Salut!
Post by Tim LandscheidtPost by Helmut Barth[...]
Die Knallfrösche werden in einem geeigneten Behälter
mitgeführt. Im Anwendungsfall entnimmt man die benötigte
Anzahl (i.d.R. alle) Knallkapseln aus dem Behältnis, trägt
sie an den Bestimmungsort (i.d.R.. in einigem Abstand zum
Vorfall- oder Gefahrenort) und klemmt sie dort mit ihren
Halterungen (eine Klemmfeder fest an der Kapsel montiert)
auf die Schienen. [...]
Noch Fragen?
Ja: In welchem Abstand von dem Vorfall- oder Gefahrenort
sollen die Knallkapseln geklemmt werden? Wenn man nur einmal
500 m und in Fahrtrichtung annimmt, kommt man bereits auf
eine gute Viertelstunde Spaziergang, in der der Tf weder ein
technisches Problem selbst versuchen zu lösen noch das Funk-
gerät bedienen könnte. Und wenn man stattdessen ein Zub nach
vorne bittet (so verfügbar), ist die "schutzlose" Zeit ohne
Knallkapseln noch länger und zudem leidet die Kundenbetreu-
ung beziehungsweise eventuell die Evakuierung.
Hmm, der Reihe nach:
Es gibt kein technisches Problem das zu lösen ein Tf allein im Stande
wäre, welches zugleich den Einsatz der Knallkapseln erfordert.
Wenn die Knallkapseln zur Sicherung zum Einsatz kommen sollen ist der Tf
und das Zub an allen anderen Stellen entbehrlich, denn dann haben schon
alle anderen Maßnahmen zur Sicherung nicht gegriffen und die
Knallkapseln sind der letzte Notanker in der Sicherungskette. Diese
beginnt nämlich mit einem Nothaltsignal über Funk und ggf. dem
Lichtalarmsignal.
Das Funkalarmsignal bewirkt normalerweise eine Notbremsung durch die Tfs
aller Züge im Funkbereich und anschließend ein Gespräch mit dem
Regulateur. Geht das nicht (Funkloch, Funk defekt) so bewirkt das
Lichtalarmsignal mit dem Spitzenlicht eine Warnung und einen
Anhalteversuch bei einem entgegenkommenden Zug. Sobald man steht und die
Lage einigermaßen klar ist kann man mit Kurzschlussstangen die
Gleisstromkreise beeinflussen und einen Signalhalt bewirken.
Anschließend versucht man über Streckenfernsprecher oder Handy einen
Notruf loszuwerden. Zugleich beginnt man mit den Vorbereitungen für eine
manuelle Sicherung, die erforderlich wird, wenn einem niemand versichern
kann, daß keine Fahrten mehr zu erwarten sind. Jetzt kommen Lampe,
Fackel, Fahne und eben die Knallkapseln ins Spiel.
Zur Entfernung die nun zu Laufen ist, um einen Vorfallort der ein
Hindernis für andere Fahrten bildet zu sichern kann man keine pauschale
Angaben machen. Zum einen spielt die streckenspezifische DCO (Distance
de couverture de obstacle, Entfernung zur Deckung eines Hindernisses,
meist 1500m, manchmal weniger oder mehr) eine Rolle, zum anderen sowohl
die Signalausstattung und die Streckenbetriebsart.
Bei einer eingleisigen Strecke mit Block automatique darf ich da sicher
erwarten, daß mir kein Zug entgegengeschickt wird, wohingegen ich nicht
das Nachfahren eines anderen Zuges auf Sicht ausschließen kann ->
Sicherung nach hinten hat Vorrang, wobei wegen des Fahrens auf Sicht
200m ausreichend sind. Das gilt allerdings nur, wenn noch mindestens
zwei Achsen meines Zuges auf dem Gleis stehen. Ansonsten besteht die
Gefahr, daß die Technik meinen Zug nicht mehr erkennt und die Signale
auf frei stellt .. Aber dafür gibts dann ja wieder die Kurzschlußstange.
Bei einer mehrgleisigen Strecke mit voie banalisée (eine Art
Gleiswechselbetrieb) müßte ich in beide Richtungen die volle DCO Laufen.
Da ich das allein nicht gleichzeitig kann, werde ich in eine Richtung
einen anderen Mitarbeiter lossschicken müssen. Sollte es unterwegs noch
eine Einmündung einer anderen Strecke geben, so muss ich auch hier in
der DCO sichern. Sollte sich unterwegs ein anderer Mitarbeiter finden,
so ist dieser in die Sicherung mit einzubeziehen. Handelt es sich gar um
ein Stellwerk und kann einem der Stellwerker versichern daß keine
Fahrten mehr zu erwarten sind, kann man sogar die weitere Sicherung
abbrechen. Wenn nicht -> Laufen bis die Sohlen qualmen.
Btw. 15 Min Fußweg entsprechen etwa einem Kilometer auf gutem Weg
mittlerem Tempo. Im Notfall sollte es das Personal eiliger haben und den
schlechteren Weg "überkompensieren" ;-).
Post by Tim LandscheidtOder anders gefragt: Werden die Knallkapseln bei SNCFs
auch tatsächlich eingesetzt?
Wenn es notwendig ist auf jeden Fall.
Grüßle, Helmut