Post by Dirk MoebiusPost by Torsten Mueller[2] Der Anwalt ist in dieser Angelegenheit ohnehin ein völlig
absurder Overkill. Was hat ein solcher Anwalt bei einem Schüler zu
suchen?
Machtdemonstration?
Hey, wir kennen diesen Edel-Anwalt (dessen Vorbild war wohl Wolfgang
Vogel), und wenn *der* hier aufkreuzt, dann sind wir auch wichtig.
Overkill. Die Figur hat in diesem Zusammenhang mit der Realität
praktisch nichts zu tun. Sie war lediglich filmisch notwendig, um zu
demonstrieren, wie korrupt dieser Staat und sein Rechtssystem war. Ein
solcher Anwalt hätte sich ja selbst nach DDR-Recht der sexuellen
Nötigung strafbar gemacht und dabei seine Position aufs Spiel gesetzt.
Diese Leute haben doch selbst unter allerstrengster Beobachtung durch
die Stasi gestanden, denen ihre ganze Arbeit war eine einzige
Gratwanderung, der hätte sich im Leben nichts zuschulden kommen lassen
dürfen, sonst wär's vorbeigewesen. Das hat auch mit dem Vogel meines
Wissens nichts zu tun.
Ich hab 1986 fast unmittelbar erlebt, wie fünf meiner Mitschüler
(Lehrlinge) im Nachbarraum ein Honeckerbild von der Wand gerissen haben
und draufrumgetrampelt sind. Ne halbe Stunde später war die Stasi da. Es
gab dann wochenlange Gespräche auf allen möglichen Ebenen (Lehrgruppe,
Schuldirektor, Lehrmeister, FDJ, Kriminalpolizei, Stasi, wieder FDJ,
wieder Schuldirektor), grundsätzlich ohne Anwalt, auch ohne Eltern. Erst
nachdem das alles durch war, gab es gegen zwei eine ordentliche Anklage,
Gerichtsverhandlung (sicherlich mit Anwälten) und Verurteilung zu paar
Stunden gemeinnütziger Arbeit. Beide haben Abitur gemacht und meines
Wissens problemlos anschließend technische Richtungen studiert.
Stubendurchgänge gab's regelmäßig im Internat. (Ich war ja selber drei
Jahre im Internat.) Und es gab auch Fälle, wo der Internatsleiter irgend
einen Dreck gefunden hat. Das wurde beschlagnahmt und paar Minuten
später von ihm persönlich in der Heizung verbrannt. Damit war die Sache
vom Tisch, und zwar für alle beteiligten Seiten, es gab keinen Beweis
mehr, fertig. Er flüsterte den Satz "Beim nächsten Mal bist Du dran,
Junge.", das war deutlich genug und wurde dergestalt auch begriffen.
Aber es war eben noch eine Reserve dabei, es gab vor der roten noch die
gelbe Karte, man hatte als 17jähriges Jüngelchen durchaus die Chance,
eine echte Blödheit zu begehen. So hab ich's erlebt, mehrfach, und
selbst beim Militär und an der Uni noch.
T.M.