Post by Norbert KahnPost by Ralf JoerresPost by Roland FranziusFinden ohne Vorsilbe wird praktisch nur im Archiv und bei der
geschmacklichen Bewertung benutzt.
Naja: ich finde meine Schlüssel nicht mehr - ich konnte die Stelle im Film
nicht finden - wir haben viele Beispiele gefunden - ... hat seinen Platz
im Leben gefunden - den Mann fürs Leben finden - ... hat den Fehler gefunden
- jeden Morgen steht ein Dummer auf, man muss ihn nur finden - dort kein Gold
mehr finden - usw. usf.: Alles nur Archiv? Schau mal bei DWDS, Beispiele
ohne Ende: https://www.dwds.de/wb/finden
Post by Roland FranziusAufgefunden werden bei Leichen bedeutet passiv dasselbe wie auftauchen
bei Schwimmern und anderen Untergetauchten.
Scheint zu stimmen, vgl. 'aufdecken', 'aufklären', 'auftreiben' ...
Ralf Joerres
Das wird alles ethymologisch stimmen. Trotzdem erscheint mir das aufgefunden verquast. "Im Wald
wurde eine Leiche aufgefunden" gegen "im Wald wurde eine Leiche gefunden". Was klingt besser, was
distanzierter?
Mit Etymologie hat das alles nichts zu tun, eher mit der Organisation der
Seme von 'auf' und 'find' im menschlichen Bewusstsein, die sich von Mensch
zu Mensch im Detail unterscheidet.
Wenn man Wörter so aus dem Zusammenhang löst, verrutschen die Beurteilungs-
maßstäbe. Ich behaupte, dass beide von dir genannten Sätze unüblich sind.
Man setzt besser bei realen Sätzen an, z.B. "Am 17. September 1965 wird die
sechsjährige Antje S. ermordet bei Lüneburg aufgefunden." (Die Zeit 18.12.17)
In diesem Kontext wäre es mehr als ungewöhnlich, den Satz mit 'gefunden'
statt mit 'aufgefunden' enden zu lassen, denn wie Andreas Karrer schrieb,
setzte das voraus, dass man dort nach ihr gesucht hätte, was aber, so wie es
formuliert ist, nicht der Fall war.
Post by Norbert KahnPost by Ralf JoerresPost by Roland FranziusFinden ohne Vorsilbe wird praktisch nur im Archiv und bei der
geschmacklichen Bewertung benutzt.
Naja: ich finde meine Schlüssel nicht mehr - ich konnte die Stelle im Film
nicht finden - wir haben viele Beispiele gefunden - ... hat seinen Platz
im Leben gefunden - den Mann fürs Leben finden - ... hat den Fehler gefunden
- jeden Morgen steht ein Dummer auf, man muss ihn nur finden - dort kein Gold
mehr finden - usw. usf.: Alles nur Archiv? Schau mal bei DWDS, Beispiele
ohne Ende: https://www.dwds.de/wb/finden
Post by Roland FranziusAufgefunden werden bei Leichen bedeutet passiv dasselbe wie auftauchen
bei Schwimmern und anderen Untergetauchten.
Scheint zu stimmen, vgl. 'aufdecken', 'aufklären', 'auftreiben' ...
Ralf Joerres
Das wird alles ethymologisch stimmen. Trotzdem erscheint mir das aufgefunden verquast. "Im Wald
wurde eine Leiche aufgefunden" gegen "im Wald wurde eine Leiche gefunden". Was klingt besser, was
distanzierter?
Mit Etymologie hat das alles nichts zu tun, eher mit der Organisation der
Seme von 'auf' und 'find' im menschlichen Bewusstsein, die sich von Mensch
zu Mensch im detail unterscheidet.
Wenn man Wörter so aus dem Zusammenhang löst, verrutschen die Beurteilungs-
maßstäbe. Ich behaupte, dass beide von dir genannten Sätze unüblich sind.
Man setzt besser bei realen Sätzen an, z.B. "Am 17. September 1965 wird die
sechsjährige Antje S. ermordet bei Lüneburg aufgefunden." (Die Zeit 18.12.17)
In diesem Kontext wäre es mehr als ungewöhnlich, den Satz mit 'gefunden'
statt mit 'aufgefunden' enden zu lassen, denn wie Andreas Karrer schrieb,
setzte das voraus, dass man dort nach ihr gesucht hätte, was aber, so wie es
formuliert ist, nicht der Fall war.
Wenn ich selbst in die unglückliche Lage käme, bei Brombeerpflücken auf eine
Leiche zu stoßen, würde ich - vielleicht - der Polizei sagen: 'Ich habe einen
Toten gefunden', vielleicht jedoch eher: 'Ich war in einem Waldstück 2 km
von hier, diese Richtung (Armzeig), am Brombeerpflücken, auf einmal seh ich
da unter einem Gebüsch einen Toten liegen' oder 'Im Wald da hinten liegt ein
Toter' oder wie auch immer, jedenfalls wäre 'aufgefunden' hier unüblich und
in der Tat verquast. Wenn jedoch in den Medien abends darüber berichtet wird,
ist 'auffinden' das Verb der Wahl, oft mit einer prädikativen Zustands-
beschreibung (Boulevardblatt: mit durchgeschnittener Kehle; 'Qualitätsmedium':
mit Spuren, die auf ein Gewaltverbrechen schließen lassen...).
Wie wäre es bei einer 'entschlängelten' Anakonda, die die kalten Temperaturen
nicht überlebt hat und deren Kadaver von Spaziergängern gesichtet wird?
(Über einen toten Fuchs wird in den Medien nicht berichtet.) Oder bei einem
toten Wolf? Statt 'finden' und 'auffinden' gibt es auch noch 'stoßen auf',
aber ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Soweit ich weiß, bekommen die Wölfe
Namen, um sie zu identifizieren, damit werden sie ein Stück weit personali-
siert, und wenn man den Namen gebraucht, würde man wohl wieder von 'auffinden'
sprechen.
Gruß Ralf Joerres