die sehen einander unter Umständen nicht einmal,
sind aus völlig verschiedenen Gründen dort usw.
Post by Ewald Pfau
(meines Wissens nach)
In einem Text mit einer Ausdrucksweise wie der Deinen wirkt das entweder
wie ein absichtlicher Stilbruch oder wie Wichtigtuerei.
eine Ferienreise für 2 Personen (nicht Leute/Menschen)
Im Restaurant waren mindestens 25 Leute/Menschen/Personen.
13 Personen/Menschen wurden bei dem Unglück verletzt. (nicht Leute)
Oder liegt MUSE da schief?
Grimm hat so 23 Kategorien auf ca 13 Druckseiten für den
anwendungsorientierten Gebrauch von "Leute"

http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/genFOplus.tcl?sigle=DWB&lemid=GL05084

Das erledigt man wohl nicht so leicht schematisch, da der differenzierte
Gebrauch in etwa die hyperkomplexe Soziologie der deutschen
Gesellschaften der Neuzeit abbildet.
--
Roland Franzius
Manfred Russ
2018-08-31 23:01:38 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
eine Ferienreise für 2 Personen (nicht Leute/Menschen)
Im Restaurant waren mindestens 25 Leute/Menschen/Personen.
13 Personen/Menschen wurden bei dem Unglück verletzt. (nicht Leute)
Oder liegt MUSE da schief?
Das hieße, "Person(en)" ist ein Art Zählwort für Menschen, "Leute" mehr
ein Sammelbegriff für eine undefinierte Menge von Einzelexemplaren
dieser Spezies, kann man das so sagen?
Ralf Joerres
2018-09-02 11:21:11 UTC
Permalink
Post by Manfred Russ
Das hieße, "Person(en)" ist ein Art Zählwort für Menschen, "Leute" mehr
ein Sammelbegriff für eine undefinierte Menge von Einzelexemplaren
dieser Spezies, kann man das so sagen?
Im Ansatz scheint mir das so zu sein, zumal 'Leute' ursprünglich nicht
singularfähig ist. Dennoch ist 'Leute' anzahlmäßig bestimmbar. Man könnte
halb-scherzhaft fragen, ob nicht 'sieben Stück Leute' der originären Bedeutung
von 'Leute' näher käme als ein verbreitetes 'sieben Leute'. Es gibt übrigens
auch noch 'Leuts', als leutselige Anrede und Wendungen wie 'auf ander Leuts
Kosten', 'mit ander Leuts Geld' u.ä. in etlichen Varianten (andrer, anderer,
anderleuts...) mit einem unorganischen Genitiv-s wie bei 'des Nachts'. Dieses
'Leuts' ist nicht anzahlmäßig bestimmbar.


Gruß Ralf Joerres
U***@web.de
2018-09-02 13:32:39 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Manfred Russ
Das hieße, "Person(en)" ist ein Art Zählwort für Menschen, "Leute" mehr
ein Sammelbegriff für eine undefinierte Menge von Einzelexemplaren
dieser Spezies, kann man das so sagen?
Im Ansatz scheint mir das so zu sein, zumal 'Leute' ursprünglich nicht
singularfähig ist. Dennoch ist 'Leute' anzahlmäßig bestimmbar. Man könnte
halb-scherzhaft fragen, ob nicht 'sieben Stück Leute' der originären Bedeutung
von 'Leute' näher käme
Bei einer Gerichtsverhandlung erlebt:

- "Haben sie Kinder?"
- "Drei Stück."

Gruß, ULF
Ralf Joerres
2018-09-03 13:38:14 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Ralf Joerres
Post by Manfred Russ
Das hieße, "Person(en)" ist ein Art Zählwort für Menschen, "Leute" mehr
ein Sammelbegriff für eine undefinierte Menge von Einzelexemplaren
dieser Spezies, kann man das so sagen?
Im Ansatz scheint mir das so zu sein, zumal 'Leute' ursprünglich nicht
singularfähig ist. Dennoch ist 'Leute' anzahlmäßig bestimmbar. Man könnte
halb-scherzhaft fragen, ob nicht 'sieben Stück Leute' der originären Bedeutung
von 'Leute' näher käme
- "Haben sie Kinder?"
- "Drei Stück."
Für mich normal. 'Drei Stück Kinder', das wär's gewesen.

Ralf Joerres
Aleks Holub
2018-09-02 16:42:29 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Manfred Russ
Das hieße, "Person(en)" ist ein Art Zählwort für Menschen, "Leute" mehr
ein Sammelbegriff für eine undefinierte Menge von Einzelexemplaren
dieser Spezies, kann man das so sagen?
Im Ansatz scheint mir das so zu sein, zumal 'Leute' ursprünglich nicht
singularfähig ist.
Im Bairischen schon. Da ist "a saubers Weiberleut" ein hübsches Madl
bzw. eine schöne Frau.
Heinz Lohmann
2018-09-03 01:47:45 UTC
Permalink
Post by Aleks Holub
Post by Ralf Joerres
Im Ansatz scheint mir das so zu sein, zumal 'Leute' ursprünglich nicht
singularfähig ist.
Im Bairischen schon. Da ist "a saubers Weiberleut" ein hübsches Madl
bzw. eine schöne Frau.
Der Große Duden:
das Leut, -e (südd.) Mensch, [weibliche] Person:
sie war eben ein sehr altes L. (Feuchtwanger, Erfolg 663)

Hatte ich aus einem anderen Buch in sehr undeutlicher Erinnerung.
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Ralf Joerres
2018-09-03 14:04:30 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Post by Aleks Holub
Post by Ralf Joerres
Im Ansatz scheint mir das so zu sein, zumal 'Leute' ursprünglich nicht
singularfähig ist.
Im Bairischen schon. Da ist "a saubers Weiberleut" ein hübsches Madl
bzw. eine schöne Frau.
sie war eben ein sehr altes L. (Feuchtwanger, Erfolg 663)
Hatte ich aus einem anderen Buch in sehr undeutlicher Erinnerung.
Ich kannte von schwaebisch-schwaetza.de 'das Mensch' in ähnlich janus-
köpfiger Bedeutung wie 'Weib', abwertend (Saumensch) oder bewundernd
(a saubers Mensch)

Gruß Ralf Joerres
Quinn C
2018-09-05 21:49:02 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Heinz Lohmann
Post by Aleks Holub
Post by Ralf Joerres
Im Ansatz scheint mir das so zu sein, zumal 'Leute' ursprünglich nicht
singularfähig ist.
Im Bairischen schon. Da ist "a saubers Weiberleut" ein hübsches Madl
bzw. eine schöne Frau.
sie war eben ein sehr altes L. (Feuchtwanger, Erfolg 663)
Hatte ich aus einem anderen Buch in sehr undeutlicher Erinnerung.
Ich kannte von schwaebisch-schwaetza.de 'das Mensch' in ähnlich janus-
köpfiger Bedeutung wie 'Weib', abwertend (Saumensch) oder bewundernd
(a saubers Mensch)
Jemand hat darüber ein ganzes Buch geschrieben (glaube ich), also über
alle Verwendungen des Neutrum für Personen, überwiegend Frauen.

Das Fazit war, soweit ich mich erinnere, daß auch die positiven
Verwendungen infantilisierend sind. Dadurch bleiben die so bezeichneten
Frauen in der Wahrnehmung unselbständig und ungefährlich.
--
GOGELN, vb., flattern, sich (schwankend) hin und her bewegen, gaukelei
treiben, gesticulari. zur herkunft vgl. gogel, adj., und gaukeln, vb.;
in fast allen mundarten verbreitet, literarisch bis ins 17. jh.
bezeugt; s. auch gugeln und gageln.
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
x***@gmail.com
2018-10-25 16:52:17 UTC
Permalink
Post by Quinn C
GOGELN, vb., flattern, sich (schwankend) hin und her bewegen, gaukelei
treiben, gesticulari. zur herkunft vgl. gogel, adj., und gaukeln, vb.;
in fast allen mundarten verbreitet, literarisch bis ins 17. jh.
bezeugt; s. auch gugeln und gageln.
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Für "Unfug treiben" sagt der rezente Kursachse "geigeln",
das Ergebnis ist folgerichtig "Geigel" - FR
Uwe Schickedanz
2018-10-25 18:31:10 UTC
Permalink
Post by x***@gmail.com
Post by Quinn C
GOGELN, vb., flattern, sich (schwankend) hin und her bewegen, gaukelei
treiben, gesticulari. zur herkunft vgl. gogel, adj., und gaukeln, vb.;
in fast allen mundarten verbreitet, literarisch bis ins 17. jh.
bezeugt; s. auch gugeln und gageln.
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Für "Unfug treiben" sagt der rezente Kursachse "geigeln",
das Ergebnis ist folgerichtig "Geigel" - FR
Ich hätte jetzt Geikel geschrieben, aber seis drum.

Gruß Uwe
--
So wie die Attentäter von Brüssel Helden des IS sind,
so ist Nadejda Sawtschenko Heldin des Kiever Regimes. (Netzfundstück)
=== http://www.sicherheitslampe.de ===
Quinn C
2018-10-25 22:52:42 UTC
Permalink
Post by Uwe Schickedanz
Post by x***@gmail.com
Post by Quinn C
GOGELN, vb., flattern, sich (schwankend) hin und her bewegen, gaukelei
treiben, gesticulari. zur herkunft vgl. gogel, adj., und gaukeln, vb.;
in fast allen mundarten verbreitet, literarisch bis ins 17. jh.
bezeugt; s. auch gugeln und gageln.
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Für "Unfug treiben" sagt der rezente Kursachse "geigeln",
das Ergebnis ist folgerichtig "Geigel" - FR
Ich hätte jetzt Geikel geschrieben, aber seis drum.
Ich eher nicht - bei meiner Mutter heißt das WIMRE "Geichel", mit
stimmhaftem ch.
--
But I have nver chosen my human environment. I have always
borrowed it from someone like you or Monk or Doris.
-- Jane Rule, This Is Not For You, p.152
Helmut Richter
2018-10-26 08:10:28 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Ich eher nicht - bei meiner Mutter heißt das WIMRE "Geichel", mit
stimmhaftem ch.
Wie spricht man denn ein stimmhaftes ch?
--
Helmut Richter
U***@web.de
2018-10-26 08:37:13 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
Ich eher nicht - bei meiner Mutter heißt das WIMRE "Geichel", mit
stimmhaftem ch.
Wie spricht man denn ein stimmhaftes ch?
Unter Mitbenutzung der Stimmbänder, wenn's recht ist?
Quinn C
2018-10-26 12:32:26 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
Ich eher nicht - bei meiner Mutter heißt das WIMRE "Geichel", mit
stimmhaftem ch.
Wie spricht man denn ein stimmhaftes ch?
/ʒ/ SAMPA: /Z/

Hast Du eine bessere Idee, das zu verschriftlichen? Im Hessischen ist
der Laut ja gang und gebe, siehe "neige, Du Schmerzensreiche".
--
If Helen Keller is alone in the forest and falls down, does she
make a sound?
Poul E. Jørgensen
2018-10-26 15:06:58 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Hast Du eine bessere Idee, das zu verschriftlichen? Im Hessischen ist
der Laut ja gang und gebe, siehe "neige, Du Schmerzensreiche".
Ein stimmloses [ç].
--
Poul E. Jørgensen

Fjern Z hvis du svarer pr. e-mail.
Remove the Z if replying by e-mail.
Quinn C
2018-10-26 17:44:59 UTC
Permalink
Post by Poul E. Jørgensen
Post by Quinn C
Hast Du eine bessere Idee, das zu verschriftlichen? Im Hessischen ist
der Laut ja gang und gebe, siehe "neige, Du Schmerzensreiche".
Ein stimmloses [ç].
Wolltest Du mir da widersprechen? Bist Du denn mit dem (Süd-)Hessischen
vertraut?

Ich denke mal, wir sollten unsere Markierungen vertauschen: /ç/, häufig
als [ʒ] realisiert.

Beispiele:


--
Democracy means government by the uneducated,
while aristocracy means government by the badly educated.
-- G. K. Chesterton
Quinn C
2018-10-26 18:03:17 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Post by Poul E. Jørgensen
Post by Quinn C
Hast Du eine bessere Idee, das zu verschriftlichen? Im Hessischen ist
der Laut ja gang und gebe, siehe "neige, Du Schmerzensreiche".
Ein stimmloses [ç].
Wolltest Du mir da widersprechen? Bist Du denn mit dem (Süd-)Hessischen
vertraut?
Ich denke mal, wir sollten unsere Markierungen vertauschen: /ç/, häufig
als [ʒ] realisiert.
http://youtu.be/BH4YAgf4y8Y
http://youtu.be/GfSXjNjJyXg
Nicht zu vergessen: das Zusammenfallen von /ç/ und /ʃ/ ist ein
Charakteristikum dieses Dialekts. Entsprechend sind auch verschiedene
stimmhafte Artikulationen denkbar.
--
gugelgesang, m., mönchsgesang, pejorativ
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Martin Gerdes
2018-10-27 11:43:13 UTC
Permalink
Nicht zu vergessen: das Zusammenfallen von /ç/ und /?/ ist ein
Charakteristikum [des südhessischen] Dialekts. Entsprechend sind auch verschiedene
stimmhafte Artikulationen denkbar.
[sch] ist problemlos stimmhaft zu artikulieren, [ch] aber nischt. Oder
kannst Du das etwa?
Diedrich Ehlerding
2018-10-27 12:14:19 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
[sch] ist problemlos stimmhaft zu artikulieren, [ch] aber nischt. Oder
kannst Du das etwa?
Wie wäre es mit [j]?
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
U***@web.de
2018-10-27 13:48:22 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
[sch] ist problemlos stimmhaft zu artikulieren, [ch] aber nischt.
So wird das auch nichts.
Christian Weisgerber
2018-10-27 21:27:09 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Martin Gerdes
[sch] ist problemlos stimmhaft zu artikulieren, [ch] aber nischt. Oder
kannst Du das etwa?
Wie wäre es mit [j]?
Hat nicht genug Reibung.
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
Martin Gerdes
2018-10-28 12:29:51 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Martin Gerdes
[sch] ist problemlos stimmhaft zu artikulieren, [ch] aber nischt. Oder
kannst Du das etwa?
Wie wäre es mit [j]?
Paßt eigentlich nicht ganz.

Ich empfinde den Laut im hessischen "nischt" übrigens nicht als [ch]
sondern als [sch], wobei ich mich nicht festlegen will, ob das [sch]
stimmhaft oder stimmlos ist.
Diedrich Ehlerding
2018-10-28 13:08:46 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Martin Gerdes
[sch] ist problemlos stimmhaft zu artikulieren, [ch] aber nischt. Oder
kannst Du das etwa?
Wie wäre es mit [j]?
Paßt eigentlich nicht ganz.
Ich finde, aus phonetischer Sicht durchaus.
Post by Martin Gerdes
Ich empfinde den Laut im hessischen "nischt" übrigens nicht als [ch]
sondern als [sch], wobei ich mich nicht festlegen will, ob das [sch]
stimmhaft oder stimmlos ist.
Ich empfinde den als stimmlos. Für mich (als Boreali) klang es sehr
seltsam, als mir jemand in Südhessen sagte, er wohne im "Kirschweg", und
ich wubnderte m ich, weil da von Obstbau nichts zu sehen war und es sich
auch nicht um ein Neubaugebiet handelte, also kein "Pflaumenweg" o.ä. ion
der Nähe war. Es stellte sich dann heraus, dass das der "Kirchweg" war.
Ich habe das also auch als [sch] verstanden. Nicht allzuweit entfernt von
Südhessen ist die Aussprache aber nicht so eindeutig; man erinnere sich an
Exkanzler Kohl, dessen [sch] und [ch] zwarbeide gleich klangen, aber für
mich eher wie [ch] als wie [sch9.
--
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U***@web.de
2018-10-28 14:54:37 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Nicht allzuweit entfernt von
Südhessen ist die Aussprache aber nicht so eindeutig; man erinnere sich an
Exkanzler Kohl, dessen [sch] und [ch] zwarbeide gleich klangen,
Erst, nachdem er das Amt verlor?

Oder sollte man ihn, der nun nicht mehr unter uns weilt, insoweit
als Kanzler titulieren?
Stefan Schmitz
2018-10-28 17:30:48 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Diedrich Ehlerding
Nicht allzuweit entfernt von
Südhessen ist die Aussprache aber nicht so eindeutig; man erinnere sich an
Exkanzler Kohl, dessen [sch] und [ch] zwarbeide gleich klangen,
Erst, nachdem er das Amt verlor?
Oder sollte man ihn, der nun nicht mehr unter uns weilt, insoweit
als Kanzler titulieren?
Da seine Kanzlerschaft seit 20 Jahren vorbei ist, Ex-Kanzler.
Es geht nicht um die Sprechweise in seiner Funktion als Kanzler oder Ex-Kanzler,
sondern generell. Darum sollte man ihn hier nicht mit einem Amt bezeichnen,
das er nicht mehr innehat.

Oder würdest du sagen, dass Kanzler Schröder fünf mal geheiratet hat?
Diedrich Ehlerding
2018-10-28 17:49:53 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Diedrich Ehlerding
Nicht allzuweit entfernt von
Südhessen ist die Aussprache aber nicht so eindeutig; man erinnere sich
an Exkanzler Kohl, dessen [sch] und [ch] zwarbeide gleich klangen,
Erst, nachdem er das Amt verlor?
sowohl während als auch nach seiner Amtszeit (und vermutlich auch schon
vorher). Klassisch war zum Beispiel seine Aussprache "Gechichte"
Post by U***@web.de
Oder sollte man ihn, der nun nicht mehr unter uns weilt, insoweit
als Kanzler titulieren?
Nein, sollte man (MUSEN jedenfalls) nicht. Er ist nicht mehr Kanzler; also
nennt man ihn "Exkanzler" oder "ehemaliger Kanzler".

Andersrum: wenn man explizit auf Ereignisse in seiner Amtszeit Bezug nimmt
und er damit was zu Erwähnenswertes zu tun hatte, plädiert MUSE dafür, das
dann ausdrücklich hervorzuheben, dann als "der damalige Kanzler"
--
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fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Helmut Richter
2018-10-28 18:07:37 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by U***@web.de
Oder sollte man ihn, der nun nicht mehr unter uns weilt, insoweit
als Kanzler titulieren?
Nein, sollte man (MUSEN jedenfalls) nicht. Er ist nicht mehr Kanzler; also
nennt man ihn "Exkanzler" oder "ehemaliger Kanzler".
MUSEN: Er ist auch nicht mehr Exkanzler; vielmehr ist seine Karriere als
Exkanzler beendet.

Er ist „früherer Kanzler“ (wenn einfach gesagt werden soll, er sei während
seiner Lebenszeit einmal Kanzler gewesen) oder „damaliger Kanzler“ (wenn
gesagt werden soll, er sei während der Zeit Kanzler gewesen, um die es im
Zusammenhang geht). Und schlicht „Kanzler“ funde ich auch in Ordnung. Ich
spreche ja auch nicht vom früheren oder ehemaligen König Ludwig.
--
Helmut Richter
Christian Weisgerber
2018-10-27 21:21:49 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
[sch] ist problemlos stimmhaft zu artikulieren, [ch] aber nischt. Oder
kannst Du das etwa?
Man lässt die Stimmbänder mitschwingen. Das geht genau wie bei s
oder sch. Das stimmhafte Gegenstück zum ich-Laut wird im Deutschen
normalerweise nicht benutzt, aber ich sehe keinerlei grundlegende
Schwierigkeit, einen solchen Laut zu artikulieren.
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
U***@web.de
2018-10-27 21:45:11 UTC
Permalink
Post by Christian Weisgerber
Post by Martin Gerdes
[sch] ist problemlos stimmhaft zu artikulieren, [ch] aber nischt. Oder
kannst Du das etwa?
Man lässt die Stimmbänder mitschwingen. Das geht genau wie bei s
oder sch. Das stimmhafte Gegenstück zum ich-Laut wird im Deutschen
normalerweise nicht benutzt, aber ich sehe keinerlei grundlegende
Schwierigkeit, einen solchen Laut zu artikulieren.
Die Ukrainer haben auch mit 'h' diesbezüglich
keine grundlegenden Probleme.

Gruß, ULF
Peter Loumann
2018-10-26 17:46:07 UTC
Permalink
Post by Poul E. Jørgensen
Ein stimmloses [ç].
Ist ohnehin stimmlos
--
pl
Martin Gerdes
2018-10-27 11:43:13 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
Ich eher nicht - bei meiner Mutter heißt das WIMRE "Geichel", mit
stimmhaftem ch.
Wie spricht man denn ein stimmhaftes ch?
/?/ SAMPA: /Z/
Hast Du eine bessere Idee, das zu verschriftlichen? Im Hessischen ist
der Laut ja gang und g[ä]be, siehe "neige, Du Schmerzensreiche".
Für mich ist das ein [sch], kein [ch]. Ich wüßte nicht, wie man ein [ch]
stimmhaft sprechen könnte.
Christina Kunze
2018-10-27 20:30:53 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
Ich eher nicht - bei meiner Mutter heißt das WIMRE "Geichel", mit
stimmhaftem ch.
Wie spricht man denn ein stimmhaftes ch?
/?/ SAMPA: /Z/
Hast Du eine bessere Idee, das zu verschriftlichen? Im Hessischen ist
der Laut ja gang und g[ä]be, siehe "neige, Du Schmerzensreiche".
Für mich ist das ein [sch], kein [ch]. Ich wüßte nicht, wie man ein [ch]
stimmhaft sprechen könnte.
In anderen Sprachen kann man es (Polnisch), wieso soll es also nicht
möglich sein.
Man artikuliert einen Ich-Laut und nimmt die Stimme dazu.

chr
Sergio Gatti
2018-10-28 06:20:21 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Martin Gerdes
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
Ich eher nicht - bei meiner Mutter heißt das WIMRE
"Geichel", mit
stimmhaftem ch.
Wie spricht man denn ein stimmhaftes ch?
/?/ SAMPA: /Z/
Hast Du eine bessere Idee, das zu verschriftlichen? Im
Hessischen ist
der Laut ja gang und g[ä]be, siehe "neige, Du
Schmerzensreiche".
Für mich ist das ein [sch], kein [ch]. Ich wüßte nicht,
wie man ein [ch]
stimmhaft sprechen könnte.
In anderen Sprachen kann man es (Polnisch), wieso soll es
also nicht möglich sein.
Man artikuliert einen Ich-Laut und nimmt die Stimme dazu.
Zu meiner Aufklärung: Welchen polnischen Buchstaben benutzt
man dazu?
Christian Weisgerber
2018-10-28 12:02:19 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Christina Kunze
In anderen Sprachen kann man es (Polnisch), wieso soll es
also nicht möglich sein.
Man artikuliert einen Ich-Laut und nimmt die Stimme dazu.
Zu meiner Aufklärung: Welchen polnischen Buchstaben benutzt
man dazu?
Christina meint für den ich-Laut s(i), ś und als stimmhaftes
Gegenstück dazu z(i), ź.

Man schreibt:
s vor i
si vor anderem Vokal, das i ist dann stumm
ś wenn kein Vokal folgt

Analog für ź, ć, dź, ń.

Inwieweit polnisch ś dem deutschen ich-Laut entspricht, ist dann
eine andere Frage.
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
Christina Kunze
2018-10-28 18:34:57 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Zu meiner Aufklärung: Welchen polnischen Buchstaben benutzt
man dazu?
Ein Z mit Akzent. (Nicht zu verwechseln mit Z mit Punkt, das ist das
stimmhafte Sch.)

Du kannst es hier sehen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Aussprache_des_Polnischen
Allerdings steht da auch nur, dass es ein stimmhafter Ich-Laut ist.

chr

Poul E. Jørgensen
2018-10-26 14:56:27 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
Ich eher nicht - bei meiner Mutter heißt das WIMRE "Geichel", mit
stimmhaftem ch.
Wie spricht man denn ein stimmhaftes ch?
Was ist wohl gemeint, wenn man an den Raum Thüringen - Weimar - Erfurt
denkt?
--
Poul E. Jørgensen

Fjern Z hvis du svarer pr. e-mail.
Remove the Z if replying by e-mail.
Peter Loumann
2018-10-26 17:47:45 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Wie spricht man denn ein stimmhaftes ch?
j
--
pl
Christina Kunze
2018-10-27 04:25:36 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
Ich eher nicht - bei meiner Mutter heißt das WIMRE "Geichel", mit
stimmhaftem ch.
Wie spricht man denn ein stimmhaftes ch?
Versuche es mal mit der stimmhaften Aussprache von "Neige".
Es reimt sich dann auf ganz andere Dinge.

chr
Poul E. Jørgensen
2018-10-26 09:18:09 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Ich eher nicht - bei meiner Mutter heißt das WIMRE "Geichel", mit
stimmhaftem ch.
Aus welchem Teil Deutschlands stammt deine Frau Mutter?
--
Poul E. Jørgensen

Fjern Z hvis du svarer pr. e-mail.
Remove the Z if replying by e-mail.
Quinn C
2018-10-26 12:33:10 UTC
Permalink
Post by Poul E. Jørgensen
Post by Quinn C
Ich eher nicht - bei meiner Mutter heißt das WIMRE "Geichel", mit
stimmhaftem ch.
Aus welchem Teil Deutschlands stammt deine Frau Mutter?
Thüringen - Weimar, Erfurt.
--
They spend so much time fussing about my identity
that I really shouldn't have to bother with it
myself at all.
-- Margaret Atwood, The Edible Woman, p.223
René Marquardt
2018-10-27 01:32:22 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Post by Poul E. Jørgensen
Post by Quinn C
Ich eher nicht - bei meiner Mutter heißt das WIMRE "Geichel", mit
stimmhaftem ch.
Aus welchem Teil Deutschlands stammt deine Frau Mutter?
Thüringen - Weimar, Erfurt.
Interessant. Bei uns hieß das auch rumgeigeln, und die g's wurden
wie in der hochdeutschen Geige ausgeprochen.
Christina Kunze
2018-10-27 04:27:14 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by Quinn C
Post by Poul E. Jørgensen
Post by Quinn C
Ich eher nicht - bei meiner Mutter heißt das WIMRE "Geichel", mit
stimmhaftem ch.
Aus welchem Teil Deutschlands stammt deine Frau Mutter?
Thüringen - Weimar, Erfurt.
Interessant. Bei uns hieß das auch rumgeigeln, und die g's wurden
wie in der hochdeutschen Geige ausgeprochen.
Das hätte ich jetzt auch der variablen Härte der sächsischen Plosive
angerechnet. Hier heißts Geikel.

chr
x***@gmail.com
2018-10-26 12:23:08 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Post by Uwe Schickedanz
Post by x***@gmail.com
Für "Unfug treiben" sagt der rezente Kursachse "geigeln",
das Ergebnis ist folgerichtig "Geigel".
Ich hätte jetzt Geikel geschrieben, aber seis drum.
Ich eher nicht - bei meiner Mutter heißt das WIMRE "Geichel", mit
stimmhaftem ch.
Dem Sachsen ist die Härde dor Gonsonanden variabel - FR
Ralf Joerres
2018-09-03 13:57:44 UTC
Permalink
Post by Aleks Holub
Post by Ralf Joerres
Post by Manfred Russ
Das hieße, "Person(en)" ist ein Art Zählwort für Menschen, "Leute" mehr
ein Sammelbegriff für eine undefinierte Menge von Einzelexemplaren
dieser Spezies, kann man das so sagen?
Im Ansatz scheint mir das so zu sein, zumal 'Leute' ursprünglich nicht
singularfähig ist.
Im Bairischen schon. Da ist "a saubers Weiberleut" ein hübsches Madl
bzw. eine schöne Frau.
Im Bairischen scheinen die Nicht-Zählbaren oft auch mit unbest. Artikel
kombiniert werden zu können: Host a Gäid? / Do host a Gligg kabbd. Etwas
verrückt für mich als Nordlicht ist in Deinem Beispiel allerdings die
Kombination mit einem ursprünglichen Pluraletantum. Aber vielleicht funk-
tioniert 'Leut' auf Bairisch ja anders...

Gruß Ralf Joerres
Ralf Joerres
2018-09-02 09:42:14 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
eine Ferienreise für 2 Personen (nicht Leute/Menschen)
werbesprachlich ja (Katalog eines Reiseveranstalters), ugs. wohl auch
'für zwei Leute' (wir hatten den Urlaub als Ferienreise / Angebot für zwei Leute gebucht), wobei 'Ferienreise' eher nicht-umgangssprachlich wäre
Post by Heinz Lohmann
Im Restaurant waren mindestens 25 Leute/Menschen/Personen.
13 Personen/Menschen wurden bei dem Unglück verletzt. (nicht Leute)
als Nachrichtensprache
Post by Heinz Lohmann
Oder liegt MUSE da schief?
Sehe ich wie du.

Ralf Joerres
Diedrich Ehlerding
2018-08-31 16:21:41 UTC
Permalink
Post by Ewald Pfau
meines Wissens nach
<beckmesser> Entweder "meines Wissens" oder "nach meinem Wissen(sstand)".
</>
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Gunhild Simon
2018-08-31 18:05:11 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Ewald Pfau
meines Wissens nach
<beckmesser> Entweder "meines Wissens" oder "nach meinem Wissen(sstand)".
</>
Das ist keine Beckmesserei. Es handelt sich ja
um einen veritablen und gravierenden Grammatikfehler:

"nach" steht mit dem Dativ,
z. B . meinem Gefühl/meiner Erinnerung/Beobachtung/
Kenntnis nach.
Der Fehler ist wohl darin begründet, daß im Deutschen gen. und dat. sing.fem. gleich lauten.

Ohne "nach" ist der Genitiv korrekt:
meines Wissens.

Gruß
Gunhild
Ewald Pfau
2018-09-01 13:12:24 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Das ist keine Beckmesserei. Es handelt sich ja
als da das schon sowas von abgestanden war (für jene, die auch lesen, worauf
sich das bezieht), sei der passende Nachsatz gegönnt,

die Meute der Leute mit Beute ...
Ralf Joerres
2018-09-02 10:31:56 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Ewald Pfau
meines Wissens nach
<beckmesser> Entweder "meines Wissens" oder "nach meinem Wissen(sstand)".
</>
Das ist keine Beckmesserei. Es handelt sich ja
"nach" steht mit dem Dativ,
z. B . meinem Gefühl/meiner Erinnerung/Beobachtung/
Kenntnis nach.
Der Fehler ist wohl darin begründet, daß im Deutschen gen. und dat. sing.fem. gleich lauten.
meines Wissens.
'Meines Wissens nach' ist zwar schlechtes Deutsch, wird aber (leider) oft
gesagt, ebenso wie 'könnte möglich sein', 'der/die/das einzigste',
'vorprogrammierter Ärger', 'eine Datenkrake', 'das Klientel' usw.

Gruß Ralf Joerres
Matthias Opatz
2018-10-25 11:35:59 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Ewald Pfau
meines Wissens nach
<beckmesser> Entweder "meines Wissens" oder "nach meinem Wissen(sstand)".
Tja, meiner Meinung nach ist "meines Wissens nach" eine Vermischung
von "meiner Meinung nach" und "meines Wissens".
Ralf Joerres
2018-09-02 11:45:53 UTC
Permalink
Post by Ewald Pfau
Post by Jakob Achterndiek
"Karton" zum Beispiel, oder "Perron": Wenn man die ein bißchen
österreichisch ausspricht mit schön dunklem "~on", dann klingen
die ganz ähnlich wie "Person". Aber mit denen hat die Polizei nur
ganz selten etwas zu tun. Darum passen die eigentlich gar nicht
in den Polizeijargon, nicht einmal in den österreichischen.
Was lernt uns das?
Die Linguisten wissen es längst: Sprache ist unlogisch.
Och, bei den Leitln ist schon etwas dabei, was ich hier nicht wiedergegeben
gesehen habe: die implizite Anbindung an irgendeine Gruppe von Menschen.
Um das Ganze abzukürzen: Wenn an einer Bushaltestelle sieben Leute warten,
dann haben sie genau so viel miteinander zu tun, dass sie - sofern die
Haltestelle nur von einer Buslinie angefahren wird - voraussichtlich alle ein
Stück mit demselben Bus fahren wollen. Sie deshalb als eine zusammengehörige
Gruppe zu anzusehen, kann in irgendeiner philosophischen Betrachtungsweise
so definiert werden, hat dann aber recht wenig mit dem Alltagsbewusstsein
zu tun, und es wäre mir zu mühselig weil fruchtlos, das weiterzuverfolgen.
Post by Ewald Pfau
Wenn man nicht direkt oder indirekt den Bezug auf eine Gruppe mitdenken
kann, wirkt der Begriff von den Leuten entweder deplaziert, oder er
impliziert eben die Distanzlosigkeit, den Bestand einer nicht-existenten
Gruppe zu unterstellen. In einem vulgären Sinn geht das dann immer, zugleich
als Unhöflichkeit, vielleicht auch als strategische Provokation, auch eben
in diesem Sinn.
Man kann alles Mögliche für sich so definieren. Ob sich das mit den Ansichten
anderer zur Deckung bringen lässt, ist eine für die Sprachanalyse nicht
unerhebliche Frage.
Post by Ewald Pfau
Da seien drei Leute gewesen, die sollen geholfen haben ..., da wird man
zumindest davon ausgehen können, dass die drei sich gekannt haben.
Quatsch.
Post by Ewald Pfau
Oder dass
die Situation eine entsprechende Nähe der Menschen zueinander anderweitig
implizit voraussetzt. Ansonsten sind es drei Personen. Oder Nachbarn. Oder
wiederum drei Leute von den Herumstehenden (aus denen wird dann eine Gruppe
gemacht, diese Unterstellung ist dann gern auch schon ein Grenzfall: derer,
die zugleich da waren). Aber nicht die Leute, einfach so, ohne weitere
Rückendeckung, wo da jetzt eine Gruppe herkommt.
Stimmt und stimmt nicht. Wenn ich zusammen mit anderen Aufzug fahre, gibt es
nur eine latente Gruppendynamik. Diese entfaltet sich erst zu voller Schönheit,
wenn wir steckenbleiben.
Post by Ewald Pfau
Und wenn irgendwo die Leute befragt werden, dann ist das implizit wieder die
Voraussetzung, dass die Personen einer Gruppe zuordenbar sind, etwa die
Bewohner einer Stadt, oder die Leser einer Newsgroup, aber auch das ist
wieder ein Grenzfall, als da man sich lesenderweise absolut anonym
aufschalten kann.
Sagen wir mal so: Mengentheoretisch sind alle, die einem bestimmten Prädikat
zugeordnet werden können (z.B. Bewohner der Stadt X zu sein), Elemente einer
Menge. Sie dadurch schon als Mitglieder einer Gruppe zu sehen, erscheint
mir weltfremd, obwohl mengentheoretisch korrekt.
Post by Ewald Pfau
Die Person hingegen ist die Vokabel, mit der (meines Wissens nach) die
Experimente nach und nach ihren Fortschritt machten, zur Individuierung in
der Existenzform des Menschen als je einzelnem, und von anderen strikt und
unbedingt unterscheidbar. Wenn ich da nun nicht auf dem falschen Dampfer
sitze, war dies das Spiel, anzusetzen im Italien der Renaissancezeit, dass
die Person (wörtlich) als Maske verstanden wird, und wenn diese vorgehalten
wird, so hebt sich per Maske das Individuum als solches aus einer Summe von
Anwesenden hervor, die zu jener Zeit keinesfalls noch darauf geeicht waren,
prinzipiell zuerst als je für sich von anderen unterscheidbare Existenz
hervorzutreten. Diese Art Selbstverständnis, das Ich für das Resultat von
rigoroser Individuierung zu verwenden, ist erst jüngeren Datums.
Die Person steht damit zumindest sehr explizit für die Individuierung von
Existenzen als je eine Insel, die sich getrennt von anderen bewusst für
andere selbst darstellt.
Das kann sprach- und ideengeschichtlich so gewesen sein. Heute scheint
demgegenüber ein blasserer Gebrauch des Wortes 'Person' vorzuherrschen.
Für das von Dir Gemeinte stehen andere Wörter bereit: Individuum, das Selbst,
Individualität, das Ich...
Post by Ewald Pfau
Ich fand den Begriff Person in diesem Sinn auch schon auf Säugetiere
angewandt, als Bezeugung von Anerkennung, aber nur ausgesprochen als
solcher, dass sich ein einzelnes Tier in seiner Existenz als deutlich
distinguiert darstellt und ausdrückt.
Ich habe, für mich sehr nachvollziehbar, von der Persönlichkeit von Tieren
gelesen.

Gruß Ralf Joerres
Ewald Pfau
2018-09-03 20:36:36 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Stimmt und stimmt nicht. Wenn ich zusammen mit anderen Aufzug fahre, gibt
es nur eine latente Gruppendynamik. Diese entfaltet sich erst zu voller
Schönheit, wenn wir steckenbleiben.
In dem Fall wechselt bereits die Bedeutung, ob ein Außenstehender sagt, da
sind Leute im Fahrstuhl oder da sind Personen im Fahrstuhl. Alleine schon
das Potential, es könnten die Personen eventuell als Gruppe anzusprechen
sein, reicht bereits hin. Das braucht keine weitere Rechtfertigung. Und das
steht ja weiters nun nicht im Lexikon, dass man Sprache auch verstehen
sollte. Und die Physik des Faktischen alleine ist nicht die Grundlage der
Sprecher einer Sprache für verständigen Sprachgebrauch. Sprich, die Menschen
waren immer schon fähig zu abstrahieren, zwischen Konditional-Fiktionen zu
turnen.

Aber offensichtlich nimmt das Verständnis für das, worum es sich handelt,
wenn man davon redet, dass da Menschen sind, in erstaunlichem Maße ab.

Vielleicht liegt das daran, dass Wissen mehr und mehr parzelliert wird?
wahrscheinlich in abgesteckten Claims?

Und danach kommt man drauf, dass eigentlich ganz einfache Dinge unter der
Glocke der Exaktheit fürchterlich schwierig sind. Zum Beispiel, dass externe
Sprecher über Nichtanwesende ganz unkompliziert und selbstverständlich in
einem abstrahierenden Sinn ganz alltäglich zu reden verstehen. Einfache
Leute.

Oder vielleicht kommt man drauf, dass die Sprachkompetenz Beanspruchenden
ins Lexion abwandern wollen? Die warten dann auf den Physiker, der
bestätigen könne, dass ein ihm bekannter Gruppendynamiker das Vorhandensein
einer Gruppe zu konstatieren imstande sei. Als Experte.

Dann dürfen wir endlich vom Begriff der Person als der isolierten
Insel-Identität abweichen und den Begriff der Leute strapazieren, auch ohne
zuvor in lange Abschweifungen über den Begriff der Leute zu verfallen.
Hurra.

****
Post by Ralf Joerres
Sagen wir mal so: Mengentheoretisch sind alle, die einem bestimmten
Prädikat zugeordnet werden können
ich hätte ja gleich den Physiker genommen, sagte ich schon, dann spart man
sich den Umweg der ontologisch ungewissen Dekodierung von Entitäten, die nur
benannt, aber nicht festgestellt wurden.

Es gibt viele Dinge, bei denen man aufpassen muss, wie man sie angreift,
weil sie die verflixte Tendenz haben, zwischen den Fingern zu zerrinnen.
Z.B. in einem Fall wie hier, wo die Konsensbildung zu sprachlichen
Phänomenen tragfähigere Resultate ohne Wörterbuch, als mit, zeitigt.

Dass Leute sich so krampfhaft anklammern wollen, dass Dinge spezifiziert
seien, dass man sie festnageln oder nach Hause tragen kann, wäre eine eigene
Erwägung wert, etwa, dass, wie Marcuse es schon vor Jahrzehnten vorschlug,
die Warenwelt die Kraft von Utopien aufgesogen hat, wie sie politisch in
Ideologie gebündelt auftreten.

Vokabeln sind dann Waren und müssen mit genau vorhersagbaren Eigenschaften
gekauft werden können.

Das höre ich hier heraus.

So geht Sprache aber nicht. Dieses Verhalten mündet in Konfusion, die in
Diskursunfähigkeit mündet - Diskurs schon, aber ohne dass mehr angemessen
Sinn und Verstand auszumachen wären - wie man bedauerlicherweise zu einigen
Dingen beispielhaft konstatieren kann, ob derer sich Leute auch die Schädel
einschlagen, zugleich, dass sie, die einen wie die anderen, mitunter schon
dasselbe sagen, aber mit unvereinbaren Bedeutungen. Es greift eine seltsame
Beliebigkeit um sich.

****

Ich sehe mir hier gerade noch die Übertragung von der sehr rasch und spontan
eingerichteten Solidaritätsveranstaltung aus Chemnitz an, mit mehreren
Musikgruppen und einigen zehntausend Besuchern - hier ächzt diese
Diskursunfähigkeit aus allen Fugen, diese fürchterliche Gratwanderung, wie
das ist, wenn man von Gruppen redet, oder von Personen, oder wie sonst die
Versuche von Bündelung und Abgrenzung unter einen Hut zu bringen sind, die
in einem Massenprotest unterzubringen waren.

Erstes Erstaunen meinerseits aus einem dösig verschnarchten Ösiland, dass
die Leute (!) ihre Musik sehr genau kennen, und vor allem textreicher Rap
liegt Strophe für Strophe den Leuten im Publikum genau auf den Lippen oder
wird im gut eingespielten Responseritual unisono skandiert.

Aber andererseits wollte dann niemand diese Schwierigkeit der genauen
Präzisierung auf sich nehmen (auch kaum zwischendurch in kurzen Interviews),
wie das geht mit der Benennung von Gruppen, in der vorbelasteten Atmosphäre
mit Auswüchsen durch Nazihorden einerseits und einem Mordfall andererseits.

Einer brachte das herüber, wie ich fand, ad hoc eingeschoben mitten in einer
Rap-Ballade, eben, was die diskursive Schiene dann ausmacht, der Hinweis,
dass auch noch alle Anwesenden, auch die sich friedfertiger und
wohlwollender Vernunft verpflichtet sehenden Besucher, Schuld tragen am
Elend der Flüchtlinge, indem ihr Konsumverhalten dazu führt, dass zugleich
in riesigen Ländern anderswo der wirtschaftliche Kahlschlag erfolgt, sodass
dort für Massen von Menschen die Perspektive auf ein Überleben gegen Null
geht.

Und eben auch der eigentlich lapidare Hinweis kam hier, der sich ansonsten
rar machte, dass die Waffenindustrie (der militärisch-industrielle Komplex)
ohne Unterlass Kriege schürt.

Einen Konsens fand ich ganz anders dann ausgedrückt, quasi, dass man auf die
Tragfähigkeit eines vernünftigen Diskurses schon garnicht mehr hoffen mag,
dass an so etwas wie eine Vernunft der Emotionen appelliert wird, wo
immerhin in zivilisierten Gegenden nun die Menschen gescheit genug sind, auf
kurzfristige Erlebnisbeute gerichtete Emotionen zu unterscheiden von
Emotionen, die eine Aussicht auf nachhaltig verankertes Glück mit
einbeziehen.

****

Für den Fall hier, mit den Leuten und den Gruppen, sehe ich, aus dem Vollen
geschöpft, was die Sprachgemeinschaft aktuell an einer prekären Front
abliefert, so die Möglichkeit, diese Unterscheidung nachzuvollziehen:

dass es Gruppen gibt, zu denen sich Menschen bekennen, auf dass hernach von
Gruppe zu reden wäre - und als Identitätstheater treibt diese Spielart auch
absonderliche und auch bösartige Blüten,

und dass es, viel elementarer aber, das sprachliche Vermächtnis gibt, wonach
Betrachter die Zuordnung von Gruppenzugehörigkeit abstrakt vornehmen können,
auch noch ohne dass konkrete Gruppierungen überhaupt als empirisch
nachvollziehbar vorzeigbar wären.

Man muss ja nicht immer gleich eine Überidentifikation mit diversem
verwaltungstechnischen Begehren an den Tag legen, nur weil die als möglichst
blöde angenommene Person die einfachst denkbare Verwaltung nach sich zöge,
wie das mit künstlich beengt eingezäunten Horizont vielleicht billiger
imaginiert sein mag, wo das auch noch der Denkfaulheit förderlich ist.

Und die Versuche, den Menschen einzureden, dass sie gerade so blöde sind,
läuft ja auch schon einige Zeit, mithin mit der christlichen Historie als
impertinente Schule der Indoktrination in irren Spielarten, abgelöst dann
vom Schauspiel der Massenmedien und deren endlose Projektionen von Wunsch-
und von Vorbildern

Aber mit solch unzutreffendem Beschreibungshintergrund, die menschliche
Natur betreffend, ist es wie mit einer Sucht, es nagt stets das Unbehagen
mit dem Ungnügen - im Gegensatz zu Umgebungen, die auf einem tragfähigeren
Verständnis von Vernunft aufbauen, an denen Freude zu gewinnen ist, von der
man auch zehren kann.

Was Wunder, dass sonderlich von Deutschland ausgehend die Teile des
Internet, wo der tragfähige Diskurs Kultivierung erfahren hat, sich der
offenen Bedrohung ausgesetzt sehen dürfen, per infamer Trickserei
ausgehebelt und verunmöglicht zu werden. Das sei Rundfunk, wird nun
gemunkelt. Das muss lizenziert werden. Wird gemutmaßt.

So geht das, mit dem Vermögen des Menschen und seinen Fähigkeiten, sich per
Abstraktionsvermögen untereinander einigen zu können: Da könnt ja jeder
kommen. Das geht nicht, das muss weg. Per Definition ist der Mensch blöde,
gerade geschickt genug, als Vorbild zur Nachbildung in technischer
Replikation zu dienen, die fragt nicht nach spontanem Abstraktionsvermögen
oder Gruppenbildungen, oder überhaupt, wie das ist mit Leuten jenseits von
isolierten Insel-Identitäten. Die gehorcht dann einfach, und was wozu
gehört, wird kurzerhand diktiert.
Quinn C
2018-09-05 21:49:02 UTC
Permalink
Post by Ewald Pfau
Die Person hingegen ist die Vokabel, mit der (meines Wissens nach) die
Experimente nach und nach ihren Fortschritt machten, zur Individuierung in
der Existenzform des Menschen als je einzelnem, und von anderen strikt und
unbedingt unterscheidbar.
[...]
Post by Ewald Pfau
Die Person steht damit zumindest sehr explizit für die Individuierung von
Existenzen als je eine Insel, die sich getrennt von anderen bewusst für
andere selbst darstellt.
Ob das historisch so ist, mag ich nicht beurteilen, aber im modernen
Sprachgebrauch scheint mir das gar nicht zu passen. Da ist die Person
abstrakt und austauschbar; man kann sie gar nicht individuell kennen.
Sobald eine Person sich als Individuum entpuppt, ist sie mehr als nur
"Person". Und das Wort ist zu abstrakt für die Umgangssprache, etwa wie
"Tonträger".
--
gugelfug, m., späsze, unfug
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Roland Franzius
2018-09-06 04:26:50 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Post by Ewald Pfau
Die Person hingegen ist die Vokabel, mit der (meines Wissens nach) die
Experimente nach und nach ihren Fortschritt machten, zur Individuierung in
der Existenzform des Menschen als je einzelnem, und von anderen strikt und
unbedingt unterscheidbar.
[...]
Post by Ewald Pfau
Die Person steht damit zumindest sehr explizit für die Individuierung von
Existenzen als je eine Insel, die sich getrennt von anderen bewusst für
andere selbst darstellt.
Ob das historisch so ist, mag ich nicht beurteilen, aber im modernen
Sprachgebrauch scheint mir das gar nicht zu passen. Da ist die Person
abstrakt und austauschbar; man kann sie gar nicht individuell kennen.
Sobald eine Person sich als Individuum entpuppt, ist sie mehr als nur
"Person". Und das Wort ist zu abstrakt für die Umgangssprache, etwa wie
"Tonträger".
Klassisch historisch ist persona die lateinische Bezeichnung der Maske
der Darsteller im attischen Theater; also ein Gesicht, das das, was
hindurch tönt (per-sonare), als Rolle prägt.

So sind denn frühneuzeitlich personne, Personen die Rollen im Drama, das
Personal die Schauspieler. Daher die etwas irreführende Begrifflichkeit,
dass "Person" einen Menschen nach Abzug seiner perönlichen Eigenschaften
bis auf die Widererkennbarkeit bezeichnet, also etwa das, was im
Personalausweis steht.

Die Erfinder des Theaters, die Athener, haben für Personen übrigens eine
juristische Definition: kleinste zählbare, nicht teilbare Einheiten, atoma.
--
Roland Franzius
U***@web.de
2018-09-02 13:35:41 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Das mit dem Klang von Wörtern ist natürlich immer eine vertrackte
Sache. Die Wörter können gar nichts dafür, aber sie klingen nun
mal.
"Karton" zum Beispiel, oder "Perron": Wenn man die ein bißchen
österreichisch ausspricht mit schön dunklem "~on", dann klingen
die ganz ähnlich wie "Person".
Das wäre bedauerlich, da diese nasalierungsfrei zu bleiben hat.
Post by Jakob Achterndiek
Aber mit denen hat die Polizei nur
ganz selten etwas zu tun. Darum passen die eigentlich gar nicht
in den Polizeijargon, nicht einmal in den österreichischen.
Da hat es ggf. noch Subjekte.
Post by Jakob Achterndiek
Was lernt uns das?
Die Linguisten wissen es längst: Sprache ist unlogisch.
Aber nicht immer, vgl. 'personne', 'perron', 'carton'.
Ralf Joerres
2018-09-02 10:24:36 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Newsgroups: de.etc.sprache.misc,de.etc.sprache.deutsch
Followup-To: de.etc.sprache.deutsch
In fast allen aktuellen Artikeln und Nachrichten wird das Wort "Person" durch
Mensch" ersetzt.
"Drei Personen wurden verletzt"
sondern
"Drei Menschen wurden verletzt"
[Meine Antwort bezieht sich auf Stefan Ram, den ich nicht angezeigt bekomme.]

Ich hatte selbst vor vielleicht zwei, drei Jahren Zeit darüber nachgedacht,
warum man wohl bei Nachrichten über Unfälle immer davon spricht, dass in
einem Auto soundsoviele 'Personen' saßen/sitzen. Wenn ich nach "Auto saßen
vier *" google, kommt u.a. 'Personen', meist aber genauere Personenbezeich-
nungen: Kinder, Erwachsene, Männer, Jugendliche, junge Mädchen, ...; sogar
'Insassen' kam vor. Mein vorläufiges Fazit wäre: Solange es um die reine
Benennung der Anzahl geht, wird von 'Personen' gesprochen - logischerweise
mit einer zahlenmäßigen Bestimmung.

Wenn aktuell in solchen Fällen vermehrt von 'Menschen' berichtet wird, wäre
das in der Tat ein bemerkenswerter neuer Akzent.

Gruß Ralf Joerres
Bertel Lund Hansen
2018-08-29 06:32:42 UTC
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Post by Stefan Ram
"Drei Personen wurden verletzt"
sondern
"Drei Menschen wurden verletzt"
Eigentlich ist das normale Wort "Leute".
Für mich ist "Leute" nicht zählbar. Es das nicht so?

Drei Leute wurden verletzt.

Das klingt merkwürdig.
Post by Stefan Ram
Verliebte Leute sitzen hier
Das klingt natürlich, denn Anzahl ist irrelevant.
--
/Bertel - aus Dänemark
Frank Hucklenbroich
2018-08-29 07:54:47 UTC
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Post by Bertel Lund Hansen
Post by Stefan Ram
"Drei Personen wurden verletzt"
sondern
"Drei Menschen wurden verletzt"
Eigentlich ist das normale Wort "Leute".
Für mich ist "Leute" nicht zählbar. Es das nicht so?
Drei Leute wurden verletzt.
Das klingt merkwürdig.
Nein, eigentlich nicht, umgangssprachlich kann man das durchaus so sagen.

"Das Restaurant ist noch ziemlich leer, da sitzen erst 5 Leute an den
Tischen".

Grüße,

Frank
U***@web.de
2018-08-30 11:06:24 UTC
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Post by Frank Hucklenbroich
Post by Bertel Lund Hansen
Post by Stefan Ram
"Drei Personen wurden verletzt"
sondern
"Drei Menschen wurden verletzt"
Eigentlich ist das normale Wort "Leute".
Für mich ist "Leute" nicht zählbar. Es das nicht so?
Drei Leute wurden verletzt.
Das klingt merkwürdig.
Nein, eigentlich nicht,
Eigentlich doch.
Post by Frank Hucklenbroich
umgangssprachlich kann man das durchaus so sagen.
"Das Restaurant ist noch ziemlich leer, da sitzen erst 5 Leute an den
Tischen".
Dem Ausufern in die Schriftsprache sei jedoch energisch entgegengetreten.

Gruß, ULF
Martin Udelhoven
2018-08-30 11:45:37 UTC
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Post by Bertel Lund Hansen
Post by Stefan Ram
"Drei Personen wurden verletzt"
sondern
"Drei Menschen wurden verletzt"
Eigentlich ist das normale Wort "Leute".
Für mich ist "Leute" nicht zählbar. Es das nicht so?
Drei Leute wurden verletzt.
Leute ist zählbar, vorausgesetzt, es sind wenigstens zwei. Und bitte
ganzzahlig.
Das Wort an sich mag eine Spur von Umgangssprache haben, aber es deswegen
unbedingt vermeiden zu wollen, erschiene mir als gestelzt.

Martin
U***@web.de
2018-08-30 14:51:46 UTC
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Post by Martin Udelhoven
Post by Bertel Lund Hansen
Post by Stefan Ram
"Drei Personen wurden verletzt"
sondern
"Drei Menschen wurden verletzt"
Eigentlich ist das normale Wort "Leute".
Für mich ist "Leute" nicht zählbar. Es das nicht so?
Drei Leute wurden verletzt.
Leute ist zählbar, vorausgesetzt, es sind wenigstens zwei. Und bitte
ganzzahlig.
Das Wort an sich mag eine Spur von Umgangssprache haben, aber es deswegen
unbedingt vermeiden zu wollen, erschiene mir als gestelzt.
Die gezählte Verwendung ist viel umgangssprachlicher
als das Wort selbst.

Er kommt mit den Leuten zurecht.
Er kommt mit drei Leuten zurecht.

Gruß, ULF
Ralf Joerres
2018-09-02 09:11:29 UTC
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Post by U***@web.de
Post by Martin Udelhoven
Post by Bertel Lund Hansen
Post by Stefan Ram
"Drei Personen wurden verletzt"
sondern
"Drei Menschen wurden verletzt"
Eigentlich ist das normale Wort "Leute".
Für mich ist "Leute" nicht zählbar. Es das nicht so?
Drei Leute wurden verletzt.
Leute ist zählbar, vorausgesetzt, es sind wenigstens zwei. Und bitte
ganzzahlig.
Das Wort an sich mag eine Spur von Umgangssprache haben, aber es deswegen
unbedingt vermeiden zu wollen, erschiene mir als gestelzt.
Die gezählte Verwendung ist viel umgangssprachlicher
als das Wort selbst.
Er kommt mit den Leuten zurecht.
Er kommt mit drei Leuten zurecht.
Das sind immer so aus dem Ärmel gezauberte Ad-hoc-Behauptungen, die zur Not
belegbar sind, deren Aussagewert aber in Frage stehen dürfte. Ich würde mal
vermuten, dass Sätze wie 'er kommt mit seinen Leuten zurecht' / 'er kommt
mit Leuten (nicht) zurecht' näher liegen als die zitierten Beispiele, die
einen Touch von 'Reagenzglasdeutsch' haben - man kann sie sagen,
grammatisch ist anscheinend nichts einzuwenden, ob sie tatsächlich eine
gute Chance auf Realisierung in der 'parole' haben (um mal an einen vormals
sehr gängigen Begriff zu erinnern), steht dahin. Ich würde meinen, dass
'er kommt mit Menschen (nicht) zurecht' eine der möglicherweise gemeinten
Aussagen besser trifft als 'er kommt mit Leuten (nicht) zurecht' (heute
auch oft als 'er kann gut mit Menschen / Leuten', ohne 'umgehen'). Für 'er
kommt mit drei Leuten zurecht' muss man, denke ich, sich schon arg anstrengen,
um einen funktionierenden Kontext zu konstruieren.

Andererseits können die Sätze auch eine ganz andere Bedeutung haben, welche
sichtbar wird, wenn man 'zurechtkommen' durch 'auskommen' im Sinne von
'ausreichen' austauscht: er braucht nicht mehr als die Leute, die er hat -
bzw. nicht mehr als drei Leute -, um den Job zu erledigen, den er sich
vorgenommen hat. In diesem Fall wäre 'er kommt mit drei Leuten (schon) zurecht'
okay. Und wenn wir schon dabei sind, Bedeutungsunterschiede von Formulierungs-
alternativen zu bestimmen: Es könnte auch heißen 'er kommt mit seinen drei
Leuten zurecht / mit den drei Leuten zurecht'.

Es kann immer sein, dass noch weitere Bedeutungen in solchen Sätzen schlummern,
die mein Sprachbewusstsein nicht 'aktiviert' hatte, weil die sofort sich mir
anbietenden 'Bedeutung'smöglichkeiten alles andere überdeckten: Hab ich erst
mal _einen_ möglichen Sinn gefunden, sind die anderen Bedeutungsperspektiven
wie weggeblendet, das erlebe ich bei meinen Interpretationen hier immer
wieder. Ich bin einigermaßen überrascht, zu sehen, mit welcher Unbefangenheit
hier Wörtern wie 'Leuten' und 'Menschen' und 'Personen' in eigentümlicher
Kombination von perspektivischer Reduktion mit dem Anspruch globaler
Gültigkeit Bedeutungen zugeschrieben werden. Ich selbst habe mich schon lange
davon verabschiedet und denke, es gelingt immer nur sehr ausschnitthaft, sich
einen Teil der Bedeutungsbreite eines Wortes ins Bewusstsein zu heben. Ich bin
schon froh, wenn ich zum Vorkommen dieser Wörter in einzelnen Sätzen eine
halbwegs zutreffende Interpretation hinbekomme.

Gruß Ralf Joerres
U***@web.de
2018-09-02 09:39:14 UTC
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Post by Ralf Joerres
Post by U***@web.de
Post by Martin Udelhoven
Post by Bertel Lund Hansen
Post by Stefan Ram
"Drei Personen wurden verletzt"
sondern
"Drei Menschen wurden verletzt"
Eigentlich ist das normale Wort "Leute".
Für mich ist "Leute" nicht zählbar. Es das nicht so?
Drei Leute wurden verletzt.
Leute ist zählbar, vorausgesetzt, es sind wenigstens zwei. Und bitte
ganzzahlig.
Das Wort an sich mag eine Spur von Umgangssprache haben, aber es deswegen
unbedingt vermeiden zu wollen, erschiene mir als gestelzt.
Die gezählte Verwendung ist viel umgangssprachlicher
als das Wort selbst.
Er kommt mit den Leuten zurecht.
Er kommt mit drei Leuten zurecht.
Das sind immer so aus dem Ärmel gezauberte Ad-hoc-Behauptungen, die zur Not
belegbar sind, deren Aussagewert aber in Frage stehen dürfte. Ich würde mal
vermuten, dass Sätze wie 'er kommt mit seinen Leuten zurecht' / 'er kommt
mit Leuten (nicht) zurecht' näher liegen als die zitierten Beispiele, die
einen Touch von 'Reagenzglasdeutsch' haben - man kann sie sagen,
grammatisch ist anscheinend nichts einzuwenden, ob sie tatsächlich eine
gute Chance auf Realisierung in der 'parole'
Belegfeinde, bitte wegschauen: https://books.google.de/books?id=KSCkBgAAQBAJ&pg=PA82&lpg=PA82&dq=%22mit+den+Leuten+zurecht%22&source=bl&ots=SZ_58E-tRh&sig=xnbpe_6NITu3Qq0gUFUnK_vM11E&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiopNjhgpzdAhVRIlAKHapyAPUQ6AEwA3oECAcQAQ#v=onepage&q=%22mit%20den%20Leuten%20zurecht%22&f=false
https://books.google.de/books?id=pu6ACgAAQBAJ&pg=PA124&lpg=PA124&dq=%22mit+den+Leuten+zurecht%22&source=bl&ots=_h9qCQjxyI&sig=62Oe-p_y5HqC7neGjARhRMn_IiM&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiopNjhgpzdAhVRIlAKHapyAPUQ6AEwB3oECAYQAQ#v=onepage&q=%22mit%20den%20Leuten%20zurecht%22&f=false
https://books.google.de/books?id=X5NoAAAAcAAJ&pg=RA2-PA19&lpg=RA2-PA19&dq=%22mit+den+Leuten+zurecht%22&source=bl&ots=95kHVo_PJS&sig=f9HL80VQxazPFwJn8AIHbCR3lLE&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiopNjhgpzdAhVRIlAKHapyAPUQ6AEwCXoECAIQAQ#v=onepage&q=%22mit%20den%20Leuten%20zurecht%22&f=false
Post by Ralf Joerres
haben (um mal an einen vormals
sehr gängigen Begriff zu erinnern), steht dahin.
Ich hörte: "Er kann gut mit den Leuten."

Gruß, ULF
Ralf Joerres
2018-09-02 11:02:19 UTC
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Post by U***@web.de
Post by Ralf Joerres
Post by U***@web.de
Post by Martin Udelhoven
Post by Bertel Lund Hansen
Post by Stefan Ram
"Drei Personen wurden verletzt"
sondern
"Drei Menschen wurden verletzt"
Eigentlich ist das normale Wort "Leute".
Für mich ist "Leute" nicht zählbar. Es das nicht so?
Drei Leute wurden verletzt.
Leute ist zählbar, vorausgesetzt, es sind wenigstens zwei. Und bitte
ganzzahlig.
Das Wort an sich mag eine Spur von Umgangssprache haben, aber es deswegen
unbedingt vermeiden zu wollen, erschiene mir als gestelzt.
Die gezählte Verwendung ist viel umgangssprachlicher
als das Wort selbst.
Er kommt mit den Leuten zurecht.
Er kommt mit drei Leuten zurecht.
Das sind immer so aus dem Ärmel gezauberte Ad-hoc-Behauptungen, die zur Not
belegbar sind, deren Aussagewert aber in Frage stehen dürfte. Ich würde mal
vermuten, dass Sätze wie 'er kommt mit seinen Leuten zurecht' / 'er kommt
mit Leuten (nicht) zurecht' näher liegen als die zitierten Beispiele, die
einen Touch von 'Reagenzglasdeutsch' haben - man kann sie sagen,
grammatisch ist anscheinend nichts einzuwenden, ob sie tatsächlich eine
gute Chance auf Realisierung in der 'parole'
Belegfeinde, bitte wegschauen: https://books.google.de/books?id=KSCkBgAAQBAJ&pg=PA82&lpg=PA82&dq=%22mit+den+Leuten+zurecht%22&source=bl&ots=SZ_58E-tRh&sig=xnbpe_6NITu3Qq0gUFUnK_vM11E&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiopNjhgpzdAhVRIlAKHapyAPUQ6AEwA3oECAcQAQ#v=onepage&q=%22mit%20den%20Leuten%20zurecht%22&f=false
https://books.google.de/books?id=pu6ACgAAQBAJ&pg=PA124&lpg=PA124&dq=%22mit+den+Leuten+zurecht%22&source=bl&ots=_h9qCQjxyI&sig=62Oe-p_y5HqC7neGjARhRMn_IiM&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiopNjhgpzdAhVRIlAKHapyAPUQ6AEwB3oECAYQAQ#v=onepage&q=%22mit%20den%20Leuten%20zurecht%22&f=false
https://books.google.de/books?id=X5NoAAAAcAAJ&pg=RA2-PA19&lpg=RA2-PA19&dq=%22mit+den+Leuten+zurecht%22&source=bl&ots=95kHVo_PJS&sig=f9HL80VQxazPFwJn8AIHbCR3lLE&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiopNjhgpzdAhVRIlAKHapyAPUQ6AEwCXoECAIQAQ#v=onepage&q=%22mit%20den%20Leuten%20zurecht%22&f=false
Ja, danke. Ich war etwas ungenau und hatte eigentlich mehr den Satz mit den
'drei Leuten' im Sinn, aber auch sonst: Deine Fundstellen liefern einen
Kontext, der in Deinen ursprünglich genannten Sätzen fehlt. Das mit dem
'den Leuten' ist insofern unvollständig, weil das anaphorische 'den' in
der Luft hängt; das ist in den verlinkten Textstellen nicht der Fall, bzw.
bei dem mittleren Link ist der Bezug abgeschnitten, es ist aber
offensichtlich, dass hier ein Gedanke weitergeführt wird. Es mag zum Teil
eine Geschmacksfrage sein, ob 'er kommt mit den' oder 'er kommt mit seinen
Leuten zurecht' sich besser als (weitgehend) kontextneutralisiertes Beispiel
eignen würde. Solchen frei stehenden Beispielen haftet immer so etwas wie
Prototypik an, mit entsprechenden Verfremdungseffekten. Mir ging's im
Übrigen um Deine mir recht gewagt erscheinende Einschätzung, dass 'Leute'
bzw. 'die Leute' weniger umgangssprachlich sei als 'drei Leute'. Ich hatte
darauf aufmerksam machen wollen, dass es neben 'die Leute' auch noch
'seine Leute', 'seine drei Leute', 'die drei Leute' und eben das blanke
'Leute' und wahrscheinlich noch einiges mehr gibt (hier alles mal im Nominativ
aufgezählt), über deren unterschiedlichen Grad an Umgangssprachlichkeit ich
mir kein Urteil zutrauen würde, schon gar nicht ohne einen eigentlich
mitzudenkenden bzw. notwendigerweise hinzuzukonstruierenden Kontext. Hingegen
würde ich bei 'er mit seinen paar Männekes' ohne viel Federlesens auf
'umgangssprachlich' plädieren.
Post by U***@web.de
Post by Ralf Joerres
haben (um mal an einen vormals
sehr gängigen Begriff zu erinnern), steht dahin.
Ich hörte: "Er kann gut mit den Leuten."
Gibt's auch.

Gruß Ralf Joerres
U***@web.de
2018-09-02 13:31:15 UTC
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Post by Ralf Joerres
Post by U***@web.de
Post by Ralf Joerres
Post by U***@web.de
Post by Martin Udelhoven
Post by Bertel Lund Hansen
Post by Stefan Ram
"Drei Personen wurden verletzt"
sondern
"Drei Menschen wurden verletzt"
Eigentlich ist das normale Wort "Leute".
Für mich ist "Leute" nicht zählbar. Es das nicht so?
Drei Leute wurden verletzt.
Leute ist zählbar, vorausgesetzt, es sind wenigstens zwei. Und bitte
ganzzahlig.
Das Wort an sich mag eine Spur von Umgangssprache haben, aber es deswegen
unbedingt vermeiden zu wollen, erschiene mir als gestelzt.
Die gezählte Verwendung ist viel umgangssprachlicher
als das Wort selbst.
Er kommt mit den Leuten zurecht.
Er kommt mit drei Leuten zurecht.
Das sind immer so aus dem Ärmel gezauberte Ad-hoc-Behauptungen, die zur Not
belegbar sind, deren Aussagewert aber in Frage stehen dürfte. Ich würde mal
vermuten, dass Sätze wie 'er kommt mit seinen Leuten zurecht' / 'er kommt
mit Leuten (nicht) zurecht' näher liegen als die zitierten Beispiele, die
einen Touch von 'Reagenzglasdeutsch' haben - man kann sie sagen,
grammatisch ist anscheinend nichts einzuwenden, ob sie tatsächlich eine
gute Chance auf Realisierung in der 'parole'
Belegfeinde, bitte wegschauen: https://books.google.de/books?id=KSCkBgAAQBAJ&pg=PA82&lpg=PA82&dq=%22mit+den+Leuten+zurecht%22&source=bl&ots=SZ_58E-tRh&sig=xnbpe_6NITu3Qq0gUFUnK_vM11E&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiopNjhgpzdAhVRIlAKHapyAPUQ6AEwA3oECAcQAQ#v=onepage&q=%22mit%20den%20Leuten%20zurecht%22&f=false
https://books.google.de/books?id=pu6ACgAAQBAJ&pg=PA124&lpg=PA124&dq=%22mit+den+Leuten+zurecht%22&source=bl&ots=_h9qCQjxyI&sig=62Oe-p_y5HqC7neGjARhRMn_IiM&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiopNjhgpzdAhVRIlAKHapyAPUQ6AEwB3oECAYQAQ#v=onepage&q=%22mit%20den%20Leuten%20zurecht%22&f=false
https://books.google.de/books?id=X5NoAAAAcAAJ&pg=RA2-PA19&lpg=RA2-PA19&dq=%22mit+den+Leuten+zurecht%22&source=bl&ots=95kHVo_PJS&sig=f9HL80VQxazPFwJn8AIHbCR3lLE&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiopNjhgpzdAhVRIlAKHapyAPUQ6AEwCXoECAIQAQ#v=onepage&q=%22mit%20den%20Leuten%20zurecht%22&f=false
Ja, danke. Ich war etwas ungenau und hatte eigentlich mehr den Satz mit den
'drei Leuten' im Sinn
Ach so. Hätte auch ein Sternchen davorsetzen
können. Im Erklärungstext führte ich ja aus, daß
ich derlei für fragwürdiger halte.

Gruß, ULF
Stefan Ram
2018-08-30 15:04:03 UTC
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Post by Martin Udelhoven
Leute ist zählbar, vorausgesetzt, es sind wenigstens zwei. Und bitte
ganzzahlig.
Das Wort an sich mag eine Spur von Umgangssprache haben, aber es deswegen
unbedingt vermeiden zu wollen, erschiene mir als gestelzt.
Aus dem Eintrag zu "stützen" im Duden-Stilwörterbuch:

|zwei Leute stützten den Verletzten

. Eintrag zu "weniger":

|ich muß nicht weniger als zehn Leute verpflegen

. Selbsteinschätzung jenes Buches:

|Rund 100.000 Satzbeispiele zeigen die inhaltlich sinnvollen
|und grammatisch richtigen Wortverknüpfungen

. Falls ein Gebrauch ein besonderes Stilniveau hat wird
in einem Stilwörterbuch in der Regel darauf hingewiesen.
Bei den obigen Beispielen fand ich keinen solchen Hinweis.
Bertel Lund Hansen
2018-08-30 19:37:04 UTC
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Post by Stefan Ram
|zwei Leute stützten den Verletzten
Ist das eine (relativ) neue Anwendung, oder ist es 'immer' so
gewesen? Mein Einwand hat vermutenlich damit zu tun, dass die
dänische Übersetzung von "Leute" "folk" ist, und dieses Wort ist
unzählbar.

Ich muss mir merken, wie es mit "Leute" ist.
--
/Bertel - aus Dänemark
Christina Kunze
2018-08-30 20:54:24 UTC
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Post by Bertel Lund Hansen
Post by Stefan Ram
|zwei Leute stützten den Verletzten
Ist das eine (relativ) neue Anwendung, oder ist es 'immer' so
gewesen? Mein Einwand hat vermutenlich damit zu tun, dass die
dänische Übersetzung von "Leute" "folk" ist, und dieses Wort ist
unzählbar.
Ich muss mir merken, wie es mit "Leute" ist.
Mir ist sie nicht neu, aber sie ist für viele geschriebene Texte zu
umgangssprachlich.

chr
Jakob Achterndiek
2018-08-30 22:13:50 UTC
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Post by Christina Kunze
Post by Bertel Lund Hansen
Post by Stefan Ram
|zwei Leute stützten den Verletzten
Ist das eine (relativ) neue Anwendung, oder ist es 'immer' so
gewesen? Mein Einwand hat vermutenlich damit zu tun, dass die
dänische Übersetzung von "Leute" "folk" ist, und dieses Wort ist
unzählbar.
[..]
Mir ist sie nicht neu, aber sie ist für viele geschriebene Texte zu
umgangssprachlich.
Für "zwei Leute" gibt es ausreichend viele hochsprachliche
Belegstellen in der digibib Deutsche Literatur durch mehrere
Jahrhunderte.
--
j/\a
Stefan Ram
2018-09-04 20:07:36 UTC
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Post by Stefan Ram
Eigentlich ist das normale Wort "Leute".
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