Post by Chr. Maercker[Hausarrest als Strafe gab es gewöhnlich nur tageweise]
Post by JoergAber nicht bei uns. Vor allem nicht wegen Radfahr-"Ausreissern".
Oh, das wäre hierzugegend sogar ein sehr guter Grund gewesen.
Post by JoergYup. In den USA hat sich der Prozentsatz von Kindern mit Fettsucht seit
1970 mehr als verdreifacht. Was mich ueberhaupt nicht wundert.
Wobei Bewegungsmangel wahrscheinlich nur die knappe Hälfte des Problems
ist, die andere ist Fehlernährung mit Menues de la McDoof.
Es geht noch weiter. Die Kids schmeissen ihre Pausenbrote und Fruechte
weg und kaufen sich Candy Bars und dergleichen. Alles runtergespuelt mit
einer Cola oder aehnlichem. D.h. deren Grundnahrung besteht zu einem
Grossteil aus Zucker.
Post by Chr. MaerckerPost by JoergBei uns im Dorf hat man z.B. eine High School (aehnlich wie Euer
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Post by JoergGymnasium, aber etwas weniger) gebaut, jedoch keine sicheren
Fahrradverbindungen dorthin eingerichtet. Nur zwei schmale kurvige
Landstrassen ohne jegliche Randstreifen, auf denen gerast wird. Da
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Post by Joergwuerde ich mein Kind nicht radeln lassen. Also werden alle, aber auch
alle von den Eltern oder per Schulbus kutschiert.
Ich habe die beiden entscheidenden Stellen markiert, aus denen deutlich
wird, wie fundamental sich die Siedlungsstruktur der USA von
Mitteleuropa unterscheidet. *Im* Dorf gilt bei uns 50 km/h und wenn die
Dorfstraße "schön kurvig" ist, wird auch nicht schneller gefahren, falls
schlechtes Pflaster, sogar langsamer.
Die Lage ist aehnlich wie bei meinem Gymnasium damals in Deutschland.
Das war zwar anstatt im Wald in einer anderen Stadt, die Strasse dorthin
jedoch aehnlich. Nur dass die einen gut ausgebauten Radweg hatte und
unsere hier nicht. Also fuhren viele von uns damals mit dem Fahrrad und
hier keiner.
Post by Chr. MaerckerPost by JoergZu meinem Gymnasium gab es Radwege. Die Fahrradstaenderanlage packte
locker hunderte von Fahrraedern und war immer recht voll.
Zu meinem gab es keine, wir sind trotzdem täglich mit Fahrrädern zur
Schule gefahren. Den einzigen Unfall, den ich hatte, Kollision mit
linksabbiegendem LKW, hätte ein Radweg nicht verhindert, im Gegenteil.
Bei mir war der erste eine Kollision mit einem links abbiegenden PKW. Da
hat Fahrbahnraeln exakt gar nix genutzt. Und ja, ich war etwa
fahrbahnmittig.
Post by Chr. MaerckerPost by JoergPost by Chr. MaerckerPost by JoergPost by Chr. MaerckerEs wäre interessant, zu testen, wo Kinder radeln würden, wenn ihnen der
Straßenteil weder vorgeschrieben würde noch ständig Negativbeispiele
unterwegs wären. Mit einem Fahrsimulator wäre das theoretisch sogar
möglich. Es scheitert daran, dass sich der Zustand real existierender
"Radwege" nicht simulieren lässt; er ist einfach unbeschreiblich.
Das haben wir als Kinder und Jugendliche ganz von allein getestet. Es
gab Strassen, Radwege und als Kroenung Waldwege. Was besser war, fand
ich sehr rasch heraus. Als ich im Grundschulalter in den hinteren
Kotfluegel eines Benz krachte, dessen Fahrer mir die Vorfahrt nahm.
Also ich hab in kleinen Straßen in der Vorstadt angefangen und meine
Touren systematisch ausgedehnt. Null Unfall in dieser Zeit. Und ich
fahre heute noch gern Park- Feld- und Waldwege, vorausgesetzt, es liegen
welche auf der Strecke. Später habe ich schrittweise größere Straßen
befahren, schließlich auch Landstraßen. Wenn *mehrere* Wege von A nach B
führen, werden Kinder sicher Waldwege etc. bevorzugen. Aber was machen
sie, wenn sie in ein und derselben Straße die Wahl zwischen Top-Asphalt
und Buckelpiste am Rand haben?
Wenn der Asphalt eng und mit rasenden Autos bespickt ist, dann nehmen
die meisten so wie ich die Buckelpiste. Notfalls braucht man eben ein
gefedertes Fahrrad.
Wenn der Asphalt so eng mit Autos gespickt ist, das selbige nicht mehr
fahren, nehme ich die Buckelpiste, falls die Fahrbahn zu schmal ist zum
Vorbeifahren. Vorher nicht. Autofahrer, die Radfahrer direkt vor der
Windschutzscheibe "übersehen", tun das erst recht, wenn die gleichen
Radfahrer auf Randverkehrtanlagen unterwegs sind. Aber das hatten wir
schon und die USA sind in dieser Hinsicht offenbar anders als Europa.
Hier uebersehen sie die, weil sie unbedingt gucken muessen, wer da auf
dem Handy gerade getextet hat. Bin lange aus Deutschland weg, aber
damals waren die meisten Faelle eher sowas wie Road Rage (Was will
dieser A...h da auf meiner Spur?) oder Ungeduld.
Post by Chr. MaerckerPost by JoergPost by Chr. MaerckerPost by JoergNach draussen umziehen. Das haben meine Eltern so gemacht und dafuer bin
ich ihnen auf ewig dankbar.
Genau dieser unsäglichen Entwicklung verdanken wir den ganzen
Autoverkehr aus den Speckgürteln. Innerstädtisch sind inzwischen schon
erstaunlich viele Leute auf Fahrräder umgestiegen. Ohne die tausenden
Autos aus den Landkreisen wären Radverkehrsanteile von 20...30% auch
außerhalb klassischer "Fahrradstädte" heute wieder möglich.
Es wird immer Leute geben, die draussen gesuender leben wollen. Mit
einem gescheiten Nahverkehrssystem ist das auch kein Problem, sofern die
Fahrradmitnahme einfach gestaltet ist.
Es wäre sogar in Großstädten halbwegs möglich, wenn Autofahrten auf ein
unbedingt notwendiges Minimum beschränkt würden. Und selbst wenn nicht,
viele Städte haben große Parkanlagen, Stadtwälder u.ä. Das einstige
Problem großer Städte, qualmende Industrieschlote, ist seit Jahrzehnten
Geschichte, das geht auch mit Autoverkehr. Gesünder leben im Speckgürtel
ist dann nicht mehr allzu attraktiv.
Klar, doch das wird ein Wunschdenken bleiben. Am Ende muessen die 300000
Einwohner einer Stadt versorgt werden, nicht nur mit Nahrung, auch mit
Moebeln, Umzuegen und so weiter. Bis alle Brummis mit E-Motor statt
Diesel fahren, koennte noch ein halbes Jahrhundert vergehen. Oder ein
ganzes.
Post by Chr. MaerckerPost by JoergDieser Zwang, in Ballungsraeumen leben zu muessen, lockert sich auch
langsam. Ich arbeite z.B. fast staendig in Teams mit, muss aber so gut
wie nie irgendwo anreisen. Selbst bei einem nur 5km entfernten Kunden
schaue ich fast nur rein, wenn ich mal hallo sagen moechte.
ACK, in dieser Hinsicht baue ich auf das Internet. Es erübrigt schon
heute einige Autofahrten.
2017 war mein erstes Jahr, wo die Zahl der Flugreisen bei null
angekommen war. Das Auto liegt gewoehnlich auch unter 1500km/Jahr
inklusive aller Privatfahrten, weil alles, was irgendwo moeglich ist,
mit dem Fahrrad erledigt wird.
Ein Grund sind Services wie Zoom und GoToMeeting, wo man sich fast wie
vor Ort austauchen und manchmal sogar CAD, Messgeraete und dergleichen
beim Kunden fernbedienen kann.
Post by Chr. MaerckerPost by JoergPost by Chr. MaerckerPost by JoergTausende Kilometer im Gewuehl einer Stadt zu radeln, ist auch ungesund.
Ungesünder als unter den selben Bedingungen Auto zu fahren ist es nicht,
jedenfalls nicht von der Luftverschmutzung her.
Das ist nicht richtig. Im Auto hat man einen Innenluftfilter, oft sogar
HEPA-Filter.
*Neue* Autos und *teure* Autos, vielleicht. ...
Saab 900 sind jetzt nicht gerade Oberklassefahrzeuge.
Auch kann man bei Auto die Innenluft auf Zirkulation umschalten, wenn
die Luft draussen mal besonders dick ist. Auf dem Fahrrad geht das nicht.
Post by Chr. Maercker... Bei anderen hab ich nicht
von dgl. gehört. Aber haben die nicht allesamt Kat verordnet bekommen?
Wo kommt der Dreck also her? OK Diesel, aber die werden wir demnächst
entweder ganz los oder sie werden ebenfalls gefiltert.
Es sind IME die Diesel. Selbst die angeblich sauberen rieche ich als
Radfahrer, insbesondere Schulbusse.
Post by Chr. MaerckerPost by JoergEin Fahrrad hat das alles nicht. Auch zieht man sich die
Luft nicht bis in die Lungenspitzen rein.
Statt dessen wird in Autos gern geraucht, auf Fahrrädern sehr selten. ;-)
:-)
Das ist zumindest bei uns selten geworden. Rauchen tun kaum noch Leute.
Und die, welche es tun, kiffen meist. Da quillt wunderlich riechender
Qualm aus den Seitenscheiben.
Post by Chr. MaerckerPost by JoergWenn ich viel an befahrenen Strassen entlangradele, beginne ich
irgendwann zu husten. Besonders wenn viele Diesel dabei sind.
Zu DDR-Zeiten erinnere ich mich an dgl. Die Diesel waren z.T. miserabel
eingestellt und rußten, was das Zeug hielt und der Gestank von
Zweitaktern ist legendär. Der stärksten Hustenreiz kam dennoch von der
Leuna: Schwefelwasserstoff, OK, der lähmte irknwann die Riechnerven
Buna: undefinierbarer ätzender Gestank, vermutlich von Karbidproduktion
Bitterfeld: Chlor, Stickoxide, HCH ... Periodensystem beinahe komplett.
Hinzu kam Schwefeldioxid aus tausenden Braunkohlefeuerungen. An
Nebeltagen hatte ich einige Male den Geschmack von schwefliger Säure auf
der Zunge. Dagegen sind die Magdeburger Hauptstraßen heute die reinste
Seeluft!
In China, Vietnam und anderen Laendern dort ist das vermutlich immer
noch so.
https://www.thebeijinger.com/blog/2017/02/22/smog-makes-70-china-unhappy-other-30-probably-own-coal-mines
Post by Chr. MaerckerAmiland ist andererseits für große, spritschluckende Autos bekannt. Die
emittieren entsprechend viel, dem helfen auch strenge Umweltgesetze a la
California nicht vollständig ab.
Die sind erstaunlich sauber, bis auf Diesel. Es ist aber hauptsaechlich
die Dichte der Menschen in Grosstaedten. Wenn ich im Sommer mit dem
Fahrrad ueber den letzten Huegel komme, halte ich oben auf der Kuppe
schonmal an, weil man schoen weit sehen kann. Ueber der Stadt Sacramento
sieht man dann eine leicht braeunliche Glocke. Aehnlich war das frueher
im Bergischen Land, wenn man auf Koeln oder Duesseldorf blickte.
Leverkusen war auch nicht ohne. Die Leuten in den Staedten selbst merken
meist gar nicht mehr, wie ungesund sie leben.
Post by Chr. MaerckerPost by JoergFahre ich die gleichen Strecken im Berufsverkehr mit dem Auto, kommt nie
Hustenreiz auf.
Ich kenne Autos, derren Eigengestank nach Weichmachern im Innenraum so
ätzend ist, da braucht es keine Außenluft mehr zum Husten.
Die kauft man ja auch nicht.
[...]
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Gruesse, Joerg
http://www.analogconsultants.com/