Date: Sat, 8 Feb 2020 18:11:37 +0100
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Subject: Re: Enkelkinder
Post by Gunhild SimonIm Deutschen sind Substantive, die auf -e enden, meistens
Feminina.
Dies ist eine Regel, die ich in der Schule gelernt habe.
Vor einigen Jahren wurde es hier diskutiert.
Ich habs einen Beitrag von einer alten Diskussion herausgesucht, den ich
hier verkürzt aus dem Gedächtnis wiedrgegeben habe. Der vollständige
Beitrag ist genauer als die Kurzdarstellung in diesem Thread. Hier ist er
– der Rest dieses Beitrags ist Zitat:
Date: Sat, 27 Oct 2007 10:14:16 +0200
From: Helmut Richter
Newsgroups: de.etc.sprache.deutsch
Subject: Re: Artikel
Die Endung -el im Zusammenhang mit Neutra macht auf mich den Eindruck
einer dem Süddeutschen entlehnten Verkleinerungsform, die -chen
entspricht, so wie Bärbel, Mareile, Mariele, Gritli, Baby -> Bobbel,
Bund -> Bündel, Maid -> Mädel, Ranzen -> Ränzel (das ist allen Ernstes
hamburgisch! Meist wird es als Maskulininum verwendet). Daraus leitete
sich eigentlich statt der *das Gürtel -> Gurt ab.
Ich glaube nicht, dass das immer oder auch nur überwiegend der Fall ist.
Aus den letzten beiden Beispielen kann man zumindest schließen, dass
selbst hier keine durchhaltbare Regel für die Genuszugehörigkeit
sichtbar ist.
In der Tat. Die Endungen -e, -el, -er und -en lassen fast keine
Rückschlüsse auf das Genus zu:
m: der Engel, der Flügel, der Hügel, der Löffel, der Sattel, der Ziegel
f: die Achsel, die Nadel, die Regel, die Tafel, die Wurzel
n: das Ferkel, das Mittel, das Pendel, das Rätsel, das Segel
m: der Boden, der Brunnen, der Haken, der Kasten, der Kuchen, der Schinken
n: das Becken, das Eisen, das Kissen, das Leben, das Wappen
m: der Bote, der Buchstabe, der Käse, der Name, der Russe
f: die Beere, die Dame, die Eule, die Lampe, die Straße
n: das Auge, das Ende, das Gebirge, das Interesse
m: der Acker, der Finger, der Hammer, der Sommer, der Vater
f: die Ader, die Leber, die Mutter, die Steuer, die Ziffer
n: das Alter, das Fenster, das Feuer, das Lager, das Steuer
Nur so viel lässt sich sagen:
-en ist nie feminin
-e ist nur ausnahmsweise neutral (nur die Beispiele oben und weitere der
Gestalt Ge...e)
-e maskulin ist auch auf wenige Muster beschränkt (s.u.)
-er ist für bestimmte Muster maskulin (s.u.)
Ein Anhaltspunkt für das weibliche Geschlecht ist ja oft die Endung -
e. Allerdings gibt es gerade auf dem Feld männlicher Bezeichnungen mit
nätürlichem Geschlecht fast mehr auf -e (Laie, Kunde, Riese, Pfaffe,
Mama) ; Dame, Nonne, Tante, Nichte, (Lehnwörter?); Hure, Hexe
(Ableitungen aus Verben).
Maskuline Wörter auf -e sind schwach dekliniert (bis auf Käse) und
bezeichnen entweder Personen oder Tiere (dann Genitiv auf -en) oder aber
Dinge oder Ideen (dann Genitiv auf -ens). Da die letzte Gruppe sehr klein
ist (Buchstabe, Friede, Funke, Gedanke, Glaube, Name, Wille; etwas
veraltet auch Gefalle, Haufe, Same, Schade), kann man daraus, dass das
Wort zu keiner dieser Klassen und auch nicht zu den wenigen sächlichen
Wörtern gehört, durchaus schließen, dass es feminin ist.
Umgekehrt ist die Endung auf -er eher ein Hinweis auf das männliche
Genus: Vater, Bruder, Schwager. Dagegen leiten sich z. B. Bettler,
Reiter, Mörder und ähnliche aus Verben oder Substantiven ab. Sie
werden oft zu Berufsbezeichnungen wie Gärtner, Schnaffner, Kellner,
Schuster, Schneider. Ausnahmen sind ausgerechnet die Feminina Mutter
und Schwester.
... und viele andere (s.o.)
Ales, was man sagen kann, ist: Ist -er eine Tätigkeits- oder
Herkunftsbezeichnung (Münchner, Inder, Maler, Bettler), so ist es
maskulin. Andernfalls weiß man gar nichts.
--
Helmut Richter