Arnulf Sopp
2010-12-26 01:28:48 UTC
Moin!
Dankenswerterweise hat hier niemand saisonübliche Grüße und Wünsche
abgesondert. In anderen NGs wimmelt es davon.
Dies möchte ich vorausschicken: Wer gläubiger Christ ist, sollte gleich zur
nächsten Nachricht weiterschalten, denn mein Anliegen passt nicht dazu. Und
dies ist mein Anliegen:
Als Atheist sehe ich keine Veranlassung, die Geburt von anderer Leute
Heiland zu feiern. Der Heiligabend, wie andere ihn nennen, verlief bei uns
(Hanni und mir) wie jeder andere Tag. Kein Baum, keine Geschenke, Phoenix
hat das einzig erträgliche Fernsehprogramm (s. Fernsehzeitschrift).
In früheren Jahren lauerte ich gerne bei Ebay, weil an diesem Tag kein Aas
mitbietet; man kriegt jedes Angebot für'n Appel und 'n Ei. Heuer brauchte
ich aber nichts.
Nähmen wir Weihnachten auch nur zur Kenntnis, dann wäre es Heuchelei. Wir
haben mit Gott und Jesus nichts am Hut. Und dem Zwang, genau am 24.12. ein
Geschenk loszuwerden, fügen wir uns nicht, denn das Jahr ist für Geschenke
lang genug. Auch als "Fest der Liebe" ist es wertlos, denn man liebt sich
entweder oder auch nicht, unabhängig vom Datum. (Womit ich gleichzeitig
auch den Valentinstag in die Tonne trete, der nur von der Floristenlobby
propagiert wird.)
Was ist Weihnachten? Traditionell die Feier der Geburt Jesu¹. Wem daran
liegt, soll es tun. Aber das ist knapp die Hälfte der Bevölkerung, eher
wesentlich weniger. Dennoch sind diese Tage in den Medien und den
Kaufhäusern von Weihnachten durchseucht. Warum? Eine bedeutende Minderheit
von Gläubigen rechtfertigt dies, aber prozentual sehr viel mehr aus der
medialen und kommerziellen Szene nimmt das Fest überschwenglich zur
Kenntnis, also eine maßlose Übertreibung.
Christkind? Weihnachtsmann? Letzterer ist ursprünglich Santa Claus, der
Weihnachtsmann der USA, der wiederum der Figur des Hl. Nikolaus
entspricht. Dass er einen roten Mantel trägt, ist Coca Cola zu verdanken.
Das erinnert mich an Halloween, das keinerlei Verwurzelung in unserer
Kultur hat; man macht es halt mit, weil andere es auch tun, und weil
Muffins und Doughnuts aus den USA ja auch keinem schaden. Das ist nicht
die Definition von Tradition oder Kultur, das ist Lemming-Verhalten und
Ami-Gläubigkeit.
Aber was ist von Weihnachten dann übrig geblieben, wenn nicht Kultur oder
Tradition? Wie immer lohnt sich auch hier die Frage: "Cui bono?" (Cicero:
Wem nützt es?) Da fällt mir sofort die alerte Lobby der profitierenden
Industrie ein, z.B. der Floristen (Valentinstag), der
Süßigkeitenhersteller (Halloween, Weihnachten, Ostern, Pausen in der
Schule). Wenn wir uns auf Weihnachten konzentrieren, dann profitiert
eigentlich die komplette Industrie davon. Es ist die bei weitem
umsatzstärkste Saison so ziemlich aller Betriebe, von der NASA vielleicht
abgesehen. Nur der Osterhase hat Flaute, aber kurz darauf ist er in den
Supermärkten wieder sehr präsent, denn Ostern beginnt bekanntlich
spätestens im Februar.
Die Industrie wird weiterhin ihr bestes tun, der mehrheitlich ungläubigen
oder gleichgültigen Bevölkerung einzureden, das "Fest der Liebe" sei eine
Art Zwang, das Heucheln sei ethisch vertretbar oder sogar verpflichtend
(ich bestreite beides mit Zähnen und Klauen).
Jetzt geht mal in Euch. Wer von Euch hat Weihnachten mit irgendeiner Art
von seriösem Bedürfnis gefeiert? Das Argument der Religiosität, der
Tradition und sogar des Gruppenzwangs lasse ich freilich gelten, denn zur
atheistischen Variante der orthodoxen Fundamentalisten zähle ich nicht.
¹)
Das Datum ist unbekannt. Man nahm einfach das heidnische Sonnenwendfest
her, damit auch Heiden sich damit anfreunden konnten bzw. zur Mission eine
geringere Hürde zu nehmen war.
Nur Lukas und Matthäus erzählen diese Geschichte, aber nicht identisch.
Zweifel sind also angebracht. Da andere Chronisten sie nicht erwähnen,
muss sie ohnehin nicht stimmen. Ochs und Esel, Gold, Weihrauch und Möhren
sind möglicherweise bloß eine schöne Fiktion. Es gibt nur diese beiden
Quellen, wovon eine völlig unglaubwürdig ist (s.u.). Man darf daher an dem
kompletten Stoff zweifeln. Freilich, geboren wird Jesus wohl worden sein,
denn er ist eine historische Figur. Aber ob Stall oder Holiday Inn, das
bleibt offen.
Und der bethlemitische Kindermord (nur im Matthäus-Evangelium erwähnt) hat
nie stattgefunden, denn ein so unerhörtes Ereignis hätte mit Sicherheit
auch in anderen Quellen seinen Niederschlag gefunden. Hat es aber nicht.
Matthäus können wir also getrost als Lügner oder bestenfalls literarischen
Ausschmücker abheften. Bleibt Lukas, eine einzige lausige Quelle für ein
Ereignis, das immerhin die Welt veränderte. Es gehört schon sehr viel
Glaube dazu, das noch für historisch wahr zu halten.
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Evangelien viele Jahrzehnte nach
Jesu Tod geschrieben wurden. Es scheint, dass keiner der Evangelisten
Jesus überhaupt je gesehen hat (viel zu spät geboren). Und entscheidend
ist auch, dass die Kirche irgendwann dreihunderttobak in Nicäa entschied,
welche der zahlreichen Schriften sie in das Buch aufnehmen wollte, das
fortan Bibel hieß. Diese Auswahl war alles andere als objektiv oder gar
historisch von Belang. Dies wären sogar für einen gläubigen Christen
Gründe, Weihnachten lieber nicht zu feiern oder doch zumindest, ein paar
Dinge anders zu machen, z.B. die Weihnachtsgeschichte (Lukas) nicht
vorzulesen.
Fazit: Weihnachten? Was'n das?
Dankenswerterweise hat hier niemand saisonübliche Grüße und Wünsche
abgesondert. In anderen NGs wimmelt es davon.
Dies möchte ich vorausschicken: Wer gläubiger Christ ist, sollte gleich zur
nächsten Nachricht weiterschalten, denn mein Anliegen passt nicht dazu. Und
dies ist mein Anliegen:
Als Atheist sehe ich keine Veranlassung, die Geburt von anderer Leute
Heiland zu feiern. Der Heiligabend, wie andere ihn nennen, verlief bei uns
(Hanni und mir) wie jeder andere Tag. Kein Baum, keine Geschenke, Phoenix
hat das einzig erträgliche Fernsehprogramm (s. Fernsehzeitschrift).
In früheren Jahren lauerte ich gerne bei Ebay, weil an diesem Tag kein Aas
mitbietet; man kriegt jedes Angebot für'n Appel und 'n Ei. Heuer brauchte
ich aber nichts.
Nähmen wir Weihnachten auch nur zur Kenntnis, dann wäre es Heuchelei. Wir
haben mit Gott und Jesus nichts am Hut. Und dem Zwang, genau am 24.12. ein
Geschenk loszuwerden, fügen wir uns nicht, denn das Jahr ist für Geschenke
lang genug. Auch als "Fest der Liebe" ist es wertlos, denn man liebt sich
entweder oder auch nicht, unabhängig vom Datum. (Womit ich gleichzeitig
auch den Valentinstag in die Tonne trete, der nur von der Floristenlobby
propagiert wird.)
Was ist Weihnachten? Traditionell die Feier der Geburt Jesu¹. Wem daran
liegt, soll es tun. Aber das ist knapp die Hälfte der Bevölkerung, eher
wesentlich weniger. Dennoch sind diese Tage in den Medien und den
Kaufhäusern von Weihnachten durchseucht. Warum? Eine bedeutende Minderheit
von Gläubigen rechtfertigt dies, aber prozentual sehr viel mehr aus der
medialen und kommerziellen Szene nimmt das Fest überschwenglich zur
Kenntnis, also eine maßlose Übertreibung.
Christkind? Weihnachtsmann? Letzterer ist ursprünglich Santa Claus, der
Weihnachtsmann der USA, der wiederum der Figur des Hl. Nikolaus
entspricht. Dass er einen roten Mantel trägt, ist Coca Cola zu verdanken.
Das erinnert mich an Halloween, das keinerlei Verwurzelung in unserer
Kultur hat; man macht es halt mit, weil andere es auch tun, und weil
Muffins und Doughnuts aus den USA ja auch keinem schaden. Das ist nicht
die Definition von Tradition oder Kultur, das ist Lemming-Verhalten und
Ami-Gläubigkeit.
Aber was ist von Weihnachten dann übrig geblieben, wenn nicht Kultur oder
Tradition? Wie immer lohnt sich auch hier die Frage: "Cui bono?" (Cicero:
Wem nützt es?) Da fällt mir sofort die alerte Lobby der profitierenden
Industrie ein, z.B. der Floristen (Valentinstag), der
Süßigkeitenhersteller (Halloween, Weihnachten, Ostern, Pausen in der
Schule). Wenn wir uns auf Weihnachten konzentrieren, dann profitiert
eigentlich die komplette Industrie davon. Es ist die bei weitem
umsatzstärkste Saison so ziemlich aller Betriebe, von der NASA vielleicht
abgesehen. Nur der Osterhase hat Flaute, aber kurz darauf ist er in den
Supermärkten wieder sehr präsent, denn Ostern beginnt bekanntlich
spätestens im Februar.
Die Industrie wird weiterhin ihr bestes tun, der mehrheitlich ungläubigen
oder gleichgültigen Bevölkerung einzureden, das "Fest der Liebe" sei eine
Art Zwang, das Heucheln sei ethisch vertretbar oder sogar verpflichtend
(ich bestreite beides mit Zähnen und Klauen).
Jetzt geht mal in Euch. Wer von Euch hat Weihnachten mit irgendeiner Art
von seriösem Bedürfnis gefeiert? Das Argument der Religiosität, der
Tradition und sogar des Gruppenzwangs lasse ich freilich gelten, denn zur
atheistischen Variante der orthodoxen Fundamentalisten zähle ich nicht.
¹)
Das Datum ist unbekannt. Man nahm einfach das heidnische Sonnenwendfest
her, damit auch Heiden sich damit anfreunden konnten bzw. zur Mission eine
geringere Hürde zu nehmen war.
Nur Lukas und Matthäus erzählen diese Geschichte, aber nicht identisch.
Zweifel sind also angebracht. Da andere Chronisten sie nicht erwähnen,
muss sie ohnehin nicht stimmen. Ochs und Esel, Gold, Weihrauch und Möhren
sind möglicherweise bloß eine schöne Fiktion. Es gibt nur diese beiden
Quellen, wovon eine völlig unglaubwürdig ist (s.u.). Man darf daher an dem
kompletten Stoff zweifeln. Freilich, geboren wird Jesus wohl worden sein,
denn er ist eine historische Figur. Aber ob Stall oder Holiday Inn, das
bleibt offen.
Und der bethlemitische Kindermord (nur im Matthäus-Evangelium erwähnt) hat
nie stattgefunden, denn ein so unerhörtes Ereignis hätte mit Sicherheit
auch in anderen Quellen seinen Niederschlag gefunden. Hat es aber nicht.
Matthäus können wir also getrost als Lügner oder bestenfalls literarischen
Ausschmücker abheften. Bleibt Lukas, eine einzige lausige Quelle für ein
Ereignis, das immerhin die Welt veränderte. Es gehört schon sehr viel
Glaube dazu, das noch für historisch wahr zu halten.
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Evangelien viele Jahrzehnte nach
Jesu Tod geschrieben wurden. Es scheint, dass keiner der Evangelisten
Jesus überhaupt je gesehen hat (viel zu spät geboren). Und entscheidend
ist auch, dass die Kirche irgendwann dreihunderttobak in Nicäa entschied,
welche der zahlreichen Schriften sie in das Buch aufnehmen wollte, das
fortan Bibel hieß. Diese Auswahl war alles andere als objektiv oder gar
historisch von Belang. Dies wären sogar für einen gläubigen Christen
Gründe, Weihnachten lieber nicht zu feiern oder doch zumindest, ein paar
Dinge anders zu machen, z.B. die Weihnachtsgeschichte (Lukas) nicht
vorzulesen.
Fazit: Weihnachten? Was'n das?
--
Tschüs!
Arnulf
Tschüs!
Arnulf