Post by Leonhard WittPost by klaus r.Am Mon, 9 Jul 2018 17:08:45 +0200
Post by Carsten ThumullaPost by klaus r.Post by Carsten ThumullaEffizienz ist natürlich gegeben und das Gelaber von neo- hilft da nichts.
Das sehe ich ganz anders. Es gibt Bereiche, da spielt nicht
auschliesslich die äusserste Effizienz die aller erste Geige.
Das Fürsorgen für die eigene Bevölkerung gehört auf jeden Fall dazu.
Das ist ja das Problem. Die Menschen glauben, die Naturgesetze
gelten für sie nicht -- und man könne Gesetze machen, wie man
lustig ist.
Es funktioniert ja nicht!
Es funktioniert darum nicht, weil die Bestimmenden in diesem Land
*nicht* die Interessen derer vertreten, die sie an die Futtertröge
gebracht (gewählt) haben. Und die, deren Interessen sie partout
nicht vertreten wollen, lassen es klaglos geschehen und wehren sich
nicht. Nein, sie jagen sie noch nicht mal wieder weg von den
Trögen.
Das sind Schlagworte auf dem Niveau von "der Satan hat da seine Finger
drin".
Ich versuche, das Problem an einem Beispiel zu veranschaulichen.
In der Nähe meines Elternhauses steht ein Altersheim und daneben ist
ein Wald mit Spazierwegen. Man sieht dort oft Alte, die nicht mehr
gehen können, auf einem Wald-"Spaziergang", das heißt, sie werden in
ihren Rollstühlen von den Pflegern geschoben. Der Spaziergang dauert
ungefähr zwei Stunden.
Jetzt rechnen wir etwas. Ich nehme dazu ein auf Vielfache von hundert
Euro abgerundetes Monatsgehalt aus der Mitte der Tariftabelle für
Pflegeberufe. Es handelt sich um 3700 EUR je Monat. Der
Durchschnittsmonat hat 21 Arbeitstage, ich rechne den Arbeitstag zu 8
Stunden, ergibt 168 Stunden zu 22 EUR. Leider bekommt man die
Arbeitsstunde nicht für diese 22 EUR, denn es gibt bezahlten Urlaub
und Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, eventuell weitere Zulagen, die von
der Leistungsbeurteilung abhängen (die lasse ich bei der weiteren
Rechnung weg), sowie Sozialversicherungsbeiträge.
Bei sechs Wochen Jahresurlaub und Urlaubsgeld von 50% des Gehaltes hat
man 1,5 Monate mit dem 1,5-fachen Gehalt, also 2,25 Monatsgehälter für
1,5 Monate Nichtstun. Auf die 10,5 Arbeitsmonate entfallen also
10,5+2,25=12,75 Monatsgehälter. Auf jeden Arbeitsmonat entfallen somit
12,75/10,5=1,2 Monatsgehälter. Damit sind wir schon nicht mehr bei 22
sondern bei 26,4 EUR je Arbeitsstunde. Dazu kommen die
Arbeitgeberbeiträge von 19,375% des Bruttogehaltes, was einen Preis
von 31,5 EUR je Arbeitsstunde ergibt.
Damit kostet ein zweistündiger Rollstuhlspaziergang 63 EUR.
Will der Rollstuhlfahrer jeden Tag auf diese Art an die frische Luft,
kostet ihn das im Monat 1890 EUR (Monat mit 30 Tagen).
Der Pflegebedürftige hat im Pflegeheim ein Zimmer mit Bad, letzteres
behindertengerecht ausgestattet, schläft in einem Pflegebett, hat
einen Küchenbetrieb, der ihn mit Essen versorgt, Bettwäsche mit
Wäscherei und schließlich, sicherlich nicht das billigste, Pflege für
seine Gebrechen.
Wenn man sich das alles anschaut, sind die üblichen Pflegesätze nicht
verwunderlich.
In einem mir bekannten Altersheim, hatte eine halbseitig gelähmte Frau
sich einen motorisierten Rollstuhl gekauft, den sie mit der nicht
gelähmten Hand mit einem Joystick steuerte. Der kostete sie ein paar
tausend Euro, aber damit hatte sie eine Selbständigkeit, die auf die
altertümliche Art mit Personal unbezahlbar gewesen wäre.
In dieser Richtung sehe ich die einzige Lösung des Pflegeproblems. So
wie den Mobilitätsroboter aka. motorisierter Rollstuhl hätte ich, wenn
ich Pflegefall werde, gerne einen Pflegeroboter, mit dem ich all das
selbständig erledigen könnte, wozu ich sonst einen menschlichen
Pfleger bräuchte. Für das was dann bleibt, könnten die Pfleger dann
auch höhere Gehälter heraushandeln. Solange sie aber vorindustriell
arbeiten, sind auch nur vorindustrielle Löhne bezahlbar, sprich auf
dem Niveau von Entwicklungsländern.
Um bei Deinen Worten vom Satan zu bleiben: Katholisches Altenheim. Sehr
schön in einer niederrheinischen Kleinstadt gelegen. Etwa 30 Insassen.
Sonntagvormittag haben 2 Pflegerinnen Dienst. Die zu Pflegenden, die
dem Tisch eine Flasche Eierlikör platziert. Gegen 14:00 Uhr wollte ich
Jemanden besuchen. Die Flasche war immer noch da, aber beinahe leer und
Kopf auf ihren auf den Tischen verschränkten Armen. Die zwei
"Schwestern" machten ihre Spässchen in ihrem Aufenthaltsraum. Oder ob
kirchlichen Einrichtungen, Vorkommnisse berichten. Auch von
Pflegekräften, aber auch Schwestern in Nonnentracht. Liegt so etwas
wir wieder bei dem sein, was ich weiter oben schrieb.