Post by Heinz SchmitzWer ist denn Deiner Meinung nach "deutsch"?
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Deutsche sind Angehörige des deutschen Volkes, aus Deutschland
stammende Personen beziehungsweise Personen deutscher Abstammung;
heute etwa 100 Mio. Im Sinne des Grundgesetzes ist Deutscher, 'wer die
deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder als Flüchtling oder
Vertriebener deutscher Volkszugehörigkeit oder als dessen Ehegatte
oder Abkömmling in dem Gebiete des Deutschen Reiches nach dem Stande
vom 31. 12. 1937 Aufnahme gefunden hat' (Artikel 116 Absatz 1 GG). Als
Deutsche gelten demnach außer den Bürgern der Bundesrepublik
Deutschland auch viele Aussiedler, die, sofern sie nicht schon
aufgrund des Artikels 116 GG die deutsche Staatsangehörigkeit
besitzen, nach den Staatsangehörigkeitsgesetzen Anspruch auf
Verleihung der deutschen Staatsbürgerschaft haben.
Geschichte: Germanische Zeit: Von Deutschen, nach Herkunft und Sprache
ein Teil der Germanen, die sich nach einer komplizierten, noch nicht
völlig erforschten Ethnogenese seit etwa der Eisenzeit (1. Jahrtausend
v. Chr.) nach Mitteleuropa ausbreiteten, kann man erst sprechen,
nachdem bei und nach der Teilung des Fränkischen Reichs in den
germanischen 'Stämmen' der östlichen Reichshälfte das Bewusstsein
einer politischen Zusammengehörigkeit entstanden war (deutsch). Die
Deutschen schieden sich nach Sprache (deutsche Sprache) und Recht
(deutsches Recht), später auch nach ihrer Geschichte von den
'Welschen' der romanischen Welt; dieser Vorgang begann Mitte des 9.
Jahrhunderts und war im Wesentlichen nach einem Jahrhundert
abgeschlossen. Die Vorstellung einer gemeinsamen Abstammung der
Deutschen entstand erst im 11. Jahrhundert. Selbst das Heilige
Römische Reich (deutscher Nation) bedeutete nur eine zeitlich,
ständisch und räumlich bedingte einigende Idee.
Die Deutschen gliederten sich seit jeher in Siedlungseinheiten
('Stämme'), von denen einige bis in die germanische Zeit
zurückzuverfolgen sind. Nach der Völkerwanderung siedelten in dem
heute von Deutsch Sprechenden bewohnten Gebiet folgende Großstämme:
die Alemannen beiderseits des Oberrheins, die Bayern zwischen dem
Böhmerwald, den Alpen bis zur Enns und zum Lech, die Franken
beiderseits des Mittel- und Niederrheins, die Thüringer zwischen dem
Main und dem Harz, die Sachsen zwischen der Elbe und dem Niederrhein,
die Friesen auf den Nordseeinseln und an der Küste.
Karolingerzeit bis Ostsiedlung: In der Karolingerzeit (7./8.-10.
Jahrhundert) begann die Neusiedlung in Gestalt der Rodung, um die
wachsende Bevölkerung aufzunehmen. Diese 'innere Kolonisation' ist
dann jahrhundertelang in die Wälder und Berge vorgetrieben worden.
Hierzu trat etwa gleichzeitig die 'äußere Kolonisation', der teils
friedliche, teils kriegerische Erwerb von Gebieten außerhalb der
Grenzen des Reiches ('Marken'), besonders in den während der
Völkerwanderung den Slawen überlassenen Gebieten (deutsche
Ostsiedlung). Die Neusiedlung jenseits der alten Ostgrenze zwischen
dem 10. und 14. Jahrhundert zog große Bevölkerungsteile aus den alten
Stammesgebieten (Altsiedelland, -gebiet) ab, die in den neuen
Siedlungsräumen mit der einheimischen Bevölkerung (v. a. Slawen) zu
den Neustämmen zusammenwuchsen.
Mit der deutschen Ostsiedlung erfolgte die Eindeutschung der Länder
Österreich, Kärnten, Steiermark, Obersachsen, Schlesien, Brandenburg,
Mecklenburg, Pommern, Preußen und der Randgebiete Böhmens und Mährens.
Über diesen geschlossenen Bereich hinaus entstanden größere und
kleinere Siedlungskerne weit nach Osteuropa hinein vom Baltikum bis
zum Schwarzen Meer.
Dreißigjähriger Krieg bis Zweiter Weltkrieg: Die (im Verhältnis zur
damaligen Bevölkerungszahl) größten Bevölkerungsverluste erlitten die
Deutschen im Dreißigjährigen Krieg. 1618 betrug die Bevölkerung etwa
20 Mio. (diese Zahl wurde erst gegen 1800 wieder erreicht). Vom Ende
des 17. Jahrhunderts bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts kamen hierzu
Neusiedlungen im Osten, in Ungarn (Siebenbürger Sachsen, Sathmarer und
Banater Schwaben, Karpatendeutsche, Donauschwaben),
Brandenburg-Preußen und Russland (Wolga- beziehungsweise
Russlanddeutsche).
Die nach absoluten Zahlen größten Bevölkerungsverluste erlitten die
Deutschen mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges seit 1944. Aus dem
Gebiet des Deutschen Reiches östlich von Oder und Neiße, aus Böhmen
und Mähren, aber auch aus den anderen deutschen Siedlungsgebieten in
Osteuropa wurden rund 13 Mio. Deutsche vertrieben, viele fanden den
Tod (Angaben schwankend; nach Erhebungen von 1950 oft mit etwa 2,1
Mio. angegeben, wird diese Zahl in der neueren Forschung stark
relativiert; Umsiedlung, Vertriebene). Der Krieg selbst hatte über 5
Mio. Tote gefordert.
Wandlungen des Begriffs Deutsche: Durch die historisch-politische
Entwicklung (Ausscheiden der Schweizer seit dem 15., der Niederländer
seit dem 16. Jahrhundert, der Österreicher seit 1866, Gründung des
Deutschen Reichs von 1871, Zerfall Österreich-Ungarns 1918,
Gebietsverluste des Deutschen Reichs 1919) haben sich Einengungen des
Begriffs 'Deutsche' und neue Sonderbegriffe ergeben. So hat man
'deutsch' bevorzugt auf die Staatsbürger des Deutschen Reichs
(Reichsdeutsche) angewendet, neben denen die Österreicher standen; in
der Schweiz wurde der Begriff 'deutschsprachig' üblich; innerhalb
Österreich-Ungarns (1867-1918) war im amtlichen Gebrauch 'deutsch' mit
'deutschsprachig' identisch.
Unter Binnendeutschen (Inlandsdeutsche) verstand man in der Regel die
deutschen Staatsangehörigen. Die außerhalb der deutschen Reichsgrenzen
lebenden Deutschen wurden Auslandsdeutsche genannt; dazu gehörten die
im Ausland wohnenden deutschen Staatsangehörigen
(Auslandsreichsdeutsche) sowie die im Ausland lebenden Deutschen
fremder Staatsangehörigkeit, die Deutsch sprachen und ihre deutsche
Abstammung betonten. 1933-45 wurde besonders für die Deutschen, die
jenseits der östlichen Reichsgrenze wohnten und nicht die deutsche
Staatsangehörigkeit besaßen, die Bezeichnung 'Volksdeutsche'
verwendet.
Geschichte der deutschen Volksgruppen: Jenseits der Grenzen des
Deutschen Reichs von 1937 lebten zahlreiche deutsche Volksgruppen, zum
größten Teil direkt an der Grenze und damit in Verbindung zur
deutschen Kultur, zum kleineren Teil räumlich von ihr getrennt in
Osteuropa oder Übersee. Jenseits der Ostgrenze werden räumlich und
geschichtlich drei Gruppen unterschieden: 1) die seit dem Mittelalter
vom Baltikum bis nach Siebenbürgen, im Übrigen meist an der
Reichsgrenze siedelnden Deutschen; 2) die im 17. bis 19. Jahrhundert
in Streusiedlungen nach Südosteuropa vorgedrungenen Deutschen; 3) die
im 18. und 19. Jahrhundert ebenfalls in einzelnen Gruppen in
Nordosteuropa angesiedelten Deutschen. Dazu kam der deutsche
Auswandererstrom nach Übersee im 19. und 20. Jahrhundert.
Deutsche in Ost- und Südosteuropa: Memelland, Danzig, Oberschlesien
etc.: Aus der Zeit der großen Ostsiedlung (etwa 1100 bis etwa 1350)
stammten die Deutschen im Memelland und in Danzig, in Oberschlesien,
um Bielitz und Teschen, in Böhmen (mit Prag), Mähren, Schlesien und
der Slowakei, in Österreich (schon seit dem 8. Jahrhundert), im
angrenzenden Westungarn, in Südkärnten, in der Untersteiermark und in
Krain. Westpreußen und Posen wurden damals nur teilweise mit Deutschen
besiedelt. Starke Gruppen kamen ins Baltikum (Estland und Lettland,
Deutschbalten) und nach Siebenbürgen.
Die Deutschen im Memelgebiet, in Danzig, Westpreußen (Pommerellen),
Posen und Ostoberschlesien lebten bis 1918 im Königreich Preußen. Die
meisten Deutschen des Memelgebiets flohen Ende Juli 1944. In den
preußischen Provinzen Westpreußen und Posen lebten ebenfalls seit dem
13. und 14. Jahrhundert Deutsche, vom Deutschen Orden beziehungsweise
von den polnischen Fürsten ins Land gerufen. Schon 1919 sank ihre Zahl
durch Wegzug und durch Ausweisung. Viele der östlich von Oder und
Neiße lebenden Deutschen flüchteten 1944/45 in das westliche und
mittlere Deutschland (zur heutigen Lage Polendeutsche).
Sudetendeutsche u. a.: Die Sudetendeutschen aus den habsburgischen
Kronländern Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien bildeten nach
den Österreichern, die heute eine eigenständige nationale Identität
besitzen, die zweitgrößte deutsche Volksgruppe unmittelbar jenseits
der Grenzen des Deutschen Reiches. Nach ihrer Vertreibung auf der
Basis der BeneÜ-Dekrete und des Potsdamer Abkommens vom 2. 8. 1945
kamen sie v. a. in die amerikanisch und die sowjetisch besetzte Zone
Deutschlands sowie nach Österreich. Etwa 250 000 Deutsche blieben im
Land. Ein ähnliches Schicksal erlitten die Deutschen in der Slowakei
(Zips), die seit dem 13. und 14. Jahrhundert als Bergleute nach
Oberungarn gekommen waren. In der 1919 an (das spätere) Jugoslawien
gefallenen Untersteiermark (Marburg an der Drau) und in dem 1919 an
Italien gekommenen Kanaltal (Südkärnten) leben nur noch geringe Reste
von Deutschen. Aus dem Mittelalter stammten auch die deutschen
Sprachinseln in Krain, die ebenfalls 1919 an Jugoslawien kamen;
während des Zweiten Weltkriegs wurden 15 000 Deutsche aus den Gebieten
von Gottschee und Laibach ins Deutsche Reich umgesiedelt.
Siebenbürger Sachsen: Die größte der vom geschlossenen deutschen
Sprachgebiet getrennten Gruppen war seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts die der Siebenbürger Sachsen. Ab 1944 flüchtete ein Teil
von ihnen nach Deutschland und Österreich beziehungsweise teilte das
Schicksal aller Rumäniendeutschen; besonders ab 1989 (bis 1993/94)
ging ihre Zahl in Rumänien durch Auswanderung nach Deutschland stark
zurück.
Ungarn-, Karpaten- und Rumäniendeutsche: Nach den Türkenkriegen
entstanden im habsburgischen Ungarn mehrere Siedlungsgebiete der
Ungarndeutschen, dann der Banater Schwaben, der Deutschen in der
Batschka, der 'Schwäbischen Türkei', in Slawonien ('Donauschwaben'),
im Gebiet von Sathmar und im späteren Karpatorussland
(Karpatendeutsche). Nach der ersten Teilung Polens (1772) traten
hierzu deutsche Streusiedlungen in Galizien und der Bukowina, dazu die
im 19. Jahrhundert entstandenen deutschen Siedlungen in Altrumänien,
der Dobrudscha und an der ehemaligen Militärgrenze in Bosnien. Während
die Deutschen im Kerngebiet Ungarns nach 1918 dort verblieben, wurde
das Banat auf Ungarn, Rumänien und Jugoslawien verteilt, die Batschka
auf die beiden Letzteren, Sathmar und die Bukowina fielen an Rumänien,
Slawonien und Bosnien an Jugoslawien, Karpatorussland an die
Tschechoslowakei, Galizien an Polen. Die Mehrzahl der Ungarndeutschen
wurde 1945/46 (nach dem Potsdamer Abkommen vom 2. 8. 1945)
ausgesiedelt beziehungsweise vertrieben; nur etwa 270 000 blieben im
Land. Die Rumäniendeutschen (v. a. Siebenbürger Sachsen) kamen während
des Zweiten Weltkriegs durch Umsiedlungsverträge nach Deutschland und
Österreich oder wurden (wie auch viele Ungarn- und
Jugoslawiendeutsche) ab Dezember 1944 zur Zwangsarbeit in die
Sowjetunion verschleppt; nur etwa die Hälfte der deportierten
Deutschen (über 700 000; v. a. Jugendliche und Frauen) kehrten zurück,
zum Teil erst in den 50er-Jahren. Aus Jugoslawien wurden während des
Zweiten Weltkriegs die Deutschen in Bosnien und 'Restserbien'
ebenfalls ins Deutsche Reich umgesiedelt. Aus dem Banat und der
Batschka kamen nach 1945 zahlreiche Flüchtlinge und Vertriebene hinzu,
die besonders im westlichen Teil Deutschlands und in Österreich
aufgenommen wurden. Die Deutschen in Galizien wurden 1940 zumeist in
das Deutsche Reich umgesiedelt (um 65 000; Vertragsumsiedler).
Russland-, Bessarabien- und Wolhyniendeutsche: Vom Ende des 18.
Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden neue
Siedlungen von Deutschen in Russland. So kamen 1763-67 unter Katharina
II. zu günstigen Bedingungen Deutsche in die Kirgisensteppe an der
Wolga, seit 1787 in die Ukraine. Der dortige Zuzug wurde erneut durch
Zar Alexander I. gefördert (1804-09), desgleichen seit 1814 der in das
den Türken abgenommene Bessarabien (Bessarabiendeutsche); auf die Krim
und in das Land nördlich und südlich des Kaukasus kamen ebenfalls
Deutsche. Auch in Polen setzte im 18. Jahrhundert eine neue deutsche
Siedlungsbewegung ein (größte Streusiedlung: Lodz); sie ging nach den
Teilungen Polens im russischen Herrschaftsgebiet weiter und endete in
Kongresspolen erst mit der Bauernbefreiung 1861. Von Kongresspolen aus
wurden in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die Siedlungen im Cholmer
und Lubliner Land, v. a. aber in Wolhynien (Wolhyniendeutsche)
gegründet. Schließlich kam es noch zu einer privaten bäuerlichen
Siedlung von Deutschen in Litauen, meist von Ostpreußen aus.
Die 1944 nach Deutschland geflüchteten 220 000 Russlanddeutschen
wurden nach 1945 zum Teil (aus der sowjetischen Besatzungszone) in das
Innere der Sowjetunion verschleppt. Das gleiche Schicksal erlitten die
seit 1920 im rumänischen Staatsverband lebenden Bessarabiendeutschen.
Von den Deutschen in den 1920/21 an Polen gefallenen ehemaligen
deutschen Gebieten wurden nach dem 'Polenfeldzug' 1939 170 000 aus
Wolhynien und Ostpolen umgesiedelt, meist in die damaligen Reichsgaue
Wartheland und Danzig-Westpreußen.
Deutsche in Übersee: Schon 1608 (Jamestown, Virginia) beginnend, kam
es 1683 in Pennsylvania zur ersten größeren geschlossenen Siedlung von
Deutschen in den USA (Germantown; 'Pennsylvania Dutch'); v. a. aber im
19. Jahrhundert, besonders stark seit 1848, wanderten viele Deutsche
in die USA aus (Deutsch-Amerikaner) und wurden im amerikanischen
'Schmelztiegel' assimiliert. In Kanada begann um 1750 eine anfangs
geringe Siedlung durch Deutsche, die im 19. Jahrhundert, dann zu
Beginn des 20. Jahrhunderts und nach 1945 wesentlich an Umfang zunahm.
Schon seit dem 17. Jahrhundert wanderten Deutsche auch nach Mittel-
und v. a. Südamerika aus, wo sich - anders als in den USA - deutsche
Sprache und Kultur in geschlossenen und Streusiedlungen erhalten
haben. V. a. in Brasilien wanderten seit 1824 (Sao Leopoldo),
verstärkt nach 1850 (Blumenau), viele Deutsche (zumeist ehemalige
Russlanddeutsche) ein. Heute leben sie meist in den Staaten Rio Grande
do Sul, Santa Catarina, Sao Paulo und Parana. In Argentinien wurde
1836 die erste deutsche Ansiedlung gegründet; bedeutend wurde die
deutsche Einwanderung aber erst Ende der 1880er-Jahre, ein neuer Zuzug
kam nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg ins Land. In Chile siedelten
sich die ersten Deutschen zwischen 1846 und 1876 sowie 1882-90 an, u.
a. 1850 bei Valdivia und in der Provinz Chiloe, später dann auch in
Santiago, Valparaiso und Concepcion.
In die anderen Erdteile sind nur wenige Deutsche ausgewandert. In
Australien, nach ersten deutschen Siedlern schon ab 1788/90, begann
eine größere deutsche Einwanderung um 1838; bis 1914 war es neben der
britischen die zweitstärkste Besiedlung. In Afrika siedelten Deutsche
schon mit den Buren. In den Schutzgebieten des Deutschen Reiches
(1883/84-1918) war klimatisch nur Deutsch-Südwestafrika für eine
bodenständige deutsche Besiedlung geeignet, die sich dort auch
erhalten hat (Namibiadeutsche).
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