Post by Renate BüttnerPost by Thomas ErstfeldSteuern und Sozialabgaben fallen dann natürlich auch nicht
auf die Einnahmen an, sondern nur auf den Gewinn, der nach Abzug der
Betriebsausgaben verbleibt.
Das ist auch richtig, aber mich wurmt bereits, dass wir auf meine
VHS-Honorare dem Herrn Eichel volle 16 Prozent Mehrwertsteuer abtreten
müssen, obwohl darin gar keine enthalten ist. Mein Kollege
Englisch-Dozent, der sich sein Lehrbuich schnappt und mit dem Fahrrad
zum Kurs fährt, bekommt 22,50 Euro, ich aber trotz meines vielfach
größeren "Betriebsuafwandes" nur 19,40 pro UE.
Das ist aber nicht die Schuld von Herrn Eichel, sondern der örtlichen
VHS bzw. dir, da Du auf deren Angebot eingehst. Die Umsatzsteuer fällt
nun mal an, aber die VHS macht es sich einfach und vergütet
Bruttobeträge. Das ist ein Vorrecht öffentlicher oder quasiöffentlicher
Stellen. Früher hat meine Frau mal als Honorarkraft beim WDR gearbeitet,
die auch einfach Bruttobeträge vergüten und Steuern und Sozialabgaben
dem Auftragnehmer überlassen. Und das wurde als Angestelltenverhältnis
angesehen (vom FA) und nicht als selbständige Tätigkeit.
Stell mal einen freiberuflichen Dozenten ein und versuch dies auch zu
machen. Das Finanzamt und evtl. die Sozialversicherungsträger werden dir
schnell klar machen, dass ein privatwirtschaftliches Unternehmen dies
leider nicht darf und Du darfst die Beiträge zusätzlich abführen.
Logisch wäre es, wenn Du der VHS eine Rechnung mit Umsatzsteuerausweis
schreibst, aber so lange es genug nebenberufliche Dozenten gibt, wirst
Du damit kein Glück haben.
Post by Renate BüttnerPost by Thomas ErstfeldPost by Renate Büttnersowie die
nicht honorierte Einkaufszeit für die Zutaten (inklusive Fahrzeit und
Pkw-Verbrauch), die Zeit und die Kosten für das Kopieren der
Kursrezpte sowie die Zeit für das Be- und Entladen der Kochgeräte und
des China-Geschirrs, für die ich auch keine Nutzungsentschädigung
erhalte.
Diese Probleme haben die anderen VHS-Dozenten (mehr oder weniger, je
nach Fachgebiet) auch.
Wenngleich die Koch-Dozenten (wegen des Material-Einkaufs) generell
mehr Vorbereitungszeit opfern müssen als beispielsweise ein
Gymnastik-Lehrer, bin ich wohl (wegen meines Fachgebiets) eine der
wenigen, die darüber hinaus noch unentgeltlich eigene Gerätschaften
(vom Wok über's Tafel-Geschirr bis hin zu den Ess-Stäbchen) einsetzen,
also in der VHS-Küche fast nur die Stühle, die Steckdosen und den
Wasserhahn nutzen.
Dies will ich nicht bestreiten. Aber meine Frau hat für ihre
Eltern-Kind-Gruppen gerade erst ein Treffen aller Kurse zum Martinsumzug
organisiert und für alle Kinder kleine Weckmänner gebacken. Das
honoriert keiner, fällt aber wohl unter Marketing, da es auf Grund der
Mund-zu-Mund-Propaganda die kommenden Kurse füllt.
Nein, ich werde jetzt nicht aufzählen, in welchen Werbegemeinschaften
und in welchen Arbeitsgruppen des Stadtmarketingvereins ich in meiner
'Freizeit', aber im Interesse meines Arbeitgebers, tätig bin. Von
sonstigen öffentlichen Anlässen (Schützenfest, Neujahrsempfang etc.)
ganz zu Schweigen.
Post by Renate BüttnerPost by Thomas Erstfeldsowie sonstigen Selbständigen geht es oft auch so.
Die können - ebenso wie wir - ihren Betriebsaufwand in ihre
Preiskalkulation einfließen lassen. So kommt es, dass ein
China-Wochenende in der VHS rund 80 Eumel kostet, ein Privatkurs bei
uns aber das Doppelte.
Auch in diesem Bereich kann man nicht alles, was man kalkuliert hat, im
Preis umsetzen. Und EUR 160,-- für zwei Tage incl. Material empfinde ich
nicht mal unbedingt als teuer. Bei 10 Teilnehmern sind das gerade mal
etwas mehr als EUR 80,-- pro Stunde incl. Material. Da ihr bei den
Privatkursen davon auch noch Miete, Nebenkosten, Versicherungen und
Honorare (auch der Unternehmerlohn gehört dazu) zahlen müßt, erscheint
mir dies eher günstig zu sein.
Das ist ja gerade auch die Kritik an den Volkshochschulen, die vor
einigen Jahren in einer Klage der freien Nachhilfelehrer mündete (welche
auch Erfolg hatte). In vielen Bereichen machen diese den privaten
Anbietern mit Dumpingangeboten Konkurrenz unter Ausnutzung öffentlicher
Subventionen.
Aber viele Gemeinden werden sich die VHS eh nicht mehr lange leisten
können. Besser wäre ein Zuschuß für Leute mit geringem Einkommen und
freie Trägerschaft der Kurse. Warum bezahlt die Frau (oder der Mann)
des/der leitenden Angestellten die gleichen Gebühren, wie ein
Teilnehmer, der knapp über dem Sozialhilfesatz liegt? erstere könnten
sich auch locker eure offiziellen Kurse leisten, werden aber aus
Sparsamkeit erst mal zur VHS gehen.
Post by Renate BüttnerPost by Thomas ErstfeldPost by Renate BüttnerWas bleibt dann noch übrig von dem, was du als "für nebenbei
ganz nett" bezeichnest?
Das kann ich nicht beurteilen, aber Du kannst mir ja mal die letzten
drei Gewinnermittlungen bzw. Jahresabschlüsse zumailen und bekommst im
Gegenzug eine detailierte Analyse und eine Basel-II-konforme
Ratingeinstufung (bevor es falsch verstanden wird, das war jetzt eher
scherzhaft gemeint, auch wenn ich mein Geld mit so etwas verdiene).
Danke für das Angebot, aber es ist, wie es ist: Das "Hobby" VHS
könnten wir uns ohne unser Hauptgeschäft nicht leisten.
Das war mir klar, ich wollte nur für die anderen Mitleser mal die
Problematik deutlich machen, da dies kaum jemand bedenkt.
Gruß
Thomas
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Yo, wir schaffen das. ;-)
(Bob, der Baumeister)