Discussion:
Namen von Bauwerken
(zu alt für eine Antwort)
Stefan Ram
2021-07-15 18:44:37 UTC
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Der Berliner gibt seinen Bauwerken liebevoll individuelle
Namen, einige sind populär, andere eher etwas obskur,
einige Bauwerke noch existent, andere schon vergangen.

Die folgende Liste wurde von mir zusammengestellt.
Da ich im Westen Berlins groß wurde, ist sie westlastig:

Bierpinsel
Käseglocke
Lichtburg
Mäusebunker
Pallasseum
Schwerbelastungskörper
Sozialpalast (= Pallasseum)

Weniger originell sind die Bildungen mit "Haus",
"Mühle", "Schloß" und so weiter:

Amerika-Haus
Aschinger-Haus
Bikini-Haus
Haus der Nationen
Haus Hardenberg
Holländische Mühle
Huthmacher-Haus
Iduna-Haus
Leineweber-Haus
Schimmelpfeng-Haus
Schloß Charlottenburg
Telefunken-Haus
Telefunken-Hochhaus (≠ Telefunken-Haus)

. Die Namen mit "Haus" stammen oft von den (ehemaligen)
Hauptnutzern eines Hauses oder von (ehemals) an einem Haus
angebrachten Beschriftungen.
Thomas Schade
2021-07-15 18:49:35 UTC
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Post by Stefan Ram
Der Berliner gibt seinen Bauwerken liebevoll individuelle
Namen, einige sind populär, andere eher etwas obskur,
einige Bauwerke noch existent, andere schon vergangen.
Die folgende Liste wurde von mir zusammengestellt.
Bierpinsel
Käseglocke
Lichtburg
Mäusebunker
Pallasseum
Schwerbelastungskörper
Sozialpalast (= Pallasseum)
Abgesehen davon, dass mir da die 'schwangere Auster' fehlt, was genau
ist dein Begehr mit diesem deinem Beitrag?


Ciao
Toscha
--
The old fortune teller lies dead on the floor
Nobody needs fortunes told anymore
[The Kinks: Death of a Clown]
Detlef Meißner
2021-07-15 19:01:01 UTC
Permalink
Post by Thomas Schade
Post by Stefan Ram
Der Berliner gibt seinen Bauwerken liebevoll individuelle
Namen, einige sind populär, andere eher etwas obskur,
einige Bauwerke noch existent, andere schon vergangen.
Die folgende Liste wurde von mir zusammengestellt.
Bierpinsel
Käseglocke
Lichtburg
Mäusebunker
Pallasseum
Schwerbelastungskörper
Sozialpalast (= Pallasseum)
Abgesehen davon, dass mir da die 'schwangere Auster' fehlt,
Nicht nur die!
Post by Thomas Schade
was genau
ist dein Begehr mit diesem deinem Beitrag?
Eine Begutachtung seiner Liste.

Aber da gibt es bestimmt was Besseres im Netz.

Detlef
H.-P. Schulz
2021-07-15 19:37:51 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Der Berliner gibt seinen Bauwerken liebevoll individuelle
Namen,
Quatsch, allet BZ- bzw. Mottenpost-Masche!
"Berliner Schnauze" is halt 'ne Marke, wat for 'n Fremnvakea.

Auch die "Schwangere Auster" ist nicht spontan aus dem Volk gebildet.
Der "Telespargel" erst recht nicht. (Aber ein Ostberliner Gewährsmann
- seinerzeit, als das Teil noch recht neu war -, gab "St. Walter" zu
Protokoll; und zwar, weil bei Sonnenwetter, bei tiefstehender Sonne,
auf der Kugel je eine Reflexlinie in horizontaler und in vertikaler
Richtung verlief ---, was ein Kreuz ergibt. Der Ostberliner nannte ihn
auch angeblich gern "Protzkeule" oder "Geltungsstachel".)
Post by Stefan Ram
einige sind populär, andere eher etwas obskur,
einige Bauwerke noch existent, andere schon vergangen.
Die folgende Liste wurde von mir zusammengestellt.
Bierpinsel
Ich glaube, so alt das Ding ist, so lang wird auch schon sein Abriss
geplant ...
Ist aber sowieso 'ne doofe Ecke da, Schildhorn Ecke Schloss, mit der
Überstraße zur WT.
Post by Stefan Ram
Käseglocke
Lankwitz ... zwanzig Jahre da gewohnt. "Folke-Bernadotte Haus (oder
Heim?)"
Post by Stefan Ram
Lichtburg
... von er Käseglocke hundert Meter die Leonorenstraße rauf, war ein
Kino (60er, 70er); oder ist eine andere Lichtburg gemeint?
Post by Stefan Ram
Mäusebunker
Die Tierversuchsanstalt ... am Teltowkanal irgendwo? Gehört(e) das
nicht zum Klinikum?
Detlef Meißner
2021-07-15 19:50:10 UTC
Permalink
Post by H.-P. Schulz
Post by Stefan Ram
Der Berliner gibt seinen Bauwerken liebevoll individuelle
Namen,
Quatsch, allet BZ- bzw. Mottenpost-Masche!
"Berliner Schnauze" is halt 'ne Marke, wat for 'n Fremnvakea.
Auch die "Schwangere Auster" ist nicht spontan aus dem Volk gebildet.
Der "Telespargel" erst recht nicht. (Aber ein Ostberliner Gewährsmann
- seinerzeit, als das Teil noch recht neu war -, gab "St. Walter" zu
Protokoll; und zwar, weil bei Sonnenwetter, bei tiefstehender Sonne,
auf der Kugel je eine Reflexlinie in horizontaler und in vertikaler
Richtung verlief ---, was ein Kreuz ergibt. Der Ostberliner nannte ihn
auch angeblich gern "Protzkeule" oder "Geltungsstachel".)
Hieß das nicht "Rache des Papstes" oder so?

Detlef
wolfgang sch
2021-07-15 19:48:48 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Bierpinsel
Käseglocke
Lichtburg
Mäusebunker
Pallasseum
Schwerbelastungskörper
Sozialpalast (= Pallasseum)
Kenne ich alle nicht.
Sind wohl alles Neuschöpfungen.
Ohne zu googeln kenn ich zwei, aber die sind nicht neu.

- Der Sozialpalast ist ein mäßig gelungenes Wohngebäude der 70er Jahre
an der Stelle des abgerissenen Sportpalasts, durch Göbbels seine Rede
berüchtigt.

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- Der Bierpinsel ist ebenfals ein 70er-Jahre-Gebäude im Stil des (laut
meiner architektonischen Viertelbildung) Brutalismus kombiniert mit
Popart-Elementen. Darin befanden sich früher 3 Restaurants übereinander.

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Er gehört zu einem architektonischen Ensemble im gleichen Stil,
bestehend aus

Autobahnunterführung

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U-Bahnhof

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und Läden

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Die obigen Bilder sind zum Teil leider historisch, weil vieles im Laufe
der Zeit "verhübscht" wurde und der Zusammenhang und die ursprüngliche
Ästhetik dadurch verloren gingen.
--
Wollt ihr den totalen Lockdown?

http://www.wschwanke.de/ usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Detlef Meißner
2021-07-15 20:08:03 UTC
Permalink
Post by wolfgang sch
Post by Stefan Ram
Bierpinsel
Käseglocke
Lichtburg
Mäusebunker
Pallasseum
Schwerbelastungskörper
Sozialpalast (= Pallasseum)
Kenne ich alle nicht.
Sind wohl alles Neuschöpfungen.
Ohne zu googeln kenn ich zwei, aber die sind nicht neu.
OK, "neu" ist relativ.
Post by wolfgang sch
- Der Sozialpalast ist ein mäßig gelungenes Wohngebäude der 70er Jahre
an der Stelle des abgerissenen Sportpalasts, durch Göbbels seine Rede
berüchtigt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Wohnen-am-Kleistpark-Sozialpallast-Pallaseum-Sozialpalast-Pallasstr-Berlin-Schoeneberg-04-2017.jpg
- Der Bierpinsel ist ebenfals ein 70er-Jahre-Gebäude im Stil des (laut
meiner architektonischen Viertelbildung) Brutalismus kombiniert mit
Popart-Elementen. Darin befanden sich früher 3 Restaurants übereinander.
Ich kenne Berlin nur aus den 50er und 60er Jahren, deshalb sind mir
diese Bezeichnungen nicht geläufig.
Damals (muss 1959 gewesen sein) habe ich in Erdkunde eine Mappe über
Berlin mit allen seinen Sehenswürdigkeiten (vorwiegend West-Berlin)
angefertigt. Hansaviertel und Kongresshalle waren gerade neu gebaut worden.

Detlef
René Marquardt
2021-07-15 22:22:55 UTC
Permalink
Post by wolfgang sch
Die obigen Bilder sind zum Teil leider historisch, weil vieles im Laufe
der Zeit "verhübscht" wurde und der Zusammenhang und die ursprüngliche
Ästhetik dadurch verloren gingen.
Seit sie mir das Café Kranzler versaut haben, kann mir Berlin gestohlen
bleiben.

Nie wieder Berlin!


Hans-R. Biermann
2021-07-16 19:46:10 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by wolfgang sch
Die obigen Bilder sind zum Teil leider historisch, weil vieles im Laufe
der Zeit "verhübscht" wurde und der Zusammenhang und die ursprüngliche
Ästhetik dadurch verloren gingen.
Seit sie mir das Café Kranzler versaut haben, kann mir Berlin gestohlen
bleiben.
Du bist also freiwillig ins Omacafé Kranzler gegangen.
Wußt ick doch, daß bei Dir inner Birne was nich stimmen tut.

Der Kontrollkollege
Peter Veith
2021-07-17 07:08:03 UTC
Permalink
Post by Hans-R. Biermann
Post by René Marquardt
Seit sie mir das Café Kranzler versaut haben, kann mir Berlin gestohlen
bleiben.
Du bist also freiwillig ins Omacafé Kranzler gegangen.
Mit dem Café Kranzler ist es so eine komische Sache: Es war eigentlich
der einzige Ort von Westberlin, der mir zu DDR-Zeiten geläufig war. Ich
sehe vorm geistigen Auge auch so eine Szene mit Damen und großen Hüten,
die dort sitzen.

Gab es einen alten Film aus den 1950ern oder einen Dokumentarfilm über
den dekadeten, sterbenden, wisseschon, in dem diese Szene vorkam und
durch die für mich und ggf. auch René das Café Kranzler zum "Symbol"
Westberlins wurde?

Veith
--
Lieber Reich ins Heim, als heim ins Reich!
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com
Ulf Kutzner
2021-07-17 10:50:38 UTC
Permalink
Post by Peter Veith
Post by Hans-R. Biermann
Post by René Marquardt
Seit sie mir das Café Kranzler versaut haben, kann mir Berlin gestohlen
bleiben.
Du bist also freiwillig ins Omacafé Kranzler gegangen.
Mit dem Café Kranzler ist es so eine komische Sache: Es war eigentlich
der einzige Ort von Westberlin, der mir zu DDR-Zeiten geläufig war.
War ja nur eine Filiale, wobei sich das zu Zeiten der Berliner Teilung
geschäftlich verselbständigt haben dürfte.
Post by Peter Veith
Ich
sehe vorm geistigen Auge auch so eine Szene mit Damen und großen Hüten,
die dort sitzen.
Gab es einen alten Film aus den 1950ern oder einen Dokumentarfilm über
den dekadeten, sterbenden, wisseschon, in dem diese Szene vorkam und
durch die für mich und ggf. auch René das Café Kranzler zum "Symbol"
Westberlins wurde?
Es wurde 2016 wiedereröffnet, nicht ohne Innenumbau.
Hans
2021-07-17 09:56:21 UTC
Permalink
Post by Hans-R. Biermann
Post by René Marquardt
Post by wolfgang sch
Die obigen Bilder sind zum Teil leider historisch, weil vieles im Laufe
der Zeit "verhübscht" wurde und der Zusammenhang und die ursprüngliche
Ästhetik dadurch verloren gingen.
Seit sie mir das Café Kranzler versaut haben, kann mir Berlin gestohlen
bleiben.
Du bist also freiwillig ins Omacafé Kranzler gegangen.
Wußt ick doch, daß bei Dir inner Birne was nich stimmen tut.
Vor Jahren war ich auch mal in diesem "Café Kranzler". Als Wiener, der
die Wiener Kaffeehauskultur schätzt, war ich allerdings enttäuscht. Das
war in meinen Augen eher eine sogenannte "Kaffeekonditorei", aber kein
echtes "[Wiener] Kaffeehaus".
H.-P. Schulz
2021-07-17 10:26:40 UTC
Permalink
Post by Hans
Vor Jahren war ich auch mal in diesem "Café Kranzler". Als Wiener, der
die Wiener Kaffeehauskultur schätzt, war ich allerdings enttäuscht. Das
war in meinen Augen eher eine sogenannte "Kaffeekonditorei", aber kein
echtes "[Wiener] Kaffeehaus".
Diesen (letzteren) Anspruch hatte Kranzler auch nie.
Ulf Kutzner
2021-07-17 10:52:57 UTC
Permalink
Post by H.-P. Schulz
Post by Hans
Vor Jahren war ich auch mal in diesem "Café Kranzler". Als Wiener, der
die Wiener Kaffeehauskultur schätzt, war ich allerdings enttäuscht. Das
war in meinen Augen eher eine sogenannte "Kaffeekonditorei", aber kein
echtes "[Wiener] Kaffeehaus".
Diesen (letzteren) Anspruch hatte Kranzler auch nie.
Was will man von einem Wiener Zuckerbäckergesellen auch erwarten?
Hans
2021-07-17 13:27:18 UTC
Permalink
Post by H.-P. Schulz
Post by Hans
Vor Jahren war ich auch mal in diesem "Café Kranzler". Als Wiener, der
die Wiener Kaffeehauskultur schätzt, war ich allerdings enttäuscht. Das
war in meinen Augen eher eine sogenannte "Kaffeekonditorei", aber kein
echtes "[Wiener] Kaffeehaus".
Diesen (letzteren) Anspruch hatte Kranzler auch nie.
Nannte sich aber trotzdem "Café".
Hans-R. Biermann
2021-07-17 18:36:00 UTC
Permalink
Post by Hans
Post by H.-P. Schulz
Diesen (letzteren) Anspruch hatte Kranzler auch nie.
Nannte sich aber trotzdem "Café".
In Ostberlin gab's das "Café Nord", Kaffee wurde wohl nicht gereicht,
es wurde vor stark gonokokkenhaltiger Luft gewarnt.
Wenige Meter weiter, am S-Bhf. Schönhauser Allee, befand sich das
"Wiener Café", in dem sich das "Völkchen vom Prenzlauer Berg" zum
Genuß alkoholischer Getränke fand, die der Einfachheit halber
flaschenweise appliziert wurden. Bei Interesse Google bemühen - FR
Hans
2021-07-17 19:19:10 UTC
Permalink
Post by Hans-R. Biermann
Post by Hans
Post by H.-P. Schulz
Diesen (letzteren) Anspruch hatte Kranzler auch nie.
Nannte sich aber trotzdem "Café".
In Ostberlin gab's das "Café Nord", Kaffee wurde wohl nicht gereicht,
es wurde vor stark gonokokkenhaltiger Luft gewarnt.
Wenige Meter weiter, am S-Bhf. Schönhauser Allee, befand sich das
"Wiener Café", in dem sich das "Völkchen vom Prenzlauer Berg" zum
Genuß alkoholischer Getränke fand, die der Einfachheit halber
flaschenweise appliziert wurden. Bei Interesse Google bemühen - FR
Naja, "Wiener Café", soll wohl wie "Wiener Kaffeehaus" klingen, und das
ist vermutlich kein geschützter Markenbegriff. Ich als Wiener
Kaffeehausgänger denke da natürlich anders. Für mich ist ein Wiener
Kaffeehaus (natürlich mit der Betonung auf der zweiten Silbe!) so was
wie eines meiner Stammlokale, z.B.

https://de.wikipedia.org/wiki/Café_Prückel

Und, nein, ich mach keine Werbung für dieses Lokal bzw. werde auch nicht
für Werbung bezahlt! :-) Sondern im Kaffeehaus zu sitzen geht nach dem
Motto "Nicht zuhaus und doch nicht in der frischen Luft!" Das galt vor
allem zu Zeiten, als in den Kaffeehäusern noch geraucht werden durfte.
Da ich Nichtmehr-Raucher bin, ist mir das auch egal...

Und der Chef des Café Hawelka, der Herr Leopold Hawelka, war zeit seines
Lebens Nichtraucher, wurde aber trotz täglichen Aufentaltes im damals
noch total verrauchten Lokal, wo man die Luft schneiden konnte, schlappe
100 Jahre alt. R.I.P. Und im Hawelka verkehre ich seit 57 Jahren, als
ich damals im Jahr 1964 zum Studium nach Wien kam.

https://hawelka.at/

Und die Wuchteln/Bucheln zu Mitternacht, frisch gemacht von der Chefin
Josefine Hawelka (wurde "nur" 92 oder so Jahre alt) waren und sind eine
unvergeßliche Wucht.


https://de.wikipedia.org/wiki/Buchteln
Hans-R. Biermann
2021-07-18 17:26:43 UTC
Permalink
Post by Hans
Post by Hans-R. Biermann
Wenige Meter weiter, am S-Bhf. Schönhauser Allee, befand sich das
"Wiener Café", in dem sich das "Völkchen vom Prenzlauer Berg" zum
Genuß alkoholischer Getränke fand, die der Einfachheit halber
flaschenweise appliziert wurden. Bei Interesse Google bemühen.
Naja, "Wiener Café", soll wohl wie "Wiener Kaffeehaus" klingen, und das
ist vermutlich kein geschützter Markenbegriff.
Nun, dieser Laden ist auch in die Literatur eingegangen, beispielsweise
in Thorsten Becker, Die Bürgschaft (zur Lektüre empfohlen). Dort trafen
Journalisten von SPIEGEL, STERN und ähnlich dubiosen Bättern auf
Ostberliner Gestalten, die sie für "die Opposition" hielten, was die Stasi
ebenfalls tat und das "Völkchen" mit Informanten durchsetzte - der
bekannteste ist Alexander "Sascha" "Arschloch" Anderson, der zur Zeit
als Schwiegersohn von Martin Walser auftritt.
Post by Hans
Ich als Wiener Kaffeehausgänger denke da natürlich anders.
Ich trinke zwar keinen Kaffee, bin aber durch Lektüre von Friedr.
Torberg (FT) mit Geschichten, in denen derlei Kaffeehäuser eine
Rolle spielen, wohl versehen.

Übrigens führen Österreicher derzeit ein "Gasthaus Alt Wien" im Bezirk
Prenzlauer Berg, Karte kann online eingesehen werden.
Post by Hans
Und die Wuchteln/Bucheln zu Mitternacht, frisch gemacht von der Chefin
Josefine Hawelka (wurde "nur" 92 oder so Jahre alt) waren und sind eine
unvergeßliche Wucht.
Die heißen hierlandes Hefeklöße und werden mit kleistriger Mehlsoße,
in der Backobst schwimmt, serviert, begeistern mich aber nicht - FR
Markus Ermert
2021-08-04 20:22:31 UTC
Permalink
Post by Hans
Post by H.-P. Schulz
Post by Hans
Vor Jahren war ich auch mal in diesem "Café Kranzler". Als Wiener, der
die Wiener Kaffeehauskultur schätzt, war ich allerdings enttäuscht. Das
war in meinen Augen eher eine sogenannte "Kaffeekonditorei", aber kein
echtes "[Wiener] Kaffeehaus".
Diesen (letzteren) Anspruch hatte Kranzler auch nie.
Nannte sich aber trotzdem "Café".
Warum sollte das auf Wiener Kaffeehauskultur hindeuten? Schätzungsweise
zwei Millionen Gaststätten weltweit nennen sich Café.
Ulf Kutzner
2021-08-05 06:52:33 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Post by Hans
Post by H.-P. Schulz
Post by Hans
Vor Jahren war ich auch mal in diesem "Café Kranzler". Als Wiener, der
die Wiener Kaffeehauskultur schätzt, war ich allerdings enttäuscht. Das
war in meinen Augen eher eine sogenannte "Kaffeekonditorei", aber kein
echtes "[Wiener] Kaffeehaus".
Diesen (letzteren) Anspruch hatte Kranzler auch nie.
Nannte sich aber trotzdem "Café".
Warum sollte das auf Wiener Kaffeehauskultur hindeuten? Schätzungsweise
zwei Millionen Gaststätten weltweit nennen sich Café.
Nicht alle von denen wurden von Johann Georg Kranzler aus Tautendorf bei Gars
am Kamp oder seinen Landsleuten eröffnet. Jener hatte in Wien das Konditorhandwerk
erlernt.

Kommt gelegentlich vor, daß im Café auch Konditorei betrieben wird.
Man erinnere sich eines Franz Sacher und seiner Nachfolger.

Dann gibt es noch den Begriff Kaffeehaus, deren erstes in Wien
vom Kaffeesieder (eigentlich Handelsmann und Kurier) Owanes Astouatzatur,
verdeutscht: Johannes Theodat, eröffnet wurde.
Ulf Kutzner
2021-08-05 06:54:05 UTC
Permalink
Post by Ulf Kutzner
Post by Markus Ermert
Post by Hans
Post by H.-P. Schulz
Post by Hans
Vor Jahren war ich auch mal in diesem "Café Kranzler". Als Wiener, der
die Wiener Kaffeehauskultur schätzt, war ich allerdings enttäuscht. Das
war in meinen Augen eher eine sogenannte "Kaffeekonditorei", aber kein
echtes "[Wiener] Kaffeehaus".
Diesen (letzteren) Anspruch hatte Kranzler auch nie.
Nannte sich aber trotzdem "Café".
Warum sollte das auf Wiener Kaffeehauskultur hindeuten? Schätzungsweise
zwei Millionen Gaststätten weltweit nennen sich Café.
Nicht alle von denen wurden von Johann Georg Kranzler aus Tautendorf bei Gars
am Kamp oder seinen Landsleuten eröffnet. Jener hatte in Wien das Konditorhandwerk
erlernt.
Kommt gelegentlich vor, daß im Café auch Konditorei betrieben wird.
Man erinnere sich eines Franz Sacher und seiner Nachfolger.
Dann gibt es noch den Begriff Kaffeehaus
Zu schnell geschrieben; Hans hatte den Begriff ja bereits eingeführt
und mit Café weitgehend gleichgesetzt.
René Marquardt
2021-07-17 11:05:13 UTC
Permalink
Post by Hans
Post by Hans-R. Biermann
Post by René Marquardt
Post by wolfgang sch
Die obigen Bilder sind zum Teil leider historisch, weil vieles im Laufe
der Zeit "verhübscht" wurde und der Zusammenhang und die ursprüngliche
Ästhetik dadurch verloren gingen.
Seit sie mir das Café Kranzler versaut haben, kann mir Berlin gestohlen
bleiben.
Du bist also freiwillig ins Omacafé Kranzler gegangen.
Wußt ick doch, daß bei Dir inner Birne was nich stimmen tut.
Vor Jahren war ich auch mal in diesem "Café Kranzler". Als Wiener, der
die Wiener Kaffeehauskultur schätzt, war ich allerdings enttäuscht.
Haettest schon vor Jahrzehnten besuchen muessen, statt vor Jahren.
Post by Hans
war in meinen Augen eher eine sogenannte "Kaffeekonditorei", aber kein
echtes "[Wiener] Kaffeehaus".
Stimmt, aber den Anspruch ein Wiener Kaffeehaus* zu sein, haben sie nie
erhoben.

*Also so mit rein hocken, Zeitung vom Haken neben, und sich drei Stunden
an nem Melange festhalten.
Thomas Schade
2021-07-17 11:19:40 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
*Also so mit rein hocken, Zeitung vom Haken neben, und sich drei Stunden
an nem Melange festhalten.
^^
einer
So viel Korrektheit darf in desd schon sein.


Ciao
Toscha
--
Ich will nicht ins Paradies,
Wenn der Weg dorthin so schwierig ist.
[Die Toten Hosen - Paradies]
Stefan Schmitz
2021-07-17 13:00:29 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
*Also so mit rein hocken, Zeitung vom Haken neben, und sich drei Stunden
an nem Melange festhalten.
     ^^
     einer
So viel Korrektheit darf in desd schon sein.
Warum nicht auch der (Kaffee namens) Melange?
Thomas Schade
2021-07-17 13:14:05 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by René Marquardt
*Also so mit rein hocken, Zeitung vom Haken neben, und sich drei Stunden
an nem Melange festhalten.
     ^^
     einer
So viel Korrektheit darf in desd schon sein.
Warum nicht auch der (Kaffee namens) Melange?
Machen kann man sicher vieles, aber das wirkt auf mich ähnlich schräg
wie 'an 'ner Espresso festhalten' (an einer Tasse Espresso).


Ciao
Toscha
--
Denn die einen sind im Dunkeln / Und die anderen sind im Licht.
Und man sieht nur die im Lichte / Die im Dunkeln sieht man nicht.
[Bertolt Brecht: Dreigroschenoper - Die Moritat von Mackie Messer]
Ulf Kutzner
2021-07-17 15:47:19 UTC
Permalink
Post by Thomas Schade
Post by Stefan Schmitz
Post by Thomas Schade
Post by René Marquardt
*Also so mit rein hocken, Zeitung vom Haken neben, und sich drei Stunden
an nem Melange festhalten.
^^
einer
So viel Korrektheit darf in desd schon sein.
Warum nicht auch der (Kaffee namens) Melange?
Machen kann man sicher vieles, aber das wirkt auf mich ähnlich schräg
wie 'an 'ner Espresso festhalten' (an einer Tasse Espresso).
Solche Konstruktionen à la Stefan können in bestimmten stehenden
Redewendungen akzeptiert und gängig sein, zumindest in einer.
Thomas Schade
2021-07-17 16:05:03 UTC
Permalink
Post by Ulf Kutzner
Post by Thomas Schade
Post by Stefan Schmitz
Warum nicht auch der (Kaffee namens) Melange?
Machen kann man sicher vieles, aber das wirkt auf mich ähnlich schräg
wie 'an 'ner Espresso festhalten' (an einer Tasse Espresso).
Solche Konstruktionen à la Stefan können in bestimmten stehenden
Redewendungen akzeptiert und gängig sein, zumindest in einer.
Freilich. Ich wüsste aber gerade keine, in der 'an einem Melange'
idiomatisch wäre.


Ciao
Toscha
--
The difference between coffee and your opinion?
I asked for coffee.
Hans
2021-07-17 13:28:46 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by René Marquardt
*Also so mit rein hocken, Zeitung vom Haken neben, und sich drei Stunden
an nem Melange festhalten.
      ^^
      einer
So viel Korrektheit darf in desd schon sein.
Warum nicht auch der (Kaffee namens) Melange?
Heißt aber "die" Melange. Bei Joghurt kann man sich trefflich streiten,
ob "der" oder "das"
Stefan Ram
2021-09-11 22:35:15 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Schwerbelastungskörper
Hier in Zehlendorf haben wir eine (ehemalige) /Postwechselstation/.

Sind Postwechsel so etwas wie /Postschecks/, nur daß der Bezogene
nicht unbedingt ein /Geldinstitut/ sein muß?

Adelung klärt uns auf!

|Der Postwechsel
|1) Der Wechsel oder die Abwechselung der Pferde vor einem Postwagen.
|2) Der Ort, wo dieses gewöhnlich geschiehet; die Station.
Detlef Meißner
2021-09-12 07:29:08 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
Schwerbelastungskörper
Hier in Zehlendorf haben wir eine (ehemalige) /Postwechselstation/.
Sind Postwechsel so etwas wie /Postschecks/, nur daß der Bezogene
nicht unbedingt ein /Geldinstitut/ sein muß?
Selbst wenn das so wäre, dann würde man nicht das Wort "Station" verwenden.
Post by Stefan Ram
Adelung klärt uns auf!
Braucht man den dafür?
Post by Stefan Ram
|Der Postwechsel
|1) Der Wechsel oder die Abwechselung der Pferde vor einem Postwagen.
|2) Der Ort, wo dieses gewöhnlich geschiehet; die Station.
Und jetzt noch nach "Poststation" suchen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Poststation

Detlef
Ulf Kutzner
2021-09-12 07:36:52 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Post by Stefan Ram
Hier in Zehlendorf haben wir eine (ehemalige) /Postwechselstation/.
Sind Postwechsel so etwas wie /Postschecks/, nur daß der Bezogene
nicht unbedingt ein /Geldinstitut/ sein muß?
Selbst wenn das so wäre, dann würde man nicht das Wort "Station" verwenden.
Wer weiß das schon so genau, vgl. Packstation (neueren Datums)?
Post by Detlef Meißner
Post by Stefan Ram
Adelung klärt uns auf!
Braucht man den dafür?
Post by Stefan Ram
|Der Postwechsel
|1) Der Wechsel oder die Abwechselung der Pferde vor einem Postwagen.
|2) Der Ort, wo dieses gewöhnlich geschiehet; die Station.
Und jetzt noch nach "Poststation" suchen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Poststation
Seltsamerweise läuft gerade derzeit in bln.* eine von Ram angestoßene
Diskussion über Zehlendorfer Verkehrlichkeiten...
René Marquardt
2021-09-12 16:31:36 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
Schwerbelastungskörper
Hier in Zehlendorf haben wir eine (ehemalige) /Postwechselstation/.
Sind Postwechsel so etwas wie /Postschecks/, nur daß der Bezogene
nicht unbedingt ein /Geldinstitut/ sein muß?
Adelung klärt uns auf!
|Der Postwechsel
|1) Der Wechsel oder die Abwechselung der Pferde vor einem Postwagen.
|2) Der Ort, wo dieses gewöhnlich geschiehet; die Station.
Da brauchst du ein Wortengebuch fuer, um das rauszufinden?
Von Postkutschen und Postbussen hast du noch nicht gehoert?
Ulf Kutzner
2021-09-12 16:44:45 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by Stefan Ram
|Der Postwechsel
|1) Der Wechsel oder die Abwechselung der Pferde vor einem Postwagen.
|2) Der Ort, wo dieses gewöhnlich geschiehet; die Station.
Da brauchst du ein Wortengebuch
Den Ausdruck sollte sich Gatti unbedingt zur weiteren Verwendung einprägen.
Detlef Meißner
2021-09-12 16:56:35 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
Schwerbelastungskörper
Hier in Zehlendorf haben wir eine (ehemalige) /Postwechselstation/.
Sind Postwechsel so etwas wie /Postschecks/, nur daß der Bezogene
nicht unbedingt ein /Geldinstitut/ sein muß?
Adelung klärt uns auf!
|Der Postwechsel
|1) Der Wechsel oder die Abwechselung der Pferde vor einem Postwagen.
|2) Der Ort, wo dieses gewöhnlich geschiehet; die Station.
Da brauchst du ein Wortengebuch fuer, um das rauszufinden?
Von Postkutschen und Postbussen hast du noch nicht gehoert?
Die gelben Postbusse habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Vielleicht
kennt er deshalb keine Postbusse. Und in Österreich scheint er auch noch
nicht gewesen zu sein.
Von 2013 bis 2016 gabs aber Fernreisebusse mit der Bezeichnung Postbus.

Detlef
Stefan Ram
2021-09-17 15:53:41 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
Schwerbelastungskörper
|Der Postwechsel
Wir hatten hier in Zehlendorf sogar eine Niederlage!

(Auflösung folgt)
Stefan Ram
2021-09-22 22:27:14 UTC
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Post by Stefan Ram
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Schwerbelastungskörper
|Der Postwechsel
Wir hatten hier in Zehlendorf sogar eine Niederlage!
(Auflösung folgt)
Eine Niederlage war (um 1900 herum?) ein Ort, an dem eine
Brauerei Bier lagert, abfüllt und/oder verkauft - in diesem
Fall ein Gebäude, eine Art Filiale.

Eine ehemalige Niederlage einer Brauerei in Zehlendorf
wurde in den 80er Jahren besetzt. Das Gebäude wird heute
von einer gGmbH genutzt.

Zufälligerweise finde ich jetzt auch das Wort "Nederlage" in
einer alten Karte von Berlin aus dem 13. Jahrhundert.
Vielleicht für einen kleinen Warenhafen (mit Lager) an der
Spree? (Berlin bestand damals aus zirka 75 Gebäuden um einen
Marktplatz herum und etwas, was ein Hafen und/oder Lager
gewesen sein könnte [soweit ich es der Karte entnehme].)

Hier ein Text von 1307:

|Volumus eciam, ut deposicio mercium, que in vulgari nederlage
|dicitur, aput ipsam civitatem maneat alias nullatenus transferenda.

Vielleicht gibt es auch eine Verwandtschaft mit dem
Wort "Niederlassung"?

Vielleicht einen inhaltlichen Bezug zu "Lagerbier"?

Das Web sagt noch:

|Niederlage "Warenlager", zufrühst in der Bed. der
|Stapelpflicht (alle durch einen Stapelort durchgeführten
|Waren mußten dort einige Zeit zum Verkauf niedergelegt
|werden), schon im 13. Jhdt.
Manfred Hoß
2021-09-23 05:28:46 UTC
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KÖNIGIN INGRID IST TOT! LANG LEBE KÖNIG STEFAN!
Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
Wir hatten hier in Zehlendorf sogar eine Niederlage!
(Auflösung folgt)
Eine Niederlage war (um 1900 herum?) ein Ort, an dem eine
Brauerei Bier lagert, abfüllt und/oder verkauft - in diesem
Fall ein Gebäude, eine Art Filiale.
[...]
Post by Stefan Ram
|Niederlage "Warenlager", zufrühst in der Bed. der
|Stapelpflicht (alle durch einen Stapelort durchgeführten
|Waren mußten dort einige Zeit zum Verkauf niedergelegt
|werden), schon im 13. Jhdt.
Das "Deutsche Wörterbuch" von Hermann Paul weiß noch mehr:

"*Niederlage* mhd. /niderlage/, eigtl. >das Niederlegen<. Die Bed. hat sich
nach verschiedenen Seiten hin entwickelt: Kaufmannsspr. *1* allg. >Ort, wo
Waren zur Aufbewahrung niedergelegt werden< (13.Jh.; W/H), weiter dann >Fi-
liale<; *2* >vorübergehendes Sichniederlassen< und >Ort, wo man sich
vorübergehend niederläßt, einkehrt<: /dessentwegen er seinem lüderlichen/
/Vetter die N. bei sich erlaubt/ Le., /der Ort ist eine N. von schlechtem/
/Gesindel/ Freytag, noch landsch. /er hat da seine N./; *3* >das Zuliegen-
kommen infolge einer Krankheit< in der älteren Sprache noch bei Freytag;
*4* >das Besiegtwerden im Kampf< (1456; DWb), heute die allg. und sich
vordrängende Bed."

In deinem Satzbeispiel könnte "Niederlage" auch die unter 2 genannte
Bedeutung haben.

Gruß
Manfred.
Stefan Ram
2021-09-23 22:36:54 UTC
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Post by Stefan Ram
Zufälligerweise finde ich jetzt auch das Wort "Nederlage" in
einer alten Karte von Berlin aus dem 13. Jahrhundert.
FWIW: Jene alte Karte hat auch einen Namen: "Klödenplan".

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