Setzen wir hier einmal voraus, dass es sinnvoll ist, sogenannte Supertasks zu betrachten. (Hinweis: Die Mengenlehre setzt derartige "Supertasks" nicht voraus. Vielmehr erlaubt erst die ML sich auf einer rationalen Basis mit derartigen Supertasks zu beschäftigen.)
Post by GanzhinterseherDie Behauptung, dass ℕ aus der unendlichen Mengenvereinigung
{1} ∪ {2} ∪ {3} ∪ ... = ℕ resultiert, führt zu folgender Konsequenz
Das tut sie natürlich keineswegs. Jedenfalls ist das ein Thema der Philosophie und nicht unumstritten. Siehe: https://en.wikipedia.org/wiki/Supertask
Aber nehmen wir "for the sake of the argument" einmal an, dass es so wäre, wie Du sagst. Was würde also daraus "folgen"?
Post by GanzhinterseherGeben wir die Zahl 1 in ein Reservoir, sodann die Zahl 2, sodann die Zahl 3 und fahren unbegrenzt so fort, indem wir z. B. die Geisterstunde nutzend um 0:00 Uhr beginnen, um 0:30 Uhr den zweiten Schritt ausführen, um 0:45 Uhr den
dritten usw., dann enthält das Reservoir nach unendlich vielen Schritten, Schlag 1:00 Uhr, den Grenzwert der Mengenfolge, die Menge aller natürlichen Zahlen.
Aber diese Behauptung hat auch eine andere Konsequenz: Geben wir um 0:00 Uhr die Zahlen 1 bis 10 in das Reservoir und entnehmen sogleich wieder die Zahl 1, um 0:30 Uhr geben wir die Zahlen 11 bis 20 in das Reservoir und entnehmen sogleich wieder die Zahl 2, um 0:45 Uhr geben wir die Zahlen 21 bis 30 in das Reservoir und entnehmen sogleich wieder die Zahl 3 usw., dann enthält das Reservoir nach unendlich vielen Schritten um 1:00 Uhr nichts, denn von jeder natürlichen Zahl kann der Zeitpunkt angegeben werden, zu dem sie wieder entnommen wurde.
Das Beispiel lässt sich sehr vereinfachen. (Auch wenn Dir das nicht gefallen wird, weil damit der ANSCHEIN verschwindet, es hier mit einem "Paradoxon" zu tun zu haben.)
Wir starten in beiden Fällen mit einem Reservoir, das schon alle natürlichen Zahlen enthält. :-)
Fall 1: Wir tun bei jedem Schritt genau GAR NICHTS. Ergebnis: "...dann enthält das Reservoir nach unendlich vielen Schritten, Schlag 1:00 Uhr [weiterhin] alle natürlichen Zahlen."
Fall 2: "um 00:00 entnehmen wir ... die Zahl 1, um 0:30 Uhr ... entnehmen [wir] die Zahl 2, um 0:45 Uhr ... entnehmen [wir] die Zahl 3 usw., dann enthält das Reservoir nach unendlich vielen Schritten um 1:00 Uhr nichts, denn von jeder natürlichen Zahl kann der Zeitpunkt angegeben werden, zu dem sie [...]" entnommen wurde."
So ist es. Jedenfalls kann man den "Supertask" mathematisch so beschreiben, dass dies der "zu erwartende" Ausgang des "Supertasks" ist (es sind dazu allerdings noch ein paar Zusatzannahmen erforderlich, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte).
Wo siehst Du hier ein Problem?
Post by GanzhinterseherDie letztere Überlegung ist offensichtlich falsch
Huh?! "Offensichtlich?"
Sie kann nicht "offensichtlich falsch" sein, wenn sie allem Anschein nach richtig ist, Mückenheim. :-)
Ne, da ist nix.
Post by GanzhinterseherUnd was noch deutlicher den Fehler aufzeigt,
Oha, NOCH deutlicher als GAR NICHT. Jetzt bin ich aber gespannt!
Post by Ganzhinterseherist dies: Würden wir statt der Zahlen 1, 2, 3, ... die Zahlen 10, 20, 30, ...
entnehmen, so enthielte das Reservoir um 1:00 Uhr [weiterhin] unendlich viele
Zahlen, nämlich alle nicht durch 10 teilbaren natürlichen Zahlen.
Äh, in der Tat...
Das ist offensichtlich RICHTIG!
"Entnommen" hat man am Ende IN DIESEM FALL also die Zahlen
10, 20, 30, ...
und weiterhin enthalten sind am Ende IN DIESEM FALL die Zahlen:
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11, 12, 13, ...
Was ist daran nun ungewöhnlich?
Im Fall 2 haben wir IM GEGENSATZ DAZU ja ALLE Zahlen (nacheinander) entnommen. Dann bleibt NATÜRLICH am Ende auch keine mehr übrig. Findest Du das verwunderlich? :-)
Post by GanzhinterseherDas Ergebnis eines Prozesses darf aber nicht von Bezeichnungswillkür abhängen.
Schwafel nicht so einen Unsinn daher, Mückenheim. Es ist ein "sachlicher" Unterschied, ob ich Dir 10 Kugeln vorlege und du NACHEINANDER eine nach der anderen wegnimmst (so dass am Ende KEINE mehr übrig bleibt), oder ob Du lediglich die zehnte Kugel wegnimmst. Mit "Bezeichnungswillkür" hat das nichts zu tun. *stöhn*
Wir fassen zusammen: Dein Beispiel hat NICHTS GEZEIGT, was in irgend einer Weise geeignet wäre, die "Mengenlehre" in Frage zu stellen. :-)
Das wirft natürlich auch ein schräges Licht auf Zeilbergers Äußerung: "[...] the bottom of page 112 and the top of page 113 [...] prove, once and for all, that (at least) the actual infinity is pure nonsense."
*lol*