Post by Joachim ParschPost by J.D. KummetzPost by Joachim ParschNa ja, solange du nicht willens bist, seriöse Zahlen zum
Modalsplit zu liefern,
Obwohl ich mich hier als "aktives Mitglied in
einer Organisationen mit einer inhaltlichen Nähe zum Fahrrad" outen
muss, würde ich die Behauptung "das Fahrrad gehört statistisch nicht zu
den sichersten Verkehrsmitteln" unterstützen.
Wer etwas anderes behauptet muss erst eine Menge Statistiken fälschen.
Klar. Die sichersten Verkehrsmittel sind Bus, Bahn und
Straßenbahn, jedenfalls für deren Benutzer. Da kommt kein
Individualverkehrsmittel auch nur ansatzweise in die Nähe
(der Sicherheit für die Fahrgäste), auch wenn derzeit eine
gewisse Bus-Hysterie herrscht.
Michaels Aussage war aber eine andere.
[...]
Post by Joachim ParschAutobahnen sind für den Vergleich Fahrrad<->Auto tatsächlich
nicht interessant.
Das ist nicht ganz richtig. Autobahnen sind aufgrund ihrer
Kreuzungfreiheit, des weitgehenden Ausschlusses von
Gegenverkehr und der im allgemeine großzügig bemessenen
hindernisfreien Seitenräume sehr sichere Verkehrswege, von
denen Radfahrer ausgeschlossen werden.
[...]
Post by Joachim ParschDer Anteil der Radfahrer an den Verletzten liegt bundesweit zwischen
14 und 15% in den letzten 3 Jahren.
Auch dies ist noch kein Grund zur Panik.
Nein, gewiß nicht. und ich kopiere hier mal rein, was ich
vor einem halben Jahr dazu schrieb:
:Datum:2002-11-24 04:12:57 PST
:
:Radfahren hat andere Stärken als
:die, besonders ungefährlich zu sein.
:
:>Das Problem dabei: Dort
:>werden zwar Wege erfaßt, aber deren Ortslagen-Anteile sind
:>wahrscheinlcih duchr die Befragten selbst gar nicht zu liefern. Wer weiß
:>denn schon wirklich, wieviel Prozent seiner Wege außerorts verlauven?
:
:Niemand, es sei denn, man läßt die Leute ein
:Mobilitätstagebuch schreiben, wo alle Wege nebst
:Streckenverlauf über einen längeren Zeitraum protokolliert
:werden.
:
:Ich würde ja noch weiter gehen, und behaupten, es gibt
:bezüglich der Fahrradnutzung so starke regionale
:Unterschiede, daß schon die Hochrechnungen aus KONTIV, SrV
:etc. über die Wege und km insgesamt einen außerordentlich
:hohen Unsicherheitsfaktor aufweisen.
:
:>> 1000 innerstädtische Straßen bundesweit (oder 100 in einer zu
:>> untersuchenden Stadt) per Zufall auswählen und auf jeder über 1 Jahr die
:>> Fahrzeugzahl ermitteln?
:>
:>Was man machen könnte, ist städtische Mobilitätsstatistiken und
:>Unfallzahlen zum Vergleich heranzuzuziehen. Man hat dann aber immer noch
:>Unwägbarkeiten durch die Wege, die nicht im Binnenverkehr verlaufen.
:
:Ich habe hier für Leipzig 1993..1997 folgenden Anteil der
:Radfahrer an den Verunglückten (auf halbe % gerundet):
:
:18,5% an den Leichtverletzen
:17,0% an den Schwerverletzten
:15,5% an den Getöteten
:
:Das liegt alles über dem Anteil an den Wegen im
:Binnenverkehr 1998 (15%) und erst recht von 1994(6%). Wobei
:die durchschnittlichen (Fahrrad-)Wege im Binnenverkehr etwa
:halb so lang sind wie die Autowege, und 3mal so lang wie die
:Wege zu Fuß. Bei der durchschnittlichen Geschwindigkeit ist
:es etwa umgekehrt, so daß auf die Zeit bezogen wohl ungefähr
:dasselbe herauskommt wie bei den Wegen.
:
:Zu beobachten ist außerdem, daß die Anteile in allen
:Kategorien eine steigende Tendenz aufweisen. Für Leipzig ist
:das wegen dem gesteigerten Radverkehrsanteil nicht weiter
:verwunderlich. Allerdings ist diese steigende Tendenz auch
:bundesweit (für innerorts) zu beobachten, ohne entsprechende
:Steigerung des Radverkehrs. Außerorts dagegen sinkt der
:Anteil. Möglicherweise verlagert sich der Radverkehr auch
:nur vom Lande in die Städte.
:
:
:Bedenkt man außerdem die enorm hohen Dunkelziffern bei
:Unfällen mit Leichtverletzten, und die immer noch recht
:hohen Dunkelziffern bei Unfällen mit Schwerverletzten, so
:wird deutlich, daß zumindest die Verletzungsgefahr beim
:Radfahren in der Stadt stark erhöht ist. Was man für eine
:Gesamtbilanz natürlich mit anderen Gesundheitseffekten
:verrechnen müßte. Und hierbei sind AFAIK mehrere
:Betriebskrankenkassen zu dem Ergebnis gekommen, daß
:Radfahrer insgesamt seltener krankgeschrieben sind
:(Henne-Ei Problem nicht vergessen).
:
:Insgesamt und besonders bei den tödlichen Unfällen ist zu
:bedenken, inwieweit die Ursache nicht im Verkehrsmittel Rad,
:sondern in den Personengruppen, die radfahren, begründet
:ist. Immerhin ist der Anteil älterer Personen und noch mehr
:der Anteil der ganz alten an den getöteten Radfahrern
:auffällig hoch.
:
:Und dann gibt es natürlich noch die Seiteneffekte: Wer gar
:kein Auto besitzt, weil er es im Alltag nicht braucht, wird
:sich für seltener dazu entschließen, mal eben so am Abend
:mit dem Auto in die Großdisko jwd zu fahren, oder die 1000km
:bis zum Urlaubsort durchzuziehen. Er wird eher irgendwo in
:der Stadt ausgehen, und in den Urlaub mit Zug oder Bus
:fahren. Er spart damit durch das Radfahren im Alltag
:tendenziell die besonders gefährlichen Autofahrten ein.
gruß, elke
--
Radwege bauen heißt Fallen stellen.