Post by Guido GrohmannDie lagen bestimmt in der Nachbarstadt pfundweise herum, dafür gabs dort
keine M3er Muttern. Als ich mal welche für eine Bastelarbeit brauchte,
hab ich die mit Zustimmung des Lehrmeisters im PA-Betrieb mitnehmen
dürfen. Der hat sich dann gewundert, warum ich nur so 20 Stück
mitgenommen habe und mir eine Handvoll gegeben - "nich daßde in 2 Wochen
wieder kommst".
Eine der Glanznummern der Halleschen Kiebitzensteiner war seinerzeit die
Simulation der Warenverteilung des Handels mittels Würfelbecher und
Spielkarten.
Post by Guido GrohmannPost by Chr. Maercker- Fahrräder: MiFa immer zu haben, Diamant-Tourenrad so gut wie nie
Nun, die Diamanträder hab ich aus den 80ern eher als Ladenhüter in
Erinnerung. Waren wohl der hiesigen Bevölkerung einfach nur zu teuer und
Tourenräder oder Sporträder? Letztere könnte sein, wobei vielleicht
weniger der Preis eine Rolle spielte als der hohe Verschleiß an
Alu-Felgen. Stahlfelgen in der Breite gab es nicht und das billige
Alu-Zeug überlebte auf DDR-Straßen selten drei Jahre täglichen Gebrauch.
Post by Guido Grohmanndie typische tschechische 3-Gang-Schaltung war ziemlich unbeliebt.
Das muss dann wohl Diamant Sport gewesen sein. In den 1970ern wurde das
ohne Schaltung geliefert, mit Torpedonabe. Das Tourenrad wahrscheinlich
ebenfalls, jedenfall hab ich das insgesamt sehr selten und wenn, dann
generell ohne Schaltung gesehen.
Post by Guido GrohmannVorhandensein bestimmter Produkte hing wohl generell von der lokalen
Kaufkraft ab. Bei uns waren eher die billigen Produkte schnell
ausverkauft, Beispiel Radiorecorder KR 660 gabs nie, der teurere KR 650
war immer vorrätig.
Manche Produkte waren nicht soviel besser wie sie teurer als andere
waren. Dank der Langlebigkeit von DDR-Produkten sprach sich im Gegensatz
zu heute sogar rum, welche. Das hatte Einfluss auf das Kaufverhalten.
Post by Guido GrohmannPost by Chr. Maercker- Fahrradteile: etliche auch nur mit viel Glück, nach wochenlangem
Nachfragen
Rücklicht-Glühlampen. Irgendwann gabs bei uns mal gefühlt jahrelang
keine Rücklicht-Glühlampen. Komplette Rücklichter hingegen gabs immer
und sogar das rote Plastik"glas" einzeln.
Meine Endlösung des ständigen Lichtproblems war Mitte 1980er
Reihenschaltung vorn und Vorwiderstand hinten. Danach zwar Funzellicht,
aber keine einzige durchgebrannte Birne mehr. Die Volkspolizei hat es
durchgewinkt. :-)
Von der ganzen "Elektrik" war nur der Ruhla-Dynamo gut, mit dem Rest
ließ sich zwar das Ohmsche Gesetz widerlegen oder nachweisen, dass Stahl
ein perfekter Isolator ist u.ä. - nur geleuchtet hat fast nie was. ;-)
Statt Pneumant-Reifen gab es irknwann vietnamesische "Bananenschalen".
Die waren auch vom Feinsten. :-\
Post by Guido GrohmannPost by Chr. Maercker- Ketchup: ab Mitte 1970er mit sehr viel Glück zu haben
Haben wir nicht gegessen, und ich erinnere mich nicht daran, sowas in
den 80ern überhaupt im Laden gesehen zu haben. Wie sah der denn aus?
Glasflasche von OGEMA?
Gelgentlich wurden nach 1980 konische Flaschen gesichtet, ca. 200..250
ml groß. Noch seltener Litergläser, 1980..89 so an die 2..3x.
Post by Guido GrohmannPost by Chr. Maercker- Hering in Tomatensoße: bis Anfang 1970er ständig im Sortiment, danach
nur noch tranige Makrelen
Kann ich so bestätigen. Aber geräuchterte Heringe gabs einzeln im
Fischladen.
Also Bücklinge? Die gabs evtl. länger als die Dosen. Hab ich aber kaum
gekauft.
Post by Guido GrohmannPost by Chr. Maercker- Obst/Gemüse: außer Kartoffeln und Sauerkraut fast nur aus eigenem Anbau
Konserven gabs im Laden, nur Konserven. Weißkohl und zur Saison auch
Rotkohl gabs aber auch immer bei uns. Und die typischen Bündel
Suppengemüse, die kenn ich auch noch.
In etwa. Allzu oft habe ich mir dieses Trauerspiel nicht zugemutet.
Post by Guido GrohmannPost by Chr. Maercker- Zement u.a. Baustoffe: naja, vielleicht direkt vonne Großbaustelle ...
hrhr. Ein Sack fällt auf, eine LKW-Ladung nicht.
Eulenspiegel, Opi in Wachhütte, daneben stapelweise Zementsäcke im
strömenden Regen: "Ich bin eigens dafür angestellt, dass hier nichts
geklaut wird!"
Post by Guido GrohmannPost by Chr. Maercker- Tonbandgeräte: in den 1960ern aus eigener Produktion, einige Jahre
danach aus der CSSR, anschließend Schmuggelware aus Polen
Die Tonbangeräteproduktion wurde auf Betreiben der DDR-Industrie
(Zwönitz) selber eingestellt - zu aufwändig, zuviel Ärger mit den
Dingern.
Dürfte KB100 betreffen das war Griff ins Klo, was Ausfallrate betraf.
Die BG20-Baureihe war um Welten besser, unverwüstliche Mechanik.
Sodann wurde dem RGW-Zauber der schwarze Peter zugeschoben, und
Post by Guido GrohmannTesla konnte natürlich erstmal nicht liefern. Meinst du mit
Schmuggelware die polnischen ZK-Geräte oder gabs da was westliches?
M240x, Die Nachfolger des ZK246. Alles Grundig-Nachbauten, insofern
wirklich was westliches. Von der Mechanik her deutlich besser als späte
Tesla-Geräte, nur die Tonköpfe waren Mist und wurden gleich nach dem
Kauf durch Tesla-Modell ersetzt. Preis in Polen umgerechnet 800,- M, in
der DDR gut 2.000,- M.
Post by Guido Grohmannwaren die Unitras denn qualitativ? Ich kenne auch noch russische
Tonbandgeräte, die rauschten wie ein Wasserfall.
Die hab ich nicht für voll genommen. Mit Tesla-Kopf ließen sich die M24s
so gut einmessen, dass Original und Kopie aktustisch nur durch leicht
erhöhtes Rauschen zu unterscheiden waren. Keine hörbaren Höhenverluste.
Post by Guido GrohmannPost by Chr. Maercker- Elektronik-Teile: Irknwas fehlte immer und war monatelang nicht zu
haben. Aber der Betrieb hatte ja'n Lager, wo so manches rumlag, was
Funkamateur gar nicht oder zu Apothekenpreisen hatte
Ein Kumpel hat nach 1990 jede Woche ausgesonderte Lagerbestände aus den
Leuna-Werken gekarrt. Die haben das dort billig verkauft. Es ist absolut
unverständlich, was die da alles für Bauelemente auf Lager hatten. Man
hatte den Eindruck, das war zum Tauschen mit anderen Betrieben
gehamstert. Da kamen beispielsweise kistenweise Bauteile für
Unterhaltungselektronik zum Vorschein.
VEB Fernmeldewerk Leipzig hatte ein nur noch sporadisch genutztes
Handlager, in dem lagen haufenweise Widerstände mit 0,5% Toleranz
u.v.a.m. rum. Im "Funkamateur" völlig utopisch, die haben für teures
Geld 20%-Schrott verhökert. Wie soll man aus so was Messgeräte bauen,
die es auch nicht immer gab und zudem echt teuer waren?
Post by Guido GrohmannZum Einkauf von elektronischen Bauteilen mußte ich mindestens in die
nächste Großstadt fahren.
Ich zum Glück in einer gewohnt. Elektronikversand Wermsdorf hast Du
nicht genutzt? Deren Angebot war dem der Funkamateur-Läden sehr ähnlich.
Post by Guido GrohmannUnd wenn man da mit einer Liste ankam, war das
meiste hammwanich. So hab ich nicht ein einziges Projekt bauen können.
Für den Betrieb lief das zweigleisig:
1. Basissortiment, preisgünstig und nicht eilig:
Masseneinkauf bei Fa. Lemnitz in Leipzig, ein D100 kostete dort z.B. <
1,- M, im Funkamateur 7..8,- M. Bezahlt vom Kombinat
2. Sachen, die kurzfristig gebraucht wurden: Funkamateur, Preis egal
Bezahlt wurde aus Handkasse eines Profs. der Uni Halle.
Um 1988 wurde Lemnitz dann dichtgemacht, angeblich Steuerhinterziehung
oder so was.
Post by Guido GrohmannDas, was man aus den weggeworfenen Röhrengeräten schlachten konnte, war
meist nicht das, was man in den Bauplänen dann wiederfand.
Ein gewisses Grundsortiment (Heizwicklung von Netztrafos, Lautsprecher,
Drehkos, R, C) aus alten Röhrenradios ließ sich durchaus in Transistor-
und IC-Schaltungen weiterverwenden.
--
CU Chr. Maercker.