Post by Herbert AlbrechtPost by Werner HoltfreterPost by Herbert AlbrechtDer Nationalsozialismus hiess nur so.
Ich habe den Eindruck, dass damals wenig Etikettenschwindel
verübt wurde. Das Propagandaministerium hieß tatsächlich so und
auch "Sozialismus" war nicht nur ein leeres Wort: Der Arbeiter
wurde aufgewertet, die Gleichwertigkeit der "Arbeit mit der
Faust" mit der Kopfarbeit herausgestellt, das Großprojekt der
Ferienanlage Prora begonnen, KdF-Ferienreisen organisiert,
soziale Regeln eingeführt, die noch heute gelten usw.
Zentral wichtig war die Propaganda, mit der das Volk positiv
gestimmt wurde.
Ja, positive Stimmung auf Hersteller wie auf Konsumentenseite ist
eine wichtige Basis des Aufschwungs. Hinzu traten Zwangsmaßnahmen
wie der Arbeitsdienst.
Post by Herbert Albrechtin Prora machten keine KdF-Gäste Urlaub sondern einige Soldaten,
die für Fronteinsätze belohnt werden sollten.
So kann man es auch sagen :-) Es gab ein Lazarett.
Post by Herbert AlbrechtNun kam der Krieg ja nicht unerwartet sondern wurde von der
Führung von Anfang an beabsichtigt, geplant und schnellstmöglich
umgesetzt.
Das sollen wir glauben und das glauben auch fast alle, nachdem das
in BRD und DDR übereinstimmend gelehrt wurde. Es ist aber sehr
zweifelhaft, dass es stimmt, denn:
| Vor dem Angriff gegen Polen 1939 spricht Hitler vor den Generalen
| mehrmals davon, daß er erst für die Jahre 1943/44 mit einem neuen
| Kriege rechnet. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in das
| Nachbarland weiß er dann nicht, was er mit dem eroberten Polen
| anfangen soll. Der Heeresverbindungsoffizier von Vormann im
| „Führerbegleitkommando“ schildert Hitlers Ratlosigkeit in dieser
| Frage zu einem Zeitpunkt, da Polen schon fast ganz in deutscher
| Hand ist. Das läßt nicht vermuten, daß Hitler Polen als
| Gebietserweiterung in einer Langzeitplanung je auf der Agenda
| hatte.
Quelle dafür und vieler weiterer Belege in dem dringend zur Lektüre
empfohlenen Buch
www.amazon.de/1939-Krieg-Anlauf-Zweiten-Weltkrieg/dp/3957681707/ref=asap_bc?ie=UTF8
(Herbert, wenn du willst, kannst du eine PDF-Privatkopie von der
älteren 2. Auflage bekommen.)
Post by Herbert AlbrechtDer zentralen Staatsführung war klar, dass VW erst nach einem
gewonnenen Krieg Käfer ans Volk liefern würde.
Das folgt aus der Geschichtsschreibung der Sieger mit dem geplanten
Eroberungskrieg. Aber wer der nicht mehr folgt, wird nach und nach
weitere "offenkundige" Ereignisse in Frage stellen.
Post by Herbert AlbrechtAm interessantesten erscheint mit der chinesische Kommunismus,
einerseits wird Mao restauriert und die Parteistrukturen gestärkt
und andererseits ist die wirtschaftliche Basis
marktwirtschaftlicher als in einigen Ländern des Westens. Bisher
galt als unverrückbare Erkenntnis, dass Staaten mit
kommunistischer 'Staatsreligion' eine Kommandowirtschaft haben
*müssen*, um die Kontrolle über die Produktionsmittel bei der
Politik zu halten.
Herrscht in China denn noch Kommunismus? Mir scheint, die
Kommunistische Partei Chinas bzw. ihre Machthaber haben einen Weg
gefunden, die unvermeidlichen wirtschaftlichen Veränderungen so zu
gestalten, dass sie ihre Haut retten und sogar an der Macht bleiben
und Chaos beim Übergang vermeiden. Ich meine, sie führen das Land
von einer Kommunistischen Diktatur in eine Kapitalistische
Diktatur - natürlich ohne offen zu bekennen, dass der Kommunismus
abgeschafft wird.
Post by Herbert AlbrechtPost by Werner HoltfreterZur Erklärung des ersten Wirtschaftswunders, das die
Arbeitslosigkeit binnen kürzester Frist von 6 Mio auf Null sinken
ließ, technische Spitzenleistungen hervorbrachte und
Großbaustellen meisterte, taugt [die Enteignung der Juden]
jedenfalls nicht.
Die technischen Spitzenleistungen basierten auf Erkenntnissen, die
deutsche Forscher Jahrzehnte vorher gemacht hatten. Die
Kriegswirtschaft förderte alles, was im Krieg vorteilhaft
erschien.
Auch die DDR hätte von den Erkenntnissen früherer Forscher
profitieren können. Hat sie aber nicht. Auch der BRD könnte von den
Erkenntnissen früherer Organisationstalente profitieren. Trotzdem
bekommt sie den Berliner Flughafen nicht in den Griff.
Post by Herbert AlbrechtPost by Werner HoltfreterPost by Herbert AlbrechtDie Aufrüstungspolitik, selbstverständlich auf Pump, hatte zwar
das Ziel, die Wehrmacht kriegsstark mit neuen Waffen
auszurüsten, aber der Nebeneffekt war ebenso erwünscht: Viele
neue Fabriken, also Arbeitsplätze, wo man gut verdiente und
Investitionen, die sich für die Anleger rentierten. Es war ein
Boom auf Pump, dumm nur, dass man die Kredite irgendwann
zurückzahlen musste - eigentlich.
Wurde der Boom vom Ausland finanziert? Wenn es nur eine
Binnenfinanzierung war, war der Aufschwung selbstgemacht. Denn
Geld kann man sich in diesem Fall wegdenken, es ist ja nur eine
Rechnungsgröße, die die eigentliche Wirtschaftleistung zu
organisieren hilft.
Zu Anfang wurde der Boom wohl ganz normal von Anlegern aus aller
Welt finanziert, die sich auf die Propaganda verließen und auf
gute Rendite hofften - so wie jeder kreditfinanzierte Boom, auch
heute noch.
Eher nicht. Roosevelt hat schon früh wirtschaftliche Maßnahmen gegen
Nazi-Deutschland ergriffen.
Post by Herbert AlbrechtPost by Werner HoltfreterEtwas anderes würde nur gelten, wenn das Ausland finanziert, denn
das bedeutet, dass*Güter* ins Land fließen. Auch hierbei kann
man sich das Geld wegdenken, zumal es ja sofort wieder ins
Ausland fließt, wenn die Güter eingekauft werden. Aber vermutlich
gab es keine Auslandsfinanzierung, denn bereits mit der Wahl
Hitlers zum Kanzler erklärten die Juden Deutschland den Krieg -
mangels eigenem Staat nur per Zeitungsanzeige in Amerika
[Korrektur: England, aber in USA gab es ähnliches] - und
boykottierten deutsche Produkte.
'Die Juden' hatten nach der sog. Reichskristallnacht jeden guten
Grund, eine solche Anzeige zu schalten.
Blöd nur, wenn sich der zeitliche Ablauf um- und damit dein Argument
gegen die Juden kehrt:
Kriegserklärung der Juden 24. März 1933
Reichskristallnacht 9. auf den 10. November 1938
www.h-ref.de/feindbilder/juedische-kriegserklaerungen/daily-express.php
(Dass die koschere Quelle die Bedeutung dieser und entsprechender
Erklärungen der Juden in den USA herunterspielt, ist
quellentypisch.)
Post by Herbert AlbrechtDie Bombenangriffe entsprachen vielleicht nicht der Haager
Landkriegsordnung, aber - hat die irgendjemand irgendwo mal
eingehalten?
Ich denke schon. Dass Kriegsverbrechen auf allen Seiten vorkamen,
ist sicherlich unstrittig. Es fällt aber schwer, daran zu glauben,
dass Kriegsverbrechen vorgesehen oder geplant waren, wenn man jedem
Soldaten die folgenden 10 Gebote in seinem Soldbuch auf den Weg
gab:
https://verschwiegenegeschichtedrittesreich.wordpress.com/2017/04/11/1363/
(Der Text ist authentisch, ich hatte selbst ein Original in der
Hand.)
Die Allierten haben sich weniger um die Landkriegsordnung
gekümmert - auch mit dem perfiden Argument, die gelte nicht für den
Luftkrieg, denn sie haben gezielt (und nicht nur als
Kollateralschaden) Wohngebiete bombardiert. Nach dem Krieg haben
sie die Kriegsgefangenen in den http://rheinwiesenlager.de/
absichtlich(!) sterben lassen. Die Absicht wird ersichtlich
dadurch, dass es der Bevölkerung bei Todesstrafe verboten war, die
Gefangenen mit Nahrung zu versorgen. Das Internationale Rote Kreuz
hatte keinen Zutritt zu den Lagern. Nahrungsmittel und Hilfsgüter,
welche das Schweizer Rote Kreuz in Eisenbahnwaggons an den Rhein
transportieren ließ, wurden auf Befehl Eisenhowers zurückgeschickt.
Siehe http://rheinwiesenlager.de/zustaende.htm
Post by Herbert AlbrechtDie Idee eines 'fairen' Krieges erscheint mir zwar
symphatisch aber gleichzeitig weltfremd.
Die Landkriegsordnung soll nur die schlimmsten Auswüchse verhindern.
Und sie entstand in einer Zeit, als man Krieg für prinzipiell
unvermeidbar hielt (so jedenfalls Erich Ludendorf, der führende
General des 1. Weltkriegs, den ich kürzlich las). Das war vor der
Erfindung der Atomwaffe, die uns im Mitteleuropa anscheinend den
Frieden bewahrt hat.
--
Gruß Werner
Die Freiheit des Denkens muss grenzenlos sein
www.nzz.ch/feuilleton/inquisition-gibt-es-noch-heute-sie-funktioniert-nur-anders-als-vor-vierhundert-jahren-ld.1380666