F. W.
2020-04-06 06:23:14 UTC
Wer angesichts eines gefühlten Nachrichtenanteils von 95 % aller
Nachrichten an "Corona-News" noch Lust auf künstlichen Grusel hat, der
sehe sich mal "Contagion (2011)" an.
Unaufgeregt und mit vielen Stars besetzt erzählt der Film leicht
unterkühlt die Geschichte des Ausbruchs einer Seuche in den USA. Das
Erschreckende an Steven Soderberghs Film ist seine Vertrautheit. Mehr
als einmal erschreckt man, weil manche Hollywood-Szenen inzwischen zum
täglichen Nachrichtenfilm gehören.
Dabei wendet der Film eine interessante Erzählstruktur an. Wer sich
wundert, dass die erste Szene den "Tag 2" zeigt, versteht die Botschaft
am Ende, wenn "Tag 1" gezeigt wird. Der Film verzichtet auf künstliche
Spannungserzeugungen. Sein Thema ist, besonders jetzt, spannend genug.
Die Story ist dabei recht unspektakulär. Eine Frau (Gwinneth Paltrow)
nutzt eine Reise aus Hong-Kong für einen Seitensprung in Chicago. Dnach
steckt sie ihrem Mann an (Matt Damon) und ihren Sohn, der daraufhin, wie
sie selbst, stirbt. Natürlich ist dieses unmoralische Verhalten die
Urkatastrophe für Amerika. Wäre sie mal treu geblieben, diese böse Frau...
In der Folge werden die Szenen gezeigt, die jeder im Kino, aber niemand
in der eigenen Stadt sehen will: Kampf ums Überleben, Plünderungen,
Überfälle, Morde. Das Leben in einem Land, in dem wirklich jeder eine
Waffe besitzen darf, ist eben ziemlich gefährlich.
Die Suche nach dem Virus und der völlig unterschätzte Mediziner, dem das
System die Möglichkeiten verbaut, fehlt natürlich genauso wenig, wie der
strahlende Held (Lawrence Fishburne) in Gestalt eines Arztes.
Bemerkenswert ist dabei, dass Soderbergh auch die Rolle der anscheinend
unvermeidlichen "Fake-News-Produzenten" nicht vergisst. Ein windiger
"Reporter" (Jude Law) behauptet wider besseren Wissens, dass eine
Tinktur aus Forsythien (aus der traditionellen chinesischen Medizin) das
Virus bremsen kann. Ein kleiner Schlag gegen die große
Homöopathie-Bewegung. Wer heilt, hat anscheinend doch Unrecht.
Auch das "Stockholm-Syndrom" findet Erwähnung, als eine von
Dorfbewohnern als Geisel genommene Ärztin freiwillig wieder zu ihren
Entführern will, als sie erfährt, dass die erpressten Arzneimittel samt
und sonders Placebos sind. Der medizinische Direktor (interessanterweise
Armin Rohde) hatte, mangels Masse, keine andere Wahl.
Insgesamt hinterlässt der Film einen schwachen Eindruck. Auch wenn er
derzeit alle Streaming-Portals stürmt (und bei Google derzeit für 4.- €
gekauft werden kann), erreicht er keine cineastischen Höhepunkte. Die
Stars spielen recht lustlos und ohne wirkliches Engagement. Kamera und
Regie könnten besser sein. Man sehe sich etwa "Outbreak (1995)" als
Vergleich an.
Dennoch lohnt sich der Kauf in meinen Augen. Ich werde ihn als
Erinnerung an merkwürdige Zeiten behalten. Und als Mahnung, dass diese
Welt nur gesund ausreichend funktioniert.
FW
Nachrichten an "Corona-News" noch Lust auf künstlichen Grusel hat, der
sehe sich mal "Contagion (2011)" an.
Unaufgeregt und mit vielen Stars besetzt erzählt der Film leicht
unterkühlt die Geschichte des Ausbruchs einer Seuche in den USA. Das
Erschreckende an Steven Soderberghs Film ist seine Vertrautheit. Mehr
als einmal erschreckt man, weil manche Hollywood-Szenen inzwischen zum
täglichen Nachrichtenfilm gehören.
Dabei wendet der Film eine interessante Erzählstruktur an. Wer sich
wundert, dass die erste Szene den "Tag 2" zeigt, versteht die Botschaft
am Ende, wenn "Tag 1" gezeigt wird. Der Film verzichtet auf künstliche
Spannungserzeugungen. Sein Thema ist, besonders jetzt, spannend genug.
Die Story ist dabei recht unspektakulär. Eine Frau (Gwinneth Paltrow)
nutzt eine Reise aus Hong-Kong für einen Seitensprung in Chicago. Dnach
steckt sie ihrem Mann an (Matt Damon) und ihren Sohn, der daraufhin, wie
sie selbst, stirbt. Natürlich ist dieses unmoralische Verhalten die
Urkatastrophe für Amerika. Wäre sie mal treu geblieben, diese böse Frau...
In der Folge werden die Szenen gezeigt, die jeder im Kino, aber niemand
in der eigenen Stadt sehen will: Kampf ums Überleben, Plünderungen,
Überfälle, Morde. Das Leben in einem Land, in dem wirklich jeder eine
Waffe besitzen darf, ist eben ziemlich gefährlich.
Die Suche nach dem Virus und der völlig unterschätzte Mediziner, dem das
System die Möglichkeiten verbaut, fehlt natürlich genauso wenig, wie der
strahlende Held (Lawrence Fishburne) in Gestalt eines Arztes.
Bemerkenswert ist dabei, dass Soderbergh auch die Rolle der anscheinend
unvermeidlichen "Fake-News-Produzenten" nicht vergisst. Ein windiger
"Reporter" (Jude Law) behauptet wider besseren Wissens, dass eine
Tinktur aus Forsythien (aus der traditionellen chinesischen Medizin) das
Virus bremsen kann. Ein kleiner Schlag gegen die große
Homöopathie-Bewegung. Wer heilt, hat anscheinend doch Unrecht.
Auch das "Stockholm-Syndrom" findet Erwähnung, als eine von
Dorfbewohnern als Geisel genommene Ärztin freiwillig wieder zu ihren
Entführern will, als sie erfährt, dass die erpressten Arzneimittel samt
und sonders Placebos sind. Der medizinische Direktor (interessanterweise
Armin Rohde) hatte, mangels Masse, keine andere Wahl.
Insgesamt hinterlässt der Film einen schwachen Eindruck. Auch wenn er
derzeit alle Streaming-Portals stürmt (und bei Google derzeit für 4.- €
gekauft werden kann), erreicht er keine cineastischen Höhepunkte. Die
Stars spielen recht lustlos und ohne wirkliches Engagement. Kamera und
Regie könnten besser sein. Man sehe sich etwa "Outbreak (1995)" als
Vergleich an.
Dennoch lohnt sich der Kauf in meinen Augen. Ich werde ihn als
Erinnerung an merkwürdige Zeiten behalten. Und als Mahnung, dass diese
Welt nur gesund ausreichend funktioniert.
FW