Ralf Joerres
2018-04-07 10:35:23 UTC
Zu meiner Überraschung nennt der Duden als einzig echte Imperativformen
lediglich die Imperative zur 2. Person Singular: Komm her! Schon die
Pluralformen wie 'Kommt rein!' seien normale Präsensformen und nicht
mal konjunktivisch, dasselbe gelte für die Höflichkeits-Aufforderung
mit 'Sie' (Kommen Sie!) und den Quasi-Imperativ mit 'wir' (gehen wir!).
Keine Ahnung, woher der Duden das immer wissen will, hat sicher
sprachhistorische Gründe. Es könnten ja zumindest auch Konjunktive sein,
denn die unterscheiden sich im Präsens vom Indikativ nur in der 3. Person,
und das mit dem Erzen (Trete er doch näher, guter Mann!) ist lange vorbei,
heute Siezen wir im Plural.
Also Indikative. Außer allerdings bei 'sein': Da werde bei 'Sie' und bei
'wir' der Konjunktiv genommen.
Aber wohl nicht immer. Man sagt durchaus: Sind Sie so nett und schließen
nach dem Rausgehen die Tür! Oder: Jetzt sind Sie mal bitte still! Da wäre
also auch bei 'sein' - regional oder veraltend? - mit 'Sie' der Indikativ
möglich.
Für mich war sehr überraschend, dass ein feiner Unterschied gemacht wird
zwischen den Du-Imperativen als einzig echten Imperativen mit einer
speziellen Verbform und den anderen Pseudo-Imperativen, die einfache
Präsensformen darstellen sollen und bei denen, außer beim 'ihr', das
Personlapronomen obligatorisch ist (macht (ihr) bitte die Fenster zu;
machen Sie bitte die Fenster zu; machen wir besser die Fenster zu).
An einer Stelle erwähnt der Duden, dass auch die letztgenannten
Pluralformen der "Satzart Imperative" zugeordnet werden. Ich empfinde
sie tatsächlich als vollwertige Imperative. Für den Duden wären also zu
unterscheiden: die Verbform Imperativ (nur 2. Person Sing.), die Satzart
Imperativsatz (mit auch den drei formal pluralischen Möglichkeiten), und
eine Satzart 'Aufforderungssatz' mit vielen weiteren syntaktisch
möglichen Bauweisen.
Die zweite Überraschung war für mich, dass die bei 'sein' normalen
Konjunktive 1 im Plural (seien wir mal nicht so streng mit uns, seien
Sie bitte pünktlich, aber: ?seiet immer hilfsbereit) die Abweichung
für die Bildung einer imperativischen Aufforderung im Plural darstellen
sollen und dass Aufforderungen mit Indikativ da eigentlich 'regulär' im
Sinne von 'bei allen anderen Verben so üblich' sind.
Werden solche Sätze wie 'jetzt sind Sie mal vernünftig und gehen besser
zum Arzt' tatsächlich oft benutzt? Überall in Deutschland? Egal wie alt?
Gruß Ralf Joerres
lediglich die Imperative zur 2. Person Singular: Komm her! Schon die
Pluralformen wie 'Kommt rein!' seien normale Präsensformen und nicht
mal konjunktivisch, dasselbe gelte für die Höflichkeits-Aufforderung
mit 'Sie' (Kommen Sie!) und den Quasi-Imperativ mit 'wir' (gehen wir!).
Keine Ahnung, woher der Duden das immer wissen will, hat sicher
sprachhistorische Gründe. Es könnten ja zumindest auch Konjunktive sein,
denn die unterscheiden sich im Präsens vom Indikativ nur in der 3. Person,
und das mit dem Erzen (Trete er doch näher, guter Mann!) ist lange vorbei,
heute Siezen wir im Plural.
Also Indikative. Außer allerdings bei 'sein': Da werde bei 'Sie' und bei
'wir' der Konjunktiv genommen.
Aber wohl nicht immer. Man sagt durchaus: Sind Sie so nett und schließen
nach dem Rausgehen die Tür! Oder: Jetzt sind Sie mal bitte still! Da wäre
also auch bei 'sein' - regional oder veraltend? - mit 'Sie' der Indikativ
möglich.
Für mich war sehr überraschend, dass ein feiner Unterschied gemacht wird
zwischen den Du-Imperativen als einzig echten Imperativen mit einer
speziellen Verbform und den anderen Pseudo-Imperativen, die einfache
Präsensformen darstellen sollen und bei denen, außer beim 'ihr', das
Personlapronomen obligatorisch ist (macht (ihr) bitte die Fenster zu;
machen Sie bitte die Fenster zu; machen wir besser die Fenster zu).
An einer Stelle erwähnt der Duden, dass auch die letztgenannten
Pluralformen der "Satzart Imperative" zugeordnet werden. Ich empfinde
sie tatsächlich als vollwertige Imperative. Für den Duden wären also zu
unterscheiden: die Verbform Imperativ (nur 2. Person Sing.), die Satzart
Imperativsatz (mit auch den drei formal pluralischen Möglichkeiten), und
eine Satzart 'Aufforderungssatz' mit vielen weiteren syntaktisch
möglichen Bauweisen.
Die zweite Überraschung war für mich, dass die bei 'sein' normalen
Konjunktive 1 im Plural (seien wir mal nicht so streng mit uns, seien
Sie bitte pünktlich, aber: ?seiet immer hilfsbereit) die Abweichung
für die Bildung einer imperativischen Aufforderung im Plural darstellen
sollen und dass Aufforderungen mit Indikativ da eigentlich 'regulär' im
Sinne von 'bei allen anderen Verben so üblich' sind.
Werden solche Sätze wie 'jetzt sind Sie mal vernünftig und gehen besser
zum Arzt' tatsächlich oft benutzt? Überall in Deutschland? Egal wie alt?
Gruß Ralf Joerres