F. W.
2020-01-22 08:46:42 UTC
Steven Spielberg engagiert sich in den letzten Jahren stärker in
gesellschaftlichen Problemkreisen als früher. Nachdem er mit
Blockbustern zur Legende geworden ist, widmet er sich verstärkt der
Realität. Vielleicht war "The Color Purple" der erste Versuch,
"Schindler's List" aber ganz sicher.
Dabei beweist er ein glückliches Händchen. Das wiederum zeigt, dass
Spielberg nicht nur Meister des Effekts ist, sondern ein echtes Talent.
Bei anderen Regisseuren wie Wolfgang Petersen oder Roland Emmerich steht
eine solche Bewährungsprobe leider noch aus.
"Die Verlegerin (2017)" erzählt eine (fast) wahre Geschichte.
Verteidigungsminister Robert McNamara (1916 - 2009) gab 1971 ein
Gutachten in Auftrag, das erforschen sollte, ob und wie sich die
Einstellung der Präsidenten Truman, Eisenhower, Kennedy und Johnson zum
Korea- und Vietname-Krieg verändert hat.
Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass alle vier Präsidenten eine
Fortsetzung der Kriege angeordnet haben, obwohl die Wahrscheinlichkeit
eines Sieges sehr gering war. Die Präsidenten werden in dem Gutachten,
trotz ihres Engagements für den Frieden als Kriegstreiber entlarvt.
Die Dokumente werden von einer Aktivistin (gespielt übrigens von
Spielbergs Tochter Sasha) der "Washington Post" zugespielt. Dort treffen
sie auf Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks), der bei seiner Chefin Kay
Graham (Meryl Streep) auf Bedenken stößt. Bradlee möchte die Seiten
veröffentlichen, Graham zögert jedoch.
Kay Grahams Bedenken werden durch ein bundesrichterliches Verbot der
Veröffentlichung für die "New York Times", einer Schmutzkampagne des
amtierenden Richard Nixon und nicht zuletzt durch die persönliche
Freundschaft mit Robert McNamara genährt.
Kay Graham ihrerseits hat einen schweren Stand in der "Washington Post",
die sie nach dem Selbstmord ihres Mannes unerwartet leiten muss und
dabei aus Unerfahrenheit keine gute Figur abgibt. Am Ende setzt sich die
führende Weiblichkeit ebenso durch wie die Freiheit der Presse.
Der Film kommt ohne "Special-Effects" aus. Es ist keine Räubergschichte
und selbst sparsamste Action-Szenen als Vehikel spart Spielberg (anders
als z. B. in seinem unterschätzten Film "Munich") völlig aus. Da
explodiert nichts, es gibt keine Verfolgungsjagten und niemand kommt
heimlich oder unheimlich zu Tode.
Die Spannung erfolgt aus der Story, deren Explosivität durch die
sparsame Mimik von Hanks und Streep getragen wird - berechtigte
Oscar-Nominierung. Spielberg schafft es, den Zuschauer mitzittern zu
lassen bei den wichtigsten Fragen.
Wird eine Frau dieses gewagte Unternehmen durchführen können? Wird die
Presse weiterhin mit Politikern unter einer Rettungs-)Decke stecken?
Wird die "Post" die Aktion überleben?
Spielbergs Filme werden erwachsen. Im besten Sinne.
("Frei" bei Amazon Prime)
FW
gesellschaftlichen Problemkreisen als früher. Nachdem er mit
Blockbustern zur Legende geworden ist, widmet er sich verstärkt der
Realität. Vielleicht war "The Color Purple" der erste Versuch,
"Schindler's List" aber ganz sicher.
Dabei beweist er ein glückliches Händchen. Das wiederum zeigt, dass
Spielberg nicht nur Meister des Effekts ist, sondern ein echtes Talent.
Bei anderen Regisseuren wie Wolfgang Petersen oder Roland Emmerich steht
eine solche Bewährungsprobe leider noch aus.
"Die Verlegerin (2017)" erzählt eine (fast) wahre Geschichte.
Verteidigungsminister Robert McNamara (1916 - 2009) gab 1971 ein
Gutachten in Auftrag, das erforschen sollte, ob und wie sich die
Einstellung der Präsidenten Truman, Eisenhower, Kennedy und Johnson zum
Korea- und Vietname-Krieg verändert hat.
Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass alle vier Präsidenten eine
Fortsetzung der Kriege angeordnet haben, obwohl die Wahrscheinlichkeit
eines Sieges sehr gering war. Die Präsidenten werden in dem Gutachten,
trotz ihres Engagements für den Frieden als Kriegstreiber entlarvt.
Die Dokumente werden von einer Aktivistin (gespielt übrigens von
Spielbergs Tochter Sasha) der "Washington Post" zugespielt. Dort treffen
sie auf Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks), der bei seiner Chefin Kay
Graham (Meryl Streep) auf Bedenken stößt. Bradlee möchte die Seiten
veröffentlichen, Graham zögert jedoch.
Kay Grahams Bedenken werden durch ein bundesrichterliches Verbot der
Veröffentlichung für die "New York Times", einer Schmutzkampagne des
amtierenden Richard Nixon und nicht zuletzt durch die persönliche
Freundschaft mit Robert McNamara genährt.
Kay Graham ihrerseits hat einen schweren Stand in der "Washington Post",
die sie nach dem Selbstmord ihres Mannes unerwartet leiten muss und
dabei aus Unerfahrenheit keine gute Figur abgibt. Am Ende setzt sich die
führende Weiblichkeit ebenso durch wie die Freiheit der Presse.
Der Film kommt ohne "Special-Effects" aus. Es ist keine Räubergschichte
und selbst sparsamste Action-Szenen als Vehikel spart Spielberg (anders
als z. B. in seinem unterschätzten Film "Munich") völlig aus. Da
explodiert nichts, es gibt keine Verfolgungsjagten und niemand kommt
heimlich oder unheimlich zu Tode.
Die Spannung erfolgt aus der Story, deren Explosivität durch die
sparsame Mimik von Hanks und Streep getragen wird - berechtigte
Oscar-Nominierung. Spielberg schafft es, den Zuschauer mitzittern zu
lassen bei den wichtigsten Fragen.
Wird eine Frau dieses gewagte Unternehmen durchführen können? Wird die
Presse weiterhin mit Politikern unter einer Rettungs-)Decke stecken?
Wird die "Post" die Aktion überleben?
Spielbergs Filme werden erwachsen. Im besten Sinne.
("Frei" bei Amazon Prime)
FW