Post by Andre EigerPost by JoergPost by Andre EigerPost by JoergIch frage mich auch, ob er sich an Kreuzungen umgesehen hat. Oft sehen
ich, wie Leute vor mir voll drueberkacheln. Unfaelle bekam ich dabei
nur beim Fahrbahnradeln mit, als Zeuge.
Siehe oben. Es trifft meistens die, die nicht besonders schnell bei
Grün AUF DEM RADWEG geradeaus über die Kreuzung wollten. In den letzten
fünf Jahren auf meinem Arbeitsweg zwei Tote, einmal abbiegender LKW in
eine Industrieeinfahrt, einmal abbiegender PKW auf ein Baumarktgelände.
Schon klar, aber IMHO waeren viele dieser Unfaelle seitens des
Radfahrers vermeidbar. Der Autofahrer traegt zwar die Schuld und hat
sich fehlverhalten, aber da er in einem sehr viel robusteren Vehikel
sitzt, sollte man als schwaecherer vorsichtig sein.
Ich habe in Europa sechsstellige Fahrradkilometer hinter mir. Da ist es
kein Zufall, dass es bei mir nicht eine brenzlige "Right Hook" Situation
auf Radwegen gegeben hat.
Über 100000 km, das könnten so 300000 passierte Seitenstraßen und
Einfahrten sein, und keine kritischen Situationen durch Abbieger.
Beneidenswert. Schade, dass sich das so nicht in der Unfallstatistik
niederschlägt.
Gab schon Unfaelle. VW Polo, zog aus Seitenstrasse raus ... *KABROCH* ..
schepper. Dann noch ein Mercedes-S, der eiskalt vor mir links abbog und
ich in dessen hinteren Kotfluegel knallte (Fahrer ist abgehauen). Beim
dritten fuhr ich in das Heck eines Autos, weil mir der vordere Bremszug
gerissen war.
Alles sowie saemtliche brenzligen Situationen auf Fahrbahn, keine auf
Radwegen. Da hatte ich nur einen Eigenunfall. Ein Manzanitabaum sprang
bei 30km/h auf den Singletrack. Ich haette schwoeren koennen, dass der
am Tag davor noch nicht da war ...
Post by Andre EigerIn den 3 bis 4 Sekunden, die der Radfahrer von kurz vor der Kreuzung bis
zum Verlassen der Gefahrenzone benötigt, legt das abbiegende Auto so 20
bis 25 m zurück. Bei dicht fließendem Stadtverkehr muss der Radfahrer
nicht nur das Auto links hinter sich beobachten, sondern auch bei dem
dahinter eine Abbiegeabsicht erkennen. Bei jeder Abbiegung oder größeren
Einfahrt.
Dazu muss er an ampelgesteuerten Kreuzungen auf andere Radfahrer und
Fußgänger achten, die irgendwie im Aufstellbereich herumwuseln, und die
gelbfreie Ampelschaltung im Blick haben. Und rechtzeitig von vorne
kommende Linksabbieger erkennen, die schnell die Lücke im Gegenverkehr
nutzen wollen.
Alles gleichzeitig. Mit mehr oder weniger verschwenktem Verlauf der
Radspur. Hört sich total einfach an, da kann eigentlich nichts
schiefgehen.
Wenn es mir zu "wuselig" wird, halte ich einfach erstmal an. Dann geht das.
Post by Andre EigerNun, ich mache manchmal Fehler, ich bin manchmal unaufmerksam, mir sind
schon kritische Situationen passiert, oder die mit Glück gutgegangen
sind. Eine Verkehrsführung, die Radfahrern einseitige Extra-Lasten
auferlegt und Gefahrenstellen kreiert, die ohne gar nicht da wären, kann
keine Lösung sein. Und das nur, damit Autofahrer schneller vorankommen,
auf Kosten der anderen. (Und sich dann doch im Stau durch zu hohe
Verkehrsbelastung gegenseitig im Weg stehen.)
Bei uns sind Radwege oft so konstruiert, dass sie Gefahren wegnehmen.
Z.B. indem man unter stark befahrenen Querstrassen durchtunnelt. So kann
ich z.B. in Folsom von Westen nach Osten einfach durchzischen. Erst wenn
es durch Wohngebiete mit Niedrigtempo und wenig Verkehr geht, muss ich
auf Autofahrer achten, und da ist das total simpel.
Die komplette Strecke muss ich nie mit Knappueberholern, Schneidern,
Grundstueckseinbiegern, vor mir an einer Baeckerei vollbremsenden oder
sich sonstwie idiotisch benehmenden Autofahrern rechnen. Weil keine da
sein koennen. Auch Dieselgestank gibt es keinen.
Post by Andre EigerPost by JoergPost by Andre EigerDie Zeiten, wo in Wohngebieten großzügige Fahrbahnen mit Radwegen
gebaut wurden, sind glücklicherweise vorbei. Die Devise sind schmalere
Wege,
weniger gerade, weder abgetrennte Rad- noch Fußwege, dann als
"verkehrsberuhigte Zone", oder wenigstens als Tempo-30-Zone, dann meist
mit Fußwegen.
Das wünschen sich sogar die meisten Vertreter der ultimativen Auto-
Fraktion, jedenfalls für dort, wo sie selbst wohnen.
Der verlangsamte Kfz-Verkehr und das Aussperren von durchfahrenden Kfz
erhöht nämlich die Aufenthaltsqualität insgesamt.
Das sehe ich auch so. In meiner neuen Heimat und auch in unserem Dorf
gibt es z.B. nichtmal Buergersteige. Nachts gehen wir da allerdings
nicht so gern zu Fuss und wenn, dann mit Beleuchtung.
Ja, das Auto ist als Maß aller Dinge. Gib Dich nicht auf, tu was dagegen!
Bei dem (klischeehaften?) Bild, das ich von den USA habe, scheint mir das
allerdings ziemlich hoffnungslos. Die Lösung mag es vielleicht erst
geben, wenn nur noch autonome Kfz erlaubt sind und selbst gesteuerte nur
auf abgesperrten Strecken fahren dürfen.
Ich tue ja was dagegen, z.B. manchmal in Gruppen mitmachen, zur
Radwegfoerderung. In dieser Richtung geschieht hier derzeit erfreulich viel.
Post by Andre EigerAber hier in Deutschland bewegt sich etwas, nur langsam zwar, doch ich
empfinde einen deutlichen Unterschied im Vergleich zu vor 15 Jahren. Das
ist natürlich keine Garantie dafür, dass es so weitergeht.
Post by JoergDer Spass hoert an den Siedlungszubringern jedoch auf. Die haben kein
Tempo 30 und dort gehoeren gescheite Radwege hin.
Auch 50 sind kein Problem, wenn es nicht zu eng ist. Und wo es eng ist,
wird auf 30 begrenzt. Hier wird mit Markierungen am Rand gearbeitet, die
zwar keinen ausschließlich für Radfahrer reservierten Verkehrsraum
darstellen, aber die Breite der Fahrbahn optisch verringern und deutlich
machen, dass die Fahrbahn nicht für Autos alleine da ist.
Auch nicht alles toll, aber es spricht Leute an, die mit dem Rad nur den
Fußweg für sicher halten.
Wenn Du 30 als Maximum für gemeinsame Fahrbahnnutzung siehst, lebe ich
auf einer Radverkehrsinsel und kann die benachbarten nur mit Bus oder
Bahn erreichen.
Da liegt das Problem, hier steuern selbst radfahrwillige Leute die
Nachbarinseln deshalb mit dem Auto an :-(
Kein Witz, wenn sie Radfahren wollen, schnallen sie die RR an ein Rack
hinten am SUV und kutschieren bis Folsom. Ab da gibt es Radwege und man
kann kostenlos parken.
Post by Andre EigerPost by JoergPost by Andre EigerDie Geschwindigkeitsdifferenzen werden gerade innerorts seltsam
unterschiedlich bewertet. Der Radfahrer in den Videos war schneller
gegenüber den Fußgängern (und dichter dran) als die Kfz gegenüber ihm.
Der gehört ganz klar auf die Fahrbahn.
Dein Problem ist, dass Du nicht an Respekt und Rücksicht glaubst. Das
der Ingenieure oben auch: Sie glauben nicht, dass andere ihnen
gegenüber rücksichtsvoll sind. Weil sie es selbst nicht sind? Könnte
sein, aber alle, die als passionierter Autofahrer die Gefährlichkeit
der Fahrbahn betonten und die ich dann gefragt hatte, ob sie selbst
denn Radfahrer gefährden würden, hatten verneint.
Das ist IME anders, es wird genauso von Leuten gesagt, die im Jahr
tausende oder auch zigtausende Kilometer auf dem RR abspulen.
Die RR fahren aber sicher nicht nur auf Radwegen? Oder eigentlich so gut
wie gar nicht, oder?
Nicht nur, aber sehr viel und nicht im Schneckentempo (die angezeigten
Geschwindigkeiten sind in Meilen pro Stunde):
Post by Andre EigerUnd wie siehst Du die Geschwindigkeitsstaffel 50 - 30 - 5 km/h? Als
nächstes wäre dann noch der Seitenabstand zu bewerten.
Auf 50km/h Strassen fahre ich Fahrbahn, aber nicht so gern. Die 88km/h
Landstrassen ohne Seitenstreifen hier vermeide ich, wenn irgendwie
moeglich. Eine muss ich jedoch oft benutzen fuer etwa 2km, ziemlich
unangenehm. 30km/h haben wir nicht, sondern 25mph oder 40km/h. Da faehrt
es sich das auch auf der Fahrbahn recht gemuetlich, weil ich dort nicht
viel langsamer bin als Autos. 5km/h Strassen gibt es nicht in unserer
Gegend.
Post by Andre Eiger(Was Du meinst, was die RR Fahrer auch sagen, habe ich nicht verstanden.)
Sie sind mit mir der Meinung, dass Radfahrern gegenueber nicht genug
Ruecksicht gezollt wird, besonders wenn es um Knappueberholer geht.
Post by Andre EigerPost by JoergPost by Andre EigerDeinen Plan der totalen Separation halte ich für völlig unrealistisch.
Der nötige Platz ist fast nirgendwo vorhanden und die baulichen
Maßnahmen dürften für eine flächendeckende Umsetzung in DE nahezu ein
Jahrhundert benötigen.
Tja, in der Stadt Folsom hat man das z.B. geschafft. Der Stadtkern ist
mindestens 150 Jahre alt und selbst da hat man es hinbekommen, Radwege
anzulegen. Teilweise sehr huebsche.
https://s16-us2.ixquick.com/cgi-bin/serveimage?url=https%3A%2F%
2Fjennyimaine.files.wordpress.com%2F2013%2F05%2Ffolsom-
bridge.jpg&sp=4abccd915931f99d99cd8251c37092b0
Nur nützt das nichts für Städte wie Münster, wie wir in dem Video gesehen
hatten.
Wir drehen uns im Kreis. Einige hübsche Radwege kann ich auch beibringen,
zumindest etwas außerhalb des Rhein-Main-Gebietes.
Aber wir hatten schon darüber diskutiert, ob sich auf diese Art und Weise
ein Land wie Deutschland in absehbarer Zeit erschließen lässt, mal
abgesehen vom Ressourceneinsatz, der das Fahrrad quasi zum Ökomonster
machen würde.
Ohne die gemeinsame Nutzung des Straßennetzes ist Deutschland mit dem Rad
nicht wirklich befahrbar und der Standpunkt "Radfahrer haben auf der
Fahrbahn nichts zu suchen" macht die Verteidigung dieses Rechts nicht
gerade leichter. Deshalb finde ich es wichtig, sich auf diese gemeinsame
Nutzung zu konzentrieren, statt sie gefährlich zu reden.
Dann muss man sie ungefaehrlicher machen und das geht u.a. mit
Radstreifen, sofern man sie richtig konzipiert. Dies verlangt eine
Bereitschaft, den Autofahrern Fahrbahnanteile und Parkplaetze
wegzunehmen. Das hat man in manchen Ecken hier getan und viele
Autofahrer muessen nun an zentralen Stellen parken. Ist zwar in fairen
Staedten umsonst, aber der Autofahrer muss mehr laufen. Was ja wiederum
gesundheitlich gut ist.
Post by Andre EigerDu hattest in einem früheren Post einen Link auf eine ADFC-
Veröffentlichung zu außerörtlichen Radwegen herausgesucht. Damit das
nicht so einseitig rüberkommt, hier noch ein Link zum Thema Shared Space
http://www.adfc.de/files/2/110/111/121010_Pos_Shared_Space.pdf
Das vorher / nachher Titelbild des Beispiels Bohmte macht auf einen Blick
deutlich, wieviel einfacher der gemeinsame Straßenraum im Vergleich zu
handtuchbreiten Separatwegen ist.
http://www.adfc.de/files/2/110/111/Radwelt_4.2008_shared_space.pdf
Exklusivität für den Kraftverkehr gibt es auf Autobahnen und
Schnellstraßen genug. Der Rest ist für alle da. Viele Shared Space-
Bereiche sind ein Mittel, am Mindset zu arbeiten.
Stimme ich zu, man muss nicht ueberall trennen. Das macht man hier mit
gelben Schildern "Bikes share the road". Fuer Leute, die nur noch
Piktogramme verstehen, gibt es das zusaetzlich in gruen :-)
Loading Image...Auf Landstrassen, wo gerast wird, fuehle ich mich dennoch unwohl.
Freitag war ich mit dem Panzer auf einer solchen unterwegs, mit Bike
Share Schild, aber einige quetschten sich dennoch mit hoher
Geschwindigkeit zwischen mir und dem Gegenverkehr durch. Da gehoert
definitiv ein Radweg hin. Daher kann ich es kaum erwarten, bis mal ein
harter Frost diesen Teil der Landstrasse zerlegt und sie eine neue bauen
muessen. Die Baugenehmigung gibt es naemlich nur noch mit Radstreifen.
Post by Andre EigerPost by JoergPost by Andre EigerFür eine tatsächliche Förderung des Radverkehrs sind bessere Ideen
gefragt.
Hier funktioniert das mit Radwegen und ich moechte die nicht mehr
missen. War aehnlich, als in in NL wohnte. Nur dass ich dort nicht
jahrelang auf Radwege warten musste, die waren schon da.
Wenn wir nochmal umziehen, waere eine gute Fahrradinfrastruktur (und
fuer mich kernige MTB Trails) Bedingung. In Folsom hat dieser Effekt
dazu gefuehrt, dass Wohnhaeuser mit guter Radweganbindung im Wert
stiegen. Haben mir einige Leute gesagt, "That's why we bought a house here".
Wohnlagen an Straßen mit viel Kfz-Verkehr sind ganz allgemein weniger
beliebt. Kaum wird der Kfz-Verkehr wirksam begrenzt, langsamer gemacht
oder woanders langgeleitet, steigt der Wohnwert.
Die Leute wollen aber in akzeptabler Zeit zur Arbeit und zum
Autobahnanschluss kommen. Sie wollen nicht 5km lang 30km/h fahren
muessen. Daher braucht man auch in Wohngebieten Zubringerstrassen. Dito
in Einkaufsvierteln und Industriegebieten, sonst faehrt dorthin kaum
jemand per Fahrrad.
Post by Andre Eiger... Einen notwendigen
Zusammenhang zu Radwegen sehe ich da nicht. Leider führt selbst die
Erkenntnis, dass sich die eigene extensive Autonutzung bei anderen Leuten
negativ auswirkt, kaum zu deren Reduzierung.
Zu welcher Reduzierung? Radwege? Das moechte zumindest hier niemand, die
Leute wollen mehr davon. Zur Autokilometerreduzierung kann das schon
fuehren, hat es z.B. bei mir, auf weit unter 2000km/Jahr.
--
Gruesse, Joerg
http://www.analogconsultants.com/