Auch der unbeliebte Fullqote ist ja inzwischen fast vernachlässigbar, vor
allem wenn man den mit dem Spamaufkommen und dem Traffic bei den bunten
Foren mit grafischen Signaturen usw. vergleicht. Ich denke schon dass die
Usenetgemeinde die neulinge mehr vertrieben hat als nötig war.
Das ist sicher richtig. Vielen "alteingesessenen" Usern wie z.B. mir ist
allerdings in dieser Gruppe definitiv viel zu viel Ungemach widerfahren, so
dass sie jegliche Lust verloren haben, hier reiterliche Themen anzustoßen
oder zu diskutieren....;-)
Um zu testen, ob die Luft jetzt rein ist, möchte ich euch von einem
Stallkonzept berichten, das ich für zukunftsweisend halte:
http://www.paddock-trail.de/
http://www.paddock-trail-lieskau.de/gps-messungen/
http://www.seminarhof-waldwiese.de/
Diesen Stall habe ich besichtigt und war sehr begeistert. Es wird das
sogenannte Paddock-Trail-Konzept verwirklicht. Das Gelände, ca. 8 ha, ist
komplett umrundet von einem 5-10 m breiten Pfad. In der Mitte befinden sich
die Weiden, die je nach Bedarf und Jahreszeit geöffnet werden. Sinn der
Sache ist es (eigentlich), dass die Pferde an möglichst weit von einander
entfernten Stellen auf diesem Pfad diverse Heustationen, Lecksteine, Wasser
etc. vorfinden, so dass sie täglich möglichst weit und viel unterwegs sein
müssen, um satt zu werden.
Ganz optimal ist dieses Konzept im Seminarhof Waldwiese noch nicht
verwirklicht, die Heustationen befinden sich nur 40 m von den Tränken
entfernt, deshalb hat der Stall auch nur 4 LAG-Sterne erhalten. Dennoch
gefiel mir das Konzept grundsätzlich, die Pferde machten einen sehr
entspannten und ausgeglichenen Eindruck. Die Herde war selten komplett
unterwegs, vielmehr bilden sich kleiner Gruppen, die in großer Ruhe über das
Gelände und den Trail wandern. Ich habe noch nie einen Pensionsstall
gesehen, wo die Pferde so artgemäß gehalten werden. Nach Aussage etlicher
Einsteller und auch der Stallbetreiberin gibt es keine ernsthaften
Auseinandersetzungen zwischen den Pferden, vor allem deshalb, weil der Trail
"endlos" ist. Die Ausweichmöglichkeiten sind so groß, dass die Pferde keine
Notwendigkeit haben, sich gegenseitig zu "vertreiben".
Im Gegensatz zu konventionellen Offenställen gibt es hier auch nur
stellenweise das Problem extremer Bodenverdichtung und damit
Schlammentwicklung. Im Wiesenhof habe ich keinen einzigen vollkommen
verschlammten Bereich gesehen, wie es in Offenställen bei schlechtem Wetter
meistens unabänderlich ist.
Nachteil des Konzepts: Es kann u.U. eine gute halbe Stunde dauern, bis man
sein Pferd aus der Herde geholt hat, wenn diese sich gerade am anderen Ende
des Geländes befindet. Nachteil für den Stallbetreiber: Die ganze Sache ist
extrem pflegeintensiv. Dieser Stall arbeitet mit Heunetzen, die natürlich
dauernd befüllt werden müssen, den halben Tag ist jemand unterwegs, um Trail
und Hofgelände ab zu äppeln, Geilstellen zu mähen, etc. Kraftfutter wird
individuell und separat gefüttert, was natürlich ebenfalls erheblich höheren
Aufwand erfordert, gegenüber normaler Boxenhaltung. Die Kosten für einen
Einstellplatz liegen deshalb in gleicher Höhe wie in konventionellen
Ställen.
Trotzdem kann es vielleicht ein Denkanstoß sein, ob man nicht den Pferden
zuliebe wenigstens in Teilen ein solches Konzept im eigenen Stall einführen
ermöglichen kann und sollte, auch wenn der Arbeitsaufwand höher ist.
Literatur zum Thema: Jörg Weber, "Paddock Trail, Anleitung zu naturnaher und
gesunder Pferdehaltung", VerlagsKG Wolf, Magdeburg, 2013