Tino Mitglied
2019-11-08 22:40:01 UTC
Ein neuer Hype macht sich unter Deutschlands politischen Sittenwächtern
breit: Der des „Übertragungs-Tabus“ oder „Kontakt-Pfuis“. Weil irgendein
völlig unpolitisches Phänomen auch schon früher oder heute von Nazis
verwendet wurde, wird es selbst zum No-Go. Aktuell trifft der neue
Rigorismus das Buchstabier-Alphabet der deutschen Sprache – und das
einen oder anderen Emoji: Beides ist voll Nazi.
„In Deutschland wird noch immer nationalsozialistisch buchstabiert“,
titelte vorgestern die „Süddeutsche Zeitung„, und thematisierte den
neuesten Sprach-„Skandal“, dass einige der im deutschen
Buchstabier-Alphabet verwendeten Begriffe doch tatsächlich 1934, also
während der NS-Herrschaft, eingeführt wurden. Die gängigen Abkürzungen –
„B wie Bertram, C wie Caesar“ usw. – waren in vordigitalen Zeiten als
„Regeln für das Phonodiktat“ unerlässlich, wenn es um zuverlässige
buchstabenweise Inhaltsübermittlung vor allem am Telefon ging.
Nun wurde – natürlich als Teil der verbrecherischen Vernichtung zuerst
der jüdischen Traditionen und dann der Juden selbst in Deutschland –
unter den Nazis tatsächlich auch das Buchstabenalphabet „arisiert“,
heißt: jüdische Vornamen verschwanden und wurden durch deutsche Vornamen
ersetzt. „Vor Hitlers Machtergreifung hatte es hier noch geheißen: Dwie
David, S wie Samuel, Z wie Zacharias und N wie Nathan“, schreibt die
„Süddeutsche“. Und: „Das ging den Nazis jedoch gegen ihre
völkisch-rassische Ideologie.“ Bloß: Dies ist drei Generationen her, die
durch das damalige Unrechtsregime gewaltsam durchgesetzten
Ersatzbegriffe sind längst Allgemeingut geworden und haben sich im
Sprachgebrauch von über 85 Jahren etabliert. Empört schreibt das
Münchner Blatt, dass sogar in Sendungen wie dem „Glückrad“ tatsächlich
„S wie Siegfried“ buchstabiert wurde. Siegfried ist bekanntlich sowieso
voll Nazi.
Es ist eine Unsitte unserer Zeit, die sich auch in Straßen-, Schul- und
Kasernenumbenennungen immer wieder äußert, die gesamte Zeitläufte der
Geschichte unter Aspekten der Political Correctness zu beleuchten und
handelnde Personen oder getroffene Entscheidungen nicht mehr aus ihren
Zeitumständen heraus zu verstehen, sondern sie stur im Lichte heutiger
Einsichten und Wertvorstellungen zu beurteilen. Diesem rigiden
moralischen Monitoring hält nichts und niemand stand; selbst Goethe
fliegt in manchen Ländern aus dem Schulkanon wegen seiner „sexistischen“
Weltsicht.
Am besten gleich Deutsch als „Nazi-Sprache“ verbieten
Bei den Buchstaben soll es hingegen jetzt die Neufassung der
Buchstabiernorm DIN 5009 richten: Diese will weitgehend die damals
verbannten jüdischen Abkürzungen wieder einführen, was prompt den
Zuspruch auch des Zentralrats der Juden findet: „Zum 75. Jahrestag der
Befreiung sollten wir uns auch von der Nazi-Sprache und ihren Relikten
befreien“, sagte Präsident Josef Schuster. „Nazi-Sprache“? Natürlich
muss auf die Hintergründe hingewiesen werden, darf nicht in
Vergessenheit geraten, was damals passiert ist, und ja, als eines der
vielen Sinnbilder des damaligen epochalen Unrechts lässt sich etwa sogar
die Substitution von „Zacharias“ durch das bis heute geläufige
„Zeppelin“ anführen. Aber: Sprache speist sich aus vielen Faktoren, auch
grausamen Erlebnissen und Erfahrungen; nach bald einem Jahrhundert ist
die Buchstaben-Abkürzungstabelle – Entstehungsgeschichte hin oder her –
völlig entpolitisiert und wertfrei. Deshalb ist es auch absurd, wenn der
baden-württembergische Beauftragte gegen Antisemitismus, Michael Blume,
bemängelt, dass es in der DIN 5009 heute noch „N wie Nordpol“ und nicht
„N wie Nathan“ heißt. Nathan ist, wie meisten anderen damals ersetzten
Vornamen, heute schlicht nicht mehr geläufig – was nicht an
antisemitischen Eltern liegt, sonst wären nicht Namen wie Rafael, Rachel
oder Lea nach wie vor populär.
Wer hier ernsthaft nach Neufassungen und Umbenennungen schreit, der soll
doch am besten die gesamte deutsche Sprache abschaffen – die haben
Hitler und seine Schergen nämlich ebenfalls gesprochen. Oder warum nicht
auch die Uhrzeit, Toilettenpapier, Zähneputzen oder gleich das Atmen
verbieten: Das alles war auch bei den Nazis verbreitet – deshalb am
besten gleich verbieten und verteufeln.
https://www.journalistenwatch.com/2019/11/08/d-dora-nazi/
breit: Der des „Übertragungs-Tabus“ oder „Kontakt-Pfuis“. Weil irgendein
völlig unpolitisches Phänomen auch schon früher oder heute von Nazis
verwendet wurde, wird es selbst zum No-Go. Aktuell trifft der neue
Rigorismus das Buchstabier-Alphabet der deutschen Sprache – und das
einen oder anderen Emoji: Beides ist voll Nazi.
„In Deutschland wird noch immer nationalsozialistisch buchstabiert“,
titelte vorgestern die „Süddeutsche Zeitung„, und thematisierte den
neuesten Sprach-„Skandal“, dass einige der im deutschen
Buchstabier-Alphabet verwendeten Begriffe doch tatsächlich 1934, also
während der NS-Herrschaft, eingeführt wurden. Die gängigen Abkürzungen –
„B wie Bertram, C wie Caesar“ usw. – waren in vordigitalen Zeiten als
„Regeln für das Phonodiktat“ unerlässlich, wenn es um zuverlässige
buchstabenweise Inhaltsübermittlung vor allem am Telefon ging.
Nun wurde – natürlich als Teil der verbrecherischen Vernichtung zuerst
der jüdischen Traditionen und dann der Juden selbst in Deutschland –
unter den Nazis tatsächlich auch das Buchstabenalphabet „arisiert“,
heißt: jüdische Vornamen verschwanden und wurden durch deutsche Vornamen
ersetzt. „Vor Hitlers Machtergreifung hatte es hier noch geheißen: Dwie
David, S wie Samuel, Z wie Zacharias und N wie Nathan“, schreibt die
„Süddeutsche“. Und: „Das ging den Nazis jedoch gegen ihre
völkisch-rassische Ideologie.“ Bloß: Dies ist drei Generationen her, die
durch das damalige Unrechtsregime gewaltsam durchgesetzten
Ersatzbegriffe sind längst Allgemeingut geworden und haben sich im
Sprachgebrauch von über 85 Jahren etabliert. Empört schreibt das
Münchner Blatt, dass sogar in Sendungen wie dem „Glückrad“ tatsächlich
„S wie Siegfried“ buchstabiert wurde. Siegfried ist bekanntlich sowieso
voll Nazi.
Es ist eine Unsitte unserer Zeit, die sich auch in Straßen-, Schul- und
Kasernenumbenennungen immer wieder äußert, die gesamte Zeitläufte der
Geschichte unter Aspekten der Political Correctness zu beleuchten und
handelnde Personen oder getroffene Entscheidungen nicht mehr aus ihren
Zeitumständen heraus zu verstehen, sondern sie stur im Lichte heutiger
Einsichten und Wertvorstellungen zu beurteilen. Diesem rigiden
moralischen Monitoring hält nichts und niemand stand; selbst Goethe
fliegt in manchen Ländern aus dem Schulkanon wegen seiner „sexistischen“
Weltsicht.
Am besten gleich Deutsch als „Nazi-Sprache“ verbieten
Bei den Buchstaben soll es hingegen jetzt die Neufassung der
Buchstabiernorm DIN 5009 richten: Diese will weitgehend die damals
verbannten jüdischen Abkürzungen wieder einführen, was prompt den
Zuspruch auch des Zentralrats der Juden findet: „Zum 75. Jahrestag der
Befreiung sollten wir uns auch von der Nazi-Sprache und ihren Relikten
befreien“, sagte Präsident Josef Schuster. „Nazi-Sprache“? Natürlich
muss auf die Hintergründe hingewiesen werden, darf nicht in
Vergessenheit geraten, was damals passiert ist, und ja, als eines der
vielen Sinnbilder des damaligen epochalen Unrechts lässt sich etwa sogar
die Substitution von „Zacharias“ durch das bis heute geläufige
„Zeppelin“ anführen. Aber: Sprache speist sich aus vielen Faktoren, auch
grausamen Erlebnissen und Erfahrungen; nach bald einem Jahrhundert ist
die Buchstaben-Abkürzungstabelle – Entstehungsgeschichte hin oder her –
völlig entpolitisiert und wertfrei. Deshalb ist es auch absurd, wenn der
baden-württembergische Beauftragte gegen Antisemitismus, Michael Blume,
bemängelt, dass es in der DIN 5009 heute noch „N wie Nordpol“ und nicht
„N wie Nathan“ heißt. Nathan ist, wie meisten anderen damals ersetzten
Vornamen, heute schlicht nicht mehr geläufig – was nicht an
antisemitischen Eltern liegt, sonst wären nicht Namen wie Rafael, Rachel
oder Lea nach wie vor populär.
Wer hier ernsthaft nach Neufassungen und Umbenennungen schreit, der soll
doch am besten die gesamte deutsche Sprache abschaffen – die haben
Hitler und seine Schergen nämlich ebenfalls gesprochen. Oder warum nicht
auch die Uhrzeit, Toilettenpapier, Zähneputzen oder gleich das Atmen
verbieten: Das alles war auch bei den Nazis verbreitet – deshalb am
besten gleich verbieten und verteufeln.
https://www.journalistenwatch.com/2019/11/08/d-dora-nazi/